Minus45degreeS - Mute

Minus45degreeS - Mute
Modern Metal / Metalcore
erschienen in 2005 bei Genet Records
dauert 50:15 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Skort
2. Mute
3. Nail Of Ice
4. Versus
5. Machine
6. In Dive
7. Amoured Tail
8. Raven
9. The World And You And I

Die Bloodchamber meint:

Es gab einmal Zeiten, in denen Musik mehr war als bloße Unterhaltung, nämlich Ausdruck der innersten Befindlichkeiten des Menschen, ein Kommunikationsmittel für Dinge, denen Worte nicht gerecht werden, auch ein Weg zur Erkenntnis, weg von der bloßen Existenz hin zum Leben. Wendet man solch hochtrabende Geistesakrobatik auf die musikalischen Ergüsse der Belgier MINUS45DEGREES an, so kann man sich extremer Emotionen wie Wut, Angst, Verzweiflung, rauschhaftem Wahn und auch höchstem Wohlbefinden bewusst werden, und dies in ständigem Wechsel mehrmals innerhalb eines einzigen „Songs“. Man erkennt plötzlich, dass die Welt eine garstige Hölle ist, aus der es kein Entrinnen gibt oder auch, dass selbst in den hässlichsten Dingen Schönheit steckt. Man kann natürlich auch auf dem Boden bleiben und sagen, dass die Band das angesagte, modern-metallische Geschehen gut beobachtet, daraus die ungewöhnlichsten, extremsten Teile für den eigenen Bedarf herausgenommen und einem gezwungenen künstlerischen Anspruch gerecht, natürlich mit jeder Menge spieltechnischer Poserei, zusammengeflickt hat.

Man stelle sich folgendes akustisches Szenario vor: Converge, At The Drive In und Tool jammen miteinander und zwar so, dass sie sich gegenseitig Luft und Raum nehmen, um die eigenen Stärken zu entfalten. Kreiert werden komplexe, häufig verwirrende, kaum noch zu verfolgende Strukturen, die einen einzigen Song wie fünf aufeinander folgende erscheinen lassen. Das liest sich chaotisch und hört sich auch meistens so an, hat aber, das muss man zugeben, seine magischen Momente: Diese ergeben sich, wenn auf hochaggressive Passagen ganz stille Momente folgen und umgekehrt. Zu verdanken ist jene Intensität besonders dem ausdrucksstarken Vokalisten John, der zwischen wüstem Geschrei und zartem Stimmchen alles glaubwürdig über die Bühne bringt.

Zwei Möglichkeiten stehen nun dem Hörer offen: Entweder man besinnt sich der bewusstseinserweiternden Wirkung der Musik und lässt die ständigen Wendungen, die vielfältigen Elemente, eingeschlossen elektronischer Spielereien und Violinenparts, ausschließlich auf emotionaler Basis auf sich wirken und zieht den Hut vor der interessanten musikalischen Leistung der Band. Oder aber man wirft angesichts der immer neuen, auf einen einprasselnden Eindrücke entnervt das Handtuch und lässt die Belgier alleine weiter in ihrem abgehobenen, auf intellektuell getrimmten, konfusen Soundsalat rumfrickeln. Ist grad nicht so einfach, sich zu entscheiden, aber wenn MINUS45DEGREES das nicht können, warum sollte dann ich?
-