Sick-U-R - Zero Hour

Sick-U-R - Zero Hour
Epic Power Metal
erschienen in 2006 als Eigenproduktion
dauert 42:50 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Empire
2. Soraya
3. Arised (From The Ashes)
4. The Eye And The Angel
5. Prisoner Of Mind
6. Pawn Of Prophecy
7. Zero Hour
8. Sweet Death

Die Bloodchamber meint:

"Was ist los, was ist passiert?" - Diese ins deutsche Musikbewußtsein gegrabenen Worte des Herbert G. beschreiben ganz gut meine ersten Gedanken zu "Zero Hour": Selten eine Scheibe gesehen, die allein durch's Cover derart starke Animositäten in mir auslösen konnte, um dann musikalisch doch noch die 180°-Pirouette aus der Kutte zu zaubern. Statt der vermeintlichen Schwellenland-HC-Fangopackung bieten die Österreicher von SICK-U-R nämlich verhalten powernden Eierschaukelstahl mit epischen Untertönen, was sich nach Exekution meiner verschobenen Erwartungshaltung dann doch erstaunlich gut hören läßt.

Prinzipiell hat unser Redaktions-Gnom die Elemente recht gut umrissen: Gefällige, teils durchaus bekannt anmutende Riffs im Midtempo treffen auf akzentuierte Keyboards und die klare Stimme des Sängers, der seine Sache meines Erachtens ziemlich gut macht. Gut, das gemeine Tremolo mag nicht Jedermanns Sache sein und klingt bisweilen etwas weinerlich bis weiblich (siehe Abschlußtrack) - auf der anderen Seite sollte das für eine Szene, die sich nicht nur durch Spandex, Nieten und Lederhosen recht nah an der gleichgeschlechtlichen Ästhetik bewegt, kein größeres Problem darstellen. Zumindest werden hier Töne getroffen und gehalten, was im Untergrund leider immer noch als erster Schritt zum Kommerz verschrieen ist.
Ärgerlich ist momentan eher der Umstand, daß sich SICK-U-R oftmals selbst im Weg stehen: Da wären zum Einen die vereinzelt auftauchenden Gangshouts, die schlicht unpassend sind. Zum Zweiten werden die Songs desöfteren auf Länge getrimmt, obwohl die vorhandenen Ideen einen ungleich besseren Vierminüter abgegeben hätten - vor allem "Soraya" und der Titeltrack frönen der ausgiebigen Wiederholung und nudeln dadurch im letzten Moment einen guten Song ins Mittelmaß.
Da bieten sich kleine Straffungen, Geschwindigkeitsänderungen oder eben größere Spannungsbögen an, um den an sich stimmigen Konzepten zu etwas mehr Durchschlagskraft zu verhelfen - "Arised From The Ashes" (english for on-catchers?) zeigt doch ganz gut, wie man das aufziehen kann.
Ob man auf die von alten Sagen aus ungesehenen Ländern triefende Lyrik kann, entscheidet jeder für sich, zumal das Ganze den Hörgenuß nur unwesentlich beeinflußt. Produktionstechnisch hingegen gibt es gar nichts zu bemäkeln, besonders wenn man den Tatbestand der Eigenproduktion in Betracht zieht: "Zero Hour" klingt sehr ausgewogen, mit präsentem Bass und effektiven Keyboardeinsätzen, was nicht unwesentlich zum Gesamteindruck der Scheibe beiträgt.

Angesichts der 4 Punkte, die Kollege Meyer einst springen ließ, komme ich abschließend nicht umhin, der Band eine gehörige Steigerung zu attestieren: Trotz der angesprochenen Dinge ist "Zero Hour" nämlich durchaus eine Scheibe, der man am Stück seine Aufmerksamkeit schenken kann.
SICK-U-R tun nicht weh und das wollen sie wohl auch gar nicht, sie machen einfach nur sehr melodischen Metal, der sein Potenzial noch nicht vollends entfalten kann. Mit etwas mehr Dynamik und detaillierteren Texturen in den epischen Nummern sollte das aber in naher Zukunft durchaus zu meistern sein...

Samples und Bestellmöglichkeiten findet ihr auf der Homepage.
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