Bring Me The Horizon - There Is A Hell, Believe Me I've Seen It. There Is A Heaven, Let's Keep It A Secret

Bring Me The Horizon - There Is A Hell, Believe Me I've Seen It. There Is A Heaven, Let's Keep It A Secret
Hardcore / Metalcore
erschienen am 08.10.2010 bei Visible Noise
dauert 52:53 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Crucify me
2. Anthem
3. It never ends
4. Fuck
5. Don't go
6. Home sweet hole
7. Alligator blood
8. Visions
9. Blacklist
10. Memorial
11. Blessed with a curse
12. Fox and the wolf

Die Bloodchamber meint:

Einer Band wie BRING ME THE HORIZON kann man mit einigen Vorurteilen begegnen: Zu Anfang ihrer Karriere sorgte die Band mit frisurentechnischem Einheitslook optisch für Aufsehen und Kopfschütteln. Mittlerweile wirkt die Band um Oli Sykes, der mit Drop Dead sein eigenes erfolgreiches Modelabel betreibt, so stilprägend wie kaum eine andere und bestimmt den Einheitslook zahlreicher Deathcore-Kids.

Ganz scheuklappenfrei lässt sich an den musikalischen Output einer Band, die Mode und harte Mucke in neuen Ausmaßen zusammengeführt hat und wegen der viele Konzerte moderner Schlachtekapellen zu Posing-Wettbewerben und quietschbunten Laufstegen verkommen, kaum herangehen. Dabei war der Fulllength-Erstling der Briten "Count Your Blessings" schon ein angenehm frisches Modern-Deathmetal-Lüftchen. Mit dem nachfolgenden „Suicide Season“ sicherte man sich dann einen eigenständigeren Sound und hantierte geschickt mit Postcore und Elektronik-Elementen.

Das neue, mit dem absurd langen Titel „There Is A Hell Believe Me I've Seen It, There Is A Heaven Let's Keep It A Secret“ versehene Album verfolgt die auf „Suicide Season“ eingeschlagene Richtung weiter, scheut sich allerdings nicht, auch Experimente zu wagen. Die durch den überlangen Titel suggerierte Mutmaßung 'Hier wird zu viel gewollt, aber wenig erreicht' scheint sich beim ersten Hören erst einmal zu bestätigen: Das Album wirkt überfrachtet, überladen mit elektronischen Spielereien und überrennt mit der BMTH-typischen Hektik – die drei üblen Üs sozusagen.

„There Is A Hell...“ erweist sich nach mehrmaligem und vor allem offenherzigen Hören jedoch als wirklicher Grower. Die eingebrachten Details, welche die Aggressionen bremsen, fügen sich nach anfänglicher Verwirrung wunderbar in das Soundkonzept und lassen sogar ab und an das Gefühl aufkommen, hier etwas Besonderem und kaum Vergleichbaren zu lauschen. Gerade die befremdenten Elektro-Passagen in „Crucify Me“, der weibliche Gesang, der wunderbare männliche Clean-Part in „Fuck“, das anschließende Violinen-Intro zu „Don't Go“ und einige Überraschungen mehr verleihen dem Album wirklich Klasse.

So sind BMTH zwar immer noch BMTH, schaffen es aber ihrem Sound mit stimmigen Klangexperimenten und fremden Einflüssen mehr Facetten zuzuführen. Sykes' überaggressive Stimme mag sicher für den ein oder anderen immer noch eine Grenzerfahrung sein, das komplette Erscheinungsbild des neuen Werks lässt sich aber längst nicht mehr mit der Schablone Deathcore erklären. Sicher wirkt das Endergebnis der Experimentierfreudigkeit hier und da etwas zerfahren (eben hier und da doch zuviel gewollt), dennoch sollte man sich nicht von Oberflächlichkeiten blenden lassen und BRING ME THE HORIZON auch den nicht minder prägenden musikalischen Stellenwert zuerkennen, den sie mit diesem Album mehr als eindrucksvoll und auch mutig untermauert haben.
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