Panopticon - Autumn Eternal

Panopticon - Autumn Eternal
Black Folk Metal
erschienen am 16.10.2015 bei Bindrune Recordings
Bloodchamber-Wertung:

Die Bloodchamber meint:

PANOPTICON steht als Band repräsentativ für eine sehr spannende und umfassende Entwicklung in der US-amerikanischen Black Metal Szene. In den letzten Jahren sind dort Bands wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden geschossen, die atmosphärischen, rau produzierten Black Metal mit heimischer Folklore und spezifisch nordamerikanischen Themen mischen. Der Naturbezug ist stets dominant und ein Zentrum dieses Sounds bildet der pazifische Nordwesten, obwohl es in sämtlichen Regionen des Kontinents Vertreter zu geben scheint. Abseits der kaskadischen Berge, auf der östlichen Seite der USA, gibt es aber ebenso weite Wälder, alte Geschichten und magische Orte. PANOPTICON sind eben dort in den Appalachen zuhause und das hat man den letzten Alben deutlich angemerkt, ist die Verbindung von Bluegrass und Black Metal doch etwas, das man ansonsten kaum findet. Und mit ihrem neuen Album „Autumn Eternal‟ gibt es ein nicht unbedingt überraschendes, aber mehr als bloß solides Stück folkloristischen Schwarzstahls, das der US-Szene hoffentlich ein wenig mehr Aufmerksamkeit in Europa bescheren wird.

Das Ein-Mann-Projekt PANOPTICON gibt es seit 2007 und der appalachische Einsiedler Austin Lunn hat in dieser kurzen Zeit sechs komplette Alben rausgehauen, dazu noch eine ganze Reihe an Splits, darunter mit tollen Bands wie FALLS OF RAUROS, VESTIGES und SKAGOS. Der Output ist beeindruckend, wenn man dabei berücksichtigt, dass sich das Material durchweg auf hohem Niveau bewegt und PANOPTICON einerseits gelungen an bestehende Stilistiken anknüpfen, gleichzeitig aber auch ihre ganz eigene Note haben. Grundsätzlich gibt es auf „Autumn Eternal‟ wie gewohnt atmosphärischen und episch angehauchten Black Metal mit Folk-Einflüssen, die aber nicht mehr ganz so stark in Richtung Americana weisen wie auf den Vorgängeralben. Streicher und Bottleneckgitarre gibt es nach wie vor, die exzessive Nutzung von Banjo oder gar eine Neueinspielung von Traditionals und Arbeiterliedern wie auf „Kentucky‟ sucht man auf dem aktuellen Album vergebens. Der Sound pendelt dabei zwischen Melodik und Raserei, wobei die raue Note durch die nicht sonderlich perfekte Produktion unterstrichen wird.

Hier findet sich auch der dickste Kritikpunkt an „Autumn Eternal‟. Auch wenn es gelegentlich ein wenig scheppert und wir hier keinen High-End-Sound geboten bekommen, ist die instrumentale Seite des Mix stimmig. Leider gehen die Vocals zu sehr unter, was Mr. Lunn nicht nötig hat, denn von den Fähigkeiten her gibt es keinen vernünftigen Grund, seine Stimme so in den Hintergrund zu mischen. Das ist nicht durchweg störend, trübt den Gesamteindruck aber doch ein wenig. Dafür gibt es im Song „Pale Ghosts‟ eine gelungene Einlage mit Klargesang, die zeigt, dass die Vocals eigentlich keine Baustelle bei PANOPTICON sein müssen.

Das Songmaterial ist durchweg überzeugend. Die Kompositionen sind ausschweifend und verleihen durchweg ein Gefühl epischer Weite, so wie man es von europäischen Bands wie WINTERFYLLETH oder WODENSTHRONE und Verwandten kennt. Dabei gibt es einen gelungenen Wechsel zwischen ruhigen Momenten und zünftigem Geknüppel, wie beispielsweise im Song „Sleep to the Sound of the Waves Crashing‟. Insgesamt wird innerhalb der gut sechzig Minuten reichlich an Ideen und gelungenen Momenten geboten, ohne Längen aufkommen zu lassen. An keiner Stelle wird hier das Rad neu erfunden und im Vergleich mit den Vorgängern erscheint „Autumn Eternal‟ fast ein wenig konventioneller, ist aber nichtsdestotrotz ein schönes Album, das Genrefreunden auch langfristig einige Freude bereiten wird und das dem Namen entsprechend perfekt in die Jahreszeit passt.
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