Transatlantic - Kaleidoscope

Transatlantic - Kaleidoscope
Progressive Rock
erschienen am 24.01.2014 bei InsideOut Music
dauert 75:49 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Into The Blue
2. Shine
3. Black As The Sky
4. Beyond The Sun
5. Kaleidoscope

Die Bloodchamber meint:

Eingerahmt von den mehrteiligen Epen „Into The Blue“ und „Kaleidoscope“ haben TRANSATLANTIC, die zu den wenigen gehören, die das All Star-Banner zurecht im Wind flattern lassen dürfen, drei Lieder geparkt, die mit konventioneller Länge und vergleichsweise hoher Griffigkeit die Türöffner des Albums sind, besonders für Menschen, die nicht den halben Tag mit High End-Kopfhörern im Ohrensessel sitzen, um sich an frühen Großtaten von YES, ELP oder GENESIS zu laben. Ein feiner Zug der vier Großmeister, zumal jedes der drei Lieder eine andere Seite der Band vorstellt: „Shine“ ist eine Akustikballade von und für Herzen, „Black As The Sky“ kombiniert spielerische Energie mit der raumfüllenden Präsenz des Keyboards und „Beyond The Sun“ verbindet Ruhe und Dramatik so effektiv, dass man vor dem geistigen Auge die letzten Minuten eines melancholischen Weltraumfilms sieht: Das Schiff hat keine Energie mehr, der Held ist verloren und sieht zum Ende seines Lebens vor dem inneren Auge ein letztes Mal alle schönen und weniger schönen Erfahrungen vorbeiziehen.

Der eigentliche Clou sind aber die zwei eigenen Filme, die TRANSATLANTIC inszenieren. „Into The Blue“ wird dabei, positionsgetreu & titelgemäß, von einem Aufbruchscharakter getragen, der die bevorstehenden Abenteuer in all ihrer unberechenbaren Breite musikalisch illustriert. Und das Opus Magnum des Albums, der Titeltrack, entwickelt sich durch seinen ungezwungenen, gerne federleicht schwebenden Jam-Charakter zu einem sorglosen Spaziergang über Wildblumenwiesen. Abgelenkt von der Schönheit der Natur lässt man alle irdische Last hinter sich, während die Aufmerksamkeit von Instrument zu Instrument, von Idee zu Idee hüpft; wie ein quietschvergnügtes Kind von der roten Blume zur blauen Blume zur gelben Blume zur pinken Blume zur violetten Blume… Erlauben kann die Band sich das, weil die Sprunghaftigkeit stets auf die oberste Ebene beschränkt bleibt und deshalb nicht die Kohärenz der Lieder attackiert, so wie das beschriebene Kind eben auch nicht die Wiese verlässt, auf der es rumtollt.

Nicht beantworten kann ich die in einigen anderen Reviews aufgestellte These, dass „Kaleidoscope“ für TRANSATLANTIC Verhältnisse eine konservative Platte ist, die wenig mehr macht, als den ursprünglichen musikalischen Geist der Band wieder aufzugreifen. Festhalten muss ich hingegen, dass das Album hochgradig unterhaltsam ist und außerdem das Kontrastieren von Luftigkeit (nicht nur von Mike Portnoys Spiel, da ist es nur besonders auffällig) zu Dramatik absolut bemerkenswert ist, um nicht zu sagen bewundernswert. Berührende Musik, zu deren wundersamen Eigenschaften es gehört, dass die anfänglichen Türöffner mit jedem Hören immer weiter in den Hintergrund rücken bis sie fast in Vergessenheit geraten.
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