Ein neuer Traum
Interview mit Walls Of Jericho
Metalcore aus USA - Detroit, Michigan
Metalcore aus USA - Detroit, Michigan
Interview mit Candace Kucsulain (v.) von WALLS OF JERICHO am 06.10.2008 in Jena im Tourbus vor dem F-Haus für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz. www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.
Dann lass uns mal mit eurer neuen Scheibe „The American Dream“ beginnen. Wie ist sie entstanden und war jeder der Band daran beteiligt gewesen?
Candace: Wir schreiben immer alle zusammen an dem Material, im Gegensatz zum letzten Album haben wir uns dieses Mal fünf Tage die Woche sechs Wochen lang im Haus unseres Gitarristen Mike zusammengesetzt, um Songs zu schreiben. Wir haben die Ideen zusammengepuzzelt, hatten mehrere Laptops mit Pro Tools und konnten auch mal weggehen, wenn einem nichts eingefallen ist. Das hat uns auf jeden Fall besser gefallen.
Schreibst du die Texte allein und sind sie dir wichtig?
Ja, das waren sie schon immer. Auf den älteren Alben hab ich mehr über persönliche Sachen geschrieben und dieses Mal mehr über soziale Probleme, mit denen mehr Leute etwas anfangen können. Wenn man über Herzschmerz oder inneren Aufruhr schreibt, konnte da jeder was mit anfangen und die Texte auf sich beziehen. Nun hab ich direkt über die Probleme geschrieben, die uns umgeben und ich denke, da kann auch fast jeder was mit anfangen.
Ihr habt die CD mit „The American Dream“ betitelt; was bedeutet der amerikanische Traum für dich?
Für mich ist das ehrlich gesagt ein verzerrter und verfälschter Way of Life. Die Idee hinter unserer CD ist es, diesen Traum aufzufrischen indem man ihn für sich selbst neu definiert.
In Deutschland lernen die Schüler in der Schule, dass der amerikanische Traum etwas mit Geld zu tun hat.
Genau, das ist ja gerade diese verzerrte Sichtweise: Um erfolgreich zu sein, muss man Geld haben. Um glücklich zu sein, muss man Geld haben. Und deswegen heißt die CD auch „The American Dream“ während ich im Song „fuck The American Dream“ singe. Unsere Aussage ist es, dass wir diesem amerikanischen Traum nie gefolgt sind, sondern ihn jeder für uns selbst definiert haben.
Momentan gibt es im Finanzsektor nicht nur in den USA große Probleme, während du „Fuck The American Dream“ singst. Ist das eine Prophezeiung, die sich selbst erfüllt hat und jeder wusste, dass es so kommen musste?
Ich denke schon, schau dir doch einfach den Präsidentschaftswahlkampf und die Debatten der Kandidaten an. Mittlerweile ist die Mehrheit für Obama und gegen McCain, und das nicht nur, weil der eine den Demokraten angehört und der andere den Republikanern. Obama redet ja ganz konkret darüber etwas zu ändern, den Amerikanischen Traum zu ändern. Ihm geht es mehr um den normalen Bürger und nicht um die Reichen, er kümmert sich mehr um die Mittelschicht, die das Rückgrat des Staates ist. McCain ist da wie Bush, sie scheißen auf alle ohne Geld. Momentan dringt diese Einsicht komplett durch das Land, jeder scheint bereit zu sein für einen Wandel.
Ich hab gerade eine Umfrage gelesen, dass McCain in den USA wohl gerade bei 38% liegt. In Ländern wie Holland liegt er [ich meinte Obama, bjg] bei 90% und in Deutschland bei 80%
(unterbricht) Alle anderen Länder, die sich gerade das Maul darüber zerreißen, wie abgefuckt wir sind und die uns hassen, hätten genau die gleiche Person zum Präsidenten gewählt, die uns zu dem beschissenen Land gemacht hat, das wir nun sind. Wir haben uns nicht allein diesen momentanen Status erarbeitet, da hatten andere Länder auch ihren Anteil dran. Das sind alles ziemliche Heuchler.
