Die Gesellschaft ist krank!


Interview mit Bury My Sins
Metalcore aus Deutschland - Bad Hersfeld
Es gibt viel zu Erzählen bei den Jungs von BURY MY SINS! Die Metalcore-Band präsentiert sich sehr redselig, sozialkritisch und abwechslungsreich und schickt hierfür mit Drummer Christian und Sänger Marco gleich zwei Interviewpartner ins Rennen. Aber lest selbst!


Viel ist passiert im Hause BURY MY SINS. Wie geht es euch nach dem doch recht rasanten Aufstieg in den letzten Monaten?


Marco: Och, uns geht es gut, obwohl ich nicht gerade von einem rasanten Aufstieg sprechen würde. Hehe… Im Moment trudelt das Feedback zur Platte bei uns ein, es gibt ein paar Interviews, nette Worte und auch Tadel, alles tolle neue Erfahrungen für uns. Ein Aufstieg ist es sicher, aber was die Höhe und Geschwindigkeit angeht, haben wir doch alle das Steuer sicher in der Hand. Ist eine coole Zeit, macht sehr viel Spaß im Moment.

Christian: Davon hab ich gar nichts mitbekommen, ha ha!!!

Im Grunde genommen gibt es euer Projekt in ernsthafter Form erst seit August 2004. Ein Jahr später die erste Demo, dann ein Label, dann ein Full Length Album. Wie geht man als junge Band mit einer solchen Entwicklung um?

Marco: So schlimm wie das jetzt auch klingen mag, aber das war ( nach einer Reihe von gesammelten Erfahrungen der letzten Jahre ) eigentlich nüchterne Planung mit einem großen Schuss an Risikobereitschaft. Das erste Demo haben wir aufgenommen, ohne die Songs jeh zuvor vor Publikum gespielt zu haben, und die Platte war eigentlich im Kasten, bevor wir ein Label hatten. …wir haben uns im Sommer 2004 einfach vorgenommen, derbe auf den Putz zu hauen, ohne den Spaß am Ganzen zu verlieren, und das nicht nur auf die Songs bezogen. …besser hätte die Entwicklung seit unserer ersten Show nicht sein können, sie übertrifft meine Vorstellungen.

Christian: Ich denke heutzutage kann man die Dinge, die im übrigen einer Band auch nicht unbedingt zufliegen, etwas gezielter angehen. Wir wussten, was wir wollen und wie wir es am effektivsten anpacken.

Könnt ihr mal kurz erläutern, wie es zu der Zusammenarbeit mit CIRCULATION RECORDS gekommen ist?

Marco: Nun ja, wenn man in ein Studio geht und eine Demo aufnimmt mit der Absicht, dass eine Full-Length oder eine EP folgen soll, muss man sich natürlich bewerben, das ist der übliche Gang. CIRCULATION RECORDS war von Anfang an ein Wunschlabel, dass es mit Ihnen geklappt hat freut uns sehr. Wir kennen CR schon Lange, ebenso den größten Teil der dortigen Bands, mit FAUST AGAIN und vor allem mit BA’AL haben wir schon oft zusammen Unsinn gemacht, es freut uns, dass wir uns dort einreihen können.

Der Begriff „Metalcore“ ist derzeit ein heikles Thema. Viele verziehen das Gesicht, wenn der Name dieses Genres fällt. Wie beschreibt ihr eure Musik? Ist euch das ganze Gelaber egal? Und was macht euch „anders“ als andere Bands des Genres?

Christian: „Metalcore“ ist nur ein weiteres Schlagwort, das perfekt in eine Schublade passt und sich wahrscheinlich gut verkauft. Nüchtern gesehen, handelt es sich um eine Generation, die sich sowohl mit Metal als auch Hardcore identifizieren kann, dessen Vorlieben sich in ihrer Musik wiederfinden. Die Musik ist jedoch weitaus älter als ihr Begriff, der schließlich mit dem Trend einherging. Wohl haben es einige Bands der letzten Jahre etwas übertrieben, die lieber schwerste Geschütze auffahren, als ihrer Musik ein stückweit Seele einzuhauchen und somit eine gewisse Unschuld zu bewahren.

