Mournful Morales über zerbrochene Beziehungen und Todessehnsucht
Interview mit Jack Frost
Doom Gothic Metal aus Österreich - Linz
Doom Gothic Metal aus Österreich - Linz
Die Österreicher von JACK FROST sind im Untergrund schon ein Flaggschiff,l auf großer Ebene blieb den vier Linzern der Erfolg aber bisher unverständlicherweise verwehrt. Mit dem aktuellen Langeisen „Wannadie Songs“ beweist das Quartett aber, dass verstärkt mit ihnen zu rechnen ist. Gitarrenmann Mournful Morales het ein bisschen was zu erzählen.
Hallo! Wie geht´s euch? Erst einmal Gratulation zum aktuellen Album. Wie war der Entstehungsprozess von „Wannadie Songs“?
Dankeschön. Der Songwriting-Prozess zum Album ist ziemlich entspannt verlaufen. Wir hatten im Laufe des Jahres vor der Produktion bereits drei der Songs geschrieben und auch aufgenommen. Als wir dann den finalen Aufnahmetermin fixiert hatten, ließen wir uns einfach treiben. Es war Winter, bei zweien von uns waren eben langjährige Beziehungen zerbrochen und im Monat vor den Recording Sessions haben wir uns mit viel Bier und Zigaretten im Proberaum eingebunkert und im Grunde eine einzige endlose Session gespielt, aus der die restlichen Songs entstanden sind. Vieles war zum Aufnahmebeginn roh und unfertig, wir haben einen großen Teil der Songs erst im Studio arrangiert.
Im Vergleich zu den Vorgängern ist „Wannadie Songs“ wesentlich langsamer und minimalistischer ( Akkustikparts etc). Wie kommt diese Entwicklung? War das gewollt so? Oder ist nach dem Songschreiben einfach kein schneller Song dabei gewesen?
Ein Teil der Frage dürfte bereits beantwortet sein. Die langsamen Songs mit ihren teilweise sehr zerbrechlichen Arrangements sind alle innerhalb kurzer Zeit, in einer Dauersession wie ich vorhin gesagt habe, entstanden. Diese Stücke sind eine echte emotionale Momentaufnahme dieser Zeit, da konnten wir gar nicht dran vorbei. „Me and Dark and You“ und „Leaving the Fields“ beispielsweise sind bereits viel früher und in einem ganz anderen Kontext entstanden.
Ihr habt zu „Me and dark and you“ ein Video gedreht. Wie ist das von statten gegangen? Und ist dieses Video lediglich als Beilage für die CD gedacht oder wollt ihr auf Musiksendern gespielt werden?
Wir haben dieses Video in erster Linie deshalb gemacht, weil Gottfried (der Regisseur – Anm.) uns angesprochen hat und das mit uns machen wollte. Wir hatten nicht viel Plan damit, außer es auf die CD zu packen. Wir haben es zwar in Ösiland an ein paar private TV-Stationen gesendet, den Rest aber eher Massacre überlassen, was auch immer die damit tun – und das wird wohl nicht allzu viel sein. Was soll man auch mit einem low budget Underground Video in der Medienlandschaft des dritten Jahrtausends…
Wie kommt ihr auf den doch schon sehr depressiven Titel „Wannadie Songs“? Plagt euch eine gewisse Todessehnsucht? Und woher nehmt ihr die Inspiration für Lyrics? Vom Leben an sich?
Man muss bei uns immer ein bisschen Trennen zwischen einem authentischen Lebensgefühl und dem gezielten Einsatz, um nicht zu sagen Missbrauch der Überzeichnung, des Klischees und des Pathos als Stilmittel. „Wannadie Songs“ als Titel ist ja an sich schon Satire, so wie das ganze Album in einer Weise Satire ist. Wenn man so will, ist unsere gesamte Musik eine übertriebene Selbstdarstellung unserer Charaktere, mit all dem Wahnsinn, den Sehnsüchten und Träumen, die uns begleiten. Die Frage nach Zeitpunkt und Art unseres Abgangs, danach ob man bereits richtig gelebt und geliebt hat, ob und wie lange sich das alles lohnt, beschäftigen uns dabei doch recht kontinuierlich. Eine gewisse Todessehnsucht kann dabei zu einem richtigen Lebensmotor werden, so paradox das auch klingt.
Was macht für euch euren „Gloom Rock“ aus?
