PALMER sind bisher vor allem Eingeweihten und regelmäßigen Konzertgängern in der Schweiz bekannt. Aus Anlass ihres ersten vollständigen Albums, das ungewöhnlich, anspruchsvoll und interessant geworden ist, beantwortete Gitarrist Jan (2. v.l.) einige Fragen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Band.

Schönen guten Tag! Danke, dass ihr euch Zeit für meine Fragen nehmt. Ich hoffe, bei euch ist alles in Ordnung soweit.

Hallo. Besten Dank für das Interview und der Nachfrage. Bei uns ist alles in Butter. Wir fühlen uns gut und sind motiviert mit Palmer Gas zu geben. Es läuft gut für uns.

Fast 7 Jahre sind eine relativ lange Zeit von der Bandgründung bis zum ersten vollständigen Album. Viele Bands hätten da schon vorher aufgegeben.
Woran lag es, dass es so lange mit dem Album gedauert hat und was hat euch darin bestärkt immer weiterzumachen?

Aufgeben war für uns nie ein Thema. Es ist ja nicht so, dass wir irgendwas mussten, wir durften nur. Wir haben immer Konzerte gespielt und uns auch immer getroffen um zu proben. Dass es so lange gedauert hat, war einfach unser normaler Prozess. Wir sind als Band gereift, uns bringt so schnell nichts mehr aus der Ruhe. Zudem kommt hinzu, dass wir alle auch beruflich ziemlich engagiert sind.

In meinem Review habe ich vor allem den Ideenreichtum von dir und Ueli [Bass] gelobt, im Booklet lässt sich aber nichts Genaues dazu finden, wer die Lieder schreibt.
Wie entstehen bei euch die Lieder? Gibt es einen kreativen Kopf oder sind die Lieder Gemeinschaftsprojekte?

Es ist so, dass die Songs in meinem Kopf entstehen. Das ist meine Baustelle.
Ich bringe sozusagen das Gerüst. Danach hat jeder die Möglichkeit, seine eigenen Ideen einzubringen. Ich habe immer gewisse Vorstellungen, bin aber offen und gespannt auf die Inputs der anderen Jungs. Für den Gesang ist der Steve verantwortlich, da redet ihm eigentlich keiner rein.

Wie seid ihr selbst mit dem endgültigen Album zufrieden?

Wir sind damit sehr zufrieden. Als wir unser Debut das erste Mal in Händen hielten, war dies schon ein sehr spezieller Moment. Der Sound ist druckvoll, und die Songs sind sauber gespielt. Dennoch werden wir uns beim nächsten Album steigern müssen, das ist einfach unser eigener Anspruch.

Welche Reaktionen gab es auf das Album und wie glücklich seid ihr damit?

Die Reaktionen waren und sind durch die Bank sehr positiv. Am meisten freut mich, dass sich die Leute schwer tun, uns zu schubladisieren und uns eine gewisse Eigenständigkeit attestieren. Das zeigt mir, dass wir einfach unser Ding durchziehen ohne dabei Kompromisse einzugehen. Und dass wir dabei erst noch auf so viele positive Reaktionen stoßen, macht mich schon ein wenig stolz.

Das Album wurde in den Little Creek Studios der zwei GURD-Mannen VO Pulver & Franky Winkelmann aufgenommen. Aus welchem Grund habt ihr euch für eben dieses Studio entschieden?

Wir haben unser allererstes Konzert zusammen mit GURD spielen dürfen und haben die Jungs damals kennen und schätzen gelernt. Als wir dann unser erstes Album planten und über mögliche Studios diskutierten, fiel der Name Little Creek Studio relativ schnell. Das Studio befindet sich zudem in unserer Nähe, was ebenfalls sehr praktisch war. Ich kann die Jungs allen weiterempfehlen, Sie machen einen super Job und wissen von was Sie reden!

GURD schlagen musikalisch ja doch in eine andere Kerbe als PALMER.
Wie war die Zusammenarbeit mit den beiden im Studio?

Das spielte absolut keine Rolle. V.O. und Franky sind sehr offene Geister. Hauptsache es rockt! Sie mochten Palmer von Anfang an. Die Zusammenarbeit war sehr angenehm und inspirierend. Die beiden ergänzen sich sehr gut im Studio, wie ein altes Ehepaar. Manchmal rappelts (verbal) in der Kiste, aber am Ende sind wieder beide zufrieden und einen Schritt weiter gekommen. Wir konnten viel von ihnen lernen. Und auch wenn wir neun Tage auf engstem Raum zusammen waren, wurde es nie langweilig oder gab Stress.

Wo wir schon beim Musikstil sind. Eure Musik hört man ja nicht an jeder Ecke.
Wie seid ihr dazu gekommen gerade eine solche Mischung aus Sludge / Noise / Post-Hardcore zu spielen? Hört ihr privat viel Musik aus diesem Bereich?

Ich höre mir privat auch solche Sachen an. Aber um ehrlich zu sein, habe ich den Begriff Sludge vor unseren Reviews gar nicht mal gekannt. Momentan höre ich mir die neuen OCEANSIZE und MESHUGGAH sehr oft an. Klar auch Bands wie ISIS oder MASTODON sind sehr interessant. Ich höre mir aber auch regelmäßig Jazz an. Metal und Jazz, ja diese beiden Genres liebe ich.

Bei den Danksagungen zum Album wird, was ich ungewöhnlich finde, der Stadt Langenthal für die Unterstützung gedankt.
Was hat die Stadt für euch getan, um sich dieses Sonderlob zu verdienen?

Da ist uns ein kleiner Fehler passiert. Eigentlich sollte dort die Kulturkommission der Stadt Langenthal erwähnt sein. Diese hat uns mit 1.000 Schweizer Franken unterstützt. Eine sehr lobenswerte Geste nicht wahr?! [Allerdings! – mba]

Ihr seid live bisher hauptsächlich in der Schweiz in Erscheinung getreten und auch die bisher angekündigten Konzerte für 2008 finden in der Schweiz und Italien statt. Gibt es Pläne demnächst auf einer kleinen Tour auch mal Deutschland zu besuchen?

Im Herbst ist eine kleine Deutschland-Tour geplant. Ich hoffe sehr, dass diese zustande kommt. Wir brennen regelrecht darauf, bei euch spielen zu können.

Was macht ihr neben der Musik, um eure Brötchen zu verdienen?

Steve [Gesang - mba] ist Lehrer und seit letzten August auch Papa und Hausmann. Ueli [Bass- mba] ist Ingenieur und Entwickler bei Studer Mischpulte. Remo [Drums - mba] ist Filialleiter in einem Skate- und Snowboardschuppen und ich bin Stv. Betriebsleiter in einem Tagungs- und Kulturzentrum.

Und zum guten Schluss darfst du dann noch ein paar Empfehlungen geben.
Welche Bands aus der Schweiz (oder von wo auch immer) sind noch Geheimtipps, haben aber mehr Aufmerksamkeit verdient?

ZATOKREV aus Basel sind der Hammer. Da bin ich aber zuversichtlich, dass ihr von denen noch einiges hören werdet.

Das wars auch schon. Ich danke dir im Namen der Bloodchamber für die Beantwortung meiner Fragen! Die letzten Worte gehören dir.

Wir sehen uns hoffentlich irgendwann im Herbst bei euch in Deutschland! Das wäre super. Auf www.palmernoise.com werdet ihr auf dem Laufenden gehalten.