Various Artists - Obscene Extreme 2006 (DVD)

Various Artists - Obscene Extreme 2006 (DVD)
Death Metal / Crust / Grindcore
erschienen am 05.07.2007 bei Obscene Productions
Bloodchamber-Wertung:

Die Bloodchamber meint:

Oh ja, das Review zur DVD vom Obscene Extreme Festival ist stets eine Herausforderung. Wer bei einer halbstündigen Grindcore CD schon die Segel streicht wird wohl bei dieser Veröffentlichung Haarausfall bekommen. Wer von Krach in manchmal nur minimalen Abweichungen jedoch nicht genug bekommen kann, wird bei hier mit der Zunge schnalzen.

Das OEF ist bekannt dafür, sehr stark im Underground verwurzelt zu sein daher haben die auftretenden Bands eine stark schwankende Güte. Vom stumpfen Röchelgrind über nicht ungewöhnlichen Crustcore bis hin zum öden Death Metal ist alles vertreten. Blöderweise verpasst man dann auf Grund einer längeren Schlange an einem der zahlreichen Bierstände dann auch die ein oder andere annehmbare Band. So mir geschehen bei WORLD DOWNFALL. Na ja, wenn ich meinem Kumpel Artur glauben kann, hat der Sänger eh die ganze Zeit seinen Pimmel gezeigt. Während des Gigs von NAILED macht ein Bühnenarbeiter mal eben einen auf Colt Seevers, klettert 7 Meter die Bühne hoch und befestigt einen Sonnenschutz. Natürlich ohne Sicherungsseile oder ähnlichen Kinderkram. DISTURBANCE PROJECT haben sich verspätet und damit der Zeitplan nicht durcheinander kommt, werden sie ans Ende des Billings verschoben. Bleibt die Zeit, etwas zu essen. Ich entscheide mich für einen vegetarischen Burger, der recht lecker ist. Ralf nimmt eine Suppe, die nicht nur bäh aussieht sondern auch so schmeckt. Die inzwischen verblichenen N.C.C. spielen als nächstes. Die Leute toben und betreiben exzessives Stagediving. Sie sind halt die Lokalhelden, das merkt man. Danach entern SPLITTER die Bühne, die ich damals noch nicht kannte und die mich seitdem verfolgen. Exzellenter Crust Grind, wie er nur aus Schweden kommen kann, mitreißend und sehr schnell gespielt. WASTEFORM haben wahrscheinlich den dicksten Sänger der Welt und widmen sich dem technischen Death Metal. Zum Verschnaufen gibt’s den ein oder anderen Groove Part. Leider war der Auftritt viel zu kurz. Der Tag neigt sich dem Ende, die Notizen werden unleserlicher. INTERNAL SUFFERING kommen aus Kolumbien und haben sich dem brutalen Death Grind verschrieben, den man vielleicht mit KRISIUN vergleichen kann. SINISTER im Anschluss sind der erste richtige Headliner und die Meute ist komplett aus dem Häuschen. So eine Walze, so eine ungezügelte Macht habe ich selten erlebt. Die Holländer geben alte Klassiker und neue Stücke zum besten. Leider ist auch deren Auftritt viel zu kurz. Die Jungs von CRIPLLE BASTARDS sind, wie ich erleben durfte, nicht nur sehr nette Zeitgenossen, sondern entern die Bühne bis auf den Drummer alle im Trikot der italienischen Nationalmannschaft. Vor wenigen Tagen fand das Finale der Fußballweltmeisterschaft statt und die Italiener sind sichtlich stolz auf den Titel. Ein mutiger Fan wagt sich im Zidane-Shirt auf die Bühne doch statt der erwarteten Haue gibt es Verbrüderungsszenen. So soll es sein. Vor der Zugabe widmet sich die halbe Band erstmal dem Crowdsurfing. SQUASH BOWELS müssen spät am Abend ohne Bassist auskommen, denn der hat keinen Pass mehr bekommen. Kollege Scheidler kann da auch ein Lied von singen, hehe.

