Schlafes Bruder und die Wikinger
Interview mit Helangår
Epic Metal aus Deutschland - Wurmlingen, Baden-Württemberg
Epic Metal aus Deutschland - Wurmlingen, Baden-Württemberg
Das neue Werk „Schlafes Bruder“ hat einmal mehr bewiesen, dass sich auch im metallischen Untergrund noch junge Bands befinden, die fernab von schon ausgelutschten Pfaden einen Weg gehen, und dabei eine enorm gute Figur machen. In Anbetracht des zugrunde liegenden Konzeptes der neuen Scheibe und den bis zur Veröffentlichung aufgetretenen Problemen, ergibt sich natürlich genügend Gesprächsstoff und Fragen, die die Band beantworten darf.
Hallo! Was gibt´s aktuell neues? Vor allem in Bezug auf ein Label und den Verkauf bzw. die Reaktionen auf das neue Album.
Hallo erst mal. Die Verkäufe laufen jetzt so langsam an, was mit Sicherheit auch an den - sogar für uns überraschend - sehr, sehr positiven Reaktionen liegt, die ja die schon bei „Evening in Valhalla“ überaus positiven, nochmals um Längen übertreffen.
Im Bezug auf Labels kann ich dir nur sagen, dass wir kaum Anstrengungen unternommen haben einen Vertrag für das Album zu bekommen und der derzeitige Stand ist, dass wir auch keine dahingehenden Versuche mehr unternehmen werden. Wir arbeiten sehr gut mit unserem Vertrieb zusammen, die restliche Arbeit wird von uns erledigt, wodurch wir einfach die absolute Freiheit haben, machen zu können was wir wollen!
Das neue Werk trägt den Titel „Schlafes Bruder“ und ist dementsprechend natürlich ein Konzeptalbum über den gleichnamigen Roman von Robert Schneider. Erläutert doch mal warum ihr euch gerade dieses als Thema ausgewählt habt?
Die Idee bestand schon länger, konnte allerdings aus internen Gründen nicht umgesetzt werden. Mit dem Weggang von Tom wurde es dann plötzlich doch wieder möglich.
Nun, warum wir diesen Roman ausgewählt haben - es ist einfach ein Buch, dass uns alle sehr fasziniert und bewegt hat.
Wir haben alle eine hervorragend musikalische Ausbildung an der Musikschule schon seit frühster Kindheit bekommen. Unsere Eltern, die Schule und unser Umfeld haben uns immer darin unterstützt in dem was wir gemacht haben und haben uns geholfen unsere Talente zu entwickeln, wofür wir natürlich auch sehr dankbar sind. Aber es gibt eben nicht nur im Jahr 1803, sondern auch noch heute genügend Jugendliche, die ihren Eltern am Arsch vorbeigehen und die von der Gesellschaft keine Chance kriegen, obwohl sie auch Talente hätten, die sie gerne entwickeln würden. Diesen Jugendlichen wollen wir mit unserer Musik Mut machen.
Johannes Elias Alder wird trotz all dieser widrigen Umstände Musiker und sein Scheitern ist nicht auf die Musik, sondern sein liebloses Elternhaus zurückzuführen. Und auch das ist aktueller den je, denn wie viel Jugendlich verwahrlosen heutzutage, fühlen sich von ihren Eltern nicht geliebt, wissen nicht wie sie ihren Platz in der Welt finden sollen und sind unfähig mit anderen Menschen soziale Kontakte aufzubauen. Diese gesellschaftliche Schande wollen wir thematisieren und für Verständnis werben für alle die anders sind. Denn gerade dieses anders sein ist ein kostbarer Schatz, dem sich unsere Gesellschaft aber immer noch nicht wirklich bewusst ist!
Gab es irgendwelche besonderen Schwierigkeiten bei der Umsetzung?
Schwierigkeiten gabs direkt keine. Robert Schneider schreibt, der Protagonist Johannes Elias Alder wäre der größte Musiker aller Zeiten geworden, deshalb war es uns nicht möglich seine Musik wiederzugeben – das wäre reine Anmaßung, wir haben uns deshalb vor allem auf den Menschen nicht den Musiker konzentriert.
Des weiteren scheint ihr ja generell eher mit Konzepten zu arbeiten. Keine Lust auf ein „songbezogenes“ Album, oder könnt ihr das nicht?