Ich kann sogar verstehen, dass manche Leute McCain zum Präsidenten wollen, die schon immer so gewählt haben und den Traditionen folgen möchten. Auch andere Länder würden gerne McCain an der Macht sehen, stecken wir doch momentan vier Milliarden Dollar in andere Länder und die möchten das so beibehalten.
Die musikalische Entwicklung von WALLS OF JERICHO geht vom Hardcore der ersten CDs mehr hin zum Metal der jetzigen CD.
Wir hatten diese Einflüsse ja schon immer.
Siehst du auch diese Veränderung?
Eigentlich nicht. Von der Stimme her kann man zu der Auffassung kommen, denn sie ist nicht mehr so hoch und so klar wie sie mal war, und da geht sie mehr in die Metal Richtung. Aber wenn es um die Musik geht, sind wir doch wieder beim Hardcore mit ein wenig Einflüssen aus dem Metal. Hasty an der Gitarre und Aaron am Bass haben beide schon die Mitte 30 erreicht und sind mit Metal aufgewachsen, weil es Mitte der 80er kaum Hardcore außerhalb des tiefsten Undergrounds gab. Wir hatten also schon immer eine gute Mischung und haben sie auch noch. Wobei ich komischerweise sagen würde, dass „The American Dream“ mehr Metal ist, aber Aaron würde sagen, dass die Scheibe die Hardcore-lastigste ist, die wir je gemacht haben. Das hängt wohl ganz vom Standpunkt ab.
Beschweren sich eigentlich Fans darüber?
Nein, bisher haben wir immer nur zu hören bekommen, dass es unsere beste Scheibe wäre. Ich denke auch, dass sie es ist, denn ich kann die Scheibe auch jetzt noch einlegen und sie mir anhören. Bei den alten Alben ist es nicht mehr so, ich mag sie zwar und bin besonders wegen der Texte stolz drauf, aber anhören kann ich sie mir nicht mehr. Das ist bei der aktuellen CD noch anders und für mich hat sie auch viel mehr Einflüsse aus unserer Vergangenheit als die anderen CDs haben.
Mit dem letzten Stück auf der CD, „The Slaughter Begins“, geht ihr ja ein bisschen den Weg der „Redemption“ EP weiter.
Naja, wir hatten ja bisher auf jeder Veröffentlichung ein Akustik Lied, der Unterschied ist aber, dass „Redemption“ von Corey Taylor produziert worden ist und „The Slaughter Begins“ und „No Saving Me“ von Ben Schigel. Er fährt den Sound einer großen Produktion auf, während es bei Corey ziemlich roh klingt und gerade diesen Unterschied finde ich spannend.
Wer hatte eigentlich die Idee eine EP zu machen?
Das hatten wir eigentlich schon jahrelang vor und jetzt gab es die Gelegenheit dazu, eine EP als Beilage zu einer DVD herauszubringen. Wir hatten für die DVD in Brasilien mitgefilmt, das ist aber nicht so geworden wie wir es uns vorgestellt hatten und das dauert wohl auch noch. Da haben wir die EP einfach so veröffentlicht, da auch gerade Corey und wir zum gleichen Zeitraum Zeit für die Aufnahmen hatten.
Wie waren denn die Reaktionen der Fans?
Die mögen die EP eigentlich, und wenn negative Reaktion kommen, dass meistens von jungen und engstirnigen Fans. Diese sind es aber auch, die Musik nicht zu schätzen wissen, und einfach einem Trend folgen. Ist aber auch egal.
Es gab aber auch Befürchtungen, dass wir jetzt so klingen würden und uns in diese Richtung entwickeln würden. Das haben wir aber in jedem Interview verneint und es auch auf den Beipackzetteln und in der EP selbst betont, dass dem nicht so ist. Es war einfach nur eine Akustik EP zwischendurch, das hatten OPETH z.B. auch mal. Aber da manche Leute nicht lesen können, war es gut, dass „The American Dream“ im selben Jahr veröffentlicht worden ist, um die Sorgen zu zerschlagen.
