Nidrosian Black Metal - Trondheims schwarzes Herz
Nidrosian Black Metal - Trondheims schwarzes Herz
Special
29.06.2014
29.06.2014
Black Metal aus Nidaros
Seit geraumer Zeit geistert ein Begriff durch den Black Metal Underground. In ihm schwingt ein Geheimnis mit, etwas Magisches, Böses und Unbekanntes. Es handelt sich dabei um kein griffiges Schlagwort, kein schickes modisches Label, sondern vielmehr um ein obskures Raunen. Es geht um Nidrosian Black Metal. In den letzten Jahren ist diese Bezeichnung immer wieder aufgetaucht. In Form von Bands, in Form eines Festivals und in Form von Tonträgern, die sowohl musikalisch, als auch von der gesamten Gestaltung einen unheiligen Nimbus erahnen lassen, der auf dem übersättigten Musikmarkt derzeit seines gleichen sucht. Doch fragt man ein wenig genauer nach, stößt man schnell an Grenzen. Die Anzahl der verfügbaren Interviews ist überschaubar. Hintergrundberichte gibt es kaum.
Und sucht man die Veröffentlichungen, muss man schnell feststellen, dass sie nicht an jeder Ecke erhältlich und teils lange vergriffen sind. All dies trägt dazu bei, das Phänomen Nidrosian Black Metal zu einer der interessantesten Erscheinungen der letzten Jahre im schwarzmetallischen Untergrund zu machen. Doch was genau hat es eigentlich damit auf sich? Dieses Special soll versuchen, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen und dem Interessierten einen ersten Zugang in diesen geschlossenen Zirkel zu ermöglichen.
Nidaros ist der Name, unter dem die norwegische Stadt Trondheim im Jahre 997 gegründet wurde. Sie ist die drittgrößte Stadt Norwegens, knapp 500 Kilometer nördlich von Oslo und etwa 3° südlich des Polarkreises gelegen. Sie hat eine große Universität, einen eigenen Fjord und den Nidarosdom, dessen Bild man in Fehlfarben und starken Kontrasten vom Cover des Albums „De Mysteriis Dom Satanas‟ von MAYHEM kennt. Und Trondheim ist die Heimstatt einer äußerst lebendigen Black Metal Szene, deren Wirken aus der Abgeschiedenheit des Nordens in finsteren Ecken der weiten Welt ausstrahlt. Organisatorisches Zentrum ist das Label Terratur Possession, gegründet und geführt von .:O:A:A:., der sich dankenswerterweise einigen Fragen gestellt hat, wie man weiter unten lesen kann.
Was die nidrosianische Szene so unübersichtlich macht, ist die Fülle an Bands, die aber teilweise nur einen sehr geringen Output veröffentlicht haben. Assoziationen zu den französischen Légions Noires werden geweckt, auch wenn die Unterschiede nicht zu übersehen sind. Doch es fällt auf, dass Bands, die in der öffentlichen Wahrnehmung zu den Protagonisten dieses Kreises gehören, gerade einmal 20 bis 30 Minuten Musik auf regulären Tonträgern veröffentlicht haben. Die Anzahl kompletter Alben ist überschaubar, die Wechselbeziehungen der Musiker untereinander sind es nicht. Und hört man sich einmal in die Releases ein, die unter nidrosianischer Flagge veröffentlicht wurden, dann fällt auf, dass es keinen homogenen Sound gibt, der für alle Bands prägend ist.
Doch von wem reden wir eigentlich? Die derzeit wohl bemerkenswertesten Söhne Trondheims sind die Bands MARE, VEMOD, DARK SONORITY und ONE TAIL, ONE HEAD. Die Band, die am meisten Veröffentlichungen zu verbuchen hat, ist CELESTIAL BLOODSHED,
doch nachdem der Vokalist und Kopf der Band Steingrim Torson im Jahre 2009 unter nicht genau geklärten Umständen eines nicht-natürlichen Todes starb, brach nicht nur die Band zusammen, sondern verlor die nidrosianische Szene auch einen ihrer produktivsten Köpfe.
Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass es eine Reihe assoziierter Bands gibt, die zwar nicht aus Trondheim stammen, aber teils auf Terratur Possessions veröffentlicht wurden, teils personell oder durch Live-Aktivitäten mit der Szene verbandelt sind. In diesem Rahmen sind SVARTIDAUÐI, URFAUST und Teile der finnischen Szene um das dortige Mastermind Shatraug zu nennen.
Sucht man nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner unter all diesen Bands, finden sich ein paar Faktoren, die kennzeichnend für das sind, was unter dem Begriff Nidrosian Black Metal zusammengefasst wird. Zunächst vereint alle Acts eine ähnliche antikommerzielle Grundhaltung. Da Norwegen über die letzten zwei Jahrzehnte so etwas wie eine Handelsmarke in Sachen Black Metal geworden ist, wäre es ein leichtes, auf dieser Welle mitzureiten. Doch keiner der genannten Akteure tut das, vielmehr herrscht eine beträchtliche Distanz zwischen den Nidrosianern und dem Rest des norwegischen Black Metal. Und sieht man sich die musikalische Bandbreite an, mit der wir es bei den vielen Bands zu tun haben, dann zeigt sich, dass hier ebenso wenig Homogenität herrscht wie bei den Urvätern des norwegischen Black Metal in den frühen Neunzigern. Die Spannweite zwischen den einzelnen Alben ist derart groß, dass es im letzten Teil des Specials eine kleine Übersicht mit zentralen Veröffentlichungen der Szene gibt. Letztlich ist ein großer Bereich der schwarzmetallischen Subgenres vertreten und von räudiger HELLHAMMER-Verehrung über episch-ambiente Klangsphären bis hin zu rituell-okkulten Klängen finden wir alles, was das schwarze Herz begehrt.
