Uncolored Wishes - World Under Control

Uncolored Wishes - World Under Control
Progressive Rock
erschienen am 09.11.2007 bei Manitou Music
dauert 49:02 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. End of Time
2. Ices Sensation
3. Amazone
4. Galleons of the Messiah
5. Uncolored Nightmare
6. Marie Stuart
7. Town under Control
8. White Death
9. Regression
10. Final Dance

Die Bloodchamber meint:

Im Nachhinein empfinde ich es als durchaus komisch, dass mich das erste Mal, da ich „World under control“ von UNCOLORED WISHES gehört hatte, diese CD so konfus zurückgelassen hatte. Was hatte ich da gerade eben gehört? Ich wusste noch, dass ich, bedingt durch Cover und Namen der Gruppe, mich schon wieder auf dem Pfad des Vorurteils befand und einen kitschig-öligen Gothic Metal erwartete – und genau das nicht eintraf. Soweit reichten meine Erinnerungen noch. Dann war Schluss.

Und dann dieser herrliche Effekt: Mit jedem nochmaligen Hören verdichtete sich dieser konfuse Eindruck zu immer klareren Konturen. Es entstand die Projektion eines, aufgrund der verschiedenen Perspektiven zwar erst mal verwirrenden, aber durch die Harmonie der verschiedenen Kompositionen homogenen Bildes. Die Franzosen steigen mit „End of Time“ sehr rockig und damit auch recht eindeutig ein. Auffallend der raue, kräftige Gesang, dem es auch an Melodie nicht mangelt. Dafür leider ein wenig an den hohen Tönen, wie das darauffolgende und mindestens genauso rockige, wenn auch weitaus schnellere „Amazone“ zeigt. Beim toll gemachten Refrain liegt der Sänger konsequent unter dem zu erreichenden Ton. Anfangs klang das für mich noch echt schief – mittlerweile genieße ich es fast. War es doch gewollt? Wer weiß...

Aber dann wird es mit „Galleons of the Messiah“ schon etwas abgedrehter. Spanische Klassik, nichts ungewöhnliches mehr, aber so konsequent ein und umgesetzt, dass es schon mehr als einen Anlauf braucht, um voll durch die Umsetzung durchzusteigen. Und dann erreicht die CD für mich ihren Höhepunkt: „Uncolored Nightmare“ wartet mit allem auf, was man als untypisch bezeichnen darf. Elemente aus dem Hip-Hop, düstere Soundsamples, die an Filmmusik erinnern und ständige Wechsel, was die gebotene Lautstärke anbelangt – und daneben und darüber eben doch wieder Gitarren, Metal, ein toller Refrain. Mutig, keine Frage. Der Rest der CD oszilliert weiter zwischen recht eindeutigem, hartem, progressiven Metal („Marie Stuart“) und verschlüsselteren Songs, wie „Regression“, in welchem der Hörer mit allerlei Sprechsequenzen konfrontiert wird, auf englisch, auf französisch – Geschmackssache, mir gefällt die dadurch erzeugte Stimmung sehr gut.

Alltäglich ist es nicht, was UNCOLORED WISHES mit „World under control“ hier veröffentlichen. Und völlig ausgewogen ist es auch noch nicht, der rote Faden rutscht den Franzosen hin und wieder aus der Hand. Aber das Gebotene gefällt mir. Es ist oft wirr, abgedreht, trotzdem sehr rockig und über weite Strecke hinweg auch eingängig und es ist mutig. Für wen genau „World under control“ geeignet ist, wage ich kaum zu sagen. Wer jedoch eine zu eindeutige Definition von Progressive Metal sein Eigen nennt, dem werden UNCOLORED WISHES eher nichts geben. Aber gerade dieses Anderssein sollte den geneigten Hörer dazu verleiten, zumindest mal reinzuhören.
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