Velcra - Between Force And Fate

Velcra - Between Force And Fate
Hardcore / Rock / Punk / Elektro
erschienen am 04.07.2005 bei BMG, Drakkar Records
dauert 38:36 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. War is peace
2. Water is getting high
3. Our will against their will
4. For my loneliness I pay
5. Memory loss
6. I can't tell the sun from the moon
7. The bong song
8. Corruption
9. Hotel Alcatraz
10. Wonderland sunrise

Die Bloodchamber meint:

Gehe ich mal von den gängigen Hörgewohnheiten unserer Zielgruppe aus, dürften die meisten der vorrangig metallisch orientierten Leser bei den ersten Klängen von VELCRA’s zweiter Scheibe ebenjene mit vorwurfsvollem Blick gewaltsam in Richtung der geöffneten Balkontür befördern. Denn zunächst wird man aufgrund der politischen Attitüde, dem schnörkellosen Songaufbau und des sehr raplastigen Gesangs an Bands wie RAGE AGAINST THE MACHINE erinnert, nur halt mit Frau am Mikro. Gitarren gibt’s zwar auch, deren Feinheiten kommen aber aufgrund der stakkato- und basslastigen Orientierung nicht wirklich zur Geltung.
Allerdings würde diese Vorverurteilung der musikalischen Bandbreite von VELCRA niemals gerecht werden, denn schon bald zeigt sich, dass sich die finnische Truppe um Frontfrau Jessi Frey unter keinen Umständen einen gewissen Genrestempel aufdrücken lassen will. Neben Industrial-Einflüssen, die sich mal mehr in technoiden Stampfern äußern und mal weniger in filigranem Background-Geplänkel manifestieren, zeigt vor allem die Sängerin eine ungemeine Variabilität. Während sie dem Zuhörer im einen Moment ihre Parolen entgegenwirft, zeigt sie im nächsten Moment mit einem glasklaren Refrain oder zusammen mit einem Kinderchor, dass Vorurteile dazu da sind, widerlegt zu werden. Überhaupt hält diese Frau die Band definitiv am Leben. Ohne ihre Variabilität würde das auch so schon sehr instabile Geflecht aus verschiedensten Einflüssen wohl endgültig in sich zusammenbrechen.
Dennoch frage ich mich, für wen dieses Album eigentlich gedacht ist. Unwahrscheinlich weltoffene, politisch engagierte, aber tolerante Rock-Fans, die nebenher auch mal ein wenig Industrial, Elektro, Punk und Hardcore hören, nichts gegen Kindermelodien haben, in ihrer Freizeit gern „Jackass“ schauen, manchmal gern zu psychedelischen Sounds einen durchziehen sowie vor allem gern das volle Spektrum weiblicher Emotionen erfahren möchten. Wie viele es davon gibt, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ihr werdet schon wissen, wo ihr wohnt.
Ein abschließendes Urteil möchte ich mir aufgrund der Genrefremdheit nicht erlauben, da die persönliche Wertung doch sehr stark von der individuellen Toleranz abhängt. Ich trauere zwar nicht unbedingt den für diese Rezension notwendig gewordenen Minuten nach, allerdings wüsste ich in Zukunft mit meiner Zeit doch so einiges besseres anzufangen. Aber ich bin ja auch ein verbohrter oller Sack...
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