Nicht unwesentlich zur Faszination beigetragen hat das labeleigene Festival, das 2013 zum vierten Mal stattgefunden hat, die Nidrosian Black Mass. Die ersten drei Ausgaben fanden noch in Norwegen statt, im vergangenen Jahr zog die Veranstaltung ins zentrale Europa, und zwar nach Brüssel in Belgien. Dort traf sich alles, was man an Niveau, Rang und Namen aufbieten konnte und neben der Trondheimer Fraktion waren Bands wie BEHEXEN, MGŁA oder HETROERTZEN vertreten. Ein denkwürdiges Programm, das man in dieser Form kaum ein zweites Mal geboten bekommt. Die Karten waren schnell ausverkauft, Berichte gab es kaum, aber dafür eine Flut an Bildern, die den Eindruck einer schwarzen Messe unterstrichen, waren es doch immer wiederkehrende Bilder von Blut, Kerzen und Räucherwerk. Was auch immer sich dahinter verbergen mochte, jeder, der in den einschlägigen Szeneorganen auf die Nidrosian Black Mass aufmerksam wurde, konnte unschwer sehen, dass diese Veranstaltung ein Hochamt des Besten war, was es derzeit an Black Metal gibt und das ganz abseits aller großen Stars und alten Recken.
Nidrosan Black Metal – So einheitlich das klingen mag, da es ein geheimnisvolles Label gibt, das diese unterschiedlichen Bands zusammenfasst, so wenig trägt man den Tatsachen Rechnung, wenn man dahinter ein geschlossenes Konstrukt, ein klar definiertes künstlerisches Programm oder dergleichen vermutet. Und bei aller Begeisterung, die all diese großartigen Veröffentlichung auslösen können, werden durch bloßes Hören lange nicht alle Fragen beantwortet. Aus diesem Grunde haben wir Kontakt mit .:O:A:A:., dem Mann hinter Terratur Possessions, aufgenommen, um ein wenig genauer zu verstehen, womit wir es eigentlich zu tun haben.
Terratur Possessions, die dunkle Seele Trondheims – Interview mit .:O:A:A:.
Hallo, vielen Dank für deine Bereitschaft, dieses Interview zu machen. Vielleicht könntest du dich kurz unseren Lesern vorstellen.
Ich bin O.A.A., der eine und einzige Deathdealer bei Terratur Possessions. Das Label wurde 2007 als ein „tape only‟ Label gegründet, ohne jegliche Absichten mehr als eine kleine Zahl sorgfältig ausgesuchter Tapes zu veröffentlichen. 34 Releases in unterschiedlichen Formaten und etliche Gigs und Festivals später ist der Rest, wie man sagt, Geschichte.
Könntest du uns für alle, die dein Label Terratur Possessions noch nicht kennen sollten, einen kurzen Überblick darüber geben, wofür es steht?
Es ist ein selbstsüchtiges, egoistisches Label, da alles, was unter dem Banner von Terratur Possessions veröffenlicht wird, ausschließlich auf meinen Gedanken und Instinkten basiert. Das Label repräsentiert die dunklen Kräfte unheiligen Black Metals. Ehrlich und einfach, keine Kompromisse.
Es gibt eine ganze Menge Bands aus Trondheim, die frisches Blut in die norwegische Black Metal Szene gebracht haben. Was macht Trondheim so besonders?
Ich werde nicht hier sitzen und Überlegenheit behaupten, indem ich sage Trondheim sei „besonders‟. Wir tun, was rein und wahr für uns ist. Die nidrosianische Bruderschaft ist stark, eng verbunden und abgeschieden von allen Einflüssen der Welt dort draußen. Was du von den Bands, die durch mich veröffentlicht wurden, hören kannst, ist ihr inneres Feuer, das durch Musick [sic!] zum leben gebracht wird. Nur wahre Ehrlichkeit und Hingabe können das einzigartige „etwas mehr‟ schaffen, das so vielen Bands fehlt.
Was bedeutet der Begriff „Nidrosian Black Metal‟ für dich jenseits der Referenz zum mittelalterlichen Namen Trondheims und was ist der Kern des nidrosianischen Sounds?
Der Begriff wurde zu einer Zeit geschaffen, als all den alten Bands, die einst die Flamme getragen hatten, der Sprit ausgegangen ist und alle möglichen Labels, groß oder klein, da waren, um sie unterzubringen. Du konntest ein einzelnes Riff bei MySpace hochladen, eine Drummachine hinzufügen und sagen, dass du „True Norwegian Black Metal‟ spielst und schon wurdest du gesigned. Um diese Zeit herum wurde der Begriff TNBM immer populärer und Bands wie CARPATHIAN FOREST, DARKTHRONE, SATYRICON und diverse andere schienen sich von ihren Wurzeln zu entfernen, was für mich nicht richtig war. Die sogenannte „Szene‟ war ein Zirkus und wir wollten uns da raushalten, so wurde Nidaros kreiert. Es war unsere Form, einen Schritt zurück zu treten und außerhalb des Fokus zu bleiben.