Ihr veröffentlicht seit jeher auf Trustkill. Kurze Frage: Seid ihr zufrieden mit dem Label?
Wer ist denn schon mit seinem Label zufrieden?
WALLS OF JERICHO werden immer größer.
(unterbricht) Aber sicherlich nicht wegen des Labels. Wir haben auch schon darüber nachgedacht, eigentlich haben wir in Europa ja gar kein Label.
Unser Erfolg hat etwas mit den Leuten zu tun, die uns lieben und sich um uns kümmern: M.A.D.. Unser Tourmanager Erol begleitet uns schon von Anfang an. Das erste Mal als wir nach Europa kamen, hatten wir unser Album bei Genet Records, einem Hardcore Label, die auch Ende der 90er Bands wie LIAR veröffentlicht haben. Ein Jahr später haben wir in den Staaten bei Trustkill unterschrieben und die haben auch eigentlich einen guten Job gemacht. Aber jede einzelne Tour haben wir bekommen, weil wir sie bekommen wollten und nicht wegen unseres Label, wir haben uns selbst die Kontakte aufgebaut. Haben wir jemals Geld vom Label gesehen? Fuck no, we don’t. Wenn wir mal Geld sehen, dann ist es für die Konzerte, weil die Kids uns unterstützen. So, labels are shit, meistens jedenfalls. (lacht)
Seid ihr denn dann für die nächste CD frei?
Nein, eine müssen wir noch über Trustkill veröffentlichen, so schlimm ist das aber auch nicht, sie machen ihren Job schon irgendwie. Aber wir sind wie gesagt erfolgreich wegen der Leute von M.A.D., die sich um uns kümmern und uns lieben, besonders Erol.
Wir sind damals auf eigene Kosten rübergeflogen und haben zwei Monate lang in besetzten Häusern gespielt, was nicht immer sehr angenehm war. Irgendwann tauchte Erol bei einem unserer Konzerte auf und hat uns gefragt, ob wir nicht in der Nähe bei einem anderen Konzert mitspielen wollen, ich glaube es war bei SLAPSHOT und BLOOD FOR BLOOD. Da hat er uns dann auch mit Marc von M.A.D. vorgestellt und sie haben sich dann noch eines unserer Konzerte angesehen und von da an das Booking für uns gemacht. Sie haben sich ums uns gekümmert und uns auf die großen Touren wie Persistence Tour, Hell on Earth und die Festivals gebracht.
Im Vergleich dazu ist es beschämend, wie es mit dem Label läuft. Trustkill hat keinen eigenen europäischen Vertrieb und über SPV veröffentlicht. Die haben sich aber verkracht und jetzt weiß ich gar nicht, über wen die letzte CD überhaupt in Europa zu bekommen ist.
Da hab ich auch keine Ahnung, „The American Dream“ kam ja aber auch erst sechs Wochen später als in den USA hier auf den Markt.
Eigentlich sollte es einen weltweiten Veröffentlichungstermin geben, aber wenigstens kam die Scheibe noch vor der Tour raus.
Dann kommen wir mal auf das Touren zu sprechen. Was gefällt dir daran am meisten?
Auf jeden Fall, wenn sich aus den ganzen Bekanntschaften richtige Freundschaften entwickeln. Ich gehöre zu der Sorte Leute, die sich erst eine Woche lang alles in Ruhe anschauen und mich dann mit den Leuten anfreundet, von denen sie denken, dass sie es verdient haben. Ich komme immer mit allen Leuten auf Tour klar, aber die richtigen Freundschaften schätze ich besonders. Auch hätte ich ohne diese Band gar nicht die Möglichkeit, mir all die Orte anzuschauen, die ich jetzt zu sehen bekomme. Prag ist zu einer meiner Lieblingsstädte geworden und ich freu mich immer wieder dort hinzukommen.
Und was gefällt dir am wenigsten?
Von der Familie getrennt zu sein, ich mag es auch mal eine lange Zeit zu Hause zu sein und vor allem mal alleine zu sein, denn das geht auf Tour nicht.
