Thee Maldoror Kollective - Pilot (Man With The Meat Machine)

Thee Maldoror Kollective - Pilot (Man With The Meat Machine)
Sonstiges
erschienen am 02.02.2007 bei Aural Music
dauert 52:24 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Exile
2. Microphones & Flies
3. Zombie Children
4. Welcome to the Golden Dove Society
5. The Night Mr. Clenchman Died
6. Pilot 1
7. Pilot 2
8. Pilot 3
9. A Gasoline Hero

Die Bloodchamber meint:

Folgendes Szenario: siebzehn Fernseher stehen in einem Zimmer, auf jedem Programm läuft etwas Unterschiedliches. Hier eine Dokumentation, da ein Klassikkanal, Musiksender, Filme, Operetten, Pornos, irgendwas. Außerdem laufen noch einige Radios im Hintergrund, mit Nachrichtensprechern, womöglich dem Wetterbericht, am Besten in irgendeiner fremden Sprache. Dazu ein Plattenspieler, dessen LP einige Risse aufweist, sowie jede Menge Hintergrundgeräusche von drinnen und draußen, denen insgesamt ein grandioses Rauschen aufgesetzt wird. Das Ergebnis sollte äußerst grauenhaft und verworren klingen, womöglich Stress und Nervosität erzeugen, je nach Intensität und Kopplung der Geräusche aber vielleicht auch düstere Atmosphäre liefern oder an der einen oder anderen Stelle überraschenderweise eine Harmonie ergeben. „Cinematic Avantgarde Music“ könnte die einfache Umschreibung dieses Zustandes sein, denn das Projekt der italienischen Musiker von THEE MALDOROR KOLLECTIVE läuft genau unter diesem Banner. In 50 Minuten wird hier jegliches Sinn raubendes Element genutzt, um den Hörer aus der Bahn zu werfen. Industrialbeats treffen auf Saxofon-Gepuste, Frauengesang trifft auf sanfte Gitarren, elektronische Samples gehen mit wilden Rhythmen eine schwer zu beschreibende Bindung ein und Soundtrackpassagen wurschteln mit Songauszügen wie „Stand by Me“ um die Wette.

Die Musik ist, ohne den Jungs an den Karren fahren zu wollen, für das menschliche Ohr (wenn es nicht grade durch bewusstseinserweiternde Stoffe auf Chaos eingestellt ist), einfach nicht ertragbar. Während der Opener „Exile“ noch als progressives, siebenminütiges Intro durchgehen kann und mit ordentlichen Gitarrenriffs für eine durchaus düster angenehme Stimmung sorgt, verzettelt man sich im folgenden immer tiefer in undurchsichtigem und konzeptlosen Durcheinander. Ganz ehrlich: „Microphones & Flies“ erzeugt im Normalfall bereits nach wenigen Sekunden einen mächtigen Brechreiz bei magenempfindlichen Freunden der Musikwelt. Insgesamt geht der diffus anmutende Brocken so schwer runter, wie ein querliegendes Mastschweinrippchen. Hier und da sorgt melodiöses Gleitgel, wie zu Beginn von „Zombie Children“ für etwas flottere Verdauung, doch im Endeffekt kommt einem doch wieder alles hoch – und THEE MALDOROR KOLLECTIVE scheuen sich nicht, diesen Vorgang zu beschleunigen.

Möglicherweise ist das hier Kunst – aber auch ein Haufen Scheiße kann je nach Flugkurve in die Untiefen der Toilettenschüssel als Expressionismus verstanden werden. Womöglich ist es ein Witz – aber auch dann ist er nicht besser als „Gehen eine null und eine acht durch die Wüste, sagt die null: wie kann man denn bei dem Wetter noch nen Gürtel tragen???“. Oder sollte am Ende die Welt einfach noch nicht reif genug für dieses Konzept sein – dann hoffe ich mal, dass sie nie so reif wird! Wahrscheinlich habe ich den Sound der Italiener einfach nicht verstanden und irgendwo gibt es Leute, die hier ihren vertonten Traum wiederfinden. Ich gehe davon aus, dass es vier Jungs sind – und es sind Italiener...
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