Drachen, Schlachten und Politiker
Interview mit Cripper
Thrash Metal aus Deutschland - Hannover
Thrash Metal aus Deutschland - Hannover
Interview mit der kompletten Besatzung von CRIPPER am 29.06.2009 per Telefon für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz: www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.
Wie habt ihr die drei Festivals (Suffering Life, Waldbrand und Break The Ground) am Wochenende überstanden?
Britta: Gerade so.
Basti: Ich hab mir die Finger wund gespielt.
Christian: Wir sind aber mehr auf Autobahnen als auf Festivals gewesen.
Dennis: Aber das war cool. Es war das erste Mal, dass wir drei Auftritte an drei Tagen gespielt haben, wobei es ja eigentlich drei an zwei Tagen waren.
Jonathan: Danke noch mal an ROMPEPROP.
Britta: Die haben ihre Stagetime etwas frei interpretiert und dann haben wir morgens um 2 gespielt. Aber es war total cool. Am Donnerstag haben wir auf dem Waldbrand im Partyzelt gespielt, und die Leute haben die Bühne auseinander genommen, alles hat gewackelt, und wir hatten einen schönen Circle Pit.
Am nächsten Tag sind wir dann runter zum Suffering Life Festival gefahren, ein cooles Gelände und eine Open Air Bühne an die ein kleines Dach rangebaut war, so dass man auch bei Regen im Trockenen feiern kann. Und obwohl wir erst um 2 Uhr nachts gespielt haben, war doch noch ordentlich was los.
Samstag waren wir dann auf dem Break The Ground Festival. Das gab es zum ersten Mal, und es war sehr fan- und bandfreundlich organisiert. Wenn die das weitermachen, bin ich mir sicher, dass da dann ordentlich was geht.
Jonathan: Am dritten Tag dachten wir, wir müssten sterben, da wir 70 Minuten Stagetime hatten. Aber das war dennoch sehr entspannend.
Britta: Bis auf, dass die ganze Bühne voller Blut war, weil DEBAUCHERY vor uns gespielt haben.
Habt ihr gezeltet oder seid ihr gleich weitergefahren?
Christian: Sowohl als auch, wir haben jetzt neuerdings einen Bandbus, und da kann man auch drin pennen, wenn man den etwas umbaut. Zwei von uns haben im Van geschlafen und der Rest gezeltet.
Kommen wir mal zu eurer neuen Platte „Devil Reveals“. Wie ist sie entstanden, wo habt ihr aufgenommen?
Jonathan: Die Instrumente haben wir in Hannover im Waveland Studio aufgenommen, Brittas Gesang bei uns im Proberaum und gemixt und gemastert wurde das im Kohlekeller Studio.
Christian: Die Gitarren sind gere-ampt. Der Sound kommt auch komplett aus dem Kohlekeller, wir haben die Gitarren direkt von der Gitarre aufgenommen und dann im Kohlekeller die cleanen Spuren noch mal durch eine analoge Kette gejagt. Also durch Verstärker und Boxen mikrofoniert und wieder aufgenommen. So haben wir halt den Sound hinbekommen. Das hat den Vorteil, dass man eine Menge Auswahl an Sounds und Möglichkeiten hat und trotzdem woanders aufnehmen kann. Im Studio kann man dann den Sound mit den fertigen Spuren machen.
Wieso habt ihr denn den Gesang im Proberaum aufgenommen?
Britta: Das ist auf meinem Mist gewachsen. Ich hatte einfach mal Bock drauf, das alleine zu machen und der Gesang ist immer relativ spät beim Aufnahmeprozess dran. Und so konnte ich den Gesang im Proberaum direkt aufnehmen, wenn ein Song im Studio fertig war, und hatte genug Zeit dafür. Ich war da sehr frei mich auszuprobieren und hatte auch ein paar neue Gesangstechniken, wo ich selber erstmal schauen musste, wie genau das funktioniert. Es ist ja nun nicht so, dass man im Studio getrieben wird und denkt, dass man zu viel Zeit braucht, aber im Endeffekt ist man im Proberaum viel freier. Wir sind nun auch zweimal die Woche im Proberaum, und das ist wie ein Wohnzimmer, dort fühlt man sich wohl.
