SHW - Psychotheque

SHW - Psychotheque
Hard Rock / Progressive Rock
erschienen in 2006
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Broken
2. Epochal Babel
3. Hullabaloose
4. Psychoteque
5. Sleepwalkers
6. Clashemotions
7. ADS (Ayrton Da Silva)
8. Beyond
9. Missing
10. Mind Chambers
11. Broken Pt. 2

Die Bloodchamber meint:

Zunächst dachte ich an U2, als ich die Edge-typische Gitarre und das Falsett des vermeintlichen Bono Vox’ vernahm. Und in der Tat bestimmt größtenteils U2 als größter Einfluss den Sound der italienischen Band, der desöfteren mit dem tiefen Timbre des Sängers variiert und von einem Arena tauglichen Rock-Pathos angereichert wird. Das gut produzierte Album präsentiert eine homogene Band, die es versteht eigene Songs zu schreiben und versucht, sich von ihren großen Vorbildern zu lösen.

„Broken“ und „Epochal Babel“ klingen, als ob U2 wieder kneipentaugliche Rocksongs schreiben würden, wenn Bono etwas dunkler singen würde. Das aggressiv-eingängige „Hullabaloose“ ist von anderem Kaliber und taugt allenfalls für ein wütendes Billardspiel (falls der Text sich auf Billard der anderen Art bezieht und fast schon eine Gay-Hymne sein könnte). Das wohlgefällige Titelstück besitzt ebenfalls keine U2-Anleihen mehr und kommt als chartstaugliche Keyboardballade daher. Ebenso balladesk gestaltet ist das aufdringlich-schmalzige „Sleepwalkers“, das das so gut begonnene Album zu einer Hausfrauenschmonzette in der Manier einer mittelmäßig spielenden irischen Rockband degradiert. Nicht anders ist das von einem Klavier getragene „Clashemotion“ geraten, das wie „Sleepwalkers“ ein wenig U2 auspackt. Aber eher in der Version, welche die wenigsten mögen werden. Nun singt aber Sänger Roberto Bonazzoli ein wenig nasaler als vorher. Hat ihm jemand gesagt, dass es ein wenig nach Country klingt, weil Country-Rock gerade im Kommen ist?
Bei den restlichen Songs erspare ich mir die Ausführungen, denn was zunächst so vielversprechend anfing, lässt einen ärgerlichen Klos im Hals entstehen und die Faust ballen, weil es bei der musikalischen Uneinheit bleibt, die aufgesetzt wirkt und irgendwie kalkuliert. Da reißen die kitschigen Keyboardflächen auch nichts mehr raus. Dennoch bleibt das Können der Musiker unbestreitbar, aber wenn außer aufgesetztem Pathos und halbherzigem Achtziger-Keyboardspiel nicht mehr viel übrig bleibt, dann schaltet der kritische Zuhörer einfach ab.

Mag sein, dass Leute ohne viel musikalischen Interesses Gefallen an der balladesken Musik finden und so richtig emotional dabei abgehen und sich zur einen oder anderen billige Träne hinreißen lassen. Alle anderen vergessen das Teil, nachdem sie ihren willigen One-Night-Stand genossen haben, zu dem die hier präsentierte Musik verhalf. Viel Vergnügen.
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