Die Flamme brennt noch
Interview mit Narziss
Metalcore aus Deutschland - Jena
Metalcore aus Deutschland - Jena
NARZISS sind auf dem Vormarsch. Nach dem erfolgreichen "Solang das Herz schlägt"-Album und dem Auftritt bei Wacken 07 ist der Bekanntheitsgrad der Jungs aus Jena deutlich angestiegen. Mit "Echo" zeigt sich die Band nun noch gereifter und professioneller. Im Mailer-Interview mit Schlagzeuger Steffen hatte die Bloodchamber nun bereits zum zweiten Mal die Gelegenheit, mit einer der größten deutschen Metalcore Hoffnungen über das aktuelle Geschehen, Stefan Raab und den Untergang des Business zu sprechen.
Moin Jungs! Ich fange einfach mal so an, als hätte unser letztes Interview grade erst aufgehört.
Dort habt ihr gemeint, dass euch der Labelwechsel damals zu Alveran „einige Türen geöffnet hat und hoffentlich noch öffnen wird“. 3 Jahre später seid ihr bei Redfield und von Alveran ist nichts mehr zu sehen. Was ist passiert? Inwieweit haben sich bei euch Türen geöffnet oder auch geschlossen?
Also der Wechsel zu Alveran hat auf jeden Fall viel verändert. Es haben mehrere Leute für uns gearbeitet und die Platte stand in allen Läden. Von den Verkaufszahlen haben wir mit Sicherheit das 3-fache des Vorgängeralbums verkauft.
Die Promo lief echt gut, wir waren in allen wichtigen DJ-Charts in den Top-Ten und wir haben es mit der Platte immerhin auf´s Wacken-OpenAir geschafft.
Leider gab es aber auf kommunikativer Ebene Schwierigkeiten, genaugenommen fand keine statt. Deshalb sind wir zu Redfield gewechselt. Dort läuft die Arbeit genauso gut, wenn nicht noch besser und vor allem kann man mit den Jungs reden.
Kommen wir zu eurem neuen Album „Echo“. Wenn man das Teil als Gesamtwerk betrachtet spürt man geradezu, wie viel Arbeit, Fleiß und Gefühl in die Songs gesteckt wurden. Was hat sich im Vergleich zu den Vorgängern geändert beim Songwriting und den Aufnahmen?
Eigentlich haben wir nur bei den Songs in denen wir mit Orchester gearbeitet haben die Arrangements bewußt ausgedünnt, d.h. Platz für das Orchester gelassen. Die restlichen Songs sind wie immer entstanden, aber man hört schon die musikalische Weiterentwicklung. Wir versuchen schon immer noch uns auf unseren Instrumenten zu verbessern und das schlägt sich zum Glück auch in den Songs nieder.
Was mich vor allem an „Echo“ fasziniert ist die Tatsache, dass man sich in eine andere, ich nenne es mal Metalcore-Sphäre erhoben hat. Trotz bandtypischer Trademarks und auch genrebekannten Stilmitteln wirkt das Album losgelöst von jeglichen Konventionen. Sind NARZISS auf dem Weg zu einer eigenen Nische?
Danke, ein schöneres Kompliment kann man einer Band, glaube ich, kaum machen. Es ist schon komisch, egal was wir machen es klingt immer nach NARZISS, hahaha.
Im Ernst, wir setzen uns beim Song schreiben fast keine Grenzen, was uns gefällt wird gemacht.
Natürlich ist es interessant wenn man in Reviews anderer Bands als Referenz erwähnt wird, ob wir deshalb eine eigene Nische erschaffen haben oder werden glaube ich nicht.
Mehr Dramatik, mehr Emotion! Als „harte Hunde“, die wir nun mal alle in dieser riffbetonten Kuttenträger Schwermetallzone sind, können sicherlich einige mit dem teilweise recht hohen Tränendrüsenfaktor von „Echo“ nichts anfangen. Habt ihr keine Angst als „kitschig“ betrachtet zu werden?
