Aufgepasst, liebe Die-Hard-Old-School-Metaller! Achtung, verehrte Prügelfanatiker und Kuttenträger! Diese Platte ist garantiert nichts für euch. Sie ist leicht und luftig, so frühlingsfluffig. Auf ihr gibt es traurige Melodien zum Mitsingen, rockige Gitarren, Emo-Vocals und Hardcore-Elemente. Mädchenkram? Mitnichten. Auch Jungs dürfen den Mai genießen, sich Gel in die Haare schmieren, die Hose bis unter die Knie ziehen und im strahlendsten Sonnenschein einen Schal tragen.

LOST IN RHONEs Debütalbum rotiert das erste Mal in der Anlage: Alles ist irgendwie vertraut. Ohrwurmelige Refrains, etwas weinerlicher Gesang, melodische Riffs und eine gesunde Portion Härte – das kennt man bereits von einer Armee anderer Bands. Warum es sich trotzdem lohnt, dieser Scheibe mehr als nur ein Ohr zu leihen? Nun, trotz altbekannter Zutaten schaffen es die belgischen Newcomer mit toll arrangierten, sich außerhalb dem Schema „kitschiger Refrain folgt wüstem Geschrei“ bewegenden Songs, den geneigten Hörer zu fesseln. Diese Platte ist mild und erfrischend wie ein warmer Frühlingsregen. Sie erfindet das Genre nicht neu, aber sie hat Charakter und mit „Walk With Daedalus“ einen wahrhaften Übersong.

Von den 2003 gegründeten LOST IN RHONE ist also in Zukunft noch einiges zu erwarten. „Beloved Be The Ones Who Sit Down” ist schon mal ein zauberhafter Einstand, dem nur kleinere Schwächen nachzuweisen sind. Die etwas drucklose Produktion und manchmal noch zu zahnlos vor sich hindümpelnde Passagen sollten problemlos auszugleichen seien. Fans sanfteren, jedoch nicht zu süßlichen Emocores können sich hier aber ein hübsches, zartes Blümchen von der gut bewachsenen Wiese pflücken.