Jonathan: Man muss sich nicht schämen, wenn man was Komisches macht.
Britta: Das mach ich ja sonst auch nicht, du schämst dich nur immer.
Jonathan: Deswegen probier ich auch nie was aus.
Wie würdet ihr eure Weiterentwicklung beschreiben? Habt ihr euch weiterentwickelt?
Christian: Ich hoffe, wir haben uns weiterentwickelt, experimentierfreudiger sind wir auf jeden Fall geworden. Beim Songwriting hat sich soweit etwas getan, dass wir versucht haben, die Songs möglichst catchy zu gestalten. Sie sollen einzeln stehen können, aber auch ein gutes Gefüge als Album bilden.
Bastian: Abwechslungsreich ist das Stichwort.
Christian: Der eine Song geht mehr in die, der andere mehr in die Richtung und ein paar Live Smasher sind darauf, die aber ein stimmiges Gesamtbild abgeben. Laut Reviews hat der eine oder andere auch noch etwas an den Instrumenten dazugelernt, und das konnten wir auch mit einfließen lassen.
Dennis: Ich denke technisch haben doch einen ganz schönen Schritt gemacht. Beim ersten Album ist man schnell zufrieden, und jetzt haben wir halt ein bisschen mehr geklotzt und das hört man auch raus.
Ihr habt über SAOL das Album und auch schon das „Freak Inside“ Re-Release veröffentlicht. Wie kam es dazu?
Jonathan: SAOL heißt ja “Sevice for artist owned label” und ist ein Service der cmm GmbH Rott in Hannover. Die sind irgendwann auf uns zugekommen, ob wir Bock hätten mit denen als Promoagentur zusammenzuarbeiten. Dann haben wir erst die Promo mit ihnen gemacht und die haben jetzt ganz neu das SAOL gegründet. Da haben wir festgestellt, dass das genau das Richtige für uns wäre, da man sich die Aufgaben eines Labels teilt. Teile übernehmen wir als Band und Teile cmm als Promoagentur. Dadurch haben wir mehr Kontrolle und müssen und können aber auch mehr machen, was für uns ganz wichtig ist, dass wir es selbst tun können. Der Nachteil ist halt, dass kein Label da ist, das Kohle vorstreckt und man den ganzen Scheiß selber bezahlen muss. Wenn man das wuppen kann, ist das natürlich ein super Modell.
Bastian: Wenn „Devil Reveals“ Platin wird, bekommen wir natürlich den dicken Kuchen.
Ihr habt ja auch schon das Re-Release über SAOL veröffentlicht. Damals hieß es aber, ihr hättet ein Label und das wäre vorher abgesprungen.
Dennis: Das ist nicht abgesprungen, das war weg.
Britta: Es hat sich aufgelöst.
Bastian: Der Vertrag war gut und wunderbar, aber er kam nicht zustande.
Britta: Wir hatten ihn zurückgeschickt und während des Postweges war plötzlich die Anschrift nicht mehr existent.
Jonathan: Und dann haben sie uns noch ein paar Monate hingehalten, und wir waren in dem Glauben, wir hätten ein Label.
Wie kam es überhaupt zu der Entscheidung „Freak Inside“ wiederzuveröffentlichen?
Bastian: Wir hatten keine CDs mehr.
Jonathan: Genau, irgendwer musste CDs nachpressen und wir dachten uns, warum wieder selber machen, lass uns das doch mal über ganz Europa verstreuen, denn hier kauft sie ja sowieso keiner mehr.
Britta: Wir waren ja schon dabei ein neues Album zu schreiben und somit hatten wir bessere Chancen, beim nächsten Album besser bewertet zu werden und in einen ganz anderen Demopool mit einem Label zu kommen. Unser Name ist dadurch bekannter geworden und marketingtechnisch ist die Aktion also gut gelungen.