Ihr habt in den letzten Jahren fast überall auf der Welt gespielt. Was hat den bleibensten Eindruck bei dir hinterlassen?
Süd-Amerika auf jeden Fall.
Warum gerade Süd-Amerika, das sagen so viele Bands?
Australien zu spielen, ist genau wie die USA, die Leute sind satt, weil fast alle Bands dort spielen. Da ist das Konzert für die Band nichts besonderes. In Süd-Amerika sind die Leute noch hungrig nach Konzerten, sehr leidenschaftlich und zollen dir Respekt, wenn man als Band dort spielt. Sie singen mit und sie drehen durch. Das erinnert mich daran, wie ich die ersten Male zu Konzerten gegangen bin und aufgeregt war, die Bands zu sehen.
In einigen Konzertberichten zu dieser Tour ist die Rede davon, dass weniger Fans als letztes Jahr da sind und diese meistens schon erschöpft sind, wenn ihr als letzte Band auf die Bühne geht.
Das war letztes Jahr auch schon so, dass bei uns schon alle auspowert waren. In den USA ist es noch schlimmer, da hauen die Leute dann ab nach Haus, hier hängen sie wenigstens noch ein bisschen rum. Aber das ist zu verstehen, die Läden sind meist voll und es ist heiß wie Sau. Das Line-Up ist aber auch im Vergleich zum letzten Jahr anders, letztes Jahr waren mehr Hardcore Bands dabei und dieses Jahr haben wir drei Deathcore Bands auf der Tour. Die Anzahl der Fans ist im Vergleich zum letzten Jahr konstant, sie gehen aber nicht so ab. Das hat aber auch viel mit BORN FROM PAIN zu tun, die letztes Jahr ihre älteren und tougheren Hardcore Fans dabei hatten, die da waren um zu tanzen. Die Deathcore Bands haben jüngere Kids als Fans, die im Vergleich zu den Hardcore Fans fast schüchtern sind. Deswegen ist es dieses Jahr nicht so grob, macht aber immer noch viel Spaß.
Ich weiß, dass du die Fragen nicht magst, ob es noch was besonderes ist als Frau im extremen Metal.
Für mich war das nie ein Thema, ich stehe auf der Bühne weil ich auf der Bühne stehen will und nicht um als Frau zu schockieren. Desto mehr man aber darüber redet, desto weniger wird man als Musiker anerkannt und das ist es, was mich stört. Es gibt mittlerweile zwar viel mehr Frauen, aber was tun die? Ziehen die Klamotten aus, weil das die Leute sehen wollen. Wo ist denn da der Respekt geblieben, lasst uns doch Musiker sein. Ich liebe es das zu tun, was ich tue, und wenn ich damit jüngere Mädels beeinflusse sich selbst zu mögen, sich selbst zu respektieren und das zu tun, was sie möchten, dann bin ich stolz drauf.
Zum Abschluss des Interviews, darfst du dir ein Lied einer anderen Band für die Radiosendung wünschen.
Wow, dann nehme ich doch eine Band dieser Tour: THE RED CHORD mit „Antman“, das ist eins meiner Lieblingslieder von ihnen.
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.
Dann lass uns mal mit eurer neuen Scheibe „The American Dream“ beginnen. Wie ist sie entstanden und war jeder der Band daran beteiligt gewesen?
Schreibst du die Texte allein und sind sie dir wichtig?
Ja, das waren sie schon immer. Auf den älteren Alben hab ich mehr über persönliche Sachen geschrieben und dieses Mal mehr über soziale Probleme, mit denen mehr Leute etwas anfangen können. Wenn man über Herzschmerz oder inneren Aufruhr schreibt, konnte da jeder was mit anfangen und die Texte auf sich beziehen. Nun hab ich direkt über die Probleme geschrieben, die uns umgeben und ich denke, da kann auch fast jeder was mit anfangen.
Ihr habt die CD mit „The American Dream“ betitelt; was bedeutet der amerikanische Traum für dich?