Der Grund liegt in der „Lust“. Ich denke es ist jedem klar, dass es wesentlich schwerer ist, ein Album zu machen, dass von Anfang bis Ende eine geschlossene Geschichte erzählt. Die unterschiedlichen Stimmungen einer Erzählung transportiert und gleichzeitig noch die Lieder alle miteinander verknüpft.
Es ist für uns einfach eine größere Herausforderung und auch Befriedigung uns dieser Aufgabe zu stellen, anstatt bloß Lieder aneinander zu reihen.
Ihr habt dem Autor natürlich Euer Werk vorgelegt. Was hält er von der Idee an sich, und wie denkt er über das Resultat?
Was er über die Idee denkt, sein Buch zu vertonen, weiß ich nicht. Dass er allerdings von unserer Vertonung sehr angetan war, dürfte mittlerweile ja bekannt sein, worüber wir auch sehr froh sind. Es hat sich nur schon deshalb gelohnt dieses Buch zu bearbeiten, weil wir dadurch einen faszinierenden und bewundernswerten Menschen kennen gelernt haben. Ich kann seine Bücher, die wir - zumindest Hannes und ich - mittlerweile alle gelesen haben nur jedem, der sich für Literatur interessiert ans Herz legen.
Die Texte sind mittlerweile auf deutsch. Warum? Ist das einfacher? Liegt´s daran dass es ein deutscher Roman ist? Oder ist euch englisch einfach zu konventionell geworden?
Das mit Konvention zu erklären wäre etwas zu einfach. Das wir uns über Konventionen keine Gedanken machen, sollte sich eigentlich ja schon aus der Musik selbst erklären.
Es ist einfach so, dass uns die Texte immer wichtiger geworden sind.
Und wenn man der Meinung ist, dass man etwas zu sagen hat, sollte man sich auch Mühe geben, dass die Leute es verstehen und da wir unsere Musik nun mal hauptsächlich in Deutschland verkaufen, war es ein logischer Schritt.
Der Aufnahmeprozess hat sich ja sehr lange hingezogen, da ihr nach dem Weggang Eures Sängers alles noch einmal eingespielt habt. Warum habt ihr Euch diese enorme Arbeit gemacht und wie kam es überhaupt zum Ausstieg von Tom, zu diesem eigentlich ja ungünstigem Zeitpunkt?
Was wäre denn die Alternative gewesen? Wir haben ja nichts davon, wenn ein Sänger, der nicht mehr der Band angehört mit unseren Lieder Lorbeeren erntet.
Der Ausstieg kam auch für uns aus heiterem Himmel, just in dem Moment als alles fertig gemischt war und wir das fertige Album in Händen hielten.
Da es sich um persönliche Gründe unseres damaligen Sängers handelt, möchte ich mich nicht dazu äußern.
Mit Lisa habt ihr nun eine neue Frontfrau am Mikro. Wieso habt ihr den Schritt vom männlichen zu weiblichem Gesang gewagt, und was war der ausschlaggebende Grund für ihre Aufnahme in die Band?
Es war mehr ein Zufall. Wir hatten mit unterschiedlichen Leute experimentiert und natürlich wäre es am einfachsten gewesen einen „Tom-Ersatz“ zu suchen und in der gleichen Schiene weiterzumachen. Als wir jedoch mit Lisa geprobt haben – mit der Hannes und ich quasi aufgewachsen sind und mit deren Bruder wir auch in Mannheim zusammenwohnen – war klar, dass wir uns mit ihr als Sängerin und als Mensch wesentlich wohler fühlen. Natürlich war uns von Anfang an klar, dass dies die Musik radikal ändern würde.
Wie geht ihr mit Vorwürfen der Marke „Nightwish Abklatsch“ um, bzw. generell mit Kritik zum Gesang auf dem neuen Album?
Naja, mit Nightwish hat unsere Musik absolut nichts zu tun und bisher gab es auch noch keine Kritik am Gesang, weshalb wir uns damit auch nicht auseinandersetzen müssen.
Wie wichtig ist euch bei Eurer Musik mittlerweile der künstlerische Aspekt? Vor allem in Hinblick auf die zweite Hälfte der CD kann man ja fast schon von einer Art Fusion aus U- und E – Musik sprechen. Denkt ihr dass ihr dadurch eine spezielle Wirkung auf den Hörer habt, oder gibt’s irgendwelche „Ängste“, dass ihr dem eventuell die Zielgruppe verlieren könntet, weil ihr dem gemeinem Metaller zu „kunstvoll“ dem Künstler aber zu hart seid?
