Ancst / Ast - Ancst / Ast Split

Ancst / Ast - Ancst / Ast Split
Black Metal / Crust
erschienen am 06.03.2015 bei Vendetta Records
dauert 31:33 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. ANCST - Blame Chord
2. ANCST - Spark
3. ANCST - Seizures
4. ANCST - Elegy Of Self-Deceit
5. AST - Unbenannt
6. AST - Hybris & Harmatie
7. AST - Von Einem Ende
8. AST - F.S.

Die Bloodchamber meint:

Servus, ihr Schwarzwurzeln! Was Neues gefällig? Keine Lust mehr auf weißgeschminkte Gesichter und umgedrehte Kreuze? Überkommt euch bei der x-ten Hymne auf den Gehörnten nur Gähnen? Keine Sorge, niemand zwingt euch deswegen, auf Black Metal zu verzichten und auf Helene Fischer umzuschwenken. Öffnet eure Ohren und Herzen dem, was der Underground jenseits des derzeit beliebten „orthodoxen“ Black Metal zu bieten hat. Denn besonders in Deutschland und den USA haben sich in den letzten Jahren einige Bands gezeigt, die Black Metal auf eine andere Art und Weise lesen, als einen auf Norwegen anno '92 zu machen. Und eine der wohl bemerkenswertesten Truppen dieser neuen Generation sind ANCST aus Berlin. Eine Reihe an kleineren Veröffentlichungen haben die Herren bereits im Gepäck, Interessierte finden diese auf „In Turmoil“ zusammengestellt. Und neben der Tour in diesem Frühjahr haben sie auch noch eine Split mit der obskuren Truppe AST herausgebracht, mit der es personelle Verknüpfungen gibt.

Auf dieser Scheibe präsentieren beide Bands jeweils vier Songs und jeder einzelen davon ist hörenswert. Dabei darf die etwas reifere Truppe vorlegen. Und schon mit ihrer ersten Nummer „Blame Chord“ nehmen sie keine Gefangenen, denn die ist nicht nur ein echter Hit, sondern auch ein brutaler Schlag in die Fresse. Dabei verbinden ANCST die besten Elemente aus Black Metal und Crust, bzw. Hardcore. In rasendem Tempo fahren Tremoloattacken über den Hörer hinweg, allerdings ohne dabei die Melodien zu vergessen. Und auf einmal kommt ein Break und ein paar Takte D-Beat verraten, dass hier noch ganz andere subkulturelle Einflüsse zum Tragen kommen als der erste Eindruck es ahnen lässt. Alle vier Stücke werden zusätzlich davon getragen, dass mit Tom und Torsten zwei Männer die Mikros bearbeiten. Dabei gelingt es ihnen hervorragend, einander abzuwechseln und gelegentlich durch gleichzeitigen Einsatz nochmal mehr Druck in die Vocals zu packen. Dass ANCST auch in Sachen Songwriting und Dramaturgie einiges auf dem Kasten haben, beweist zum Beispiel „Seizures“. Der melancholische Einstieg wiegt den Hörer noch in Sicherheit und das berühmte Zitat von Oppenheimer aus der Bhagavad Gita, das hier als Sample eingefügt wurde, eröffnet einen stampfend-drückenden Part, nur um den Auftakt für ein rasantes Inferno zu bieten, zu dem der Song sich weiterentwickelt. Bemerkenswert bei alledem ist, dass ANCST keinen Drummer haben, sondern eine Maschine wirbelt hier die virtuellen Sticks. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Bands bekommen sie es hin, dass dies nicht negativ ins Gewicht fällt, sondern alles klingt organisch und nicht zu clean und technoid.
Gemessen am bisherigen Material, das schon voll zu überzeugen wusste, lässt sich sagen, dass die akutelle Split wohl einige der reifsten und besten Songs von ANCST beinhaltet. Die Qualität des Materials lässt auf mehr hoffen. Und wer ein Faible für brutale Musik hat, die die Tellerränder von Black und Core hinter sich lässt, der sollte diese Band auf jeden Fall mal anchecken.

Die zweite Hälfte der Veröffentlichung gehört AST, einer Band, die zuvor nur eine EP veröffentlicht hat. Und auch wenn AST sich musikalisch nicht allzu weit ihren Kollegen entfernen, gibt es doch deutliche Unterschiede. Wo ANCST einen brachialen und druckvollen Sound haben, klingen AST ein wenig schnarrender und im ersten Moment schwieriger zugänglich. Das Riffing setzt nicht so straight auf rasantes Tremolopicking, sondern auf komplexere disharmonische Akkordfolgen. Die klassisch schwarzmetallischen Einflüsse treten dabei ein wenig in den Hintergrund, dafür gibt es im Material so manchen Moment, der schon fast eine modern-progressive Note hat. „Hybris & Hamartie“ ist hierfür wohl das beste Beispiel. Was sich aber besonders zeigt, ist die Tatsache, dass AST auf diesen vier Stücken deutlich reifer klingen als noch auf ihrer Debüt-EP. Ihr letzter Song „F.S.“ endet in einer klanglichen Zerstörung, in die die rasante Komposition mündet. Verzerrungen und digitale Glitches, die richtig im Ohr weh tun, beenden diese Split vollkommen harmoniefrei. Der gesamte Sound der Band ist gereift und lässt nur Gutes erwarten, was die Zukunft dieser jungen Truppe angeht.

Es ist an der Zeit, sich dem zu öffnen, was der internationale BM-Underground bereit hält und das ist eine Vielzahl an Bands, die ein wenig frischen Wind in dieses sonst oftmals so konservative Genre bringen. Und wer an dieser Stelle „Hipsteralarm“ schreit, könnte nicht falscher liegen. Denn ANCST und AST machen zutiefst authentische, radikale und leidenschaftliche Musik, um ihnen irgendwelches Getue aus modischen Gepflogenheiten zu unterstellen. Ganz im Gegenteil taugen sie für die deutsche Szene als Aushängeschilder für eine frischen Black Metal, der seine historische Verbindung zum Punk / Hardcore nicht leugnet, sondern umarmt. Und damit darf man sie neben Bands wie SUN WORSHIP oder YELLOW EYES einordnen. Prädikat: Verdammt hörenswert!
-