Anal Förster - Pharmacized

Anal Förster - Pharmacized
Death Metal / Fun
erschienen in 2007 als Eigenproduktion
dauert 49:09 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Implantation
2. Demenzia
3. Heiliges C2H5OH
4. Des Fuchses Speichel
5. Bretthart
6. 2 Menschen
7. Frozen by Cold
8. Lebendig für Immer
9. Amputation

Die Bloodchamber meint:

Nun, ANAL FÖRSTER klingt doch definitiv nach einer Band, die man als ernsthafter, liebenswert durchgeknallter und leicht zu begeisternder Grind-oder-auch-nicht-grind-fan in seiner Sammlung der hoffnungslos sinnlosen, aber trotzdem unabdingbar pseudosympathischen Alben nicht missen will, oder? Spätestens nach einem Blick auf die Songtitel und die großartigen Texte, die erfreulicherweise trotz der sinnfreien Spaßproduktion ausführlich im Booklet abgedruckt sind, gibt es für den anspruchslosen, unverbitterten Hörer kein Halten mehr.

„Pharmaziced“ gehört zu jenen „anderen“ Alben, die entstehen, wenn man im Vollrausch völlig unzusammenhängende, aber irgendwo doch unbewusst schlüssige Dinge von sich gibt und danach beschließt, diese göttlichen Eingebungen, bei denen zweifelsohne höhere Mächte ihre Finger im Spiel gehabt haben müssen, möglichst schnell in einen angebracht geschmackvoll niveaulosen Rahmen zu pressen. Dies führt zur allgemeinen Erheiterung, da man ein Produkt erhält, das zwischen dem Genie Helge Schneiders und einer röchelnden Kloschüssel balanciert. Dass Qualität bei einem derartigen Soloprojekt an unorthodoxen Maßstäben gemessen wird, ist sowieso klar.
Kurz zur Musik: Es scheint, als ob sämtliche Songs relativ komplett programmiert sind, wobei ich bei den Gitarren stellenweise noch am Rätseln bin, ob sie einfach nur extrem effektbeladen und unkenntlich gesamplet, aber wirklich eingespielt wurden oder ob sie komplett synthetischer Abstammung sind. Die Geschwindigkeiten reichen von doomig bis unmenschlich schnell, wobei ersteres noch einigermaßen verträglich klingt, das zweite allerdings eher einem stakkatodurchlöcherten Bandriss ähnelt.
Für eine synthetische Gitarre sprechen die freakig schnellen Psychomelodien, die gelegentlich an amerikanische Grindformationen erinnern. Ansonsten fällt das Album eher in die Sparte Death, obwohl auch etwas Doom und ein Pseudo-BM-Song enthalten sind.
Wirklich interessant sind allerdings die Vocals, die passend zum Song „Demenzia“ wirklich an einen grenzdebilen, alten Schwachsinnigen erinnern. Hastig, freakig, besessen, selbstanalytisch, psychotisch, pseudowissenschaftlich oder pseudodramatisch – man nenne es wie man will; diese Stimme predigt im aggressiven Stil - öfters auch mal jede Zeile doppelt - ihre simpel gefolgerte, aber dennoch pervertierte Trunkenboldphilosophie. Beim Song „Frozen by Cold“ kann man sich beispielsweise einfach nur an den Kopf fassen und bedauern, dass für Musik noch keine Untertitel entwickelt wurden.
Der fanatische Alkoholhuldigungssong „Heiliges C2H5OH“ besticht zudem durch zeremoniell hymnische Ethanolpreisungen.

Da die Musik schlicht und ergreifend ziemliche Rotze ist und die Songstruktur allein verwirrender als dieses Review ausfällt, muss ich eine alternative Bewertungsform anwenden. Einen Punkt vergebe ich für den offensichtlichen Humor und den Einfallsreichtum des Künstlers, der sich im Übrigen mit „Dr. med. phil Psych. Deziph Wymhe“ betitelt. Einen weiteren für seine sympathische Verwirrtheit. Einen dritten dafür, dass er wirklich gegen sämtliche, irgendwann erlassenen Gebote zu verstoßen gedenkt.
Abziehen muss ich allerdings wiederum einen Punkt, um meine redaktionelle Glaubwürdigkeit zu wahren. Somit kommen wir zu einem in vielerlei Hinsicht vielleicht weder nach oben, noch nach unten gerechtfertigten Ergebnis von 2 Punkten. Spaß hat es aber allemal gemacht!




Im Übrigen wurde ich vom Künstler gebeten, Interessenten auf seine E-Mailadresse zu verweisen, da das Album eigentlich nicht für den Verkauf bestimmt ist. Wer dennoch scharf auf eine handsignierte Kopie ist, der melde sich bitte bei: dr.med.deziph_wymhe@gmx.net
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