"Das ist unsere Passion, und dafür werden wir uns bei niemandem entschuldigen..."


Interview mit Torture Killer
Death Metal aus Finnland - Turku
Die finnischen Gewalttäter haben dieser Tage mit “Swarm!” ein recht kontroverses Brett abgeliefert, welches ob seiner mehr als offensichtlichen Einflüsse gleichermassen für Verachtung und fast weihnachtliche Vorfreude sorgte. Daher war es an der Zeit, die Jungs mal auf die Couch zu bitten, um ein paar Sachen zu klären – und Gitarrist Jari Laine gab dann auch gut kontra. Aber lest einfach selbst....

Cheerz Jari, und willkommen in der Blutkammer. Eure neue Schlachteplatte “Swarm!” steht mittlerweile dampfend auf dem Tisch und hat mir zugegebenermassen ein paar Kopfschmerzen bereitet – dazu später mehr.
Da ihr hierzulande ja noch eher unbekannt seid, wäre es schön, wenn du uns zunächst mal einen Überblick über euer bisheriges Schaffen geben könntest...


“Angefangen haben wir Anfang 2002 als spassorientiertes Projekt, was sich zunächst darauf beschränkte, unsere alten Obituary- und SFU-Favourites nachzuspielen, bevor wir schliesslich begannen, auch eigene Songs in diesem Stil zu schreiben. Neun davon wollten wir dann über ein kleines Label releasen, als plötzlich Karmageddon Media aus Holland Interesse anmeldeten und Ende 2003 “For Maggots To Devour” auf den Markt brachten.
Nach diesem Release haben wir ein paar Touren gefahren, unseren Sänger verloren und nach dem Einstieg von Chris (Barnes) steht nun unsere neue Scheibe bei Metalblade in den Läden.”

Womit wir eigentlich schon beim Thema sind: “Swarm!” kann man getrost als Kopie des SFU-Trademark-Sounds verbuchen, ihr nennt euch Torture Killer und habt dazu noch Chris Barnes am Mikrofon – erklärt mich für bescheuert, aber für mich riecht das nach einem klasse Marketingcoup von Metalblade...

“Nein. Der Grund dafür ist einfach, dass wir diesen oldschooligen Death Metal lieben – nichts anderes. Das ganze Drumherum ist einfach passiert, aber am Anfang steht unsere Vorliebe für genau diese Art von Musik – wir spielen genau das, was wir spielen wollen und der Rest ist einfach nur ein Resultat daraus.
Im Prinzip gibt es da auch nicht viel zu verstehen: Journalisten suchen anscheinend immer nach dem “Neuen und Innovativen” und vergessen dabei, dass sich Bands auch aus anderen Beweggründen zusammentun – zum Beispiel, um genau die Musik zu ehren, die sie lieben.
Es gibt tausende von Bands, die sich auf den Pfaden von Cannibal Corpse, Suffocation oder Morbid Angel tummeln, insofern wird die Welt nicht zugrunde gehen, wenn wir es ähnlich machen.
Das kann man vielleicht ein wenig mit dem Beantworten von Interviews vergleichen: Irgendwie machst du es gerne, aber im Endeffekt kommen doch mehr oder weniger immer die selben Fragen. Innovationstechnisch ist das dann auch nicht der grosse Wurf.
Wir fühlen uns daher nicht für einen Pfennig schuldig, weil wir diese Musik spielen; wir wissen, dass das kein bisschen originell ist und wenn ihr die nächsten Death-Metal-Einsteins sucht, dann müsst ihr euch eben anderweitig umsehen – das hier ist unsere Passion, unser Tribut, und dafür werden wir uns bei niemandem entschuldigen.”

Euer erster Sänger hatte eine ziemlich markante Stimme, warum habt ihr beschlossen, ihn zu ersetzen? Und wie seid ihr auf Chris Barnes gekommen? Ich meine, ihr werdet euch doch nicht mal eben auf ein Bier getroffen haben...

“Nun, unser ursprünglicher Fronter verliess die Band von sich aus – wir haben also nicht beschlossen, ihn zu ersetzen. Chris erfuhr, dass wir ohne Sänger dastanden und sah sich daraufhin etwas genauer auf unserer Webseite um – irgendwie hatte er wohl schon länger damit gerechnet, dass es über kurz oder lang eine SFU-Tributeband geben würde und ihm gefiel einfach die offene Art, wie wir seine Musik ehrten und zu unseren Einflüssen standen.
Er dachte sich, dass es eine gute Idee wäre, diesen Respekt auch von seiner Seite zu würdigen und bot uns folglich seine Hilfe an.”

Und wie läuft das Ganze in der Praxis, gerade was gemeinsame Proben und Aufnahmen angeht?

“Bisher erstaunlich problemlos. Beim Songwriting gibt es sowieso keine Probleme, da es ja immer Demos von den Rohfassungen gibt und man das dann recht einfach über Tapeaustausch regeln kann. Auftritte sind da schon etwas anderes und verlangen natürlich nach konkreteren Vorbereitungen – das werden wir dann sehen, wenn es soweit ist.”