Nein, überhaupt nicht. Es ist nun einfach so, dass man unsere Texte versteht und sich deshalb auch Gedanken darüber macht. Ich möchte mal ein paar von den „harten Hunden“ sehen wenn die wüssten das sie im Mosh-Part von Deathcore-Band „XY“ irgendwas von „verwelkenden Blumen im leuchtenden Himmel“ mitgrunzen, hahaha.
Ich denke mit deutschen Texten öffnet man sich ein Stück weiter als mit englischen. Und da wir nun mal keine plumpen ONKELZ Texte haben, sondern schon einen gewissen lyrischen Anspruch, klingt das für manche Ohren ungewohnt. Egal, wir machen was wir wollen und wem es nicht gefällt, der muss uns ja nicht hören.
Durch die Arbeit von Patrick Schmitz habt ihr euer Album durch soundtrackartige Elemente bereichert. Wie kam es genau zu der Idee und werdet ihr in Zukunft weiter mit ihm zusammenarbeiten?
Der Kontakt kam über Nico von Sony/BMG zustande. Patrick ist ein guter Bekannter von Nico und ihm haben die Streicher und Samples auf der letzten Platte nicht wirklich gefallen. Deshalb machte er den Vorschlag etwas für uns zu machen. Er hat da ganz andere Möglichkeiten. Die Streicher und das Klavier wurden mit „richtigen“ Instrumenten eingespielt und nicht mit Synthesizern. Den Unterschied hört man, denke ich. Wir werden in der Zukunft auf jeden Fall mit ihm zusammen arbeiten.
Ich zitiere mich einfach mal selbst und lasse euch die finale Kritik meines Reviews (7/10 Punkte) kommentieren. Wie steht ihr dazu? „Ich brauche keine von Pianoklängen unterlegten Schreie, auch einem derart abrupten Wechsel von Schmalz und Faustschlag wie bei „Ita Est“ kann ich nicht viel abgewinnen. In diesem Falle wäre weniger mehr gewesen! Denn wenn die Band so weiter macht, läuft sie nächstes Jahr bei Stefan Raabs Songcontest auf und dass die Leute dann statt „Kunstwerk“ lieber die Bezeichnung „Hype“ wählen, dürfte keine Überraschung sein…“
Ganz ehrlich? Deine Meinung interessiert mich überhaupt nicht. Ich lese zwar alle Reviews über uns, ob die nun aber gut oder schlecht sind hat keinen Einfluss auf unsere Musik. Wir machen ausschließlich das was uns gefällt und nicht was Fans oder Presse von uns wollen.
Und einen „Hype“ kann schlecht eine Band erschaffen, oder? Sowas geht immer von Fans und Presse aus.
Ich hätte übrigens kein Problem beim „Raab“ aufzulaufen, denn wir würden dort die Musik spielen die wir machen wollen und nicht etwas, was extra dafür erschaffen wurde.
In unserem letzten Interview habt ihr gemeint, dass „Solang das Herz schlägt“ das bislang erste Album ist, an dem ihr nichts gefunden habt, das ihr ändern würdet. Wie sieht diese Einstellung 3 Jahre später aus und könnt ihr das von „Echo“ auch behaupten?
Für mich sind Platten immer eine Momentaufnahme des musikalischen Könnens und Schaffens. Deshalb ist es auch sinnlos später darüber zu sinnieren was man hätte anders und besser machen können. Nach vorn schauen und bei der nächster Platte besser machen.
Mit „Echo“ bin ich im Moment jedenfalls sehr zufrieden.
Wer sich mit Mythologie auskennt stellt fest: Echo und Narziss…da war doch was! Und tatsächlich befindet ihr euch bei Google nicht auf Platz 1, wenn man nach den beiden Begriffen sucht. Habt ihr euch vorher mit dieser Mythologie auseinandergesetzt oder ist das alles ein reiner Zufall?
