Bandname, EP-Titel, Bühnengarderobe - so ziemlich alles an diesen Saarländern schreit auf den ersten Blick nach SUMMONING. Derart mittelirdisches Assoziationsbingo könnte im Grunde aber auch beweisen, dass offensichtliche Tolkien-Nerds im Metal eben doch nicht so zahlreich sind: Tolkien + Metal = mehr oder weniger SUMMONING haut in diesem Fall nun mal nicht hin.

Vielmehr bieten die seit 2012 aktiven Burgherren CARN DÛM auf ihrem zweiten Lebenszeichen eine durchweg gelungene Mischung aus Black und Heavy Metal, der mit dezenten Keyboardsounds und ausladenden Leads die Epik beigebogen wird. ENSIFERUM auf ihrem selbstbetitelten Debüt oder MENHIR zu "Ziuwari"-Zeiten - das sind Anhaltspunkte für die stilistische Mischung, die euch auf "Khamûl" erwartet.
Die abwechslungsreich gestrickten Songs stellen dabei jeweils unterschiedliche Facetten in den Vordergrund: Während die "Nacht" - und später "Der Ruf der Ferne" - streckenweise eisig und im Mitt-90er-Black Metal verwurzelt daherkommt, wird der Marsch durch die Nebelberge von überraschend klassischen Metal-Riffs und epischem Klargesang geprägt. Im Grunde sind beide Elemente fester Bestandteil des Bandsounds, doch in "Hithaeglir" wirken sie noch eine Nuance präsenter und sorgen so für einen gelungenen Kontrapunkt, bevor uns der bereits erwähnte "Ruf der Ferne" wieder in leichten Galopp versetzt.
Mit dem getragenen Schlachtenepos "Khamûl - Schatten des Ostens" klingt die EP schließlich fast schon ein wenig nachdenklich aus, gleichwohl es CARN DÛM gelingt, auch hier wieder ein paar aufstrebende Leadgitarren und treibende (nicht übertriebene) Doublebass-Einlagen unterzubringen. So wird der Song zum würdigen Schlusspunkt einer knapp 25-minütigen Reise, die den atmosphärischen Faden bis zum Schluss nicht abreißen lässt.

Wer auf melodischen und nicht allzu schnellen Black Metal mit gelungenen deutschen Texten steht, darf sich auf die Suche nach der limitierten Edition im DVD-Case begeben (50 Stück) oder auf der als Homepage verlinkten Bandcamp-Seite die Digitalversion für 4€ einsacken. Verdient haben es CARN DÛM auf jeden Fall: Überdurchschnittliche Songs, das übergreifende Konzept, ein nicht nur für Eigenproduktionen solides Klangbild - so sieht eine gelungene Veröffentlichung aus. Und irgendwie muss das für den Jahreswechsel angekündigte Album ja auch finanziert werden...