Für mich ist das ehrlich gesagt ein verzerrter und verfälschter Way of Life. Die Idee hinter unserer CD ist es, diesen Traum aufzufrischen indem man ihn für sich selbst neu definiert.
In Deutschland lernen die Schüler in der Schule, dass der amerikanische Traum etwas mit Geld zu tun hat.
Genau, das ist ja gerade diese verzerrte Sichtweise: Um erfolgreich zu sein, muss man Geld haben. Um glücklich zu sein, muss man Geld haben. Und deswegen heißt die CD auch „The American Dream“ während ich im Song „fuck The American Dream“ singe. Unsere Aussage ist es, dass wir diesem amerikanischen Traum nie gefolgt sind, sondern ihn jeder für uns selbst definiert haben.
Momentan gibt es im Finanzsektor nicht nur in den USA große Probleme, während du „Fuck The American Dream“ singst. Ist das eine Prophezeiung, die sich selbst erfüllt hat und jeder wusste, dass es so kommen musste?
Ich denke schon, schau dir doch einfach den Präsidentschaftswahlkampf und die Debatten der Kandidaten an. Mittlerweile ist die Mehrheit für Obama und gegen McCain, und das nicht nur, weil der eine den Demokraten angehört und der andere den Republikanern. Obama redet ja ganz konkret darüber etwas zu ändern, den Amerikanischen Traum zu ändern. Ihm geht es mehr um den normalen Bürger und nicht um die Reichen, er kümmert sich mehr um die Mittelschicht, die das Rückgrat des Staates ist. McCain ist da wie Bush, sie scheißen auf alle ohne Geld. Momentan dringt diese Einsicht komplett durch das Land, jeder scheint bereit zu sein für einen Wandel.
Ich hab gerade eine Umfrage gelesen, dass McCain in den USA wohl gerade bei 38% liegt. In Ländern wie Holland liegt er [ich meinte Obama, bjg] bei 90% und in Deutschland bei 80%
(unterbricht) Alle anderen Länder, die sich gerade das Maul darüber zerreißen, wie abgefuckt wir sind und die uns hassen, hätten genau die gleiche Person zum Präsidenten gewählt, die uns zu dem beschissenen Land gemacht hat, das wir nun sind. Wir haben uns nicht allein diesen momentanen Status erarbeitet, da hatten andere Länder auch ihren Anteil dran. Das sind alles ziemliche Heuchler.
Ich kann sogar verstehen, dass manche Leute McCain zum Präsidenten wollen, die schon immer so gewählt haben und den Traditionen folgen möchten. Auch andere Länder würden gerne McCain an der Macht sehen, stecken wir doch momentan vier Milliarden Dollar in andere Länder und die möchten das so beibehalten.
Die musikalische Entwicklung von WALLS OF JERICHO geht vom Hardcore der ersten CDs mehr hin zum Metal der jetzigen CD.
Wir hatten diese Einflüsse ja schon immer.
Siehst du auch diese Veränderung?
Beschweren sich eigentlich Fans darüber?
Nein, bisher haben wir immer nur zu hören bekommen, dass es unsere beste Scheibe wäre. Ich denke auch, dass sie es ist, denn ich kann die Scheibe auch jetzt noch einlegen und sie mir anhören. Bei den alten Alben ist es nicht mehr so, ich mag sie zwar und bin besonders wegen der Texte stolz drauf, aber anhören kann ich sie mir nicht mehr. Das ist bei der aktuellen CD noch anders und für mich hat sie auch viel mehr Einflüsse aus unserer Vergangenheit als die anderen CDs haben.
Mit dem letzten Stück auf der CD, „The Slaughter Begins“, geht ihr ja ein bisschen den Weg der „Redemption“ EP weiter.
Naja, wir hatten ja bisher auf jeder Veröffentlichung ein Akustik Lied, der Unterschied ist aber, dass „Redemption“ von Corey Taylor produziert worden ist und „The Slaughter Begins“ und „No Saving Me“ von Ben Schigel. Er fährt den Sound einer großen Produktion auf, während es bei Corey ziemlich roh klingt und gerade diesen Unterschied finde ich spannend.