Reiner Zufall ist es nicht, aber auch keine Absicht. Der Plattentitel war wieder einmal eine schwere Geburt. Da es in den Texten viel um Selbstreflektionen geht, stand irgendwann „Echo“ fest. Das „Echo“ auch einen anderen Bezug zu „Narziss“ hat, macht die Sachen nur interessanter.
“Lust auf Konfrontation“ war die Überschrift unsere letzten Interviews. Inwieweit seid ihr wirklich so eingestellt und welche Überschrift passt anno 2009 zu euch?
Wir legen es jedenfalls nicht auf Streit an, aber wir stehen schon zu unserer Meinung und verteidigen diese auch. Hmm, anno 2009... Zwischenzeitlich hatte sich bei uns einiges verändert. Prioritäten verschoben sich, familiär änderte sich etwas...da gab es eine Zeit, in der bei NARZISS nicht viel lief. Als wir dann aber verstärkt an der neuen Platte arbeiteten, merkten wir, daß wir immer noch mit Feuereifer dabei sind. Also passt vielleicht „Die Flamme brennt noch“ oder so was.
In der heutigen Konsumgesellschaft rauschen Musikalben oft einfach nur noch am Hörer vorbei. Alles wird schneller und ich habe das Gefühl, dass die Rotationsdauer einer CD im Vergleich zu früher stark abgenommen hat. „Auf die Fresse“ ist Motto. „Echo“ ist eher was für Genießer. Meint ihr, dass man mit solcher Musik, heutzutage vielleicht nicht mehr so viele Leute anspricht, wie noch vor einigen Jahren und ist es der Aufwand mit den durchdachten Texten überhaupt wert, wenn sich viele Hörer vielleicht gar nicht damit auseinandersetzen, weil in einem Monat ja schon wieder das nächste MAROON-Album rauskommt und NARZISS dann erstmal wieder in der Ecke liegen?
Für uns ist es den Aufwand immer wert, weil es unser Anspruch an uns selbst ist.
Aber du hast natürlich recht, es ist alles schnellebiger geworden, der Markt wird jeden Monat mit neuen Releases und Bands überschwemmt. Wer soll das alles hören und vor allem kaufen? Jede größere Ami-Band kommt mittlerweile mindestens 2 mal im Jahr nach Europa, weil sich durch den starken Euro natürlich hier gut Geld verdienen läßt. Ich hoffe das sich das über kurz oder lang wieder etwas gesund schrumpft. Es werden nur die Bands überleben, die eine gewisse Eigenständigkeit vorzuweisen haben.
Ich habe den Eindruck, dass wir auf Grund unserer vielen Melodien den Leuten eher im Gedächtnis bleiben als Mosh-Death-Chaos-Jazz-Core-Band „blablabla“. Denn mal ehrlich, Mosh/Chaosparts wird man unter der Dusche kaum pfeifen....
Lasst uns einen Blick in die Zukunft wagen! Wo befinden sich NARZISS in ein, zwei Jahren? Headliner bei Wacken oder daheim auf der Couch?
Ich denke weder noch. Zum Headliner beim Wacken fehlen uns ein paar Nullen hinter unseren Verkaufszahlen und für die Couch haben wir noch zu viel „Feuer“ in uns. Wir werden solange weiter machen, wie wir Spaß an der Sache haben.
Letztes Jahr war ich bei der Never Say Die! Tour (mit UNEARTH, PARKWAY DRIVE uvm.). Insgesamt sieben Bands haben sich innerhalb von wenigen Stunden bei einer Durchschnittsspielzeit von 25 Minuten die Hirse dämlich gezockt. Dazu haben sich unzählige Besucher in einer viel zu engen Räumlichkeit auf den Füßen gestanden. Für mich ist das ehrlich gesagt kein angenehmes Musikhören mehr. Anfang des Jahres habe ich mir ICED EARTH und SAXON auf Co-Headliner-Tour gegeben und die Jungs haben zu zweit fast genauso lange gespielt. Wie steht ihr dieser schnellen Konzertabfuhr gegenüber?