Für uns ist das kompromisslose Rockmusik mit einem düsteren 80er Einschlag, die alles andere als leichte Unterhaltung ist und sich nirgends zuhause fühlt. Und man sollte nicht alles ernstnehmen, was man bei Jack Frost zu hören bekommt – unsere Erfahrung ist, dass diejenigen, die das nicht verstehen uns in der Regel verachten. So soll es sein.
Wie geht man mit der Kritik um, dass Leute die Musik gut finden, mit der Stimme aber gar nicht zurechtkommen? Wirft euch das irgendwie zurück? Denkt ihr ihr hättet ein anderes kommerzielles Potential mit einer massentauglicheren Stimme?
Wenn es uns vorwiegend um kommerzielles Potenzial ginge, müssten wir wohl vieles anders anfangen. Nein, Phred ist nun mal unser Sänger und es gibt ebenso viele Leute, die das Kult finden, was er macht. Wir bewegen uns nun mal eben in einem Genre, wo der Gesang ein wichtiger und anspruchsvoller Faktor ist, da muss man auch mit Kritik rechnen. Bei Black und Death Bands fragt ja niemand nach dem Sänger, weil es da auch keine gibt. Unser Sänger teilt die Lager eben in Lovers und Haters, aber das finden wir im Grunde schon wieder sehr cool.
Zu welcher musikalischen Szene fühlt ihr euch eigentlich am meisten zugehörig. Zumeist werdet ihr ja in die normale Doom Schiene gesteckt. Was denkt ihr? Immerhin habt ihr ja auch auf dem Autumn of Doom gespielt.
Wir fühlen uns gar keiner Szene zugehörig und passen ja auch nirgends so richtig rein. Das mag aus kommerzieller Sicht ein Nachteil sein, liegt aber auch nicht in unserem Einflussbereich. Am ehesten war es aber immer die Doom Szene, der wir uns trotz unserer überwiegenden Nicht-Doom und Nicht-Metal Einflüsse nahe gefühlt haben.
Ich würde euren „Humor“(Merchandise) und eure Attitude am ehesten mit TYPE O und Pete Steele vergleichen. Was sagt ihr dazu?
Ich muss gestehen, dass ich mit Type O, deren Musik und deren Attitude nicht vertraut bin. Ich hab die Band ein oder zwei Mal live gesehen, hab aber da nichts an Humor rüberkommen sehen. Das waren eher todernste Performances – insoferne hat das mit uns nur wenig zu tun würde ich sagen.
Stimmt es, dass damals 89 bei der ersten Bandprobe nur Schnaps geflossen ist, und danach ein Führerschein abgegeben werden musste? Ist das vielleicht ein Grund warum ihr so düstere Musik macht?
Haha, ja, einer von uns hat damals aus seinem Ungarn-Urlaub einen Haufen Kubanskaya Vodka oder wie das Teufelszeug hieß mitgebracht. Wir haben einen Großteil davon in einer völlig entmenschten Session getrunken und Phred ist daraufhin mit dem Auto seiner Großmutter in eine Alko-Kontrolle geraten. Als künstlerischen Einfluss würde ich das aber nicht werten, haha. Bei Gary bin ich mir da allerdings nicht so sicher: der ist bis heute gezählte drei Mal stockbesoffen mit dem Fahrrad den Cops in die Arme gestrampelt und hat die Herrn dann auch noch jeweils zünftig beschimpft. Sowas wird hier böse geahndet und hat ihn daher insgesamt auch schon einen Mittelklassewagen gekostet.
Als musikalische Vorbilder werden immer St. Vitus genannt. Wieso habt ihr euch denn dann doch so merklich von deren Stil entfernt?
In Wahrheit haben wir nie wirklich nach St. Vitus geklungen und das wollten wir auch nicht. Uns gefiel seit jeher die Attitude dieser Band und die Art wie sie mit primitivsten Riffs end-depressive Songs geschrieben haben. Die Band und ihre Coolness waren die Inititalzündung für die Gründung von Jack Frost, eigentlich kommen wir aber musikalisch ganz woanders her.
Welche Ziele wollt ihr denn noch erreichen? Und hofft ihr, dass es jetzt etwas konstanter mit den Labels weitergeht?
Wir sind ja bescheidene Herren, das einzige was wir gerne hätten, ist in der Tat eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit unserem Label, die es uns ermöglicht, noch ein paar schöne Alben aufzunehmen. Wir würden auch gerne mal eine Akustikplatte machen zum Beispiel.