Du hast eine Reihe Bands bei Terratur Possessions untergebracht, die nicht aus deiner Heimatstadt kommen, nicht einmal aus Norwegen, wie z.B. SVARTIDAUĐI. Was ist das verbindende Element und was braucht eine Band, um im Programm deines Labels aufgenommen zu werden?
Ich habe TP niemals als „Nidaros-exklusiv‟ Label gesehen. Hölle, meine ersten drei Veröffentlichungen waren nicht mal norwegisch! Ich veröffentliche das, was mich allein reizt. Die Bands in meinem Programm sind alle enge Kontakte und das ist es, was für mich zählt. Ich werde kein weiteres Label betreiben, das willkürlich mittelmäßige Qualität veröffentlicht. Ich bleibe unter meinesgleichen, Gläubigen, die das gleiche innere Feuer teilen. Da ich aus Nidaros komme und diese Jungs so lange kenne, ist es unausweichlich, sie nicht rauszubringen. Es basiert alles auf gegenseitigem Respekt.
Ihr habt mehrfach die Nidrosian Black Mass gefeiert, 2013 das erste Mal außerhalb Skandinaviens. Erzähl uns doch bitte etwas über diese Veranstaltung und deine Entscheidung, sie nach Brüssel zu verlagern. Und wird es eine Nidrosian Black Mass V geben?
Nach drei Veranstaltungen in Norwegen hatte ich die Schnauze voll. Ich mag die Leute hier nicht und sie haben das Festival nicht verdient, so einfach ist das. Unter demselben Name nach Brüssel zu ziehen, war eine sehr bewusste Entscheidung. Das Festival würde sich genau so gut verkaufen, hätte ich es beispielsweise „Terraturian Black Mass‟ genannt, nur für die, die glauben, der Name hätte irgendwas mit Ausverkauf zu tun – Mittelfinger gestreckt und hoch gehalten.
Brüssel ist eine günstige Stadt, sehr passend für alle Europäer gelegen, mit einem Veranstaltungsort, der meinen Visionen perfekt entspricht und wo mein Co-Organisator L. Lebt, also war es eine sehr leichte Wahl für mich. Der nidrosianische Name ist immer noch da, weil das selbe Fundament wie bei den früheren Ausgaben immer noch gültig und sichtbar ist.
Für ein paar Jahre haben Bands aus Norwegen, wie z.B. TAAKE oder CARPATHIAN FOREST die Phrase „True Norwegian Black Metal‟ wie ein Corporate Identity Logo auf ihren Alben, Shirts und anderem Zeug verwendet. Was hältst du davon und ist die Nidrosianische Szene ein bewusster Schnitt mit dieser Entwicklung?
Wie ich bereits zuvor gesagt habe, ist dies etwas, mit dem wir nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Der Begriff „Nidrosian‟ ist nichts, das von uns jemals missbraucht wurde. Es war niemals ein Verkaufsmittel, und ich als Labelchef versuche, den Begriff in Maßen zu gebrauchen. Wir haben unser Sigel, unsere Bruderschaft und wir haben alles nach unserer glorreichen Stadt benannt. Es ist von uns, für uns. Das ist alles.
Die Veröffentlichungen von Terratur Possessions haben alle ein sehr geschmackvolles und finsteres Design. Was macht ein richtig gutes Artwork für dich aus?
Das ist alles bloßer Zufall und noch nicht einmal korrekt. Die Bands haben volle künstlerische Freiheit und in den meisten Fällen wurden unterschiedliche Künstler angeheuert. Ich denke, der Schlüssel ist, dass alle Bands ein Artwork aussuchen, das zu ihnen passt und alle Veröffentlichungen, die ich rausgebracht habe, sind sehr dunkel, oftmals sehr reduziert und um ein Klischee zu benutzen, sehr Black Metal. Das Artwork solte immer die Musik widerspiegeln und das ist es, was du siehst.
Was können wir für die Zukunft von deinem Label erwarten? Vielleicht ein komplettes Album von MARE oder ONE TAIL, ONE HEAD?
Ich habe viele, viele Pläne. Es wird mehr Releases von VEMOD, MARE, OTOH, KNOKKELKLANG, URFAUST, SVARTIDAUĐI, SINMARA und vielen anderen geben. Die Zeit wird es zeigen.
Ich danke dir vielmals für dieses Interview, es war mir eine Ehre! Die letzten Worte an unsere Leser gehören dir.
To infinity
and beyond!
Einstiegsdrogen – Ausgewählte Veröffentlichungen der Szene
Bei den folgenden Kurzreviews handelt es sich um keine Auswahl, die Anspruch auf Vollständigkeit behauptet. Vielmehr sind die Alben, EPs und Compilations, die hier angerissen werden, allein aufgrund ihres Rufes, ihrer Geschichte oder ihrer auffallenden Verschiedenheit ausgewählt worden. Allerdings bilden sie einigermaßen gut ab, wie sich Black Metal nidrosianischer Prägung anhören und anfühlen kann. Wer sich einen umfassenderen Überblick verschaffen will, sei auf die einschlägigen Metal-Datenbanken oder die Website von Terratur Possessions verwiesen.
CELESTIAL BLOODSHED – Cursed, Scarred and Forever Possessed (2008)
Interessiert man sich für Black Metal aus Trondheim, dann führt kein Weg an CELESTIAL BLOODSHED vorbei. Die Band existierte von 2000 bis 2009. Zu Zeiten, als die Band aktiv war, wurden ein Demo, eine EP und ein Album veröffentlicht, ein zweites Album und eine Split mit URFAUST folgten posthum. Dreh- und Angelpunkt von CELESTIAL BLOODSHED war Steingrim Torson, mit dessen Tod die Band Geschichte war. Torson war eine der umtriebigsten Figuren der lokalen Szene, er arbeitete in fast einem dutzend Bands und Projekten mit, von denen CELESTIAL BLOODSHED aber am bedeutendsten ist.