Das ist einer der Gründe warum ich nur noch wenige, ausgewählte Konzerte besuche. Kaum fängt eine Band an, ist es auch schon wieder vorbei. Ich denke, um die Livequalitäten einer Band wirklich bewerten zu können, muss sie schon mindestens eine Stunde spielen. Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen.
Andererseits, bei vielen „neuen“ Bands klingt in meinen Ohren fast jeder Song gleich. Das kann man sich dann auch nur 25 Minuten anhören...
Alles klar! Dann möchte ich mich an dieser Stelle für eure fleißigen Antworten bedanken und dafür, dass ihr euch die Zeit für die Fragen genommen habt. Wie immer gehören die letzten Worte euch an Fans, Freunde und die Sauerampferbauern da draußen:
Ich sollte jetzt wahrscheinlich schreiben „kauft unsere Platte, kommt zu unserer Tour, blablabla....“ drauf geschissen.
Stattdessen...
Fast jeder regt sich über die gestiegenen Eintrittspreise auf Konzerten auf, das diese oder jene Band 2 –3 mal im Jahr auf Tour kommt etc, und übersieht dabei, dass er mit dafür verantwortlich ist. Ich behaupte einfach mal: Wenn irgendwann die Möglichkeit besteht Merchandise über das Internet zu kopieren und zuhause auszudrucken, bricht das ganze Business zusammen...
Moin Jungs! Ich fange einfach mal so an, als hätte unser letztes Interview grade erst aufgehört.
Dort habt ihr gemeint, dass euch der Labelwechsel damals zu Alveran „einige Türen geöffnet hat und hoffentlich noch öffnen wird“. 3 Jahre später seid ihr bei Redfield und von Alveran ist nichts mehr zu sehen. Was ist passiert? Inwieweit haben sich bei euch Türen geöffnet oder auch geschlossen?
Also der Wechsel zu Alveran hat auf jeden Fall viel verändert. Es haben mehrere Leute für uns gearbeitet und die Platte stand in allen Läden. Von den Verkaufszahlen haben wir mit Sicherheit das 3-fache des Vorgängeralbums verkauft.
Die Promo lief echt gut, wir waren in allen wichtigen DJ-Charts in den Top-Ten und wir haben es mit der Platte immerhin auf´s Wacken-OpenAir geschafft.
Leider gab es aber auf kommunikativer Ebene Schwierigkeiten, genaugenommen fand keine statt. Deshalb sind wir zu Redfield gewechselt. Dort läuft die Arbeit genauso gut, wenn nicht noch besser und vor allem kann man mit den Jungs reden.
Kommen wir zu eurem neuen Album „Echo“. Wenn man das Teil als Gesamtwerk betrachtet spürt man geradezu, wie viel Arbeit, Fleiß und Gefühl in die Songs gesteckt wurden. Was hat sich im Vergleich zu den Vorgängern geändert beim Songwriting und den Aufnahmen?
Was mich vor allem an „Echo“ fasziniert ist die Tatsache, dass man sich in eine andere, ich nenne es mal Metalcore-Sphäre erhoben hat. Trotz bandtypischer Trademarks und auch genrebekannten Stilmitteln wirkt das Album losgelöst von jeglichen Konventionen. Sind NARZISS auf dem Weg zu einer eigenen Nische?
Danke, ein schöneres Kompliment kann man einer Band, glaube ich, kaum machen. Es ist schon komisch, egal was wir machen es klingt immer nach NARZISS, hahaha.
Im Ernst, wir setzen uns beim Song schreiben fast keine Grenzen, was uns gefällt wird gemacht.
Natürlich ist es interessant wenn man in Reviews anderer Bands als Referenz erwähnt wird, ob wir deshalb eine eigene Nische erschaffen haben oder werden glaube ich nicht.
Mehr Dramatik, mehr Emotion! Als „harte Hunde“, die wir nun mal alle in dieser riffbetonten Kuttenträger Schwermetallzone sind, können sicherlich einige mit dem teilweise recht hohen Tränendrüsenfaktor von „Echo“ nichts anfangen. Habt ihr keine Angst als „kitschig“ betrachtet zu werden?
