Firtan - Niedergang

Firtan - Niedergang
Black Pagan Metal
erschienen am 16.05.2014 als Eigenproduktion
dauert 49:16 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro
2. Angst
3. Hypnos & Thanatos
4. Firtan
5. Zwischen Wahn Und Sinn
6. Seelenfänger
7. Wogen Der Trauer
8. Oneiros
9. Huckup

Die Bloodchamber meint:

Aus dem Südbadischen kommen FIRTAN, die sich nach der EP „Wogen der Trauer“ aus dem letzten Jahr nun anschicken, ihr Debütalbum „Niedergang“ mit einem musikalisch-lyrischen Konzept innerer Zerrissenheit zu veröffentlichen. Produziert wurde das alles in Eigenregie, wobei etliche Gastmusiker zum Zuge kamen, deren Aufzählung ich mir an dieser Stelle spare.

Stattdessen zum Inhalt: Der Hörer wird in einen Strudel von reizüberflutenden Melodien gerissen, die Stimmung des Albums ist von beklemmender Verzweiflung geprägt. Nicht selten werden beinahe klaustrophobische Zustände hervorgerufen. Nach dem hektischen Opener wird der Einsatz von Keyboard und verwegenen Gitarrenläufen keineswegs zurückgefahren. Im Gegenteil, das laute Vorpreschen lässt keine Atempausen zu und ein fast zehnminütiger Song wie „Firtan“ kann da schnell überfordern. Unterstrichen wird das von einem klirrenden Kreischen des Sängers, der auch mal sachte ins Mikro haucht, bevor wieder Tohuwabohu eintritt. Das mehr in Richtung Pagan Metal deutscher Prägung gehende „Wogen Der Trauer“ (der war auf der EP 2013 übrigens nicht enthalten) lockert das zwar im letzten Drittel etwas auf, doch eben hier kommen die Keyboardklänge recht anbiedernd daher. Das zumindest ist wohl eher Geschmackssache, ich selbst komme mit Synthesizern nur selten klar; der Eindruck, dass mehr Pausen und langsame Passagen der Stimmung durchaus nicht abträglich wären, bleibt jedoch stets präsent. Starke Kontraste finden sich schließlich in „Huckup“ und im instrumentalen „Oneiros“, wo mit Violine bzw. Piano gespielt wird und deutlich mehr Atmosphäre aufkommt.

Ein Konzeptalbum mit deutschen Texten aufzunehmen ist keine leichte Aufgabe. Es ist ambitioniert, denn das kommt nicht immer gut rüber und ist nicht überall beliebt. Und so tun sich auch auf „Niedergang“ einige Abgründe auf. Die von einigen deutschen Romantikern übernommenen Lieder und Gedichte (Vischer: „Angst“; Friedrich Schlegel: „Zwischen Wahn und Sinn“) sind düstere Werke mit poetischem Wert, dagegen erscheinen die eigens verfassten Texte schon ein wenig dünn. Auch wenn keine pseudopoetischen Peinlichkeiten erreicht werden, sind sie durchweg von naiver Waghalsigkeit geprägt. Zur Musik gesellen sie sich jedoch einwandfrei, die Ähnlichkeiten zu (alten) EISREGEN und DORNENREICH sind da sicher naheliegende Vergleiche, die mir in den Sinn kommen, aber auch BATHORY oder AGALLOCH kann man öfter mal raushören.

Der Stil dieser Mannen ist nicht ganz einfach einzuordnen. Genregrenzen werden bewusst gesprengt, doch ist der Einschlag von (schon sehr überfrachtet-orchestralem) Pagan Black Metal wohl am treffendsten. Mit Sicherheit steckt darin unheimliches Potenzial, was das technische Spiel und das Songwriting betrifft, doch verrennen FIRTAN sich häufig in allzu hektische Eskapaden. Der Genuss dieser Platte ist daher nicht für jede Stimmung geeignet. Einerseits wirkt sie eigentlich nur im Ganzen, andererseits ist sie im Ganzen fast zu anstrengend.
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