Italien ein Land von La Dolce Vita? Ein Inbegriff von Lebensfreude und Heiterkeit? Wer so über dieses Land denkt, sollte sich die spätherbstlich wirkenden THE SUN OF WEAKNESS anhören. Die Italiener begleiten uns nämlich eine Etage tiefer, weg vom grellen Licht des Dachgeschosses. Wie die Band zwar musikalisch Trübsal bläst, dies aber geschickt in packende und mitreißende Kompositionen verpackt, ist schon ein Kunststück. Denn diese Gratwanderung am Rande des Kitsch ist wohl ausbalanciert. Selten wird dunkel angehauchte Rockmusik, gepaart mit viel Melancholie und Nachdenklichkeit, so herausfordernd, aber auch so trivial zelebriert.

Dabei ist das nicht negativ gemeint - im Gegenteil! Scheinbar hat die Band einen großen Bruder im Geiste; KATATONIA. Aber das soll nicht heißen, TSOW ahmen irgendwas von den vier Überschweden ab. Nein. Das Gros der Songs bewegt sich im (semi-) balladesken Bereich, dazu gesellen sich anfangs auch richtige Melancholie-Rocknummern, die ein hohes Niveau aufweisen. Violinarrangements, halb-akustische Einsprengsel und eigenständige Harmoniebögen führen in ein wunderbares Album, welches sich der geneigte Fan sich sicherlich neben LACUNA COIL und KATATONIA stellen möchte. Das Ganze wird vom stets emotionalen und klaren Gesang von A. Cammiletti getragen. Anstatt Nerven zerrender Gefühlsausbrüche und Jammerei herrscht gesanglich und kompositorisch auf dem ganzen Album überlegt arrangierte Dramaturgie.

An "Trompe l'oeil" kann kein Schwachpunkt erkannt werden. Nicht im Sound, nicht im Mix und auch nicht in den Kompositionen. Alles wirkt rund, kompakt und schlüssig. Sogar die Songzusammenstellung ist überlegt angeordnet. Wer Fan dieser Art von Rockmusik ist (Metal gepaart mit Wave und Romantik), der kann sicher ein Ohr riskieren. So kann man feststellen ob es noch andere Bands in diesem Metier gibt und findet heraus, dass Qualität auch aus Italien kommen kann. Viel Spass an diesen novembrigen Klängen.