Scarve - The Undercurrent

Scarve - The Undercurrent
Modern Death Thrash Metal
erschienen am 27.04.2007 bei Listenable Records
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Endangered
2. Imperceptible Armageddon
3. Senseless
4. The plundered
5. Assuming self
6. Fathomless descent
7. A few scraps of memories
8. Rebirth

Die Bloodchamber meint:

Frankreich schien lange Zeit in Sachen Metal so fruchtbar zu sein, wie die Wüste Gobi, bis auf freakige Phänomene am Rande der musizierenden Metallurgenwelt kam aus unserem westlichen Nachbarland unglaublich weing. Nun, das hat sich mittlerweile Gott sei dank etwas geändert, spuckte man doch mit GOJIRA, HACRIDE, DROWNING, ZUBROWSKA, KRONOS und eben SCARVE in den letzten 10 Jahren gleich mehrere mehr als brauchbare Kapellen ans Tageslicht.

Was dabei auffällt, ist, daß sich ähnlich wie in Polen eine musikalische Tendenz abzeichnet und sogar so etwas wie ein französischer Sound herausbildet. GOJIRA, HACRIDE und SCARVE bestellen augenscheinlich den selben Acker, züchten jedoch Unterschiedliches. Was allen dreien gemein ist, ist die Affinität zu angeproggtem, relativ ungewöhnlichem Sound und eine magische Anziehungskraft, die MESHUGGAH ausübt. Diese Band scheint bei unseren Nachbarn wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Wo GOJIRA gekonnt genannte Schweden geschickt mit MORBID ANGEL verbinden, HACRIDE Progmetal mit höchst interessanten, dem Flamenco bzw. dem orientalischen Kulturkreis im Allgemeinen entlehnten Harmonien anreichern, versuchen es SCARVE mit einem "High Tech" Image, welches sowohl optisch als auch klanglich umgesetzt wird. Die Tischhupe säuselt eher abgedreht als kitschig und weiß die durch die beiden Sänger gebotene Abwechslung brauchbar zu untermahlen bzw. zu verstärken. SCARVE bieten auf "The Undercurrent" viel Abwechslung, Einfallsreichtum und man sollte es nicht glauben trotz der sehr technischen Ausrichtung sehr eingängige Passagen, die sie vor allem der, wie die Band sie selbst nennt, "polished voice" verdankt. Diesen Passagen werden im Arrangement entweder rasend schnelle Teile entgegengesetzt, die dank absolut überragender handwerklicher Fähigkeiten (vor allem von Schlagzeuger Dirk Verbeuren) weit weg von stümperhaften Karnickelfickergehaue sind, sich vielmehr höchst kontrolliert und effektiv präsentieren oder es werden rhythmisch höchst interessante Riff/Groove Kombinationen gezockt oder auch mal ganz ruhig und sphärisch Stimmung gemacht.

Alles im Lot also im Hause SCARVE? Nein. Das stärkste Pfund der Band, die klare Stimme, fängt mittelfristig an, mich etwas zu nerven. Sie ist zwar gut und wirkungsvoll eingesetzt, jedoch ähneln sich die Auflösungen und Gesangspassagen sehr, was die Wiederhörbarkeit etwas behindert. Mir fehlen etwas Infos zur CD, aber bei Titel 8 "Rebirth" scheint es mir, als ob Fräulein Gossow die Strophe mit ihrer höchst mittelmäßigen, rausgeröchelten Stimme veredelt. Da auch das Riffing sich wie ARCH ENEMY anfühlt, klingt es irgendwie wie eine schlechte B Seite des Schweden Fünfers. Gerade in diesem, meiner Meinung nach wirklich nicht sehr gelungenen Titel, weiß der SCARVE Barde mit der klaren Stimme mit wirklich eingängigem, schönem und höchst wirkungsvollem Gesang zu punkten. Der recht dröge Duettpartner in der Strophe macht es ihm aber auch in diesen Falle sehr, sehr einfach. Die Produktion ist in Ordnung, modern und etwas klinisch. Als Fazit bleibt festzuhalten, daß SCARVE mit "The Undercurrent" ein handwerklich beeindruckendes, eigenständig klingendes und sehr gutes Album vorgelegt haben, welches die eine oder andere Macke hat und dem am Ende etwas die Luft ausgeht! Trotzdem eine Empfehlung von mir. Gerade Fans von GOJIRA, HACRIDE oder Fans neuerer DISILLUSION, die hören möchten, wie es auch gehen kann, werden mit dem Album sehr, sehr viel Spaß haben!
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