Jonathan: 80 Prozent der Reviewer hatte von uns auch noch nichts gehört, und so konnten wir uns schon mal einen Namen machen bevor „Devil Reveals“ veröffentlicht worden ist.
Dennis: Außerdem ist es ja nicht dieselbe Scheibe, wir haben noch einen Bonussong und das Video mit drauf gepackt. Wir haben „Black Terra“ noch mal aufgenommen, der ja auf der „Killer Escort Service“ schon drauf war und dann haben wir das Video von Jonathan zu „Shortcut“ noch mit raufgepackt. So war das auch noch mal auf einer CD und ging nicht bei YouTube unter.
Britta: Es war uns auch wichtig einen Mehrwert zu schaffen, denn vorher hatten wir die CD nur im Eigenvertrieb und konnten die Preise klein halten. Es waren erst 8€, und jetzt geht es einfach nicht mehr und wir müssen sie für 12€ verkaufen. Hätten wir kein Bonusmaterial rauf gepackt, wäre sie einfach 50% teurer gewesen und wir hätten uns ganz schön scheiße gefühlt.
Kommen wir noch mal zu „Devil Reveals“ zurück. Britta, du schreibst die Texte, lassen sie sich irgendwie zusammenfassen? Willst du damit irgendwas rüberbringen?
Britta: Eigentlich will ich nichts sagen, deshalb schreibe ich die Texte. (lacht) Man kann sie so zusammenfassen, dass ich keine Texte über Politik oder so schreibe, denn eigentlich sind sie aus meinem Leben und aus dem Leben der mich umgebenden Personen. Keine Schlachten, Drachen oder Politiker, eher Tagebuchcharakter
Ich muss jetzt mal gestehen, dass ich euch noch nie live gesehen hab, nur Britta mal 2007 in Hannover als Gast bei HOLY MOSES auf der Bühne.
Britta (prustet): Ja, das war witzig. Da ist Sabina ein Knopf von der Hose abgerissen und da ich schräg gegenüber wohne, hab ich Nähgarn geholt und zum Dank durfte ich mit auf die Bühne zu einem Song, den ich gar nicht kannte.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist es immer noch etwas Besonderes, eine Frau in der Band zu haben?
Jonathan: Ich kenn es gar nicht anders.
Bastian: Wir haben getrennte Toiletten. (alle lachen) Aber sonst ist es normal, wir nehmen das als normal wahr. Von anderen Leuten wird das sehr in den Vordergrund gedrängt, wir versuchen das aber gar nicht so sehr durchzuvermarkten.
Jonathan: In anderen Musikrichtungen ist es ja auch ganz normal wenn Männer und Frauen in einer Band sind. Man macht Musik, und da sollte es nichts Komisches sein.
Bastian: Es kommt auch drauf an, was man draus macht. Bei NIGHTWISH wird das offensiv vermarktet, ich kenne aber keinen BOLT THROWER Fan, der sich die Alben kauft, weil da eine Bassistin dabei ist.
Britta: Außerdem fragt mich nie jemand, wie es ist nur mit Kerlen in einer Band zu spielen.
Nervt es euch immer wieder darauf angesprochen zu werden?
Bastian: Das hat ja nicht zu nerven, ist ja ein Fakt. Wenn das nerven würde, müsste man es ändern. Es gibt aber kaum interessante Fragen in der Richtung und die Fragen wiederholen sich alle. Das ist ein wenig schade.
Jonathan: Der Klassiker: Ich sehe ganz deutlich Parallelen zu ARCH ENEMY und HOLY MOSES, seht ihr die auch?
Britta nimmt jetzt ja aber auch an dem Metal and Gender Kongress in Köln im Oktober teil. Wie seid ihr denn da rangekommen?