Marco: Ich sehe mich selbst eher kritisch der Metalcore Szene gegenüber. Da stehe ich bei BMS (Bury my Sins) sicher an Stelle eins. Nicht dass ich das Gesicht verziehe, aber es gibt in diesem Trog eben eine Menge Hops und Flops, viele Schreien und Sägen und ich kann nicht einen Funken Sinn darin erkennen …Wo anders gibt es das aber auch, ob HC, PUNK und auch im METAL!!! Das Gelaber über Metalcore ist mir ebenfalls relativ egal, wobei mir die Rolle von BMS da schon wichtig ist. Klar, ist ja unser Baby! Als Außenstehender würde ich BMS jedoch zum Metalcore setzen. Der Hardcore-Anteil ist von der musikalischen Seite zu gering, und von einer Truppe von Metallern kann man auch nicht wirklich sprechen. …Tja, und was uns besonders macht… ich denke das wir vor allem live ein anderes Bild verbreiten und uns selbst nicht gerade sehr „besonders“ vorkommen. Ich persönlich würde bei jeder Show am liebsten durchs Publikum steppen. Bühnen sind mir eher ein Greul, aber was will man machen… aber ist das Thema wirklich so heikel?!

Von meiner Seite gab es 7,5 Punkte für euer Album. Vor allem das insgesamt ansprechende Niveau hat mich überzeugt. Es gibt keinen Durchhänger in den 33 Minuten. Liegt dort eure Stärke?

Marco: „Durchhänger“ ist bei uns ein Buh-Wort!!! Kurze ruhige Momente sind schon ok, aber wenn die Songs nicht rocken und nicht voran gehen, landen sie bei uns im Proberaum ganz schnell bei den Pfandflaschen. Da fackeln wir nicht lange, he he …tja, und zum hohen Niveau sag ich einfach mal Danke!!!

Erklärt doch mal kurz, wie die Arbeit an „Today’s Black Death“ war und worüber es bei dem Album geht?

Marco: Zur Arbeit gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, leider. Wir hatten die Songs fertig, haben uns gut vorbereitet und haben in knapp 3 Wochenenden alle Songs eingespielt und den Mix gemacht. Das Arbeiten in den RAPE OF HARMONIES Studios ist klasse und macht eine Menge Spaß, das Team ist total fit. Wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch!!! Zum Inhalt kann ich sagen, dass es um Liebe, Hass, Hoffnung und Verzweiflung geht. Es geht um Fehler, aus denen man erst zu spät lernt und Fehler die man gar nicht erst begehen sollte. Der Name „Today’s Black Death“ gehört zum Song „Follow the Patron“. Dieser handelt davon, dass wir uns alle nur all zu gern blenden lassen, ob wir es wollen oder nicht. Wir werden belagert von medialen, geistigen und körperlichen Giften, und das ist eine klare Krankheit unserer Gesellschaft!!! Pest!!!

Was haltet ihr von einem Review in einem Webzine wie bei uns? Nehmt ihr euch die Kritik zu Herzen oder beachtet ihr so was weniger?

Marco: Na klar nehmen wir uns das zu Herzen. Es bedeutet uns echt viel, ob gut oder schlecht. Sicherlich gibt es immer mal ein paar Resonanzen, bei denen wir die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil wir so manche Tiefschläge echt nicht nachvollziehen können, ha ha …Aber es gibt auch Feedback, welches viel besser ausfällt, als wir es uns je erdacht hätten. Das freut uns dann natürlich umso mehr. Wir beachten so fast ziemlich alles, was mit BMS zu tun hat.

Christian: Rezensionen sind für eine Band ungemein wichtig, solange sie nicht zu subjektiv ausfallen, ob nun gut oder minder gut. Man darf sich davon wiederum nicht allzu sehr (ver)leiten lassen.

Warum muss eigentlich jedes Metalcore-Album einen ruhigen Song haben?

Christian: Ja, warum eigentlich?!

Marco: Das muss es nicht ;-) Es wird auch erst wieder 2007 einen ruhigen Track bei BMS geben. Da bin ich dann über 30, das richtige Alter um Schnulzen zu singen!!! Ha ha ha …nee, wir wollten einen Instrumental-Track auf der Scheibe haben, ob wir das noch einmal machen, ist aber noch offen.

Habt ihr einen Lieblingssong auf dem Album?

Marco: Hmmm, das ist schwer ;-) Also wenn ich nur einen nennen darf, würde ich für „Follow the Patron“ stimmen.

Christian: „Thousand Doors“ drückt mich obgleich seiner Einfachheit auch ganz gut an die Wand. „Follow the Patron“ steht hoch im Kurs.

Wer sind allgemein eure Vorbilder?