Ein neuer Tag ein neues Glück. MUMAKILL haben definitiv den zweitdicksten Sänger des Festivals und können auch musikalisch überzeugend. Der feilgebotene Grindcore ist mitreißend und groovig. FROMTHEASHES stammen aus Schweden, spielen crustigen Grind und sind fast so geil, wie ihre Kollegen von SPLITTER. Aber nur fast. TEARS OF DECAY hab ich verpasst aber mein Kumpel Artur hält sie für eine „brutals schlechte Death Metal Band“, die alles falsch gemacht hat. Der Sänger hat wohl nur gemosht, wenn die Kamera da war und selbst der Gastsänger war noch schlechter als die Band selbst. Danke, Artur! Dass du überhaupt noch zu solchen tief greifenden Analysen fähig bist verwundert mich, denn Artur, Patte und Thomas K. fallen schon den ganzen Tag wie die Tiere über den Alkohol her. Und wir haben schon 17:00 Uhr. Zu MASSGRAV fällt mir nur ein einiger Kommentar ein: Uff!!!!!!! Bei der Ansage „We’re so tight, it’s unbelievable. Rotten Sound go die!“ neigt man noch zu einem müden Lächeln und wird in der folgenden Sekunde von einem Orkan erfasst. Wahnsinn!! Die Schweden sind deutlich schneller, brutaler und überhaupt waaaaah! Sie sehen ihre Musik als „crusade against slow crust bands“. So schnell kann kein Mensch bangen. Mit einem Augenzwinkern lässt sich der Sänger dann zu der Ansage „Now we play a faster song“ hinreißen. DRILLER KILLER müssen mit einem absolut beschissenen Sound sowohl auf der Bühne als auch davor kämpfen. Entsprechend mies ist die Stimmung der Band während und nach dem Gig. Ihre Mischung aus Crust, Punk und Grind kommt kaum zur Geltung. SKITSYSTEM wären nicht SKITSYSTEM, wenn sie die Bude nicht ordentlich rocken würden. Jeder weitere Kommentar ist Zeitverschwendung. Genauso wie der Auftritt von GUT, den ich mit meinen Kumpels vom Bierstand aus wunderbar beobachten kann. Der Sänger hampelt auf der Bühne rum wie ein Karnickel auf Koks; und so was sollen Legenden sein. DISMEMBER spielen danach und ich verweise an dieser Stelle auf meine Ausführungen zum SKITSYSTEM Auftritt.

Was ich persönlich von Musik-DVDs halte habe ich an anderer Stelle bereits erwähnt, daher ist dieses Review wie ein kleiner Festival Bericht aufgebaut. Ich habe es mir und euch auch erspart, zu jeder einzelnen Band etwas zu schreiben, um Wiederholungen zu vermeiden. Wer Interesse an den ganzen kleinen Anekdoten, die am Rande so passieren hat, der sollte sich im Sommer einfach auf das OEF hieven. Es ist preislich im Rahmen, von der Atmosphäre her nach wie vor mein persönliches Highlight unter allen Events des Jahres und man trifft dort nur kaputte Menschen. Als Extras gibt es Interviews mit SPLITTER, SINISTER, DISMEMBER und CRIPPLE BASTARDS, bei denen man den Bands anmerkt, wie wohl sie sich vor Ort fühlen.
Wer schon immer mal sehen wollte, wie sich Menschen live auf der Bühne mit Fleischerhaken durchbohren und sich daran aufhängen, der kommt bei der Show des Piercingstudios Hell.cz auf seine Kosten, die auf der zweiten DVD als Bonus enthalten ist. Wohlgemerkt ohne Tricks, ohne Netz und ohne doppelten Boden. Zack! den Haken in den Rücken gespießt und dran aufgehangen. Warum eigentlich nicht? Ebenfalls enthalten ist eine Art Noise Show, die unter dem Namen NAPALMED firmiert. Kann man getrost vergessen. Hier wird mit allerhand (elektronischem) Krimskrams Lärm fabriziert. Lärm! Keine Musik. Spätestens nach 10 Minuten geht die Show auch dem letzten Festivalbesucher auf die Eier, denn man kann sich nebenher nicht mal bei einem Bier unterhalten. Wer so was gut findet, der fickt auch Mikrowellen.

Insgesamt 8 Punkte, stellvertretend für das gesamte Festival, seine Organisatoren, seine Besucher, die Stadt und sein Bier.
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