Was kannst du uns über die Zusammenarbeit mit Chris sagen? Weisst du, was die Jungs von SFU über Torture Killer denken?

“Ich hab die Jungs letztes Jahr auf der Europatour für ein paar Tage getroffen, und sie waren mir gegenüber verdammt cool – einige der bodenständigsten Typen, die ich bisher kennenlernen durfte.
Keine Ahnung was sie von unserer Musik direkt halten, aber soweit ich weiss, ist es für sie vollkommen OK, dass Chris bei uns mitmacht – auch wenn das so eine Sache ist, die man in dem Moment nicht unbedingt zur Sprache bringt.”

Noch mal zurück zu "Swarm!": Wie lange habt ihr eigentlich für das Schreiben der Scheibe gebraucht – allzu aufwendig stelle ich mir das nicht vor?

“War es aber. Insgesamt haben wir etwa ein Jahr gebraucht – der Schreibprozess für “Swarm!” begann Anfang 2004 nach den Aufnahmen der ersten Scheibe und das musikalische Gerüst stand dann im Januar 2005, woraufhin wir die Basics aufnahmen. Die Texte sind sogar erst kurz vor Chris' Aufnahmen im Mai/Juni 2005 fertig gewesen.
Die simple Struktur der Musik bedeutet daher keineswegs, dass wir nicht eine Menge Anstrengungen auf “Swarm!” verwendet hätten – denn genau das haben wir getan.”

Wart ihr euch eigentlich von vorneherein bewusst, dass euch jeder in die SFU-Klon-Ecke packen würde? Wie geht ihr mit den daraus resultierenden Vorurteilen, der Kritik und auch den Limitationen (für euch als Musiker) um?

“Das lässt uns eigentlich ziemlich kalt, denn es ist ja nun mal die Wahrheit, oder? Sogar ein Tauber würde hören, wo genau wir herkommen und das schert uns kein Stück. Ich persönlich kann mich in dieser Band zu 100% verwirklichen und anstatt der musikalischen Einschränkungen sehe ich eigentlich eher Chancen – es geht schlicht und ergreifend darum, den Stoff den wir mögen, in der besten uns möglichen Art und Weise darzubieten.”

Nun muss man auch mal sagen, dass es euch abseits der simplen Strukturen immer wieder gelingt, ein paar Melodien in den Songs unterzubringen (“Forever Dead” wäre so ein Beispiel) – warum habt ihr da nicht etwas tiefer geschürft?

“Im Prinzip haben wir das nur gemacht, um der Scheibe und den ganzen tiefergelegten Riffs etwas mehr Dynamik zu verleihen – darüber hinaus werden wir den melodischen Aspekt allerdings nicht vertiefen, da wir uns dann doch eher auf heftiges Riffing konzentrieren wollen.
Insgesamt denke ich, dass diese kleinen Elemente auf “Swarm!”ziemlich gut zur Geltung kommen und unseren Gesamtsound positiv beeinflussen.”

Ein weiteres positives Merkmal der Scheibe ist für mich auf jeden Fall das Coverartwork – von wem stammt es eigentlich?

“Das hat Wes Benscoter für uns gemalt, ihr kennt ihn vielleicht von seinen Mortician-Coverzeichnungen. Ich war schon immer ein Riesenfan seiner Arbeit und wollte ihn unbedingt für unsere neue Scheibe haben – glücklicherweise hat Wes dann auch zugestimmt. Wir sind echt stolz, dass er mit uns gearbeitet hat und ich kann dir nur zustimmen: Es ist grossartig geworden.”

Werdet ihr “Swarm!” diesen Sommer auch auf Festivals präsentieren?

“Wir hoffen momentan, gegen Ende des Jahres eine Tour auf die Beine stellen zu können, da der Zeitplan von SFU bis dahin recht straff ist und wir logischerweise Rücksicht darauf nehmen müssen. Aber unsere Zeit wird auf jeden Fall kommen, und bis dahin üben wir uns in Geduld...”

Finnland scheint ein recht fruchtbarer Boden für jegliche Spielart des Metals zu sein – wie sieht es denn im Death Metal diesbezüglich aus? Gibt es Bands, die du empfehlen kannst?

“Ihr solltet auf jeden Fall Deepred, Kataplexia, Sotajumala, Demigod, Slugathor und Cadaveric Incubator antesten; ansonsten ist Death Metal hier aber nicht so angesagt, von einer Szene ganz zu schweigen. Vielleicht tut sich da zukünftig etwas und die Bands erhalten etwas mehr Aufmerksamkeit – verdient hätten sie es jedenfalls.”

Zum Schluss noch ein kleines Assoziationsspielchen – was fällt dir zu folgenden Dingen ein:

Vogelgrippe
- “schmeckt nach Hühnchen”
Six Feet Under - “rules”
Rip-off - “wenn du nicht das bekommst, wofür du bezahlt hast”

OK Jari, ich danke dir herzlich für dieses offene und ehrliche Interview, die letzen Worte gehören dir:

"Thanks for the interview, hopefully you´ll enjoy the new Torture Killer CD."
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