Musik ist eine künstlerische Ausdrucksform, weshalb natürlich der künstlerische Aspekt immer besteht. Eine Unterscheidung zwischen E- und U-Musik finde ich generell sinnlos – der einzige Wert an dem Musik gemessen wird ist, ob sie die Menschen berührt. Dies kann natürlich auf völlig verschiedene Arten geschehen, jeder hat ja seinen eigenen Geschmack – auch hier gibt es Gourmets und Fast-foodliebhaber. Ängste oder ähnliches haben wir keine. Unser Geschmack ist der einzigster Anspruch dem wir genügen müssen und solange wir dies tun, brauchen wir auch keine Ängste zu haben.
Bisher wurdet ihr ja immer in die Wikinger Ecke gedrängt, wo ihr meines Erachtens niemals wirklich hineingepasst habt. Mit dem aktuelle Album habt ihr Euch nun ein Stück weit davon entfernt. Habt ihr euch dieser „Szene“ jemals zugehörig gefühlt, und was denkt ihr über das Paganwesen?
Zugehörig gefühlt haben wir uns anfangs natürlich schon etwas. Wenn du plötzlich in eine Ecke gedrängt wirst, von der du davor nicht mal wusstest, dass sie überhaupt existiert und die gerade boomt, bist du logischerweise erst einmal ziemlich unkritisch. Natürlich haben wir bald gemerkt, dass wir musikalisch nur wenig mit den Bands dort gemein haben und auch die politischen Überzeugungen, die dort leider noch anzutreffen sind, sind nicht in unsrem Sinne.
Zwar machen wir keine politische Musik, was jedoch nicht heißt, dass wir unpolitisch sind!
Ihr habt im Frühjahr auf dem Ragnarök Festival gespielt, wo ihr rein musikalisch mal absolut Perlen vor die Säue wart. Wie seid ihr denn überhaupt in ein solches „Knüppel“ Billing reingerutscht, und wie empfandet ihr die doch mitunter tendenziell eher „rechte“ Stimmung? Habt ihr davon was mitbekommen?
Oh danke, das hört man gern. Es gab im Vorfeld ja schon viele Diskussionen über die politische Ausrichtung, das blieb uns natürlich nicht verborgen, deshalb war es auch kein Zufall, dass Hannes einen Antifa-Pulli trug . Vielleicht wäre es mal an der Zeit breitere Diskussionen über den Sinn von Hakenkreuzen auf Statuen und deren Wirkung auf das breite Publikum zu führen. Was die Musik betrifft, so hab ich eigentlich nichts gegen härtere Bands und denke, dass es bei Festivals sogar eher angenehm ist, wenn sich die Musikstile etwas abwechseln. In das Billing kamen wir durch unseren guten Freund Stefan Popp der uns auch sonst noch sehr unterstützt!
Da ihr ja mittlerweile alle an verschiedenen Orten studiert und verweilt, ist es da nicht schon rein logistisch ein riesen Problem mal zu proben, geschweige denn neue Songs zu machen?
Eigentlich nicht. Wir stehen ja alle voll hinter der Musik. Zwar sind wir mittlerweile auf Mannheim, Tübingen, Erlangen und Schramberg verteilt, jedoch treffen wir uns dennoch regelmäßig bei uns daheim, um zu proben. Die Band ist aus Freundschaft entstanden, auch wenn sie mittlerweile mehr ist, so ist es doch auch das Miteinander was uns viel gibt und für das wir bereit sind, vieles zu opfern.
Trotzdem gibt es natürlich auch Phasen, wie gerade jetzt, in der erst mal keine Konzerte gespielt werden können, weil so viel ansteht. Erst bin ich in Japan, dann sind an den Unis Klausuren, daraufhin ist Judith in Thailand und danach hat Lisa noch Abi. Danach geben wir dafür dann einfach umso mehr Gas!
Wie geht es mit der von Euch organisierten Metal Night in Tuttlingen weiter? Schon konkrete Pläne?
Das wird aus oben genannten Gründen wohl erst im April/Mai was werden, jedoch haben wir auf jeden Fall vor auch den Kontakt zu Tuttlingen nicht abbrechen zu lassen.