Ihr Album „Cursed, Scarred and Forever Possessed‟ stellt eine Art Blaupause für das dar, was als nidrosianischer Black Metal folgen sollte. Brachiales und starkes Songmaterial in einer perfekt erdigen Produktion, das richtige Gleichgewicht aus Finsternis, Gewalt und zugänglicher Melodik und über allem thronen die charismatisch-intensiven Vocals Torsons. Auch wenn das Album nicht eben lang ausfällt, kann es getrost als moderner Klassiker gewertet werden. „Cursed, Scarred and Forever Possessed‟ ist ein Album, das zu seinem Erscheinen 2008 deutlich gemacht hat, wie ein Wiederanknüpfen an das, wofür Norwegen einst stand, in diesem Jahrtausend aussehen kann.
DARK SONORITY – Kaosrekviem (2012)
Unter dem Namen DARK SONORITY ist bislang nur die EP „Kaosrekviem‟ veröffentlicht worden, die wiederum auf die Band namens KAOSRITUAL verweist, aus denen DARK SONORITY hervorgegangen sind. Mitglieder dieser Truppe sind alte Bekannte, die dem Hörer aus den Bands MARE, APTORIAN DEMON, BLACK MAJESTY, BEHEXEN, CELESTIAL BLOODSHED und vielen mehr vertraut sind. Berücksichtigt man, dass es sich bei DARK SONORITY um ein Trio handelt, wirft das etwas Licht auf die beinahe undurchdringliche Verwobenheit dieser Kombos.
Musikalisch bietet „Kaosrekviem‟ druckvollen Black Metal mit viel Atmosphäre. Ohne dabei in Extreme zu verfallen ist die Scheibe ein Musterbeispiel für das, was gemeinhin als „orthodoxer‟ Black Metal bezeichnet wird. Einen harschen Bruch gibt es mit dem letzten Song der EP, einem Cover des Songs „Call From the Grave‟ von BATHORY, der ausgesprochen räudig daher kommt und deutlich hörbar einer anderen Recording Session entstammt.
MARE – Spheres Like Death / Throne of the Thirteenth Witch (2013)
Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich hierbei um eine Compilation zweier EPs, die aus den Jahren 2010, bzw. 2007 stammen. Bei MARE wird Atmosphäre groß geschrieben, alles ist hier von okkulter Stimmung durchtränkt. Und dazu passt es natürlich, wenn nicht einfach nur durchgehackt wird, sondern die Band nimmt sich reichlich Zeit, auch mit ruhigeren instrumentalen Passagen faszinierende Stimmungen zu schaffen. Sie sind ganz sicher eine der spannendsten Bands der Stadt, deshalb ist es bedauerlich, dass das gesamte in sieben Jahren veröffentlichte Material gerade einmal 36 Minuten umfasst.
Es ist übrigens sinnvoll die Re-Release Compilation zu erwerben, da hierfür die erste EP „Throne of the Thirteenth Witch‟ noch einmal neu abgemischt wurde. Zwar ist die Originalpressung wohl inzwischen eine begehrte Trophäe, doch der Sound wurde für die Neuauflage deutlich verbessert.
ONE TAIL, ONE HEAD – One Tail, One Head (2011)
Bei ONE TAIL, ONE HEAD handelt es sich wohl um die gradlinigste Band aus Trondheim. Hinter dem wunderlichen Namen steckt ein Hang zum Primitiven mit starken Anklängen an HELLHAMMER oder ältere Alben von DARKTHRONE. Dabei gelingt es dem Vierergespann, richtig schmissige Hits rauszuhauen, die darauf hindeuten, hier launiges Livematerial vor sich zu haben. Die auf sechs Songs verteilten zwanzig Minuten der CD „One Tail, One Head‟ sind übrigens schon eine Compilation zweier EPs, die jeweils nur drei Songs umfassen.
SVARTIDAUĐI – Flesh Cathedral (2012)
Zwar ist das Debütalbum „Flesh Cathedral‟ auf Terratur Possessions erschienen, SVARTIDAUĐI stammen allerdings aus Island. Das Album beinhaltet vier Songs, die sich zwischen etwas mehr als zehn und beinahe 20 Minuten erstrecken. Kurzweiliges und hitortientiertes Material sucht man bei den Inselbewohnern somit vergebens. Die überlangen Kompositionen haben allesamt einen modernen und urbanen Unterton, die verzerrten Vocals passen sich gelungen ins Bild ein. SVARTIDAUĐI setzen auf komplexe Kompositionen, die vielschichtig angelegt sind und sich erst langsam und nach vielen Hördurchgängen entfalten. Ganz sicher handelt es sich bei „Flesh Cathedral‟ um ein anspruchsvolles Album, das zur Auseinandersetzung herausfordert, es dann aber schafft, den Hörer in seinen Bann zu schlagen.
