Wenn eine Band ihre eigenen Ergüsse unter dem Sammelbegriff Dark Metal zusammenfasst, dann zeugt das entweder von Einfallslosigkeit oder von einer derart schwer kategorisierbaren Musik. Die Kölner Jungs von SUN OF SADNESS gehören aber definitiv zur zweiten Gruppe, denn ihr mittlerweile drittes Album wildert derart in den verschiedensten Genres, dass Scheuklappenträgern bereits nach wenigen Minuten schlecht werden dürfte. Aufgeschlossenen Musikliebhabern, die auch vor Keyboards und elektronischen Sounds nicht zurückschrecken, erwartet auf „Ghost“ jedoch eine Vielzahl an tollen Ideen und unverwechselbaren Songs.

Rein auf dem Papier klingt die Band mit ihren gegrunzten, gesprochenen und gekeiften Vocals, atmosphärischen Keyboardmelodien sowie groovigen und rockigen Gitarren wie tausend andere aus dieser Ecke. Aber irgendwie haben sie es geschafft, derart einprägsame Songs zusammenzubasteln, dass man nach Ablauf der guten Stunde ganz automatisch wieder auf den Play-Knopf drücken möchte. Atmosphärische Zwischenstücke, elektronisch verzerrte Instrumente, knackige Soli, melancholische Melodien und der eine oder andere Schuss Aggressivität treffen sich hier zu einem harmonischen Ganzen, aber wirken niemals kitschig oder aufgesetzt.

Ganz im Gegenteil, denn die Bodenständigkeit der Band ist ihre ganz große Stärke. Der absichtlich nicht auf Perfektionismus getrimmte Sound bleibt über die gesamte Laufzeit angenehm düster und die Gitarren klingen auch mehr nach abgewetzten Jeans als nach glattgebügelten Nadelstreifenhosen. Die Band zeigt sich gleichzeitig von ihrer sensiblen Seite, scheut sich aber auch nicht, mal ordentlich auf den Tisch zu hauen – und genau diese Vielschichtigkeit erwarte ich heutzutage von einem Album.

Ein Album, welches trotz des deprimierenden Inhaltes durchaus auch den Spaß an der Musik nicht vergessen hat und am besten komplett in einem Stück konsumiert werden sollte. Angefangen vom aufrüttelnden Opener „Gewalt“ über den Titeltrack und die vielen kleinen instrumentalen Zwischenstücke, die alle auch nach wiederholtem Hören noch spannende Einleitungen darstellen, bis hin zum deutschsprachigen Highlight „Abschiedsbrief“: Also mich hat der ideenreiche Geist dieser Scheibe definitiv mit seinen ektoplasmischen Fingern bei den Eiern gepackt, und ihr solltet euch das auch nicht entgehen lassen!