Vielen Dank für die aufgebrachte Zeit zum beantworten dieser Fragen. Die letzten Worte gehören Euch:
Vielen Dank an alle, die uns bisher ihr Vertrauen entgegen gebracht haben. Allen andern kann ich nur empfehlen das Buch „Schlafes Bruder“ zu lesen und mal ein Ohr bei den Songs auf unsrer Website www.helangar.de zu riskieren! Vielen Dank für das Interview, cherio...
Hallo! Was gibt´s aktuell neues? Vor allem in Bezug auf ein Label und den Verkauf bzw. die Reaktionen auf das neue Album.
Hallo erst mal. Die Verkäufe laufen jetzt so langsam an, was mit Sicherheit auch an den - sogar für uns überraschend - sehr, sehr positiven Reaktionen liegt, die ja die schon bei „Evening in Valhalla“ überaus positiven, nochmals um Längen übertreffen.
Im Bezug auf Labels kann ich dir nur sagen, dass wir kaum Anstrengungen unternommen haben einen Vertrag für das Album zu bekommen und der derzeitige Stand ist, dass wir auch keine dahingehenden Versuche mehr unternehmen werden. Wir arbeiten sehr gut mit unserem Vertrieb zusammen, die restliche Arbeit wird von uns erledigt, wodurch wir einfach die absolute Freiheit haben, machen zu können was wir wollen!
Das neue Werk trägt den Titel „Schlafes Bruder“ und ist dementsprechend natürlich ein Konzeptalbum über den gleichnamigen Roman von Robert Schneider. Erläutert doch mal warum ihr euch gerade dieses als Thema ausgewählt habt?
Die Idee bestand schon länger, konnte allerdings aus internen Gründen nicht umgesetzt werden. Mit dem Weggang von Tom wurde es dann plötzlich doch wieder möglich.
Nun, warum wir diesen Roman ausgewählt haben - es ist einfach ein Buch, dass uns alle sehr fasziniert und bewegt hat.
Wir haben alle eine hervorragend musikalische Ausbildung an der Musikschule schon seit frühster Kindheit bekommen. Unsere Eltern, die Schule und unser Umfeld haben uns immer darin unterstützt in dem was wir gemacht haben und haben uns geholfen unsere Talente zu entwickeln, wofür wir natürlich auch sehr dankbar sind. Aber es gibt eben nicht nur im Jahr 1803, sondern auch noch heute genügend Jugendliche, die ihren Eltern am Arsch vorbeigehen und die von der Gesellschaft keine Chance kriegen, obwohl sie auch Talente hätten, die sie gerne entwickeln würden. Diesen Jugendlichen wollen wir mit unserer Musik Mut machen.
Johannes Elias Alder wird trotz all dieser widrigen Umstände Musiker und sein Scheitern ist nicht auf die Musik, sondern sein liebloses Elternhaus zurückzuführen. Und auch das ist aktueller den je, denn wie viel Jugendlich verwahrlosen heutzutage, fühlen sich von ihren Eltern nicht geliebt, wissen nicht wie sie ihren Platz in der Welt finden sollen und sind unfähig mit anderen Menschen soziale Kontakte aufzubauen. Diese gesellschaftliche Schande wollen wir thematisieren und für Verständnis werben für alle die anders sind. Denn gerade dieses anders sein ist ein kostbarer Schatz, dem sich unsere Gesellschaft aber immer noch nicht wirklich bewusst ist!
Gab es irgendwelche besonderen Schwierigkeiten bei der Umsetzung?
Schwierigkeiten gabs direkt keine. Robert Schneider schreibt, der Protagonist Johannes Elias Alder wäre der größte Musiker aller Zeiten geworden, deshalb war es uns nicht möglich seine Musik wiederzugeben – das wäre reine Anmaßung, wir haben uns deshalb vor allem auf den Menschen nicht den Musiker konzentriert.
Des weiteren scheint ihr ja generell eher mit Konzepten zu arbeiten. Keine Lust auf ein „songbezogenes“ Album, oder könnt ihr das nicht?
Der Grund liegt in der „Lust“. Ich denke es ist jedem klar, dass es wesentlich schwerer ist, ein Album zu machen, dass von Anfang bis Ende eine geschlossene Geschichte erzählt. Die unterschiedlichen Stimmungen einer Erzählung transportiert und gleichzeitig noch die Lieder alle miteinander verknüpft.