VEMOD – Venter på stormene (2012)
Hinter dem Namen VEMOD verbergen sich E.Blix und J.E. Åsli, die in einer Vielzahl nidrosianischer Bands aktiv sind. „Venter på stormene‟ ist ein Album, das vier überlange Stücke beinhaltet und das von allen TP-Veröffentlichungen wohl die sphärischste Note hat. Lang gezogene hypnotische Riffs werden mit ätherischen Synth-Klängen unterlegt, die bisweilen zu zarten Ambientgespinsten reduziert werden. Allein das Coverartwork, auf dem man ein Gemälde des Nordlichts über Nadelbäumen sieht, deutet darauf hin, dass hier weniger Misanthropie oder Okkultes im Zentrum steht, sondern vielmehr Naturverbundenheit, die beinahe schon träumerisch wirkt. Vergleiche mit frühen Werken eines gewissen Counts sind durchaus angebracht.
Seit geraumer Zeit geistert ein Begriff durch den Black Metal Underground. In ihm schwingt ein Geheimnis mit, etwas Magisches, Böses und Unbekanntes. Es handelt sich dabei um kein griffiges Schlagwort, kein schickes modisches Label, sondern vielmehr um ein obskures Raunen. Es geht um Nidrosian Black Metal. In den letzten Jahren ist diese Bezeichnung immer wieder aufgetaucht. In Form von Bands, in Form eines Festivals und in Form von Tonträgern, die sowohl musikalisch, als auch von der gesamten Gestaltung einen unheiligen Nimbus erahnen lassen, der auf dem übersättigten Musikmarkt derzeit seines gleichen sucht. Doch fragt man ein wenig genauer nach, stößt man schnell an Grenzen. Die Anzahl der verfügbaren Interviews ist überschaubar. Hintergrundberichte gibt es kaum.
Nidaros ist der Name, unter dem die norwegische Stadt Trondheim im Jahre 997 gegründet wurde. Sie ist die drittgrößte Stadt Norwegens, knapp 500 Kilometer nördlich von Oslo und etwa 3° südlich des Polarkreises gelegen. Sie hat eine große Universität, einen eigenen Fjord und den Nidarosdom, dessen Bild man in Fehlfarben und starken Kontrasten vom Cover des Albums „De Mysteriis Dom Satanas‟ von MAYHEM kennt. Und Trondheim ist die Heimstatt einer äußerst lebendigen Black Metal Szene, deren Wirken aus der Abgeschiedenheit des Nordens in finsteren Ecken der weiten Welt ausstrahlt. Organisatorisches Zentrum ist das Label Terratur Possession, gegründet und geführt von .:O:A:A:., der sich dankenswerterweise einigen Fragen gestellt hat, wie man weiter unten lesen kann.
Was die nidrosianische Szene so unübersichtlich macht, ist die Fülle an Bands, die aber teilweise nur einen sehr geringen Output veröffentlicht haben. Assoziationen zu den französischen Légions Noires werden geweckt, auch wenn die Unterschiede nicht zu übersehen sind. Doch es fällt auf, dass Bands, die in der öffentlichen Wahrnehmung zu den Protagonisten dieses Kreises gehören, gerade einmal 20 bis 30 Minuten Musik auf regulären Tonträgern veröffentlicht haben. Die Anzahl kompletter Alben ist überschaubar, die Wechselbeziehungen der Musiker untereinander sind es nicht. Und hört man sich einmal in die Releases ein, die unter nidrosianischer Flagge veröffentlicht wurden, dann fällt auf, dass es keinen homogenen Sound gibt, der für alle Bands prägend ist.
Doch von wem reden wir eigentlich? Die derzeit wohl bemerkenswertesten Söhne Trondheims sind die Bands MARE, VEMOD, DARK SONORITY und ONE TAIL, ONE HEAD. Die Band, die am meisten Veröffentlichungen zu verbuchen hat, ist CELESTIAL BLOODSHED,
Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass es eine Reihe assoziierter Bands gibt, die zwar nicht aus Trondheim stammen, aber teils auf Terratur Possessions veröffentlicht wurden, teils personell oder durch Live-Aktivitäten mit der Szene verbandelt sind. In diesem Rahmen sind SVARTIDAUÐI, URFAUST und Teile der finnischen Szene um das dortige Mastermind Shatraug zu nennen.
Sucht man nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner unter all diesen Bands, finden sich ein paar Faktoren, die kennzeichnend für das sind, was unter dem Begriff Nidrosian Black Metal zusammengefasst wird. Zunächst vereint alle Acts eine ähnliche antikommerzielle Grundhaltung. Da Norwegen über die letzten zwei Jahrzehnte so etwas wie eine Handelsmarke in Sachen Black Metal geworden ist, wäre es ein leichtes, auf dieser Welle mitzureiten. Doch keiner der genannten Akteure tut das, vielmehr herrscht eine beträchtliche Distanz zwischen den Nidrosianern und dem Rest des norwegischen Black Metal. Und sieht man sich die musikalische Bandbreite an, mit der wir es bei den vielen Bands zu tun haben, dann zeigt sich, dass hier ebenso wenig Homogenität herrscht wie bei den Urvätern des norwegischen Black Metal in den frühen Neunzigern. Die Spannweite zwischen den einzelnen Alben ist derart groß, dass es im letzten Teil des Specials eine kleine Übersicht mit zentralen Veröffentlichungen der Szene gibt. Letztlich ist ein großer Bereich der schwarzmetallischen Subgenres vertreten und von räudiger HELLHAMMER-Verehrung über episch-ambiente Klangsphären bis hin zu rituell-okkulten Klängen finden wir alles, was das schwarze Herz begehrt.
