Amoral - Show Your Colors

Amoral - Show Your Colors
Modern Metal
erschienen am 22.05.2009 bei Spinefarm Records
dauert 44:50 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Random Words
2. Release
3. A Shade Of Gray
4. Year Of The Suckerpunch
5. Perfection Design
6. Sex N' Satan
7. Song For The Stubborn
8. Vivid
9. Gave Up Easy
10. Last October
11. Exit

Die Bloodchamber meint:

Stilistische Umgestaltungen des eigenen Sounds stellen nicht wenige Bands vor eine gehörige Zerreißprobe. Damit ist jetzt aber nicht die Öffnung des Sounds für neue Elemente gemeint, sondern die radikale Umkehr der bisherigen Trademarks. Alteingesessene Fans stößt man damit vor den Kopf, und verliert bisherige Befürworter. Dass das Neue durchaus einen Zugewinn an songschreiberischen Fähigkeiten und ein Ausdruck der kreativen Reife der beteiligten Musiker ist, interessiert dann nur noch Wenige… Bekannte Beispiele aus den hiesigen Regionen sind unter anderem FEAR MY THOUGHTS und in abgeschwächter Form MISERY SPEAKS.

Aber um die soll es hier nicht gehen. Bedingt durch den Weggang von Brüllwürfel Niko Kalliojärvi und dem darauf folgenden Einstieg von Goldkehlchen Ari Koivunen fand im Hause AMORAL eine ähnlich gravierende Kurskorrektur statt. Der ehemalige Gewinner der finnischen "DSDS"-Variante gibt seinen Einstand auf "Show Your Colors", mit dem man sich vom technisch-melodischen Death-Metal abwendet, und den Weg in Richtung modernen, mainstreamtauglichen Metals einschlägt. Dies soll jedoch kein Ausschluss-Kriterium sein, im Gegenteil.

AMORAL anno 2009 präsentieren stets treibenden und druckvollen Metal, der hier auf traditionelle, an gewisse Power Metal-Acts erinnernde Gitarren setzt, und dort durch seine extrem eingängigen Songstrukturen glänzt und sofort ins Ohr geht. Eine gewisse Radiotauglichkeit trifft auf die Lässigkeit des Hardrocks, kraftvolle Riffs begeben sich in den Nahtanz mit wunderbaren Melodien. Es soll jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass die Finnen auf "Show Your Colors" jegliche Härte vermissen lassen. Wenn jetzt der Aufschrei nach Kalkül und Anbiederung kommt, so ist dieser wahrscheinlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Jedoch weiß "Show Your Colors" auch genau dadurch zu punkten. Die Songs sind auf den Punkt komponiert, man findet wenige Schwachstellen oder überflüssiges Material, kein Wunder bei den vorhandenen technischen Fähigkeiten der Musiker. Selbst die balladesken Töne von "Last October" wirken nicht aufgesetzt, sondern fügen sich wunderbar in den Gesamtkontext ein. Das liegt auch an der neubesetzten Sängerposition, Aris Stimme verfügt über ein wunderbares Timbre und eine stimmliche Vielfalt, die dem neuen Sound von AMORAL wie auf den Leib geschneidert ist.

Ob die Umorientierung feststand, bevor man den neuen Sänger verpflichtete, oder ob dieser zu der Kehrtwende einen großen Teil beitrug, ist im Nachhinein wohl kaum zu klären. Fakt ist aber, dass AMORAL mit ihrer neuen Veröffentlichung die eigene Fanbasis definitiv spalten werden. Freunde der alten Alben sollten vorher reinhören, ein Blindkauf ist nicht zu empfehlen, was jedoch nicht die Qualität schmälert. Wo es für AMORAL mit "Show Your Colors" hingeht, vermag man aktuell nicht zu sagen, Respekt für diesen mutigen Schritt gebührt ihnen aber auf jeden Fall.
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