Lucyfire - This Dollar Saved My Life At Whitehorse
Gothic Rock
erschienen am 23.04.2001
erschienen am 23.04.2001
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Baby Come On
2. Thousand Million Dollars In The Fire
3. Mistress Of The Night
4. Over And Out
5. As Pure As Sin
6. Automatic
7. The Perfect Crime
8. U Can Have All My Love 2night
9. Sharp Dressed Man (ZZ-Top Cover)
10. Annabel Lee
11. The Pain Song
Die Bloodchamber meint:
Ein Blick auf LUCYFIRE’s erstes und bisher einziges Album „This Dollar Saved My Life At Whitehorse“ muss notwendigerweise Johan Edlunds Hauptspielwiese TIAMAT streifen. Letztere hatten sich im Jahre 1999 mit der dunklen Rockscheibe „Skeleton Skeletron“ ein wenig freigeschwommen, wenngleich das Album zu keiner Zeit die Sprengwirkung der stilprägenden Vorgänger entfalten konnte. Stattdessen deutete sich in Songs wie der Singleauskopplung „Brighter Than The Sun“ an, dass Edlund offenbar zunehmend Bock auf Goth-Rock-Hausmannskost hatte: Griffige Riffs, moderater lyrischer Tiefgang, Bauchgefühl statt Schnörkeleien.
Bei den ideologisch immer eher streng angelegten TIAMAT war für diese Ader verständlicherweise wenig Platz (wenngleich „Judas Christ“ das Ganze zumindest musikalisch aufgreifen sollte) und so kam es letzten Endes zur Gründung von Edlunds Privatvergnügen LUCYFIRE, wo er diese zugängliche Seite dann auch gleich am Fließband bediente.
„This Dollar Saved My Life At Whitehorse“ ist eine entsprechend leicht verdauliche Hitsammlung zwischen "Vision Thing"-SISTERS OF MERCY, den gerade erwachenden THE 69 EYES und der Atmosphäre von Filmen wie etwa „From Dusk Till Dawn“: Vampircowboys, Lederkluft, Kajal, dazu Muscle Cars und fassweise Whiskey Sours in Las Vegas. Schon der passend betitelte Opener „Baby Come On“ hat alles, was die kommenden 45 Minuten auszeichnen wird: Simpel drückendes Riffing, dominante Bässe, seicht-verträumte Elektronik, oftmals zurückgenommene Strophen und dazu einen Refrain, der das Ganze im besten Sinne autotauglich auflöst.
Auch „Thousand Million Dollars…“ und das mit herrlichem weiblichen Gesang versehene „Mistress…“ flutschen dank dieser Formel grandios leichtfüßig noch in die widerwilligsten Gehörgänge, bevor der Achtzylinder bei „Over & Out“ kurzzeitig stockt: Wenn man Songs auf Grundlage von nur zwei Riffs konstruiert, rächt sich nun mal die kleinste Spur von Zweitklassigkeit, und hier fehlt es gerade in der Strophe einfach am entsprechenden Verve. Den bringt auch das sanfte „Pure As SIN“ nicht mit, das entfernt an eine B-Seite von TIAMATs „Cain“ erinnert – nicht schlecht gemacht, aber im lockeren Reigen dann doch eher ein Showstopper.
„Automatic“ geht anschließend wieder etwas mehr aufs Gas und nach dem frühlingshaften „Perfect Crime“ kommt mit „U Can Have All My Love 2nite“ der nächste Ausnahmemoment in Sachen weiblicher Gesang: Sille Lemke nutzt ihr zwischen Bubblegum und Saloon-Vamp pendelndes Timbre in jedem Moment perfekt und verleiht Edlunds Solostücken dadurch den letzten Schliff in Sachen Zugänglichkeit. Schade eigentlich, dass diese Scheibe offenbar ihr einziger Ausflug in musikalische Gefilde geblieben ist.