Nicht unwesentlich zur Faszination beigetragen hat das labeleigene Festival, das 2013 zum vierten Mal stattgefunden hat, die Nidrosian Black Mass. Die ersten drei Ausgaben fanden noch in Norwegen statt, im vergangenen Jahr zog die Veranstaltung ins zentrale Europa, und zwar nach Brüssel in Belgien. Dort traf sich alles, was man an Niveau, Rang und Namen aufbieten konnte und neben der Trondheimer Fraktion waren Bands wie BEHEXEN, MGŁA oder HETROERTZEN vertreten. Ein denkwürdiges Programm, das man in dieser Form kaum ein zweites Mal geboten bekommt. Die Karten waren schnell ausverkauft, Berichte gab es kaum, aber dafür eine Flut an Bildern, die den Eindruck einer schwarzen Messe unterstrichen, waren es doch immer wiederkehrende Bilder von Blut, Kerzen und Räucherwerk. Was auch immer sich dahinter verbergen mochte, jeder, der in den einschlägigen Szeneorganen auf die Nidrosian Black Mass aufmerksam wurde, konnte unschwer sehen, dass diese Veranstaltung ein Hochamt des Besten war, was es derzeit an Black Metal gibt und das ganz abseits aller großen Stars und alten Recken.
Nidrosan Black Metal – So einheitlich das klingen mag, da es ein geheimnisvolles Label gibt, das diese unterschiedlichen Bands zusammenfasst, so wenig trägt man den Tatsachen Rechnung, wenn man dahinter ein geschlossenes Konstrukt, ein klar definiertes künstlerisches Programm oder dergleichen vermutet. Und bei aller Begeisterung, die all diese großartigen Veröffentlichung auslösen können, werden durch bloßes Hören lange nicht alle Fragen beantwortet. Aus diesem Grunde haben wir Kontakt mit .:O:A:A:., dem Mann hinter Terratur Possessions, aufgenommen, um ein wenig genauer zu verstehen, womit wir es eigentlich zu tun haben.
Terratur Possessions, die dunkle Seele Trondheims – Interview mit .:O:A:A:.
Hallo, vielen Dank für deine Bereitschaft, dieses Interview zu machen. Vielleicht könntest du dich kurz unseren Lesern vorstellen.
Ich bin O.A.A., der eine und einzige Deathdealer bei Terratur Possessions. Das Label wurde 2007 als ein „tape only‟ Label gegründet, ohne jegliche Absichten mehr als eine kleine Zahl sorgfältig ausgesuchter Tapes zu veröffentlichen. 34 Releases in unterschiedlichen Formaten und etliche Gigs und Festivals später ist der Rest, wie man sagt, Geschichte.
Könntest du uns für alle, die dein Label Terratur Possessions noch nicht kennen sollten, einen kurzen Überblick darüber geben, wofür es steht?
Es ist ein selbstsüchtiges, egoistisches Label, da alles, was unter dem Banner von Terratur Possessions veröffenlicht wird, ausschließlich auf meinen Gedanken und Instinkten basiert. Das Label repräsentiert die dunklen Kräfte unheiligen Black Metals. Ehrlich und einfach, keine Kompromisse.
Es gibt eine ganze Menge Bands aus Trondheim, die frisches Blut in die norwegische Black Metal Szene gebracht haben. Was macht Trondheim so besonders?
Ich werde nicht hier sitzen und Überlegenheit behaupten, indem ich sage Trondheim sei „besonders‟. Wir tun, was rein und wahr für uns ist. Die nidrosianische Bruderschaft ist stark, eng verbunden und abgeschieden von allen Einflüssen der Welt dort draußen. Was du von den Bands, die durch mich veröffentlicht wurden, hören kannst, ist ihr inneres Feuer, das durch Musick [sic!] zum leben gebracht wird. Nur wahre Ehrlichkeit und Hingabe können das einzigartige „etwas mehr‟ schaffen, das so vielen Bands fehlt.
Was bedeutet der Begriff „Nidrosian Black Metal‟ für dich jenseits der Referenz zum mittelalterlichen Namen Trondheims und was ist der Kern des nidrosianischen Sounds?
Der Begriff wurde zu einer Zeit geschaffen, als all den alten Bands, die einst die Flamme getragen hatten, der Sprit ausgegangen ist und alle möglichen Labels, groß oder klein, da waren, um sie unterzubringen. Du konntest ein einzelnes Riff bei MySpace hochladen, eine Drummachine hinzufügen und sagen, dass du „True Norwegian Black Metal‟ spielst und schon wurdest du gesigned. Um diese Zeit herum wurde der Begriff TNBM immer populärer und Bands wie CARPATHIAN FOREST, DARKTHRONE, SATYRICON und diverse andere schienen sich von ihren Wurzeln zu entfernen, was für mich nicht richtig war. Die sogenannte „Szene‟ war ein Zirkus und wir wollten uns da raushalten, so wurde Nidaros kreiert. Es war unsere Form, einen Schritt zurück zu treten und außerhalb des Fokus zu bleiben.
Du hast eine Reihe Bands bei Terratur Possessions untergebracht, die nicht aus deiner Heimatstadt kommen, nicht einmal aus Norwegen, wie z.B. SVARTIDAUĐI. Was ist das verbindende Element und was braucht eine Band, um im Programm deines Labels aufgenommen zu werden?
