Die Zahl der Bands, die ein nahezu undurchdringliches Dickicht akustischer Gewalt fabrizieren, scheint immer größer zu werden. HARLOTS aus Ohio sind zwar schon etwas länger im Geschäft – sie veröffentlichen mit “Betrayer” bereits ihr drittes Fulllength-Album – , passen aber da vorzüglich hinein.

Natürlich hat man, wie fast immer, wenn man ein Math/Jazzcore/Progressive Death/Wasauchimmer-Album zum ersten Mal hört, das Gefühl, einer unsensiblen, arhythmischen, melodielosen, generell einfach nur chaotischen Aneinanderreihung von Riffs und Geschrei beizuwohnen. Bei genauerem Hinhören erfasst einen schnell die hypnotisch-berauschende Atmosphäre der ganzen Angelegenheit. Letzten Endes durchschaut man auch, dass hier zwar Grenzen konventionellen Musikverständnisses und gewohnter Kompositionen gesprengt werden, alles aber durchaus Methode und Struktur besitzt.

Auch wenn HARLOTS schon länger im Geschäft sind, braucht man für ihr neues Album schon etwas länger, um oben genannte Phasen zu durchschreiten. Da wird es manchmal zu viel des Chaos, zu wenig der Atmosphäre und zu verborgen der Struktur. Am überzeugensten sind die schleppenden, stark mit CULT OF LUNA und ähnlichen Bands verwandten Gitarren- und Soundwälle zwischen den Eruptionen geraten, die wirklich zu fesseln vermögen. Ansonsten ein gutes, aber kaum herausragendes Werk.