Sojourner - Empires Of Ash

Sojourner - Empires Of Ash
Epic Black Folk Metal
erschienen am 25.05.2016 bei Avantgarde Music
dauert 57:59 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Bound By Blood 06:40
2. Heritage Of The Natural Realm 09:19
3. Aeons Of Valor 07:58
4. The Pale Host 04:31
5. Homeward 09:14
6. Trails Of The Earth 07:42
7. Empires Of Ash 12:32

Die Bloodchamber meint:

Es soll ja durchaus Menschen geben, die Bands wie SUMMONING oder jüngst CALADAN BROOD so gar nichts abgewinnen können. Sofern die Hauptursache dieses Desinteresses in einer latenten Abneigung meditativen 12-20-Minütern gegenüber liegt, könnte Rettung aus Neuseeland und Schweden nahen: Das multinationale Projekt SOJOURNER hat mit "Empires Of Ash" nämlich ein Debüt veröffentlicht, das dem Begriff Dosenöffner ziemlich gerecht wird.

Im Vergleich zu den eingangs erwähnten Gruppierungen (deren Einfluss im sauberen, vielschichtigen Grundsound von "Empires..." dennoch stets mitschwingt) stechen bei SOJOURNER drei Dinge heraus: Die deutlich folkbetonte Herangehensweise in Sachen nichtmetallische Instrumentierung, das Einbinden weiblichen Gesangs und Songlängen unterhalb der 10-Minuten-Marke.
Punkt Nummer eins kommt bereits im Opener "Bound By Blood" vollumfänglich zur Geltung, da sich die flotte Nummer quasi von einem epischen Moment zum nächsten hangelt und dabei sämtliche Instrumente kurz auf die Bretter der High Fantasy bittet: Flöten flöten, Pipes jubilieren, und zwischen himmelwärts strebende Leadgitarren, Synth-Schleier und (programmiertes?) Highspeed-Drumming passt immer noch ein "Forgotten Realms"-Moment im Walzertakt. Soundtechnisch erinnert das mitunter an SAOR, die auf ähnliche Instrumentierung setzen - insgesamt schwingt bei SOJOURNER jedoch stets eine märchenhaft-heroische Note mit, die ich instinktiv in Italien verorten würde.
Dem etablierten Rezept folgen später Songs wie "Aeons Of Valor" und das leadseitig wunderbar schneidende "Trails Of The Earth", das aus allen Poren prototypische Fantasy schwitzt, während "Heritage Of The Natural Realm" den oft erhaben und triumphal wirkenden Trademarksound mit ätherischen Pianosounds und getragener Rhythmik würzt. Nicht nur hier zeigen SOJOURNER ein ausgeprägtes Verständnis für songinterne Gezeiten, die den Hörer immer wieder fordern, ohne dabei den zauberhaften Schleier der musikalischen Vision zu zerreißen. Ein diesbezügliches Highlight ist beispielsweise auch die sehnsuchtsvolle Ballade "The Pale Host", die Freunde gälischer Folkmusik mühelos unter ihre Schwingen zu nehmen vermag und die Bühne für den (trotz vereinzelter Ausbrüche) getragenen 9-Minüter "Homeward" bereitet.
Letzterer belohnt den hörerseitigen Aufwand leider nicht ganz so vorbildlich wie der alle Fäden zusammenführende Titeltrack, kann am durchweg positiven Gesamteindruck jedoch nur bedingt kratzen: Mit dem klar und druckvoll produzierten "Empires Of Ash" haben SOJOURNER ein richtig heißes und vergleichsweise eigenständiges Eisen im Feuer - viel besser und kitschfreier kann man diese Spielart kaum bedienen.

Falls euch folkdurchwobener Black Metal mit epischer Kante also ansatzweise entgegenkommt, solltet ihr SOJOURNER bei Bandcamp einen Besuch abstatten und nicht verzagen: Zwar waren die ersten beiden Auflagen schon in bzw. kurz nach der Preorderphase ausverkauft, doch haben Avantgarde jüngst eine dritte (nunmehr unlimitierte) Version angekündigt. All hope is not lost, ye knights of the twilight realms!
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