Britta: Ich habe eine Email des Veranstalters bekommen, Dr. Florian Heesch aus Köln. Ich hab erstmal im Internet geguckt, ob es den überhaupt gibt, denn ja ne is klar. Er hat mich einfach so angeschrieben. Cool, es gibt tausend andere Bands mit unserem Status und ich weiß nicht, warum wir das geworden sind, aber ich finde es gut und geh dahin, und dann schauen wir mal.
Musst du dich da irgendwie darauf vorbereiten und Bücher lesen, weißt du worum es geht oder wird da einfach drauf losdiskutiert?
Britta: Ich habe auch nicht mehr Infos als die von der Website (www.mhs-koeln.de/heavymetal.html), nur etwas früher. Es geht um die Geschlechterfrage im Heavy Metal, und ich denke, das wird sehr interessant und von viele Seiten betrachtet werden. Da werden nicht nur schlaue Reden gehalten, sondern es gibt z.B. auch einen Workshop mit Angela Gossow und zum Abschluss ein Konzert in der Live Music Hall mit HOLY MOSES, DORO und uns.
Erzählt mal was über die Metalszene in Hannover, Ende der 90er war dort schließlich alles tot.
Jonathan: Ich bin auch hergezogen und hab eigentlich schon überall gewohnt. Bei Hannover dachte ich eigentlich, dass die Metalszene ziemlich cool wäre. Jetzt sind wir verstärkt auf Festivals und Konzerten in Franken gewesen, und dagegen ist Hannover schon ziemlich tot.
Christian: Aber fairerweise muss man auch sagen, dass es in den sieben Jahren, wo ich hier wohne, immer ein Angebot an Konzerten, großen Touren und Diskoveranstaltungen gab. Die Clubs kamen und gingen, und momentan gibt es leider nichts für Underground Konzerte im Metalbereich. Ganz schlimm ist auch, dass das Booster, unsere Stammkneipe, planiert worden ist. Alle Gebäude sind platt und nur die Polizei ist stehen geblieben. Ohne diese Kneipe gibt es halt keinen richtigen Metaltreffpunkt mehr, alle zwei Wochen gibt es hier vom Plattenkeller um die Ecke noch eine kleine Veranstaltung. Das Problem ist, dass du im Radius um Hannover in 100 – 150 km nichts Großes hast, ist halt nicht so wie Ruhrpott.
Jonathan: Die Frage ist ja auch, was die Szene ist. An diesen Diskoabenden trifft man schon alle, und es gibt auch viele Metalbands, die sich alle persönlich oder um zwei, drei Ecken kennen. Es ist nicht so, dass aus dem Underground etwas hochgestampft wird, aber man kann hier schon Musik hören.
Christian: Also im Vergleich zu vor 10 Jahren geht wohl einiges. Es gibt genug Metaller und wenn man die nicht in der Woche trifft, weil es keine Szenekneipe gibt, trifft man die bei besagten anderen Veranstaltungen. Das geht schon, man kann Party machen.
Was steht denn so in nächster Zeit nach den Festivals an Tourplänen bei euch an?
Britta: Erstmal ausschlafen.
Das könnt ihr ja in der Woche, die Festivals sind ja am Wochenende.
Britta: Ach so, wir können ja von der Musik leben und müssen in der Woche nicht mehr arbeiten gehen. Hatte ich ganz vergessen. Da ist noch nichts zu vermelden, denn alles was fix ist, steht auf unserer Website und wir köcheln auch nichts im Geheimen aus – leider.
Ich stelle die Frage auch, weil ihr Ostdeutschland bisher ausgelassen habt.
Jonathan: Der Osten hat uns ausgelassen.
Christian: Wir haben und versuchen immer noch Kontakte zu knüpfen, sei es durch Gigaustausch oder befreundete Bands, und da haben wir im Osten relativ wenige Kontakte. Wir waren einmal in Krugsdorf bei Pasewalk, da haben wir ein kleines Festival gespielt und ansonsten waren wir auch mal in Berlin.