Ich habe TP niemals als „Nidaros-exklusiv‟ Label gesehen. Hölle, meine ersten drei Veröffentlichungen waren nicht mal norwegisch! Ich veröffentliche das, was mich allein reizt. Die Bands in meinem Programm sind alle enge Kontakte und das ist es, was für mich zählt. Ich werde kein weiteres Label betreiben, das willkürlich mittelmäßige Qualität veröffentlicht. Ich bleibe unter meinesgleichen, Gläubigen, die das gleiche innere Feuer teilen. Da ich aus Nidaros komme und diese Jungs so lange kenne, ist es unausweichlich, sie nicht rauszubringen. Es basiert alles auf gegenseitigem Respekt.
Ihr habt mehrfach die Nidrosian Black Mass gefeiert, 2013 das erste Mal außerhalb Skandinaviens. Erzähl uns doch bitte etwas über diese Veranstaltung und deine Entscheidung, sie nach Brüssel zu verlagern. Und wird es eine Nidrosian Black Mass V geben?
Nach drei Veranstaltungen in Norwegen hatte ich die Schnauze voll. Ich mag die Leute hier nicht und sie haben das Festival nicht verdient, so einfach ist das. Unter demselben Name nach Brüssel zu ziehen, war eine sehr bewusste Entscheidung. Das Festival würde sich genau so gut verkaufen, hätte ich es beispielsweise „Terraturian Black Mass‟ genannt, nur für die, die glauben, der Name hätte irgendwas mit Ausverkauf zu tun – Mittelfinger gestreckt und hoch gehalten.
Brüssel ist eine günstige Stadt, sehr passend für alle Europäer gelegen, mit einem Veranstaltungsort, der meinen Visionen perfekt entspricht und wo mein Co-Organisator L. Lebt, also war es eine sehr leichte Wahl für mich. Der nidrosianische Name ist immer noch da, weil das selbe Fundament wie bei den früheren Ausgaben immer noch gültig und sichtbar ist.
Für ein paar Jahre haben Bands aus Norwegen, wie z.B. TAAKE oder CARPATHIAN FOREST die Phrase „True Norwegian Black Metal‟ wie ein Corporate Identity Logo auf ihren Alben, Shirts und anderem Zeug verwendet. Was hältst du davon und ist die Nidrosianische Szene ein bewusster Schnitt mit dieser Entwicklung?
Wie ich bereits zuvor gesagt habe, ist dies etwas, mit dem wir nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Der Begriff „Nidrosian‟ ist nichts, das von uns jemals missbraucht wurde. Es war niemals ein Verkaufsmittel, und ich als Labelchef versuche, den Begriff in Maßen zu gebrauchen. Wir haben unser Sigel, unsere Bruderschaft und wir haben alles nach unserer glorreichen Stadt benannt. Es ist von uns, für uns. Das ist alles.
Die Veröffentlichungen von Terratur Possessions haben alle ein sehr geschmackvolles und finsteres Design. Was macht ein richtig gutes Artwork für dich aus?
Das ist alles bloßer Zufall und noch nicht einmal korrekt. Die Bands haben volle künstlerische Freiheit und in den meisten Fällen wurden unterschiedliche Künstler angeheuert. Ich denke, der Schlüssel ist, dass alle Bands ein Artwork aussuchen, das zu ihnen passt und alle Veröffentlichungen, die ich rausgebracht habe, sind sehr dunkel, oftmals sehr reduziert und um ein Klischee zu benutzen, sehr Black Metal. Das Artwork solte immer die Musik widerspiegeln und das ist es, was du siehst.
Was können wir für die Zukunft von deinem Label erwarten? Vielleicht ein komplettes Album von MARE oder ONE TAIL, ONE HEAD?
Ich habe viele, viele Pläne. Es wird mehr Releases von VEMOD, MARE, OTOH, KNOKKELKLANG, URFAUST, SVARTIDAUĐI, SINMARA und vielen anderen geben. Die Zeit wird es zeigen.
Ich danke dir vielmals für dieses Interview, es war mir eine Ehre! Die letzten Worte an unsere Leser gehören dir.
To infinity
and beyond!
Einstiegsdrogen – Ausgewählte Veröffentlichungen der Szene
Bei den folgenden Kurzreviews handelt es sich um keine Auswahl, die Anspruch auf Vollständigkeit behauptet. Vielmehr sind die Alben, EPs und Compilations, die hier angerissen werden, allein aufgrund ihres Rufes, ihrer Geschichte oder ihrer auffallenden Verschiedenheit ausgewählt worden. Allerdings bilden sie einigermaßen gut ab, wie sich Black Metal nidrosianischer Prägung anhören und anfühlen kann. Wer sich einen umfassenderen Überblick verschaffen will, sei auf die einschlägigen Metal-Datenbanken oder die Website von Terratur Possessions verwiesen.
CELESTIAL BLOODSHED – Cursed, Scarred and Forever Possessed (2008)
Interessiert man sich für Black Metal aus Trondheim, dann führt kein Weg an CELESTIAL BLOODSHED vorbei. Die Band existierte von 2000 bis 2009. Zu Zeiten, als die Band aktiv war, wurden ein Demo, eine EP und ein Album veröffentlicht, ein zweites Album und eine Split mit URFAUST folgten posthum. Dreh- und Angelpunkt von CELESTIAL BLOODSHED war Steingrim Torson, mit dessen Tod die Band Geschichte war. Torson war eine der umtriebigsten Figuren der lokalen Szene, er arbeitete in fast einem dutzend Bands und Projekten mit, von denen CELESTIAL BLOODSHED aber am bedeutendsten ist.