Es ist für uns einfach eine größere Herausforderung und auch Befriedigung uns dieser Aufgabe zu stellen, anstatt bloß Lieder aneinander zu reihen.
Ihr habt dem Autor natürlich Euer Werk vorgelegt. Was hält er von der Idee an sich, und wie denkt er über das Resultat?
Was er über die Idee denkt, sein Buch zu vertonen, weiß ich nicht. Dass er allerdings von unserer Vertonung sehr angetan war, dürfte mittlerweile ja bekannt sein, worüber wir auch sehr froh sind. Es hat sich nur schon deshalb gelohnt dieses Buch zu bearbeiten, weil wir dadurch einen faszinierenden und bewundernswerten Menschen kennen gelernt haben. Ich kann seine Bücher, die wir - zumindest Hannes und ich - mittlerweile alle gelesen haben nur jedem, der sich für Literatur interessiert ans Herz legen.
Die Texte sind mittlerweile auf deutsch. Warum? Ist das einfacher? Liegt´s daran dass es ein deutscher Roman ist? Oder ist euch englisch einfach zu konventionell geworden?
Das mit Konvention zu erklären wäre etwas zu einfach. Das wir uns über Konventionen keine Gedanken machen, sollte sich eigentlich ja schon aus der Musik selbst erklären.
Es ist einfach so, dass uns die Texte immer wichtiger geworden sind.
Und wenn man der Meinung ist, dass man etwas zu sagen hat, sollte man sich auch Mühe geben, dass die Leute es verstehen und da wir unsere Musik nun mal hauptsächlich in Deutschland verkaufen, war es ein logischer Schritt.
Der Aufnahmeprozess hat sich ja sehr lange hingezogen, da ihr nach dem Weggang Eures Sängers alles noch einmal eingespielt habt. Warum habt ihr Euch diese enorme Arbeit gemacht und wie kam es überhaupt zum Ausstieg von Tom, zu diesem eigentlich ja ungünstigem Zeitpunkt?
Was wäre denn die Alternative gewesen? Wir haben ja nichts davon, wenn ein Sänger, der nicht mehr der Band angehört mit unseren Lieder Lorbeeren erntet.
Der Ausstieg kam auch für uns aus heiterem Himmel, just in dem Moment als alles fertig gemischt war und wir das fertige Album in Händen hielten.
Da es sich um persönliche Gründe unseres damaligen Sängers handelt, möchte ich mich nicht dazu äußern.
Mit Lisa habt ihr nun eine neue Frontfrau am Mikro. Wieso habt ihr den Schritt vom männlichen zu weiblichem Gesang gewagt, und was war der ausschlaggebende Grund für ihre Aufnahme in die Band?
Es war mehr ein Zufall. Wir hatten mit unterschiedlichen Leute experimentiert und natürlich wäre es am einfachsten gewesen einen „Tom-Ersatz“ zu suchen und in der gleichen Schiene weiterzumachen. Als wir jedoch mit Lisa geprobt haben – mit der Hannes und ich quasi aufgewachsen sind und mit deren Bruder wir auch in Mannheim zusammenwohnen – war klar, dass wir uns mit ihr als Sängerin und als Mensch wesentlich wohler fühlen. Natürlich war uns von Anfang an klar, dass dies die Musik radikal ändern würde.
Wie geht ihr mit Vorwürfen der Marke „Nightwish Abklatsch“ um, bzw. generell mit Kritik zum Gesang auf dem neuen Album?
Naja, mit Nightwish hat unsere Musik absolut nichts zu tun und bisher gab es auch noch keine Kritik am Gesang, weshalb wir uns damit auch nicht auseinandersetzen müssen.
Wie wichtig ist euch bei Eurer Musik mittlerweile der künstlerische Aspekt? Vor allem in Hinblick auf die zweite Hälfte der CD kann man ja fast schon von einer Art Fusion aus U- und E – Musik sprechen. Denkt ihr dass ihr dadurch eine spezielle Wirkung auf den Hörer habt, oder gibt’s irgendwelche „Ängste“, dass ihr dem eventuell die Zielgruppe verlieren könntet, weil ihr dem gemeinem Metaller zu „kunstvoll“ dem Künstler aber zu hart seid?