Der obligatorische Coversong ist angesichts der vorherrschenden Ästhetik dann wenig überraschend: Wo sich TIAMAT zwei Jahre früher an „Sympathy For The Devil“ versuchten, ballern LUCYFIRE ein bedingt eigenständiges „Sharp-Dressed Man“ in den Spargel, das dem Flow des Albums jedoch vollkommen gerecht wird. Spätestens angesichts der Tatsache, dass mit der Poe-Hommage „Annabel Lee“ und „The Pain Song“ gleich zwei weitere Höhepunkt des Albums auf dem Fuße folgen, spielt dieser punktuelle Mangel an Individualisierung dann auch keine Rolle mehr – omnia ad maiorem operis gloriam.
Ist LUCYFIREs Unikat ein Klassiker? – Schwer zu sagen, denn gerade in künstlerischer Hinsicht bietet „This Dollar…“ auf den ersten Blick nur wenig, um diesen Anspruch zu untermauern: Hier wurden weder kreative Höchstleistungen erbracht, noch hatte diese Scheibe einen messbaren Einfluss auf folgende Musiker. Nicht einmal Edlund selbst hatte offenbar Interesse daran, die hier eingeschlagene Richtung separat zu vertiefen: Der bereits 2010 geleakte LUCYFIRE-Demotrack „Thunder & Lightning“ beispielsweise fand sich schließlich auf TIAMATs Album „The Scarred People“.
Was „This Dollar…“ (neben der doch irgendwie eigenen Atmosphäre) als Album dagegen bis heute auszeichnet und in dieser Hinsicht vielleicht klassikertauglich macht, ist die schiere Dichte an einander ebenbürtigen Ohrwürmern. Edlund packt in scheinbar schwerelose 45 Minuten weit mehr Qualität als manch andere Band nach Dekaden auf ihre sogenannte „Best Of“ – allein dafür darf man dem Mann durchaus Respekt zollen. Umso mehr, da dieser Passion für das Fluffige immer mal wieder ein auflockernder Moment im Schaffen der Hauptband entspringt und somit weiter spekuliert werden darf, welche TIAMAT-Faves der jüngeren Zeit ihre Wurzeln im Feuer der Gehörnten haben. I am in love with myself, anyone?
Bei den ideologisch immer eher streng angelegten TIAMAT war für diese Ader verständlicherweise wenig Platz (wenngleich „Judas Christ“ das Ganze zumindest musikalisch aufgreifen sollte) und so kam es letzten Endes zur Gründung von Edlunds Privatvergnügen LUCYFIRE, wo er diese zugängliche Seite dann auch gleich am Fließband bediente.
„This Dollar Saved My Life At Whitehorse“ ist eine entsprechend leicht verdauliche Hitsammlung zwischen "Vision Thing"-SISTERS OF MERCY, den gerade erwachenden THE 69 EYES und der Atmosphäre von Filmen wie etwa „From Dusk Till Dawn“: Vampircowboys, Lederkluft, Kajal, dazu Muscle Cars und fassweise Whiskey Sours in Las Vegas. Schon der passend betitelte Opener „Baby Come On“ hat alles, was die kommenden 45 Minuten auszeichnen wird: Simpel drückendes Riffing, dominante Bässe, seicht-verträumte Elektronik, oftmals zurückgenommene Strophen und dazu einen Refrain, der das Ganze im besten Sinne autotauglich auflöst.
Auch „Thousand Million Dollars…“ und das mit herrlichem weiblichen Gesang versehene „Mistress…“ flutschen dank dieser Formel grandios leichtfüßig noch in die widerwilligsten Gehörgänge, bevor der Achtzylinder bei „Over & Out“ kurzzeitig stockt: Wenn man Songs auf Grundlage von nur zwei Riffs konstruiert, rächt sich nun mal die kleinste Spur von Zweitklassigkeit, und hier fehlt es gerade in der Strophe einfach am entsprechenden Verve. Den bringt auch das sanfte „Pure As SIN“ nicht mit, das entfernt an eine B-Seite von TIAMATs „Cain“ erinnert – nicht schlecht gemacht, aber im lockeren Reigen dann doch eher ein Showstopper.
