Dzö-nga - The Sachem's Tales
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Midewiwin Lodge 02:34
2. To The Great Salt Water 08:48
3. The Wolves Fell Quiet 07:22
4. Halle Ravine 04:04
5. Against The Northern Wind 07:16
6. A Seventh Age Of Fire 09:22
7. The Witching Meadow 03:25
Die Bloodchamber meint:
Bei DZÖ-NGA handelt es sich um ein erst 2016 gegründetes Duo aus Boston, das mit "The Sachem's Tales" erstaunlicherweise bereits seine zweite Vollwertscheibe vorlegt. Angesichts der Tatsache, dass zwischen Album Nummer 1 und dem aktuellen Longplayer auch noch eine EP entbunden wurde, neigt man daher vielleicht zu Faltenwurf im Stirnbereich - allerdings veröffentlichen die Amis über Avantgarde Music und das ist mittlerweile wieder ein recht gutes Omen.
Wie Band- und Albumname bereits andeuten, bewegen sich die sieben Stücke ein wenig abseits der ausgetretenen Pfade. So ist Dzö-nga der Name einer dämonischen Kreatur, die den Himalayagipfel Kangchendzönga heimsuchen soll und beim titelgebenden Sachem handelt es sich um das Algonkin-Wort für einen Häuptling. Während tibetische Höhenzüge im weiteren Verlauf keine Rolle mehr spielen, orientieren sich DZÖ-NGA lyrisch durchaus am mythischen Erbe der Ureinwohner Nordamerikas: "The Sachem's Tales" ist ein Strauß in sich abgeschlossener Geschichten, die ihren Zuhörern in Verbindung mit dem Schattenspiel des fiktiven Lagerfeuers eine verregnete Nacht verkürzen.
Musikalisches Mittel der Wahl ist hierbei atmosphärischer Black Metal mit reichlich unverzerrten Gitarren, geschmackvollen Natursamples und prominentem Pianoeinsatz, was die Kompositionen vage zwischen Folk und Neoklassik verankert, ohne allzu cheesig zu werden. Gerade die reduzierte Anmut der gezupften Passagen erinnert dann auch des Öfteren an Bands wie ESTATIC FEAR, NECHOCHWEN oder die späteren EMPYRIUM, wirkt also vergleichsweise intim und verweist trotz ihres episodenhaften Charakters doch immer auf den größeren Albumkontext.
So bereitet das traumhafte Intro samt Wind- und Regensamples den Weg für das von Piano und weiblichen Vocals eingeleitete "To The Great Salt Water", das sich nach ruhigem Auftakt recht bald zu veritablem Midtempo-Black Metal aufschwingt. Die hörbar verfremdeten Screams sind dabei zunächst vielleicht etwas verwirrend (man kennt diese Ausführung beispielsweise von frühen L'AME IMMORTELLE), fügen sich nach kurzer Eingewöhnung jedoch ebenso gut in das Klangbild ein wie das programmierte Schlagzeug und die gelegentlich auftauchende Violine.
Der Grundcharakter der überbordend melodischen Songs ist leicht wehmütig, ohne ins Hoffnungslose zu kippen; der Blick zurück so verklärt wie kurz, denn am Ende der Nacht wartet eine neue Welt, die nicht mit Wehmut allein gestaltet werden wird. Dem entsprechend gehen Themen fließend ineinander über, folgt gespenstischer Abendeinsamkeit ein klärender Schauer, bevor durch das Dickicht mächtige Gebirgsformationen am Horizont auftauchen. Zuversicht und die Fähigkeit, aus Verlorenem Kraft für Kommendes zu schöpfen - das sind zwei emotionale Stränge, die auf "The Sachem's Tales" immer wieder kunstvoll verwoben werden und das Album zu einer fantastisch fließenden Angelegenheit machen.
Mit dem mittig gesetzten Ruhepol "Halle Ravine" und dem zwischen Nebelwand und Verspieltheit pendelnden "Against The Northern Wind" loten DZÖ-NGA ebenfalls die Extreme des Bandsounds aus: Elfengleicher Gesang und harfenartige Saiteninstrumente treffen auf einen sich überschlagenden Drumcomputer samt Orgelsounds und unmenschlichem Gekrächze, während feinperlige Basslinien im Zusammenspiel mit verhaltenen Synthflächen das Fenster zu einer vom Wind zerzausten Landschaft aufstoßen.
Ähnliche Lobeshymnen könnte man auf das von knisterndem Feuer durchbrochene Instrumental "The Witching Meadow" verfassen, das in seiner zutiefst melancholischen Lebendigkeit von osteuropäischer bzw. jüdischer Musik inspiriert wirkt und das Album ebenso unerwartet wie passend beschließt. Oder auf "A Seventh Age Of Fire", dessen später von Orgelsounds aufgegriffene Chöre so zaghaft von einstiger Majestät künden, das sie im klirrenden Umfeld zu zerbrechen drohen. Allerdings würde auch die penibelste Auflistung nicht den Kern einer Scheibe wie "The Sachem's Tales" erfassen: Die Einzelbeiträge dieses musikalischen Kleinods sind erst dann am Ziel ihrer Reise angelangt, wenn sie im Verbund über ihre individuellen Werte hinauswachsen und selbst aus anfänglichen Schwächen - wie dem ungewöhnlichen Sound - unerwartete Stärken werden.