Nein, überhaupt nicht. Es ist nun einfach so, dass man unsere Texte versteht und sich deshalb auch Gedanken darüber macht. Ich möchte mal ein paar von den „harten Hunden“ sehen wenn die wüssten das sie im Mosh-Part von Deathcore-Band „XY“ irgendwas von „verwelkenden Blumen im leuchtenden Himmel“ mitgrunzen, hahaha.
Ich denke mit deutschen Texten öffnet man sich ein Stück weiter als mit englischen. Und da wir nun mal keine plumpen ONKELZ Texte haben, sondern schon einen gewissen lyrischen Anspruch, klingt das für manche Ohren ungewohnt. Egal, wir machen was wir wollen und wem es nicht gefällt, der muss uns ja nicht hören.
Durch die Arbeit von Patrick Schmitz habt ihr euer Album durch soundtrackartige Elemente bereichert. Wie kam es genau zu der Idee und werdet ihr in Zukunft weiter mit ihm zusammenarbeiten?
Ich zitiere mich einfach mal selbst und lasse euch die finale Kritik meines Reviews (7/10 Punkte) kommentieren. Wie steht ihr dazu? „Ich brauche keine von Pianoklängen unterlegten Schreie, auch einem derart abrupten Wechsel von Schmalz und Faustschlag wie bei „Ita Est“ kann ich nicht viel abgewinnen. In diesem Falle wäre weniger mehr gewesen! Denn wenn die Band so weiter macht, läuft sie nächstes Jahr bei Stefan Raabs Songcontest auf und dass die Leute dann statt „Kunstwerk“ lieber die Bezeichnung „Hype“ wählen, dürfte keine Überraschung sein…“
Ganz ehrlich? Deine Meinung interessiert mich überhaupt nicht. Ich lese zwar alle Reviews über uns, ob die nun aber gut oder schlecht sind hat keinen Einfluss auf unsere Musik. Wir machen ausschließlich das was uns gefällt und nicht was Fans oder Presse von uns wollen.
Und einen „Hype“ kann schlecht eine Band erschaffen, oder? Sowas geht immer von Fans und Presse aus.
Ich hätte übrigens kein Problem beim „Raab“ aufzulaufen, denn wir würden dort die Musik spielen die wir machen wollen und nicht etwas, was extra dafür erschaffen wurde.
In unserem letzten Interview habt ihr gemeint, dass „Solang das Herz schlägt“ das bislang erste Album ist, an dem ihr nichts gefunden habt, das ihr ändern würdet. Wie sieht diese Einstellung 3 Jahre später aus und könnt ihr das von „Echo“ auch behaupten?
Für mich sind Platten immer eine Momentaufnahme des musikalischen Könnens und Schaffens. Deshalb ist es auch sinnlos später darüber zu sinnieren was man hätte anders und besser machen können. Nach vorn schauen und bei der nächster Platte besser machen.
Mit „Echo“ bin ich im Moment jedenfalls sehr zufrieden.
Wer sich mit Mythologie auskennt stellt fest: Echo und Narziss…da war doch was! Und tatsächlich befindet ihr euch bei Google nicht auf Platz 1, wenn man nach den beiden Begriffen sucht. Habt ihr euch vorher mit dieser Mythologie auseinandergesetzt oder ist das alles ein reiner Zufall?
Reiner Zufall ist es nicht, aber auch keine Absicht. Der Plattentitel war wieder einmal eine schwere Geburt. Da es in den Texten viel um Selbstreflektionen geht, stand irgendwann „Echo“ fest. Das „Echo“ auch einen anderen Bezug zu „Narziss“ hat, macht die Sachen nur interessanter.
“Lust auf Konfrontation“ war die Überschrift unsere letzten Interviews. Inwieweit seid ihr wirklich so eingestellt und welche Überschrift passt anno 2009 zu euch?
