Earth And Pillars - Earth I

Earth And Pillars - Earth I
Ambient / Black Metal
erschienen am 18.04.2015 bei Avantgarde Music
dauert 52:13 min
Zweitauflage: alternatives Artwork, erweitertes Booklet
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Earth
2. Rivers
3. Lakes
4. Tides

Die Bloodchamber meint:

Die quasi aus dem Nichts kommenden Italiener EARTH AND PILLARS halten sich allem Anschein nach nicht gern mit Kleinigkeiten auf: Die Debütscheibe „Earth I“ ist Auftakt einer Trilogie und erscheint als A5-Digipak mit Beiheft, was selbst die überaus detailverliebten Jungs und Mädels von Avantgarde nicht für jeden machen. Schon gar nicht bei einer schnöden Zweitauflage, denn um genau diese handelt es sich mittlerweile dank des offenbar gut laufenden Abverkaufs.

Die nobel gebettete CD enthält insgesamt 4 Stücke, deren kürzestes – „Earth“ – jedoch lediglich als ambientlastiges Intro für drei alles verschlingende 12-bis-17-Minüter dient. Von diesen macht bereits „Rivers“ klar, wie der Hase in der kommenden Dreiviertelstunde laufen wird: Layer über Layer verhalltes BM-Riffing mit schrammeligem Abgang und ein unauffällig pumpender Bass sorgen für den wolligen Grundsound, der anschließend mittels atmosphärischer Keys und programmiertem Schlagzeug auf Tradition-meets-USBM gepegelt wird. Das so erzeugte Klangbild suggeriert Weite und Erhabenheit, kann mit fast tektonischen Aufbauten wahlweise fesseln oder anöden, was nicht unwesentlich von der jeweiligen Hörsituation abhängen dürfte.
Dabei ist „Rivers“ mit seinem feinen Break und dezenten Bläsersynths vielleicht der abwechslungsreichste Song, während das anschließende „Lakes“ trotz markanter Melodien phasenweise über Gebühr gestreckt wirkt. Hier zeigt sich, dass die von EAP angestrebte Flächendynamik eben immer auch ein Spiel gegen die Stagnation ist und in dieser Hinsicht kommt man vielleicht gerade auf einem Debüt nicht ohne Schrammen davon. Zumal die ohnehin selten eingesetzten und mixseitig arg stiefmütterlich behandelten Vocals als Fixpunkt ausfallen - das haben die musikalisch ähnlich agierenden AHAMKARA deutlich besser gelöst.
Heimlicher Favorit der knapp 55 Minuten ist in meinen Augen dann „Tides“, welches sich dem Titel entsprechend stürmisch gibt und zudem von einer leicht veränderten Balance im Instrumentalbereich profitiert: Die alles umfließenden Gitarrenwände weichen minimal zurück und geben so den Synths ein wenig mehr Platz zum Atmen. Das macht aus der Nebelberge-am-Morgen-Produktion zwar immer noch keinen Bergkristall, sorgt in Verbindung mit rein ambienten Abschnitten jedoch für deutlich mehr Dynamik und Gliederung im Geschehen.

Letzten Endes darf man EARTH AND PILLARS zu einem soliden Einstieg mit explizitem Albumcharakter gratulieren: „Earth I“ ist als Werk zwar noch nicht mehr als die Summe seiner Teile, wirkt für ein Debüt jedoch erstaunlich rund und fokussiert.
Wenn es der Band auf kommenden Veröffentlichungen gelingt, die Spannungsbögen etwas zwingender zu gestalten und Komposition konsequent über bloßes Soundscaping zu stellen, könnte Italien auf der Nischenlandkarte wieder etwas heller leuchten. Für den Moment gibt es eine Empfehlung an Freunde des Spektrums zwischen neuerem britischen, kaskadischem und franko-kanadischem Black Metal.

Als Teaser der labelseitig abgenickte Song "Rivers": https://youtu.be/Z8KJ5wzcOYQ
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