Jonathan: Das ist das eben schon angesprochene Problem, Gigaustausch würden wir gerne machen, nur haben wir in Hannover nicht die Möglichkeiten, anderen Bands Gigs zu besorgen. Wir könnten bestimmt bei ganz vielen anderen Bands spielen, hätten aber nichts im Gegenzug, und damit macht man sich nicht unbedingt Freunde.
Zum Abschluss des Interviews dürft ihr euch ein Lied einer anderen Band wünschen. Metal, Punk oder Hardcore.
Christian: Muss das etwas sein, was nicht so oft gespielt wird?
Ganz egal, von einer großen Band bis zu einer kleinen, befreundeten Band.
Christian: TESTAMENT – D.N.R.
Britta: Das ist eine von unseren kleinen, befreundeten Bands.
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.
Wie habt ihr die drei Festivals (Suffering Life, Waldbrand und Break The Ground) am Wochenende überstanden?
Basti: Ich hab mir die Finger wund gespielt.
Christian: Wir sind aber mehr auf Autobahnen als auf Festivals gewesen.
Dennis: Aber das war cool. Es war das erste Mal, dass wir drei Auftritte an drei Tagen gespielt haben, wobei es ja eigentlich drei an zwei Tagen waren.
Jonathan: Danke noch mal an ROMPEPROP.
Britta: Die haben ihre Stagetime etwas frei interpretiert und dann haben wir morgens um 2 gespielt. Aber es war total cool. Am Donnerstag haben wir auf dem Waldbrand im Partyzelt gespielt, und die Leute haben die Bühne auseinander genommen, alles hat gewackelt, und wir hatten einen schönen Circle Pit.
Am nächsten Tag sind wir dann runter zum Suffering Life Festival gefahren, ein cooles Gelände und eine Open Air Bühne an die ein kleines Dach rangebaut war, so dass man auch bei Regen im Trockenen feiern kann. Und obwohl wir erst um 2 Uhr nachts gespielt haben, war doch noch ordentlich was los.
Samstag waren wir dann auf dem Break The Ground Festival. Das gab es zum ersten Mal, und es war sehr fan- und bandfreundlich organisiert. Wenn die das weitermachen, bin ich mir sicher, dass da dann ordentlich was geht.
Jonathan: Am dritten Tag dachten wir, wir müssten sterben, da wir 70 Minuten Stagetime hatten. Aber das war dennoch sehr entspannend.
Britta: Bis auf, dass die ganze Bühne voller Blut war, weil DEBAUCHERY vor uns gespielt haben.
Habt ihr gezeltet oder seid ihr gleich weitergefahren?
Christian: Sowohl als auch, wir haben jetzt neuerdings einen Bandbus, und da kann man auch drin pennen, wenn man den etwas umbaut. Zwei von uns haben im Van geschlafen und der Rest gezeltet.
Kommen wir mal zu eurer neuen Platte „Devil Reveals“. Wie ist sie entstanden, wo habt ihr aufgenommen?
Jonathan: Die Instrumente haben wir in Hannover im Waveland Studio aufgenommen, Brittas Gesang bei uns im Proberaum und gemixt und gemastert wurde das im Kohlekeller Studio.
Christian: Die Gitarren sind gere-ampt. Der Sound kommt auch komplett aus dem Kohlekeller, wir haben die Gitarren direkt von der Gitarre aufgenommen und dann im Kohlekeller die cleanen Spuren noch mal durch eine analoge Kette gejagt. Also durch Verstärker und Boxen mikrofoniert und wieder aufgenommen. So haben wir halt den Sound hinbekommen. Das hat den Vorteil, dass man eine Menge Auswahl an Sounds und Möglichkeiten hat und trotzdem woanders aufnehmen kann. Im Studio kann man dann den Sound mit den fertigen Spuren machen.
Wieso habt ihr denn den Gesang im Proberaum aufgenommen?