„Automatic“ geht anschließend wieder etwas mehr aufs Gas und nach dem frühlingshaften „Perfect Crime“ kommt mit „U Can Have All My Love 2nite“ der nächste Ausnahmemoment in Sachen weiblicher Gesang: Sille Lemke nutzt ihr zwischen Bubblegum und Saloon-Vamp pendelndes Timbre in jedem Moment perfekt und verleiht Edlunds Solostücken dadurch den letzten Schliff in Sachen Zugänglichkeit. Schade eigentlich, dass diese Scheibe offenbar ihr einziger Ausflug in musikalische Gefilde geblieben ist.
Der obligatorische Coversong ist angesichts der vorherrschenden Ästhetik dann wenig überraschend: Wo sich TIAMAT zwei Jahre früher an „Sympathy For The Devil“ versuchten, ballern LUCYFIRE ein bedingt eigenständiges „Sharp-Dressed Man“ in den Spargel, das dem Flow des Albums jedoch vollkommen gerecht wird. Spätestens angesichts der Tatsache, dass mit der Poe-Hommage „Annabel Lee“ und „The Pain Song“ gleich zwei weitere Höhepunkt des Albums auf dem Fuße folgen, spielt dieser punktuelle Mangel an Individualisierung dann auch keine Rolle mehr – omnia ad maiorem operis gloriam.
Ist LUCYFIREs Unikat ein Klassiker? – Schwer zu sagen, denn gerade in künstlerischer Hinsicht bietet „This Dollar…“ auf den ersten Blick nur wenig, um diesen Anspruch zu untermauern: Hier wurden weder kreative Höchstleistungen erbracht, noch hatte diese Scheibe einen messbaren Einfluss auf folgende Musiker. Nicht einmal Edlund selbst hatte offenbar Interesse daran, die hier eingeschlagene Richtung separat zu vertiefen: Der bereits 2010 geleakte LUCYFIRE-Demotrack „Thunder & Lightning“ beispielsweise fand sich schließlich auf TIAMATs Album „The Scarred People“.
Was „This Dollar…“ (neben der doch irgendwie eigenen Atmosphäre) als Album dagegen bis heute auszeichnet und in dieser Hinsicht vielleicht klassikertauglich macht, ist die schiere Dichte an einander ebenbürtigen Ohrwürmern. Edlund packt in scheinbar schwerelose 45 Minuten weit mehr Qualität als manch andere Band nach Dekaden auf ihre sogenannte „Best Of“ – allein dafür darf man dem Mann durchaus Respekt zollen. Umso mehr, da dieser Passion für das Fluffige immer mal wieder ein auflockernder Moment im Schaffen der Hauptband entspringt und somit weiter spekuliert werden darf, welche TIAMAT-Faves der jüngeren Zeit ihre Wurzeln im Feuer der Gehörnten haben. I am in love with myself, anyone?
Im Fadenkreuz
Thomas Schönbeck [ts]
Experte für alles, was außer ihm eigentlich niemand mag.
Martin Baltrusch [mb]
Experte für das Außergewöhnliche
Christian Rosenau [cr]
Experte für Frauen, Gotik und melodischen Schwarztod
Matthias Bock [mbo]
Experte für monolithische Rythmusstampfer ohne Melodie
Michael Bach [mba]
Experte für pfeilschnelle Gitarren, heroische Showdowns & misanthropiefreien Krach
Björn Gieseler [bjg]
Experte für Radiointerviews und andere sinnlose Gespräche mit Bands
Ralf Scheidler [rs]
Experte für Futter jeglicher Art mit Tendenz zum epischen Siechtum