Das wars auch schon. Die letzten Worte hat wie immer dieBand:
Visit the bastards at www.jackfrost.at , kauft unsere Sachen, wir brauchen die Kohle!
Besten Dank für das Interview!
Hallo! Wie geht´s euch? Erst einmal Gratulation zum aktuellen Album. Wie war der Entstehungsprozess von „Wannadie Songs“?
Dankeschön. Der Songwriting-Prozess zum Album ist ziemlich entspannt verlaufen. Wir hatten im Laufe des Jahres vor der Produktion bereits drei der Songs geschrieben und auch aufgenommen. Als wir dann den finalen Aufnahmetermin fixiert hatten, ließen wir uns einfach treiben. Es war Winter, bei zweien von uns waren eben langjährige Beziehungen zerbrochen und im Monat vor den Recording Sessions haben wir uns mit viel Bier und Zigaretten im Proberaum eingebunkert und im Grunde eine einzige endlose Session gespielt, aus der die restlichen Songs entstanden sind. Vieles war zum Aufnahmebeginn roh und unfertig, wir haben einen großen Teil der Songs erst im Studio arrangiert.
Im Vergleich zu den Vorgängern ist „Wannadie Songs“ wesentlich langsamer und minimalistischer ( Akkustikparts etc). Wie kommt diese Entwicklung? War das gewollt so? Oder ist nach dem Songschreiben einfach kein schneller Song dabei gewesen?
Ein Teil der Frage dürfte bereits beantwortet sein. Die langsamen Songs mit ihren teilweise sehr zerbrechlichen Arrangements sind alle innerhalb kurzer Zeit, in einer Dauersession wie ich vorhin gesagt habe, entstanden. Diese Stücke sind eine echte emotionale Momentaufnahme dieser Zeit, da konnten wir gar nicht dran vorbei. „Me and Dark and You“ und „Leaving the Fields“ beispielsweise sind bereits viel früher und in einem ganz anderen Kontext entstanden.
Ihr habt zu „Me and dark and you“ ein Video gedreht. Wie ist das von statten gegangen? Und ist dieses Video lediglich als Beilage für die CD gedacht oder wollt ihr auf Musiksendern gespielt werden?
Wir haben dieses Video in erster Linie deshalb gemacht, weil Gottfried (der Regisseur – Anm.) uns angesprochen hat und das mit uns machen wollte. Wir hatten nicht viel Plan damit, außer es auf die CD zu packen. Wir haben es zwar in Ösiland an ein paar private TV-Stationen gesendet, den Rest aber eher Massacre überlassen, was auch immer die damit tun – und das wird wohl nicht allzu viel sein. Was soll man auch mit einem low budget Underground Video in der Medienlandschaft des dritten Jahrtausends…
Wie kommt ihr auf den doch schon sehr depressiven Titel „Wannadie Songs“? Plagt euch eine gewisse Todessehnsucht? Und woher nehmt ihr die Inspiration für Lyrics? Vom Leben an sich?
Man muss bei uns immer ein bisschen Trennen zwischen einem authentischen Lebensgefühl und dem gezielten Einsatz, um nicht zu sagen Missbrauch der Überzeichnung, des Klischees und des Pathos als Stilmittel. „Wannadie Songs“ als Titel ist ja an sich schon Satire, so wie das ganze Album in einer Weise Satire ist. Wenn man so will, ist unsere gesamte Musik eine übertriebene Selbstdarstellung unserer Charaktere, mit all dem Wahnsinn, den Sehnsüchten und Träumen, die uns begleiten. Die Frage nach Zeitpunkt und Art unseres Abgangs, danach ob man bereits richtig gelebt und geliebt hat, ob und wie lange sich das alles lohnt, beschäftigen uns dabei doch recht kontinuierlich. Eine gewisse Todessehnsucht kann dabei zu einem richtigen Lebensmotor werden, so paradox das auch klingt.
Was macht für euch euren „Gloom Rock“ aus?
Für uns ist das kompromisslose Rockmusik mit einem düsteren 80er Einschlag, die alles andere als leichte Unterhaltung ist und sich nirgends zuhause fühlt. Und man sollte nicht alles ernstnehmen, was man bei Jack Frost zu hören bekommt – unsere Erfahrung ist, dass diejenigen, die das nicht verstehen uns in der Regel verachten. So soll es sein.