Ihr Album „Cursed, Scarred and Forever Possessed‟ stellt eine Art Blaupause für das dar, was als nidrosianischer Black Metal folgen sollte. Brachiales und starkes Songmaterial in einer perfekt erdigen Produktion, das richtige Gleichgewicht aus Finsternis, Gewalt und zugänglicher Melodik und über allem thronen die charismatisch-intensiven Vocals Torsons. Auch wenn das Album nicht eben lang ausfällt, kann es getrost als moderner Klassiker gewertet werden. „Cursed, Scarred and Forever Possessed‟ ist ein Album, das zu seinem Erscheinen 2008 deutlich gemacht hat, wie ein Wiederanknüpfen an das, wofür Norwegen einst stand, in diesem Jahrtausend aussehen kann.
DARK SONORITY – Kaosrekviem (2012)
Unter dem Namen DARK SONORITY ist bislang nur die EP „Kaosrekviem‟ veröffentlicht worden, die wiederum auf die Band namens KAOSRITUAL verweist, aus denen DARK SONORITY hervorgegangen sind. Mitglieder dieser Truppe sind alte Bekannte, die dem Hörer aus den Bands MARE, APTORIAN DEMON, BLACK MAJESTY, BEHEXEN, CELESTIAL BLOODSHED und vielen mehr vertraut sind. Berücksichtigt man, dass es sich bei DARK SONORITY um ein Trio handelt, wirft das etwas Licht auf die beinahe undurchdringliche Verwobenheit dieser Kombos.
Musikalisch bietet „Kaosrekviem‟ druckvollen Black Metal mit viel Atmosphäre. Ohne dabei in Extreme zu verfallen ist die Scheibe ein Musterbeispiel für das, was gemeinhin als „orthodoxer‟ Black Metal bezeichnet wird. Einen harschen Bruch gibt es mit dem letzten Song der EP, einem Cover des Songs „Call From the Grave‟ von BATHORY, der ausgesprochen räudig daher kommt und deutlich hörbar einer anderen Recording Session entstammt.
Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich hierbei um eine Compilation zweier EPs, die aus den Jahren 2010, bzw. 2007 stammen. Bei MARE wird Atmosphäre groß geschrieben, alles ist hier von okkulter Stimmung durchtränkt. Und dazu passt es natürlich, wenn nicht einfach nur durchgehackt wird, sondern die Band nimmt sich reichlich Zeit, auch mit ruhigeren instrumentalen Passagen faszinierende Stimmungen zu schaffen. Sie sind ganz sicher eine der spannendsten Bands der Stadt, deshalb ist es bedauerlich, dass das gesamte in sieben Jahren veröffentlichte Material gerade einmal 36 Minuten umfasst.
Es ist übrigens sinnvoll die Re-Release Compilation zu erwerben, da hierfür die erste EP „Throne of the Thirteenth Witch‟ noch einmal neu abgemischt wurde. Zwar ist die Originalpressung wohl inzwischen eine begehrte Trophäe, doch der Sound wurde für die Neuauflage deutlich verbessert.
ONE TAIL, ONE HEAD – One Tail, One Head (2011)
Bei ONE TAIL, ONE HEAD handelt es sich wohl um die gradlinigste Band aus Trondheim. Hinter dem wunderlichen Namen steckt ein Hang zum Primitiven mit starken Anklängen an HELLHAMMER oder ältere Alben von DARKTHRONE. Dabei gelingt es dem Vierergespann, richtig schmissige Hits rauszuhauen, die darauf hindeuten, hier launiges Livematerial vor sich zu haben. Die auf sechs Songs verteilten zwanzig Minuten der CD „One Tail, One Head‟ sind übrigens schon eine Compilation zweier EPs, die jeweils nur drei Songs umfassen.
SVARTIDAUĐI – Flesh Cathedral (2012)
Zwar ist das Debütalbum „Flesh Cathedral‟ auf Terratur Possessions erschienen, SVARTIDAUĐI stammen allerdings aus Island. Das Album beinhaltet vier Songs, die sich zwischen etwas mehr als zehn und beinahe 20 Minuten erstrecken. Kurzweiliges und hitortientiertes Material sucht man bei den Inselbewohnern somit vergebens. Die überlangen Kompositionen haben allesamt einen modernen und urbanen Unterton, die verzerrten Vocals passen sich gelungen ins Bild ein. SVARTIDAUĐI setzen auf komplexe Kompositionen, die vielschichtig angelegt sind und sich erst langsam und nach vielen Hördurchgängen entfalten. Ganz sicher handelt es sich bei „Flesh Cathedral‟ um ein anspruchsvolles Album, das zur Auseinandersetzung herausfordert, es dann aber schafft, den Hörer in seinen Bann zu schlagen.
VEMOD – Venter på stormene (2012)
Hinter dem Namen VEMOD verbergen sich E.Blix und J.E. Åsli, die in einer Vielzahl nidrosianischer Bands aktiv sind. „Venter på stormene‟ ist ein Album, das vier überlange Stücke beinhaltet und das von allen TP-Veröffentlichungen wohl die sphärischste Note hat. Lang gezogene hypnotische Riffs werden mit ätherischen Synth-Klängen unterlegt, die bisweilen zu zarten Ambientgespinsten reduziert werden. Allein das Coverartwork, auf dem man ein Gemälde des Nordlichts über Nadelbäumen sieht, deutet darauf hin, dass hier weniger Misanthropie oder Okkultes im Zentrum steht, sondern vielmehr Naturverbundenheit, die beinahe schon träumerisch wirkt. Vergleiche mit frühen Werken eines gewissen Counts sind durchaus angebracht.