First Fragment - Dasein

First Fragment - Dasein
Death Metal
erschienen am 20.05.2016 bei Unique Leader Records
dauert 56:29 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Le Serment De Tsion
2. Dasein
3. L'Entité
4. Émergence
5. Mordêtre Et Dénaissance
6. Prélude En Sol Dièse Mineur
7. Archétype
8. Gula
9. Voracité (Apothéose, Partie 1)
10. Psychan (Apothéose, Partie 2)
11. Evhron

Die Bloodchamber meint:

Was haben wir hier wieder für Exoten? Die erste Technical Death Metal Band aus Kanada, die es mit rein französischen Texten bei einem US Label unter Vertrag geschafft hat. Ruft mal bitte jemand das Guinessbuch der Weltrekorde an, das ist ja großartig! Und falls das mit dem Weltrekord nicht klappen sollte, dann schaffen es FIRST FRAGMENT immerhin, musikalische Wellen zu schlagen. Schließlich muss es ja einen Grund haben, weswegen sich das amerikanische Label nicht von den frankophilen Kanadiern hat abschrecken lassen!

Stilecht startet „Dasein“ nach einem kurzen Schlagzeugintro mit heftigen Gitarrenläufen und einem passenden Schlagzeugspiel. Der derbe Gesang von David Alexandre Brault-Pilon drückt dem Ganzen noch zusätzlich den Stempel Technical Death Metal auf. Und während die ersten Sekunden so verstreichen denkt man sich, dass man es hier mit einer guten, aber standardisierten Band zu tun hat. Alles verläuft planmäßig, fast schon nach Lehrbuch. Doch je länger die Musik im Player verweilt, desto mehr können FIRST FRAGMENT brillieren. Bei „La Serment De Tsion“ ist es zuerst das Gitarrensolo, welches so unglaublich harmonisch zu den vorherigen Gitarrenläufen klingt und damit einen guten Kontrast liefert. Danach folgt auch schon der namensgebende Track „Dasein“ und die Erwartungen sind schon sichtlich höher. Ein Bass-Intro, begleitet von einem jazzigen Rhythmus auf dem Schlagzeug, die Spannung steigt. Und BÄM, die alles überrollende Instrumentalwalze ist wieder da. Und schon wieder ist der Gitarrenhals kurz davor, durch die rauf- und runterrutschenden Finger in Flammen aufzugehen und abermals kann ein kurzes, aber saftiges Solo dem Song das besondere Etwas verleihen. Beim nächsten Track geht es dann ähnlich weiter, der Rhythmus ist diesmal lateinamerikanisch angehaucht. Und danach? Danach werden BENEATH THE MASSACACRE und NECROPHAGIST in einen Topf geworfen und mit feurigen Habaneros aufgepeppt. Gut, dass es dann mit „Prelude En Sol Diese Mineur“ eine zweiminütige Verschnaufpause gibt. Danach geht es weiter wie am Anfang und man kann es fast nicht glauben, wie ein paar wenige Einwürfe Wunder bewirken können. Lass es ein kleines Arpeggio sein, oder auch nur ein nach oben weggehendes Glissando, und doch bekommen FIRST FRAGMENT dadurch ihren ganz eigenen Stil.

Die Kanadier zeigen auf ihrem Debütalbum „Dasein“ einen sehr anspruchsvollen Technical Death Metal. Am Ende des Albums wirkt es fast so, als ob sie die meiste Zeit mit angezogener Handbremse spielen und nur stellenweise ihre volle Brutalität zeigen. Doch deswegen hören sie sich noch lange nicht nach einer Bande kastrierter Hunde an. Es hat eher den Anschein, dass sie durch die gedämpfte Spielart eine alltagstauglichere Musik schaffen wollen, welche zudem durch den transparenten Klang einen besseren Blick auf ihre komplexe Musik ermöglicht. Fast eine ganze Stunde dauert „Dasein“ und dabei wirken die Kanadier zu keinem Zeitpunkt nervig. Gekonnt wissen sie es Kontraste zu schaffen und eine seichte Spielweise in eine sehr heftige Gangart einzubauen.
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