Musik und Politik?!
Musik und Politik?!
Musik und Politik. Ein leidiges Thema, welches aufgrund seiner ständigen Aktualität aber niemals völlig aus der Diskussion kommen wird und trotz, oder vielleicht auch gerade wegen des großen Schweigens oder halbgaren Phrasendreschens mehr als nur wichtig für eine Szene (ich HASSE Subkulturelles Schubladendenken) und das Individuum an sich ist.
Der Trend geht dabei hin zum „Ausschweigen“. Politik habe in Musik nichts zu suchen sind beliebte Aussagen, denn Politisierung sei immer und grundsätzlich schlecht. Doch ist es wirklich so? Hat ein Künstler (zu denen man manche Musiker wohl durchaus zählen kann, und erstaunlicherweise auch aus dem Metal Bereich) nicht das Recht und für sich selbst auch den Anspruch politisch zu sein? Muss er das nicht nahezu? Jedes Individuum steht für eine politische Überzeugung, oder im kleinsten Falle für eine Meinung. Somit ist die Folge zur Politik doch schon fast offensichtlich zu ziehen, denn durch die persönliche Meinung die hinter einem musikalischen Projekt steht, ist doch schon die Politik mit der Musik verknüpft. Somit kann auch ein politisches Statement durch Musik übertragen werden, das in der Musik selbst eigentlich gar nicht verwendet wird. De facto heißt das: Herr X hat eine Meinung und macht eine CD. Wenn ich die CD kaufe, dann unterstütze ich ja Herrn X und seine Meinung durch mein Geld, und billige seine Meinung, auch wenn sie nur subtil oder auch gar nicht in der Musik wiedergegeben ist, ich sie aber nicht mag. Sollte uns das nicht zeitweise in einen Gewissenskonflikt bringen? Sicherlich ist es müßig über den politischen Aspekt einer beschissenen Gore Grind Platte zu räsonieren , aber fühlt es sich nicht besser an, Gruppen mit richtiger politischer Überzeugung zu unterstützen als sich in einem Gestrüpp aus vielsagenden Nicht Aussagen zu verirren?
Was ist so schlimm an Politik? Was ist so schlimm an Politik in der Musik. Wenn mans genau nimmt, ist der Ursprung unserer heutigen Populärmusik auch die Politik, denn der Blues, der gemeinhin als Vater des Rock angesehen wird, entsteht aus Unterdrückung. Ganz frühes Punk und Revolutionsdenken also. Um die Eingangsfrage zu diesem Absatz zu beantworten: Eigentlich nichts, es sei denn die Politik ist menschenverachtend, unterdrückend oder einfach zum Schaden bestimmter Zielgruppen gedacht (seien es nun materielle oder lebendige Ziele).
Und genau DAS sollte uns in einen Gewissenskonflikt bringen, wenn man sein Augenmerk einmal mehr auf die Metal Szene wirft. Gerade im Bereich des Pagan und Black Metal sind rechte Tendenzen an der Tagesordnung. Sicherlich haben Sonnenräder und Runen und allerlei „Heils“ Grüße einen historischen Hintergrund, aber ob man damit in einer Zeit in der immer noch Asylantenheime angezündet werden damit offensiv kokettieren muss ist zumindest fragwürdig. Zumal sich anscheinend auch einen Scheiß darum geschert wird, welches Klientel im Endeffekt alles die eigene Shirts trägt, wenn doch die Kohle stimmt.
Fast noch schlimmer ist der gemeine Umgang der Metal Szene mit den wirklich verwerflichen Bands des Black Metal Bereichs. Es ist ja egal, dass Varg Vikernes ein bekackter Nazi Nullvogel ist, denn er hat ja mal "gute Musik" gemacht. „Ich kann zwischen Mensch und Musik trennen“. Eine grobe Fehleinschätzung. Alleine durch den CD Kauf, und durch das alleinige Hören der Musik unterstützt man die Visionen und Ansichten dieses Mannes. Man mag mir nun vorwerfen ein abgelutschtes Beispiel herangezogen zu haben, doch die Liste ließe sich beliebig fortführen. Ein Spielen mit Nazi Phrasen, Symbolik oder Ästhetik ist einfach unreflektiert und in meinen Augen unangebracht.
Doch wie ist die „Metal“ „Szene“ denn politisch eigentlich so geeicht? Meiner bescheidenen Meinung nach haben wir es dabei größtenteils mit einer Mischung aus dämlichen Elitetum und anachronistischem Konservativismus zu tun. Kann ein Metaller wirklich konservativ sein? Disqualifiziert er sich dazu nicht selbst in seinem persönlichem Anspruch „anders“ zu sein als die anderen, und durch sein „Wir werden von der Gesellschaft nicht akzeptiert“ Gehabe? Ich meine nein, denn wäre der Metaller nicht konservativ, wie wäre sonst das konsequente Verschließen gegenüber neuen Einflüssen, und „Fremdem“ zu erklären. Nirgends sonst als in der Metal Szene habe ich eine dermaßen an CSU Parteitage erinnernde Furcht vor der „Unterwanderung des heimischen Gebietes“ erlebt. In gewisser Hinsicht ist der gemeine Metaller Faschist. Ein Musikfaschist. Sicherlich nicht alle, aber zu viele. Ich glaube, dass die Musik früher oder später genau daran zerbrechen wird (wenn nicht schon vorher alles durch Nazikacke verseucht ist, weil ja keiner mehr was dagegen tut). Was man dagegen tun kann? Denkt mal drüber nach…
veröffentlicht am 17.11.2005