Marco: Meine Eltern, kein Scheiss!!!

Christian: Ich antworte mal mit einem obligatorischen „Ich habe keine bestimmten Vorbilder“. Natürlich gibt es einige Menschen, die mich beeindrucken und inspirieren, Musiker wie Ingenieure...

Seid ihr rundum glücklich mit eurem Album oder gibt es etwas nicht ganz so positives, das ihr beim nächsten Mal ändern wollt?

Marco: Also, beim Nächsten möchte ich gerne…. Hmmm… also, eigentlich bin ich sehr zufrieden ;-) Eine neue Scheibe ist noch nicht in Sicht, obwohl wir an neuen Songs arbeiten. Sehr gerne möchte ich wieder ein Video als Bonus draufsetzen, da gibt es vieles, aus dem wir gelernt haben. Ebenfalls werden wir auch wieder viel Energie ins Artwork setzen. Die Mühe beim Songwriting und bei der Produktion ist klare Voraussetzung!!! Es wird eine Fortsetzung geben, keine Kursänderung

Christian. ...mit natürlicherem Schlagzeugklang :-)

Marco: Noch so ein Spruch und es wird programmiert!!! Ha ha ha

Noch ein paar Zeilen zu eurem doch recht extravaganten CD-Artwork. Wie kam es dazu?

Marco: Das ist die Arbeit von Paul aka Kurt Karacho. Der Gute hat u.a. auch für BA’AL den Pinsel geschwungen und ist für die neue Scheibe von NARZISS verantwortlich …und seine vorherigen Arbeiten sind auch klasse bei uns angekommen, klasse Typ. Nach ein paar kleinen Vorgaben wie z.B. „Nicht schwarz, krass, nicht typisch, etc. „ kam dann nach und nach das Artwork zustande und wurde dann mit dem Gedanken „Pest“ verbunden. Wir sind sehr froh über das Ergebnis!!! Schaut auch ruhig mal bei JULITH KRISHUN, THE TANGLED LINES und KOMMISSAR X vorbei, der Paul spielt nämlich noch in drei Kapellen!!!

Wie waren eigentlich die allgemeinen Reaktionen auf euer Debüt? Viel Lob oder auch harsche Kritik?

Marco: Also bis dato echt gut, bzw. besser, als wir erwartet haben. Es gab auch ein paar derbe Tiefschläge, aber die sind in der Minderheit und wir wissen damit umzugehen. Das gehört wohl auch dazu.

Christian: Wir können schon zufrieden sein, überwiegend ehrliche und aufrichtige Kritik.


Und hier sind die drei Fragen, die gar nichts mit dem Metal zu tun haben:

Marco: Wie jetzt?! Kein Metal?!

Mit wem würdet ihr gerne mal in die Badewanne steigen?

Christian: uuhff... das überlasse ich lieber Marco, haha

Marco: Egal, Hauptsache ich hab meine Ruhe ;-))) …jedenfalls nicht mit einem Toaster!!! Badewanne, was ist das überhaupt?

Was ist der beschissenste Song aller Zeiten?

Marco: Oh Gott, das ist nun also die heftigste Frage überhaupt!!! Die Liste ist echt mal zu lang… da muss ich eine Nacht drüber schlafen!!!

Christian: Oh, ich glaub, da hab ich grad was Lustiges... ähm... Moment... ah, ja... http://adg.whirrl.com/2006/01/22/the-final-countdown, schlimmer geht es nicht!!!

Marco: Ok, selbst einer Nacht Schlaf konnte ich das Übel nicht einkreisen. Die Liste der schlechten Songs ist einfach zu lang, he he

Was nehmt ihr auf eine einsame Insel mit? (drei Dinge)

Christian: Wahrscheinlich eine Badehose, eine Flasche Wein und mein letztes Hemd...

Marco: Wenn Christian auch da ist, denk ich besser mal an einen Korkenzieher ;-) ...desweiteren, ein Schweizer-Messer und eine Axt ( denn Äxte kann man nicht genug haben )!!!

Wir sind am Ende! Alles Gute für die Zukunft und wie immer gehört das letzte Wort der Band:

Bury My Sins: Wir danken Dir und Bloodchamber für das Interview und die nette Unterstützung, auf dass es nicht unsere letzte Begegnung ist!!! Ebenfalls schöne Grüße an alle unsere Freunde, besonders in der Region Halle und Leipzig. Wir sehen uns im Oktober!!! Stay true & rock on, check www.burymysins.com
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