Wie geht man mit der Kritik um, dass Leute die Musik gut finden, mit der Stimme aber gar nicht zurechtkommen? Wirft euch das irgendwie zurück? Denkt ihr ihr hättet ein anderes kommerzielles Potential mit einer massentauglicheren Stimme?
Wenn es uns vorwiegend um kommerzielles Potenzial ginge, müssten wir wohl vieles anders anfangen. Nein, Phred ist nun mal unser Sänger und es gibt ebenso viele Leute, die das Kult finden, was er macht. Wir bewegen uns nun mal eben in einem Genre, wo der Gesang ein wichtiger und anspruchsvoller Faktor ist, da muss man auch mit Kritik rechnen. Bei Black und Death Bands fragt ja niemand nach dem Sänger, weil es da auch keine gibt. Unser Sänger teilt die Lager eben in Lovers und Haters, aber das finden wir im Grunde schon wieder sehr cool.
Zu welcher musikalischen Szene fühlt ihr euch eigentlich am meisten zugehörig. Zumeist werdet ihr ja in die normale Doom Schiene gesteckt. Was denkt ihr? Immerhin habt ihr ja auch auf dem Autumn of Doom gespielt.
Wir fühlen uns gar keiner Szene zugehörig und passen ja auch nirgends so richtig rein. Das mag aus kommerzieller Sicht ein Nachteil sein, liegt aber auch nicht in unserem Einflussbereich. Am ehesten war es aber immer die Doom Szene, der wir uns trotz unserer überwiegenden Nicht-Doom und Nicht-Metal Einflüsse nahe gefühlt haben.
Ich würde euren „Humor“(Merchandise) und eure Attitude am ehesten mit TYPE O und Pete Steele vergleichen. Was sagt ihr dazu?
Ich muss gestehen, dass ich mit Type O, deren Musik und deren Attitude nicht vertraut bin. Ich hab die Band ein oder zwei Mal live gesehen, hab aber da nichts an Humor rüberkommen sehen. Das waren eher todernste Performances – insoferne hat das mit uns nur wenig zu tun würde ich sagen.
Stimmt es, dass damals 89 bei der ersten Bandprobe nur Schnaps geflossen ist, und danach ein Führerschein abgegeben werden musste? Ist das vielleicht ein Grund warum ihr so düstere Musik macht?
Haha, ja, einer von uns hat damals aus seinem Ungarn-Urlaub einen Haufen Kubanskaya Vodka oder wie das Teufelszeug hieß mitgebracht. Wir haben einen Großteil davon in einer völlig entmenschten Session getrunken und Phred ist daraufhin mit dem Auto seiner Großmutter in eine Alko-Kontrolle geraten. Als künstlerischen Einfluss würde ich das aber nicht werten, haha. Bei Gary bin ich mir da allerdings nicht so sicher: der ist bis heute gezählte drei Mal stockbesoffen mit dem Fahrrad den Cops in die Arme gestrampelt und hat die Herrn dann auch noch jeweils zünftig beschimpft. Sowas wird hier böse geahndet und hat ihn daher insgesamt auch schon einen Mittelklassewagen gekostet.
Als musikalische Vorbilder werden immer St. Vitus genannt. Wieso habt ihr euch denn dann doch so merklich von deren Stil entfernt?
In Wahrheit haben wir nie wirklich nach St. Vitus geklungen und das wollten wir auch nicht. Uns gefiel seit jeher die Attitude dieser Band und die Art wie sie mit primitivsten Riffs end-depressive Songs geschrieben haben. Die Band und ihre Coolness waren die Inititalzündung für die Gründung von Jack Frost, eigentlich kommen wir aber musikalisch ganz woanders her.
Welche Ziele wollt ihr denn noch erreichen? Und hofft ihr, dass es jetzt etwas konstanter mit den Labels weitergeht?
Wir sind ja bescheidene Herren, das einzige was wir gerne hätten, ist in der Tat eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit unserem Label, die es uns ermöglicht, noch ein paar schöne Alben aufzunehmen. Wir würden auch gerne mal eine Akustikplatte machen zum Beispiel.
Das wars auch schon. Die letzten Worte hat wie immer dieBand:
Visit the bastards at www.jackfrost.at , kauft unsere Sachen, wir brauchen die Kohle!
Besten Dank für das Interview!