Die erste Blu-ray, die ich für unsere kleine Seite besprechen darf, stammt aus dem Hause EUROPE. Ja, genau, die alten Schweden, von denen die meisten unter uns wohl nur den 80er Jahre Hair Metal Überhit „The Final Countdown“ kennen.
Mit der konsequenten Reduktion auf dieses penetrante Aushängeschild der Band tut man den Jungs um Frontmann Joey Tempest allerdings Unrecht, denn neben den ganz okayen Veröffentlichungen seit dem Comeback 2004 haben die Kerle vor allem in ihrer ersten Schaffensperiode ein paar echte Hard Rock Perlen verbrochen, die es zu entdecken lohnt.

Bevor man nun loszieht und den gesamten Katalog (erstaunlicherweise nur neun Alben) der Band aufkauft, kann man sich mit „Live At Sweden Rock“ erst mal vorsichtig an das Material herantasten, denn die Setlist des Auftritts ist besser durchgemischt als das Hackfleisch beim örtlichen Metzger und repräsentiert alle Longplayer mit mindestens einem Song.
Klar, bei nem Heimspiel – aufgezeichnet am 7. Juni 2013 – darf man sich natürlich nicht lumpen lassen und sollte dem Publikum mehr bieten, als ne Promo Show zur neuen CD. So gibt es nun satte zweieinhalb Stunden Hard Rock der gehobenen Güteklasse auf die Augen und Ohren, garniert mit zwei feinen Coverversionen von „Jailbreak“ (THIN LIZZY) und „Lights Out“ (UFO), bei denen Scott Gorham bzw. der knusprige Michael Schenker als Gaststars mit von der Partie sind.
Das Geschehen wird in Blu-ray typischer High End Qualität präsentiert (Bild und Ton sind state of the art) und zeigt einen agilen Frontgockel Mr. Tempest, der streckenweise brillant singt (nachpoliert?), es aber dennoch nur bedingt schafft, das Sweden Rock Publikum zu Begeisterungsstürmen zu motivieren. Das liegt zum einen am extrem farblosen Rest der Band (auch wenn die Jungs alle was an den Instrumenten können), und zum anderen an der schlichten Tatsache, dass die meisten im weiten Feld außer „The Final Countdown“ so ziemlich gar nix kennen (siehe oben). Demzufolge bleibt es bis zum abschließenden Evergreen auch ziemlich verhalten vor der Bühne. Eingeschlafen ist aber nach neuesten Erkenntnissen auch niemand.

Die Extras in Form von knapp 20 Minuten Interviews, 5 Minuten „Behind The Scenes“ und der obligatorischen Bildergalerie (wer schaut so was eigentlich ernsthaft an?) fallen für ne Blu-ray ganz schön mickrig aus, sollten aber auch nicht der ausschlaggebende Punkt sein, sich diese Scheibe zuzulegen. Wer mit EUROPE im Entferntesten was anfangen kann bzw. sich dem großen Namen mal vorsichtig nähern möchte, kann mit dem Gebotenen jedenfalls – trotz kleinerer Schönheitsfehler – nicht viel falsch machen.