Musik ist eine künstlerische Ausdrucksform, weshalb natürlich der künstlerische Aspekt immer besteht. Eine Unterscheidung zwischen E- und U-Musik finde ich generell sinnlos – der einzige Wert an dem Musik gemessen wird ist, ob sie die Menschen berührt. Dies kann natürlich auf völlig verschiedene Arten geschehen, jeder hat ja seinen eigenen Geschmack – auch hier gibt es Gourmets und Fast-foodliebhaber. Ängste oder ähnliches haben wir keine. Unser Geschmack ist der einzigster Anspruch dem wir genügen müssen und solange wir dies tun, brauchen wir auch keine Ängste zu haben.
Bisher wurdet ihr ja immer in die Wikinger Ecke gedrängt, wo ihr meines Erachtens niemals wirklich hineingepasst habt. Mit dem aktuelle Album habt ihr Euch nun ein Stück weit davon entfernt. Habt ihr euch dieser „Szene“ jemals zugehörig gefühlt, und was denkt ihr über das Paganwesen?
Zugehörig gefühlt haben wir uns anfangs natürlich schon etwas. Wenn du plötzlich in eine Ecke gedrängt wirst, von der du davor nicht mal wusstest, dass sie überhaupt existiert und die gerade boomt, bist du logischerweise erst einmal ziemlich unkritisch. Natürlich haben wir bald gemerkt, dass wir musikalisch nur wenig mit den Bands dort gemein haben und auch die politischen Überzeugungen, die dort leider noch anzutreffen sind, sind nicht in unsrem Sinne.
Zwar machen wir keine politische Musik, was jedoch nicht heißt, dass wir unpolitisch sind!
Ihr habt im Frühjahr auf dem Ragnarök Festival gespielt, wo ihr rein musikalisch mal absolut Perlen vor die Säue wart. Wie seid ihr denn überhaupt in ein solches „Knüppel“ Billing reingerutscht, und wie empfandet ihr die doch mitunter tendenziell eher „rechte“ Stimmung? Habt ihr davon was mitbekommen?
Oh danke, das hört man gern. Es gab im Vorfeld ja schon viele Diskussionen über die politische Ausrichtung, das blieb uns natürlich nicht verborgen, deshalb war es auch kein Zufall, dass Hannes einen Antifa-Pulli trug . Vielleicht wäre es mal an der Zeit breitere Diskussionen über den Sinn von Hakenkreuzen auf Statuen und deren Wirkung auf das breite Publikum zu führen. Was die Musik betrifft, so hab ich eigentlich nichts gegen härtere Bands und denke, dass es bei Festivals sogar eher angenehm ist, wenn sich die Musikstile etwas abwechseln. In das Billing kamen wir durch unseren guten Freund Stefan Popp der uns auch sonst noch sehr unterstützt!
Da ihr ja mittlerweile alle an verschiedenen Orten studiert und verweilt, ist es da nicht schon rein logistisch ein riesen Problem mal zu proben, geschweige denn neue Songs zu machen?
Eigentlich nicht. Wir stehen ja alle voll hinter der Musik. Zwar sind wir mittlerweile auf Mannheim, Tübingen, Erlangen und Schramberg verteilt, jedoch treffen wir uns dennoch regelmäßig bei uns daheim, um zu proben. Die Band ist aus Freundschaft entstanden, auch wenn sie mittlerweile mehr ist, so ist es doch auch das Miteinander was uns viel gibt und für das wir bereit sind, vieles zu opfern.
Trotzdem gibt es natürlich auch Phasen, wie gerade jetzt, in der erst mal keine Konzerte gespielt werden können, weil so viel ansteht. Erst bin ich in Japan, dann sind an den Unis Klausuren, daraufhin ist Judith in Thailand und danach hat Lisa noch Abi. Danach geben wir dafür dann einfach umso mehr Gas!
Wie geht es mit der von Euch organisierten Metal Night in Tuttlingen weiter? Schon konkrete Pläne?
Das wird aus oben genannten Gründen wohl erst im April/Mai was werden, jedoch haben wir auf jeden Fall vor auch den Kontakt zu Tuttlingen nicht abbrechen zu lassen.
Vielen Dank für die aufgebrachte Zeit zum beantworten dieser Fragen. Die letzten Worte gehören Euch:
Vielen Dank an alle, die uns bisher ihr Vertrauen entgegen gebracht haben. Allen andern kann ich nur empfehlen das Buch „Schlafes Bruder“ zu lesen und mal ein Ohr bei den Songs auf unsrer Website www.helangar.de zu riskieren! Vielen Dank für das Interview, cherio...