Wer hatte eigentlich die Idee eine EP zu machen?
Das hatten wir eigentlich schon jahrelang vor und jetzt gab es die Gelegenheit dazu, eine EP als Beilage zu einer DVD herauszubringen. Wir hatten für die DVD in Brasilien mitgefilmt, das ist aber nicht so geworden wie wir es uns vorgestellt hatten und das dauert wohl auch noch. Da haben wir die EP einfach so veröffentlicht, da auch gerade Corey und wir zum gleichen Zeitraum Zeit für die Aufnahmen hatten.
Wie waren denn die Reaktionen der Fans?
Die mögen die EP eigentlich, und wenn negative Reaktion kommen, dass meistens von jungen und engstirnigen Fans. Diese sind es aber auch, die Musik nicht zu schätzen wissen, und einfach einem Trend folgen. Ist aber auch egal.
Es gab aber auch Befürchtungen, dass wir jetzt so klingen würden und uns in diese Richtung entwickeln würden. Das haben wir aber in jedem Interview verneint und es auch auf den Beipackzetteln und in der EP selbst betont, dass dem nicht so ist. Es war einfach nur eine Akustik EP zwischendurch, das hatten OPETH z.B. auch mal. Aber da manche Leute nicht lesen können, war es gut, dass „The American Dream“ im selben Jahr veröffentlicht worden ist, um die Sorgen zu zerschlagen.
Ihr veröffentlicht seit jeher auf Trustkill. Kurze Frage: Seid ihr zufrieden mit dem Label?
Wer ist denn schon mit seinem Label zufrieden?
WALLS OF JERICHO werden immer größer.
Unser Erfolg hat etwas mit den Leuten zu tun, die uns lieben und sich um uns kümmern: M.A.D.. Unser Tourmanager Erol begleitet uns schon von Anfang an. Das erste Mal als wir nach Europa kamen, hatten wir unser Album bei Genet Records, einem Hardcore Label, die auch Ende der 90er Bands wie LIAR veröffentlicht haben. Ein Jahr später haben wir in den Staaten bei Trustkill unterschrieben und die haben auch eigentlich einen guten Job gemacht. Aber jede einzelne Tour haben wir bekommen, weil wir sie bekommen wollten und nicht wegen unseres Label, wir haben uns selbst die Kontakte aufgebaut. Haben wir jemals Geld vom Label gesehen? Fuck no, we don’t. Wenn wir mal Geld sehen, dann ist es für die Konzerte, weil die Kids uns unterstützen. So, labels are shit, meistens jedenfalls. (lacht)
Seid ihr denn dann für die nächste CD frei?
Nein, eine müssen wir noch über Trustkill veröffentlichen, so schlimm ist das aber auch nicht, sie machen ihren Job schon irgendwie. Aber wir sind wie gesagt erfolgreich wegen der Leute von M.A.D., die sich um uns kümmern und uns lieben, besonders Erol.
Wir sind damals auf eigene Kosten rübergeflogen und haben zwei Monate lang in besetzten Häusern gespielt, was nicht immer sehr angenehm war. Irgendwann tauchte Erol bei einem unserer Konzerte auf und hat uns gefragt, ob wir nicht in der Nähe bei einem anderen Konzert mitspielen wollen, ich glaube es war bei SLAPSHOT und BLOOD FOR BLOOD. Da hat er uns dann auch mit Marc von M.A.D. vorgestellt und sie haben sich dann noch eines unserer Konzerte angesehen und von da an das Booking für uns gemacht. Sie haben sich ums uns gekümmert und uns auf die großen Touren wie Persistence Tour, Hell on Earth und die Festivals gebracht.
Im Vergleich dazu ist es beschämend, wie es mit dem Label läuft. Trustkill hat keinen eigenen europäischen Vertrieb und über SPV veröffentlicht. Die haben sich aber verkracht und jetzt weiß ich gar nicht, über wen die letzte CD überhaupt in Europa zu bekommen ist.