Wer mit den im Text genannten Bands etwas anfangen kann und Lust auf eine atmosphärisch dichte, hörbar durchkomponierte Scheibe hat, sollte DZÖ-NGA dringend bei Bandcamp besuchen:
https://dzo-nga.bandcamp.com/
Das dort (oder über das Label) erhältliche Digi bietet neben einer eleganten Aufmachung sämtliche Texte, was eine an sich bereits überzeugende Veröffentlichung gelungen abrundet. Absolute Empfehlung!
Wie Band- und Albumname bereits andeuten, bewegen sich die sieben Stücke ein wenig abseits der ausgetretenen Pfade. So ist Dzö-nga der Name einer dämonischen Kreatur, die den Himalayagipfel Kangchendzönga heimsuchen soll und beim titelgebenden Sachem handelt es sich um das Algonkin-Wort für einen Häuptling. Während tibetische Höhenzüge im weiteren Verlauf keine Rolle mehr spielen, orientieren sich DZÖ-NGA lyrisch durchaus am mythischen Erbe der Ureinwohner Nordamerikas: "The Sachem's Tales" ist ein Strauß in sich abgeschlossener Geschichten, die ihren Zuhörern in Verbindung mit dem Schattenspiel des fiktiven Lagerfeuers eine verregnete Nacht verkürzen.
Musikalisches Mittel der Wahl ist hierbei atmosphärischer Black Metal mit reichlich unverzerrten Gitarren, geschmackvollen Natursamples und prominentem Pianoeinsatz, was die Kompositionen vage zwischen Folk und Neoklassik verankert, ohne allzu cheesig zu werden. Gerade die reduzierte Anmut der gezupften Passagen erinnert dann auch des Öfteren an Bands wie ESTATIC FEAR, NECHOCHWEN oder die späteren EMPYRIUM, wirkt also vergleichsweise intim und verweist trotz ihres episodenhaften Charakters doch immer auf den größeren Albumkontext.
So bereitet das traumhafte Intro samt Wind- und Regensamples den Weg für das von Piano und weiblichen Vocals eingeleitete "To The Great Salt Water", das sich nach ruhigem Auftakt recht bald zu veritablem Midtempo-Black Metal aufschwingt. Die hörbar verfremdeten Screams sind dabei zunächst vielleicht etwas verwirrend (man kennt diese Ausführung beispielsweise von frühen L'AME IMMORTELLE), fügen sich nach kurzer Eingewöhnung jedoch ebenso gut in das Klangbild ein wie das programmierte Schlagzeug und die gelegentlich auftauchende Violine.
Der Grundcharakter der überbordend melodischen Songs ist leicht wehmütig, ohne ins Hoffnungslose zu kippen; der Blick zurück so verklärt wie kurz, denn am Ende der Nacht wartet eine neue Welt, die nicht mit Wehmut allein gestaltet werden wird. Dem entsprechend gehen Themen fließend ineinander über, folgt gespenstischer Abendeinsamkeit ein klärender Schauer, bevor durch das Dickicht mächtige Gebirgsformationen am Horizont auftauchen. Zuversicht und die Fähigkeit, aus Verlorenem Kraft für Kommendes zu schöpfen - das sind zwei emotionale Stränge, die auf "The Sachem's Tales" immer wieder kunstvoll verwoben werden und das Album zu einer fantastisch fließenden Angelegenheit machen.
Mit dem mittig gesetzten Ruhepol "Halle Ravine" und dem zwischen Nebelwand und Verspieltheit pendelnden "Against The Northern Wind" loten DZÖ-NGA ebenfalls die Extreme des Bandsounds aus: Elfengleicher Gesang und harfenartige Saiteninstrumente treffen auf einen sich überschlagenden Drumcomputer samt Orgelsounds und unmenschlichem Gekrächze, während feinperlige Basslinien im Zusammenspiel mit verhaltenen Synthflächen das Fenster zu einer vom Wind zerzausten Landschaft aufstoßen.
Ähnliche Lobeshymnen könnte man auf das von knisterndem Feuer durchbrochene Instrumental "The Witching Meadow" verfassen, das in seiner zutiefst melancholischen Lebendigkeit von osteuropäischer bzw. jüdischer Musik inspiriert wirkt und das Album ebenso unerwartet wie passend beschließt. Oder auf "A Seventh Age Of Fire", dessen später von Orgelsounds aufgegriffene Chöre so zaghaft von einstiger Majestät künden, das sie im klirrenden Umfeld zu zerbrechen drohen. Allerdings würde auch die penibelste Auflistung nicht den Kern einer Scheibe wie "The Sachem's Tales" erfassen: Die Einzelbeiträge dieses musikalischen Kleinods sind erst dann am Ziel ihrer Reise angelangt, wenn sie im Verbund über ihre individuellen Werte hinauswachsen und selbst aus anfänglichen Schwächen - wie dem ungewöhnlichen Sound - unerwartete Stärken werden.
Wer mit den im Text genannten Bands etwas anfangen kann und Lust auf eine atmosphärisch dichte, hörbar durchkomponierte Scheibe hat, sollte DZÖ-NGA dringend bei Bandcamp besuchen:
https://dzo-nga.bandcamp.com/
Das dort (oder über das Label) erhältliche Digi bietet neben einer eleganten Aufmachung sämtliche Texte, was eine an sich bereits überzeugende Veröffentlichung gelungen abrundet. Absolute Empfehlung!