Britta: Das ist auf meinem Mist gewachsen. Ich hatte einfach mal Bock drauf, das alleine zu machen und der Gesang ist immer relativ spät beim Aufnahmeprozess dran. Und so konnte ich den Gesang im Proberaum direkt aufnehmen, wenn ein Song im Studio fertig war, und hatte genug Zeit dafür. Ich war da sehr frei mich auszuprobieren und hatte auch ein paar neue Gesangstechniken, wo ich selber erstmal schauen musste, wie genau das funktioniert. Es ist ja nun nicht so, dass man im Studio getrieben wird und denkt, dass man zu viel Zeit braucht, aber im Endeffekt ist man im Proberaum viel freier. Wir sind nun auch zweimal die Woche im Proberaum, und das ist wie ein Wohnzimmer, dort fühlt man sich wohl.
Jonathan: Man muss sich nicht schämen, wenn man was Komisches macht.
Britta: Das mach ich ja sonst auch nicht, du schämst dich nur immer.
Jonathan: Deswegen probier ich auch nie was aus.
Wie würdet ihr eure Weiterentwicklung beschreiben? Habt ihr euch weiterentwickelt?
Bastian: Abwechslungsreich ist das Stichwort.
Christian: Der eine Song geht mehr in die, der andere mehr in die Richtung und ein paar Live Smasher sind darauf, die aber ein stimmiges Gesamtbild abgeben. Laut Reviews hat der eine oder andere auch noch etwas an den Instrumenten dazugelernt, und das konnten wir auch mit einfließen lassen.
Dennis: Ich denke technisch haben doch einen ganz schönen Schritt gemacht. Beim ersten Album ist man schnell zufrieden, und jetzt haben wir halt ein bisschen mehr geklotzt und das hört man auch raus.
Ihr habt über SAOL das Album und auch schon das „Freak Inside“ Re-Release veröffentlicht. Wie kam es dazu?
Jonathan: SAOL heißt ja “Sevice for artist owned label” und ist ein Service der cmm GmbH Rott in Hannover. Die sind irgendwann auf uns zugekommen, ob wir Bock hätten mit denen als Promoagentur zusammenzuarbeiten. Dann haben wir erst die Promo mit ihnen gemacht und die haben jetzt ganz neu das SAOL gegründet. Da haben wir festgestellt, dass das genau das Richtige für uns wäre, da man sich die Aufgaben eines Labels teilt. Teile übernehmen wir als Band und Teile cmm als Promoagentur. Dadurch haben wir mehr Kontrolle und müssen und können aber auch mehr machen, was für uns ganz wichtig ist, dass wir es selbst tun können. Der Nachteil ist halt, dass kein Label da ist, das Kohle vorstreckt und man den ganzen Scheiß selber bezahlen muss. Wenn man das wuppen kann, ist das natürlich ein super Modell.
Bastian: Wenn „Devil Reveals“ Platin wird, bekommen wir natürlich den dicken Kuchen.
Ihr habt ja auch schon das Re-Release über SAOL veröffentlicht. Damals hieß es aber, ihr hättet ein Label und das wäre vorher abgesprungen.
Dennis: Das ist nicht abgesprungen, das war weg.
Britta: Es hat sich aufgelöst.
Bastian: Der Vertrag war gut und wunderbar, aber er kam nicht zustande.
Britta: Wir hatten ihn zurückgeschickt und während des Postweges war plötzlich die Anschrift nicht mehr existent.
Jonathan: Und dann haben sie uns noch ein paar Monate hingehalten, und wir waren in dem Glauben, wir hätten ein Label.
Wie kam es überhaupt zu der Entscheidung „Freak Inside“ wiederzuveröffentlichen?
Bastian: Wir hatten keine CDs mehr.
Jonathan: Genau, irgendwer musste CDs nachpressen und wir dachten uns, warum wieder selber machen, lass uns das doch mal über ganz Europa verstreuen, denn hier kauft sie ja sowieso keiner mehr.