Da hab ich auch keine Ahnung, „The American Dream“ kam ja aber auch erst sechs Wochen später als in den USA hier auf den Markt.
Eigentlich sollte es einen weltweiten Veröffentlichungstermin geben, aber wenigstens kam die Scheibe noch vor der Tour raus.
Dann kommen wir mal auf das Touren zu sprechen. Was gefällt dir daran am meisten?
Auf jeden Fall, wenn sich aus den ganzen Bekanntschaften richtige Freundschaften entwickeln. Ich gehöre zu der Sorte Leute, die sich erst eine Woche lang alles in Ruhe anschauen und mich dann mit den Leuten anfreundet, von denen sie denken, dass sie es verdient haben. Ich komme immer mit allen Leuten auf Tour klar, aber die richtigen Freundschaften schätze ich besonders. Auch hätte ich ohne diese Band gar nicht die Möglichkeit, mir all die Orte anzuschauen, die ich jetzt zu sehen bekomme. Prag ist zu einer meiner Lieblingsstädte geworden und ich freu mich immer wieder dort hinzukommen.
Und was gefällt dir am wenigsten?
Von der Familie getrennt zu sein, ich mag es auch mal eine lange Zeit zu Hause zu sein und vor allem mal alleine zu sein, denn das geht auf Tour nicht.
Ihr habt in den letzten Jahren fast überall auf der Welt gespielt. Was hat den bleibensten Eindruck bei dir hinterlassen?
Süd-Amerika auf jeden Fall.
Warum gerade Süd-Amerika, das sagen so viele Bands?
In einigen Konzertberichten zu dieser Tour ist die Rede davon, dass weniger Fans als letztes Jahr da sind und diese meistens schon erschöpft sind, wenn ihr als letzte Band auf die Bühne geht.
Das war letztes Jahr auch schon so, dass bei uns schon alle auspowert waren. In den USA ist es noch schlimmer, da hauen die Leute dann ab nach Haus, hier hängen sie wenigstens noch ein bisschen rum. Aber das ist zu verstehen, die Läden sind meist voll und es ist heiß wie Sau. Das Line-Up ist aber auch im Vergleich zum letzten Jahr anders, letztes Jahr waren mehr Hardcore Bands dabei und dieses Jahr haben wir drei Deathcore Bands auf der Tour. Die Anzahl der Fans ist im Vergleich zum letzten Jahr konstant, sie gehen aber nicht so ab. Das hat aber auch viel mit BORN FROM PAIN zu tun, die letztes Jahr ihre älteren und tougheren Hardcore Fans dabei hatten, die da waren um zu tanzen. Die Deathcore Bands haben jüngere Kids als Fans, die im Vergleich zu den Hardcore Fans fast schüchtern sind. Deswegen ist es dieses Jahr nicht so grob, macht aber immer noch viel Spaß.
Ich weiß, dass du die Fragen nicht magst, ob es noch was besonderes ist als Frau im extremen Metal.
Für mich war das nie ein Thema, ich stehe auf der Bühne weil ich auf der Bühne stehen will und nicht um als Frau zu schockieren. Desto mehr man aber darüber redet, desto weniger wird man als Musiker anerkannt und das ist es, was mich stört. Es gibt mittlerweile zwar viel mehr Frauen, aber was tun die? Ziehen die Klamotten aus, weil das die Leute sehen wollen. Wo ist denn da der Respekt geblieben, lasst uns doch Musiker sein. Ich liebe es das zu tun, was ich tue, und wenn ich damit jüngere Mädels beeinflusse sich selbst zu mögen, sich selbst zu respektieren und das zu tun, was sie möchten, dann bin ich stolz drauf.
Zum Abschluss des Interviews, darfst du dir ein Lied einer anderen Band für die Radiosendung wünschen.
Wow, dann nehme ich doch eine Band dieser Tour: THE RED CHORD mit „Antman“, das ist eins meiner Lieblingslieder von ihnen.