In der heutigen Konsumgesellschaft rauschen Musikalben oft einfach nur noch am Hörer vorbei. Alles wird schneller und ich habe das Gefühl, dass die Rotationsdauer einer CD im Vergleich zu früher stark abgenommen hat. „Auf die Fresse“ ist Motto. „Echo“ ist eher was für Genießer. Meint ihr, dass man mit solcher Musik, heutzutage vielleicht nicht mehr so viele Leute anspricht, wie noch vor einigen Jahren und ist es der Aufwand mit den durchdachten Texten überhaupt wert, wenn sich viele Hörer vielleicht gar nicht damit auseinandersetzen, weil in einem Monat ja schon wieder das nächste MAROON-Album rauskommt und NARZISS dann erstmal wieder in der Ecke liegen?
Für uns ist es den Aufwand immer wert, weil es unser Anspruch an uns selbst ist.
Aber du hast natürlich recht, es ist alles schnellebiger geworden, der Markt wird jeden Monat mit neuen Releases und Bands überschwemmt. Wer soll das alles hören und vor allem kaufen? Jede größere Ami-Band kommt mittlerweile mindestens 2 mal im Jahr nach Europa, weil sich durch den starken Euro natürlich hier gut Geld verdienen läßt. Ich hoffe das sich das über kurz oder lang wieder etwas gesund schrumpft. Es werden nur die Bands überleben, die eine gewisse Eigenständigkeit vorzuweisen haben.
Ich habe den Eindruck, dass wir auf Grund unserer vielen Melodien den Leuten eher im Gedächtnis bleiben als Mosh-Death-Chaos-Jazz-Core-Band „blablabla“. Denn mal ehrlich, Mosh/Chaosparts wird man unter der Dusche kaum pfeifen....
Lasst uns einen Blick in die Zukunft wagen! Wo befinden sich NARZISS in ein, zwei Jahren? Headliner bei Wacken oder daheim auf der Couch?
Ich denke weder noch. Zum Headliner beim Wacken fehlen uns ein paar Nullen hinter unseren Verkaufszahlen und für die Couch haben wir noch zu viel „Feuer“ in uns. Wir werden solange weiter machen, wie wir Spaß an der Sache haben.
Letztes Jahr war ich bei der Never Say Die! Tour (mit UNEARTH, PARKWAY DRIVE uvm.). Insgesamt sieben Bands haben sich innerhalb von wenigen Stunden bei einer Durchschnittsspielzeit von 25 Minuten die Hirse dämlich gezockt. Dazu haben sich unzählige Besucher in einer viel zu engen Räumlichkeit auf den Füßen gestanden. Für mich ist das ehrlich gesagt kein angenehmes Musikhören mehr. Anfang des Jahres habe ich mir ICED EARTH und SAXON auf Co-Headliner-Tour gegeben und die Jungs haben zu zweit fast genauso lange gespielt. Wie steht ihr dieser schnellen Konzertabfuhr gegenüber?
Andererseits, bei vielen „neuen“ Bands klingt in meinen Ohren fast jeder Song gleich. Das kann man sich dann auch nur 25 Minuten anhören...
Alles klar! Dann möchte ich mich an dieser Stelle für eure fleißigen Antworten bedanken und dafür, dass ihr euch die Zeit für die Fragen genommen habt. Wie immer gehören die letzten Worte euch an Fans, Freunde und die Sauerampferbauern da draußen:
Ich sollte jetzt wahrscheinlich schreiben „kauft unsere Platte, kommt zu unserer Tour, blablabla....“ drauf geschissen.
Stattdessen...
Fast jeder regt sich über die gestiegenen Eintrittspreise auf Konzerten auf, das diese oder jene Band 2 –3 mal im Jahr auf Tour kommt etc, und übersieht dabei, dass er mit dafür verantwortlich ist. Ich behaupte einfach mal: Wenn irgendwann die Möglichkeit besteht Merchandise über das Internet zu kopieren und zuhause auszudrucken, bricht das ganze Business zusammen...