Britta: Wir waren ja schon dabei ein neues Album zu schreiben und somit hatten wir bessere Chancen, beim nächsten Album besser bewertet zu werden und in einen ganz anderen Demopool mit einem Label zu kommen. Unser Name ist dadurch bekannter geworden und marketingtechnisch ist die Aktion also gut gelungen.
Jonathan: 80 Prozent der Reviewer hatte von uns auch noch nichts gehört, und so konnten wir uns schon mal einen Namen machen bevor „Devil Reveals“ veröffentlicht worden ist.
Dennis: Außerdem ist es ja nicht dieselbe Scheibe, wir haben noch einen Bonussong und das Video mit drauf gepackt. Wir haben „Black Terra“ noch mal aufgenommen, der ja auf der „Killer Escort Service“ schon drauf war und dann haben wir das Video von Jonathan zu „Shortcut“ noch mit raufgepackt. So war das auch noch mal auf einer CD und ging nicht bei YouTube unter.
Kommen wir noch mal zu „Devil Reveals“ zurück. Britta, du schreibst die Texte, lassen sie sich irgendwie zusammenfassen? Willst du damit irgendwas rüberbringen?
Britta: Eigentlich will ich nichts sagen, deshalb schreibe ich die Texte. (lacht) Man kann sie so zusammenfassen, dass ich keine Texte über Politik oder so schreibe, denn eigentlich sind sie aus meinem Leben und aus dem Leben der mich umgebenden Personen. Keine Schlachten, Drachen oder Politiker, eher Tagebuchcharakter
Ich muss jetzt mal gestehen, dass ich euch noch nie live gesehen hab, nur Britta mal 2007 in Hannover als Gast bei HOLY MOSES auf der Bühne.
Britta (prustet): Ja, das war witzig. Da ist Sabina ein Knopf von der Hose abgerissen und da ich schräg gegenüber wohne, hab ich Nähgarn geholt und zum Dank durfte ich mit auf die Bühne zu einem Song, den ich gar nicht kannte.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist es immer noch etwas Besonderes, eine Frau in der Band zu haben?
Jonathan: Ich kenn es gar nicht anders.
Bastian: Wir haben getrennte Toiletten. (alle lachen) Aber sonst ist es normal, wir nehmen das als normal wahr. Von anderen Leuten wird das sehr in den Vordergrund gedrängt, wir versuchen das aber gar nicht so sehr durchzuvermarkten.
Jonathan: In anderen Musikrichtungen ist es ja auch ganz normal wenn Männer und Frauen in einer Band sind. Man macht Musik, und da sollte es nichts Komisches sein.
Bastian: Es kommt auch drauf an, was man draus macht. Bei NIGHTWISH wird das offensiv vermarktet, ich kenne aber keinen BOLT THROWER Fan, der sich die Alben kauft, weil da eine Bassistin dabei ist.
Britta: Außerdem fragt mich nie jemand, wie es ist nur mit Kerlen in einer Band zu spielen.
Nervt es euch immer wieder darauf angesprochen zu werden?
Bastian: Das hat ja nicht zu nerven, ist ja ein Fakt. Wenn das nerven würde, müsste man es ändern. Es gibt aber kaum interessante Fragen in der Richtung und die Fragen wiederholen sich alle. Das ist ein wenig schade.
Jonathan: Der Klassiker: Ich sehe ganz deutlich Parallelen zu ARCH ENEMY und HOLY MOSES, seht ihr die auch?
Britta nimmt jetzt ja aber auch an dem Metal and Gender Kongress in Köln im Oktober teil. Wie seid ihr denn da rangekommen?
Musst du dich da irgendwie darauf vorbereiten und Bücher lesen, weißt du worum es geht oder wird da einfach drauf losdiskutiert?
Britta: Ich habe auch nicht mehr Infos als die von der Website (www.mhs-koeln.de/heavymetal.html), nur etwas früher. Es geht um die Geschlechterfrage im Heavy Metal, und ich denke, das wird sehr interessant und von viele Seiten betrachtet werden. Da werden nicht nur schlaue Reden gehalten, sondern es gibt z.B. auch einen Workshop mit Angela Gossow und zum Abschluss ein Konzert in der Live Music Hall mit HOLY MOSES, DORO und uns.
