Mendel - Oblivion

Mendel - Oblivion
Progressive Metal
erschienen am 17.05.2015 als Eigenproduktion
dauert 64:05 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Discover
2. Horizon
3. Xenogenesis
4. Visions
5. Pulse
6. Polaris (Ursa Minor)
7. Oblivion Pt. 1
8. Oblivion Pt. 2
9. Kearu

Die Bloodchamber meint:

Es gibt Progressive Metal und es gibt diese ganz besondere Art von Progressive Metal. Zu letzterer zählt auf jeden Fall auch MENDEL. Dieses Ein-Mann-Projekt von Mendel bij de Leij aus Holland ist für den Progressive Metal ungefähr das, was INFECTING THE SWARM für den Death Metal oder DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT für den Black Metal ist. Wer also auf atmosphärische Klänge und sich langsam aufbauende Strukturen setzt, der muss sich leider an einen anderen Vertreter dieses GenreS wenden.

Rein instrumental zeigt MENDEL hier auf virtuose Art und Weise, was man aus Instrumenten herausholen kann, und was sich eigentlich hinter dem Begriff Progressive Metal verbirgt. Dabei geht es weniger darum die eigene Fingerfertigkeit unter Beweis zu stellen, sondern einfach mal das Pendel in Richtung extrem ausschlagen zu lassen. Natürlich darf man auch auf „Oblivion“ auf eingängige Melodien hoffen, doch diese gibt es nur im Doppelpack mit heftigen Bassläufen und einem rhythmisch sehr anspruchsvollen Schlagzeugspiel. An manchen Stellen merkt man direkt, wie der Schöpfer sich einfach nur denkt: Fuck it. Und dann treffen klassische 8-bit Synthesizer auf ein Tapping-Inferno der Gitarren und dann wird ein bestimmter Lauf in mehreren Variationen über fünf Minuten durchgezogen und immer weiter ad absurdum geführt. Und dabei hat doch mit „Discover“ noch alles so schön angefangen. Fast schon harmlos und eingängig, bevor man auf dem nachfolgenden „Horizon“ von dem unglaublich hohen Tempo des Grundgerüsts fast schon erschlagen wird. Ein paar Verschnaufpausen werden gnädigerweise immer wieder eingebaut, sonst wären die zehnminütigen Highlights wie „Xenogenesis“ auf jeden Fall zu viel des guten. Wobei sich diese Pausen nicht unbedingt auf die Geschwindigkeit beziehen, sondern auf die einfacheren Melodien, welche sich im Kopf viel einfacher zusammensetzen lassen. Ja, MENDEL kann fast schon wie Epic Metal klingen, nur um kurz danach ein Super Mario-artiges Intro in Höchstgeschwindigkeit hin zulegen.

Spannende Alben zu produzieren ist schwierig, noch dazu, wenn man es rein instrumental versucht. MENDEL hat es geschafft und kann sein drittes Album „Oblivion“ auf einem sehr hohen Podest präsentieren. Abwechslungsreich und mit ganz viel Raffinesse wird hier mal richtig auf den Putz gehauen. Dabei schafft dieses Album stets den Spagat zwischen abgespaceten Strukturen und harmonischen Entwicklungen nach einem roten Faden.
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