Auspex - Resolutio

Auspex - Resolutio
Symphonic Progressive Metal
erschienen am 25.01.2008 bei Thundering Records
dauert 54:41 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Subjective Architecture
2. Time To Make A Stand
3. Theater Of Pain
4. Lost Academy
5. Mysteries Of The Stars
6. Phantoms
7. Celestia
8. A King's Crown For A Wealthy Weak
9. Rise

Die Bloodchamber meint:

Schon mal das Gefühl gehabt, von einer Hochzeitstorte erschlagen zu werden? So einer richtig großen, mit bunten Streuseln und massig sahnigen Verzierungen, und mit einer dicken Frau drin, die eigentlich herausspringen sollte? - Eben jenes Gefühl ereilt mich beim ersten Hören der französischen Band AUSPEX, die mit "Resolutio" eine Kalorienbombe auf die ahnungslose Menschheit wirft, der selbst ausgewiesene Freunde der Konditorenzunft etwas ratlos gegenüberstehen könnten.

Ihr fragt warum? - Nun, nehmt einfach alle Ideen, die Luca Turilli in seinem Leben jemals hatte, gebt zwei Löffel französischen Hang zur spielerischen Übertreibung hinzu und schmeckt das Ganze mit einem eher karnevalistischen Avantgardebegriff ab - Voilá, c'est AUSPEX!
Hier hoppelt das Schlagzeug, hier jubilieren die Chöre, hier gniedeln die Gitarren, und durch all den Überschwang jauchzt ein kribbelbunter Klebenebel der niedlichsten Keyboardtöne seit Menschengedenken. Keine Ahnung ob euch das hilft, aber stellt es euch wie einen wirklich ausladenden Rummelbesuch bei Sonnenschein vor - eine derart mit Details behangene Version des Symphonic Metal ist mir bisher jedenfalls selten untergekommen. Und wenn in „Theater Of Pain“ schließlich auch noch (gelungene) elektronische Elemente ihren Weg in diesen bunten Sturm finden, wimmert das Kleinhirn dann doch ganz leise um Vergebung.
Überdies scheint Fronterin Elodie ein ausgesprochenes Faible für japanische Zeichentrickserien zu haben, klingen doch viele ihrer Gesangslinien nach animetypischen Popsongs und sorgen so für fast schon letale Fröhlichkeit. Ihr Timbre ist dabei mäßig hoch, bisweilen vielleicht etwas schwach auf der Brust, aber insgesamt doch eine gelungene Ergänzung zum instrumentalen Hintergrund. Selbiger ist im Übrigen fehlerlos umgesetzt, was in diesem Genre mittlerweile eine Selbstverständlichkeit sein sollte, so dass sich die anfangs erschlagenden Strukturen nach mehreren Durchgängen dann doch in ein nachvollziehbares Ganzes fügen. Vor Allem die immer wieder aufblitzendende epische Breite und die gelungenen Chorarrangements sorgen für jenes Minimum an rotem Faden, ohne den ein solche Metaloper kaum bestehen könnte.
Als Vergleichspunkt bieten sich neben bereits genannten Vertretern der italienischen Schule und den metallischen „Opernprojekten“ (AVANTASIA etc.) auch die skandinavischen Fiedelrecken an, jeweils ergänzt um das erwähnte, speziell französische, Element. Und natürlich sollte auch der Fakt des überwiegend weiblichen Gesangs bedacht werden, wenn man sich dem gut produzierten „Resolutio“ unvoreingenommen nähert – Mademoiselle Elodie drückt dem Material mit teils eigenwilligen Melodien recht selbstbewusst ihren Stempel auf.

Kann man „Resolutio“ nun empfehlen? Ich würde zumindest Fans der im Text verstreuten Bands zu einer kleinen Probesitzung raten, da das Material nach dem initialen Schock schon einen gewissen Reiz entfaltet. Und wenn man nicht unbedingt den Thronfolger metallischer Sinfonik zu finden hofft, kann man mit dieser Veröffentlichung definitiv eine Zeit lang Spaß haben – es muss ja nicht immer gleich der heilige Gral sein.
-