Erzählt mal was über die Metalszene in Hannover, Ende der 90er war dort schließlich alles tot.
Jonathan: Ich bin auch hergezogen und hab eigentlich schon überall gewohnt. Bei Hannover dachte ich eigentlich, dass die Metalszene ziemlich cool wäre. Jetzt sind wir verstärkt auf Festivals und Konzerten in Franken gewesen, und dagegen ist Hannover schon ziemlich tot.
Christian: Aber fairerweise muss man auch sagen, dass es in den sieben Jahren, wo ich hier wohne, immer ein Angebot an Konzerten, großen Touren und Diskoveranstaltungen gab. Die Clubs kamen und gingen, und momentan gibt es leider nichts für Underground Konzerte im Metalbereich. Ganz schlimm ist auch, dass das Booster, unsere Stammkneipe, planiert worden ist. Alle Gebäude sind platt und nur die Polizei ist stehen geblieben. Ohne diese Kneipe gibt es halt keinen richtigen Metaltreffpunkt mehr, alle zwei Wochen gibt es hier vom Plattenkeller um die Ecke noch eine kleine Veranstaltung. Das Problem ist, dass du im Radius um Hannover in 100 – 150 km nichts Großes hast, ist halt nicht so wie Ruhrpott.
Jonathan: Die Frage ist ja auch, was die Szene ist. An diesen Diskoabenden trifft man schon alle, und es gibt auch viele Metalbands, die sich alle persönlich oder um zwei, drei Ecken kennen. Es ist nicht so, dass aus dem Underground etwas hochgestampft wird, aber man kann hier schon Musik hören.
Christian: Also im Vergleich zu vor 10 Jahren geht wohl einiges. Es gibt genug Metaller und wenn man die nicht in der Woche trifft, weil es keine Szenekneipe gibt, trifft man die bei besagten anderen Veranstaltungen. Das geht schon, man kann Party machen.
Was steht denn so in nächster Zeit nach den Festivals an Tourplänen bei euch an?
Britta: Erstmal ausschlafen.
Das könnt ihr ja in der Woche, die Festivals sind ja am Wochenende.
Britta: Ach so, wir können ja von der Musik leben und müssen in der Woche nicht mehr arbeiten gehen. Hatte ich ganz vergessen. Da ist noch nichts zu vermelden, denn alles was fix ist, steht auf unserer Website und wir köcheln auch nichts im Geheimen aus – leider.
Ich stelle die Frage auch, weil ihr Ostdeutschland bisher ausgelassen habt.
Jonathan: Der Osten hat uns ausgelassen.
Christian: Wir haben und versuchen immer noch Kontakte zu knüpfen, sei es durch Gigaustausch oder befreundete Bands, und da haben wir im Osten relativ wenige Kontakte. Wir waren einmal in Krugsdorf bei Pasewalk, da haben wir ein kleines Festival gespielt und ansonsten waren wir auch mal in Berlin.
Jonathan: Das ist das eben schon angesprochene Problem, Gigaustausch würden wir gerne machen, nur haben wir in Hannover nicht die Möglichkeiten, anderen Bands Gigs zu besorgen. Wir könnten bestimmt bei ganz vielen anderen Bands spielen, hätten aber nichts im Gegenzug, und damit macht man sich nicht unbedingt Freunde.
Zum Abschluss des Interviews dürft ihr euch ein Lied einer anderen Band wünschen. Metal, Punk oder Hardcore.
Christian: Muss das etwas sein, was nicht so oft gespielt wird?
Ganz egal, von einer großen Band bis zu einer kleinen, befreundeten Band.
Christian: TESTAMENT – D.N.R.
Britta: Das ist eine von unseren kleinen, befreundeten Bands.