Face Down Hero - Of Storytellers And Gunfellas

Face Down Hero - Of Storytellers And Gunfellas
Modern Thrash Metal
erschienen am 13.03.2009 bei Yonah Records
dauert 43:52 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro
2. Disposable Signifiance
3. Modern Prophets And Saints
4. Deceptive Silence
5. A Breathing Plaything
6. Infinite Times
7. Grave Of An Unknown Soldier
8. My Fifteen Minutes
9. Benefactors - Disguised Aggressors
10. Erased

Die Bloodchamber meint:

"Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah!" So ähnlich lautet ein Teil des Gedichts "Erinnerung" eines Herrn Goethe. FACE DOWN HERO rufen diesen Ausspruch in mir hervor, denn bisher ging dieser Modern-Thrash-Vierer komplett an mir vorbei, obwohl man gar nicht so weit entfernt im selben Bundesland festsitzt.

Die Marburger existieren in ihrer jetztigen Form seit 2004 und veröffentlichen mit "Of Storytellers And Gunfellas" ihr bereits drittes Album, nachdem den geneigten Hörern zuvor schon eine Mini-CD serviert wurde. Die bisherigen Alben sind mir leider nicht bekannt, aber wenn man die bisherigen Reviews hier im Haus begutachtet, so scheinen FACE DOWN HERO sich konstant weiterentwickelt und von Jahr zu Jahr einen Sprung in Sachen Qualität gemacht zu haben. Wo wird sich da "Of Storytellers And Gunfellas" einordnen?

An der musikalischen Grundausrichtung hat sich im Vergleich zum letzten Output, sofern ich das beurteilen kann, nicht viel verändert. Man zockt modernen Thrash-Metal der, besonders in der Gitarrenarbeit, einige Reminiszenzen an bekannte Bands aus der Bay-Area hervorruft, jedoch zeitgleich tief im Hier und Jetzt verwurzelt ist. Dabei klingt man mitunter düsterer als Genre-Kollegen wie etwa MACHINE HEAD und TESTAMENT. Das mag vielleicht auch an dem textlichen Konzept liegen, das den roten Faden dieses Album spinnt. Man setzt "sich mit der Rolle von Handfeuerwaffen in unserer Gesellschaft" auseinander, ein mehr als emotional belastetes Thema in den letzten Tagen. Hier lohnt sich auch ein Blick in das Booklet, das sich in eindringlichen Bildern des Themas annimmt. Leider liegen nicht die kompletten Lyrics vor, aber besonders der Song "My Fifteen Minutes" scheint einen mehr als aktuellen Bezug zu haben...

Aber kommen wir nochmal zurück zum Wesentlichen, der Musik. Ein Großteil junger Bands muss sich mit den alten Heroen des Thrash messen lassen. So natürlich auch FACE DOWN HERO. Doch diesen Vergleich brauchen die Hessen nicht mehr zu scheuen, man ist auf dem aktuellen Output dem stilistischen Korsett entwachsen und trotzt dem Genre noch die eine oder andere Neuerung ab. Nach einem kurzen Intro kracht uns der bärenstarke Opener "Disposable Significance" um die Ohren, der nur so vor guten Riffs und feinen Soli strotzt. Ein besonderes Augenmerk gehört jedoch dem Mittelteil des Albums in Gestalt der Songs "A Breathing Plaything", "Infinite Times" und "Grave Of An Unknown Soldier" (sehr mächtiges Instrumental-Stück). Das Trio gehört definitiv zu dem Besten, was der Thrash in diesem Jahr hervorgebracht hat. Auf "Of Storytellers And Gunfellas" verbindet sich Melodie mit Brachialität auf nahezu perfekte Weise, verpackt in einer druckvollen Produktion, immer stimmungsvoll unterlegt von einer sehr variablen Stimme. Wer all diese Stärken gebündelt hören möchte, greift bitte auf den Rausschmeißer "Erased" (inklusive flirrende Gitarren a la KREATOR) zurück. Jedoch haben sich mit "Deceptive Silence" und "Benefactors - Disguised Aggressors" zwei eher uninspirierte und weniger fesselnde Songs an Bord geschlichen, die aber den Gesamteindruck nur minimal schmälern.

FACE DOWN HERO überraschen mich mit "Of Storytellers And Gunfellas" auf positivste Weise und liefern schon jetzt eines der Genre-Highlights des Jahres ab. Hier wird moderner Thrash-Metal zelebriert, der garantiert zu der Speerspitze in unserem Lande gehört und sich auch international keinesfalls verstecken braucht. Schaltet man die kleinen Schwächen bei nächsten Release komplett ab, so geht es ganz hoch hinaus. Versprochen!
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