Ein perfektes Kollektiv mit Konzept auf drei Ebenen


Interview mit Arma Gathas
Thrash Metal / Hardcore aus Schweiz
Ein interessanter Name, ein umfangreiches Konzept und noch dazu von zwei in der Szene nicht unbekannten Musikern erdacht? Da bietet es sich an, einmal nachzufragen, und wie groß die Freude über und bei ARMA GATHAS ist, lässt sich nicht nur in den auskunftsfreudigen Antworten lesen, sondern wird nebenbei auch von der Antwortgeschwindigkeit von einem der beiden Bandvordenker Simon Füllemann belegt, die deutlich unter der üblichen Zeitspanne lag.

Hallo Simon,
ich hoffe, bei dir und der Band stehen die Aktien gut und du freust dich über die viele positive Resonanz, die „Dead To This World“ (soweit ich gelesen habe) bisher bekommen hat.
Gab es irgendeine Reaktion, die dich besonders bewegt oder überrascht hat?


Simon: Danke der Nachfrage! Ich freu mich generell drüber, dass wir ARMA GATHAS sind und machen. Das ist für mich schon etwas ganz spezielles, diese Band. Alles, was jetzt noch kommt, ist ein Extra-Goodie. Somit macht es doppelt Spaß! Die Resonanzen sind echt cool. Ich bin auch ein Mensch, der sich gut und schlecht geben kann, Hauptsache, man spricht über die Band.
Es gibt da schon 2, 3 Ausfälle, wo ich wirklich denke, welche CD haben die gehört oder dass die gar nichts verstanden haben. Was mich auch überrascht hat ist, dass der Pressetext vom Label soviel Beachtung erfährt. Darüber hinaus gibt es auch wirklich viele Menschen da draußen, die die CD gekauft haben und sich wirklich darüber als Gesamtkunstwerk freuen und uns das auch Kund tun. Sowas ist natürlich das schönste Kompliment. So richtig geärgert hat mich nichts, eher belustigt. Aber das gehört ins Kapitel "Hauptsache, man spricht über die Band".

In allen offiziellen Verlautbarungen (von Info Sheet über Facebook bis zu MySpace) steht, dass ARMA GATHAS als Gefäß für die Umsetzung deiner künstlerischen Visionen dient. Der Ausdruck „künstlerische Visionen“ beinhaltet meinem Ermessen nach von der Musik bis zu den Texten und dem Bandnamen alles rund um die Band. Liege ich damit einigermaßen richtig und kannst du diese Visionen in Worte fassen?

Simon: Da liegst du komplett richtig. Das ist genau das, worum es uns geht. Klar liegt das Hauptaugenmerk auf der Musik, darum haben wir ja auch eine CD gemacht und kein Gemälde. :-) Scherz beiseite. Die Kunst der Musik muss meiner Meinung nach immer mindestens in 3 Layern transportiert werden: Musik, Layout und Text. Das ist die Minimalanforderung für mich. Bei uns war dann, wie du sagst, der Name auch Teil des ganzen.
Schon als ich begonnen habe, die Songs zu schreiben, hatte ich einen festen Plan, wie die Songs zu klingen haben und wie der Flow der Scheibe sein wird. Textlich war für Che (Snelting – voc.) und mich von Anfang an klar, dass es einen konzeptionellen Ansatz geben wird – bei all unseren Scheiben, auch in Zukunft. Damit wollen wir eine große Geschichte in Kapiteln erzählen, die von Musik transportiert wird.
Dazu muss dann auch das Layout passen. Man muss sehen und fühlen können, worum es geht bei der Musik. Viel zu viel Einheitsbrei da draußen, was das angeht. Wir sind auch keine Fans von dieser MySpace-Generation, die bei Konzerten nur 2 Songs vom jeweiligen Profil kennen, sonst nichts. Wir wollten eine Platte machen, die man sich im Ganzen anhören muss.
Zurück zum Layout. Es war klar, dass wir auch da einen konzeptionellen Ansatz wählen, in dem wir Bilder nehmen, die die Atmosphäre rüberbringen, von uns selbst gemacht sind und einen Sinn mit Musik und Text ergeben.
Als wir begonnen haben, war auch noch kein Bandname am Start. Später hatten wir dann einen anderen Namen gewählt als den jetzt. ARMA GATHAS kam erst ganz am Schluss des Entstehungsprozesses. Er war quasi Deckel des Ganzen. Damit auch Logo und AG-Logo ins Konzept passen und uns für die Zukunft alle Möglichkeiten offen lassen. Hinzu kommt, dass der Name in allen Sprachen leicht auszusprechen sein muss.
Ich denke, wir haben da was Tolles Erschaffen. Wir sind sehr stolz drauf.

Religiöse Anspielungen in Bandnamen sind oft nicht ganz ohne in der Wirkung, die sie, gewollt oder ungewollt, erzeugen können. GATHAS wird da vermutlich eher kleinere Wellen schlagen, aber kannst du mir erklären, wie es zu diesem Bezug zu Zarathustra gekommen ist? Nietzsche, die Schriften als Teil des Avestas selbst oder …?

Simon: Du bist, ehrlich gesagt, der erste, der das so in die Tiefe gelesen hat. Gut so. :-) Gatha(s) sind ja Teil des Avestas und aus Zarathustra. Es sind wohl die stärksten Gesänge, die man in diesem Teil der Kultur finden kann. Da das gut zu uns als Band und Personen passt, war das der Zeitpunkt, diesen Namen zu wählen. Der ganze Weg der Entwicklung und der Band hat daraufhin gedeutet.
Diese Kultur hat mich immer fasziniert, wie die der Maya auch. Ich wollte eine Mix verschiedenster Kulturen im Namen, der zusammen einen tiefen Sinn gibt, aber uns in keine Ecke drängen lässt. Zudem ist der Sinn des Wortes stark.

Wenn ich korrekt informiert bin, ist ARMA GATHAS zur Zeit das musikalische Hauptbeschäftigungsfeld (oder das einzige?) von dir und Che. Wie groß war die Freude und auch Erleichterung, als ihr das Album habt Form annehmen sehen, die Mannschaft vollzählig beisammen war und jetzt bald live die Zuschauer umgehauen werden können?

Simon: Ja, das ist und bleibt das einzige Betätigungsfeld. Dafür richtig. Es ist das schönste, was wir 2 jemals gemacht haben musikalisch. Es hat sich alles einfach so zusammengefügt von Anfang an. Nachdem Che die Demos gehört hat, kam er voller Energie und Konzept daher, das genau auf die Musik gepasst hat. Max (van Winkelhof) ist der perfekte Schlagzeuger und so ein guter Mensch. Marc (Niedersberg) kannten wir ja auch schon sehr lange, und als er dann zu uns stieß mit seinem Know How und Können, hob das die Band auf das nächste Level. Alex (Hartel) war dann quasi nach 2 Versuchen am Bass die final perfekte Ergänzung. ARMA GATHAS ist ein perfektes Kollektiv, dass Che und ich uns nie so vorgestellt hätten.
Die ganze Entwicklung von 1. Probe über CD machen mit Freunden, ohne dass es jemand weiß, Vertrag erhalten und jetzt live spielen ist ein Traum, den wir vor 2 Jahren nicht mal gedacht hätten, jemals wieder erleben zu dürfen auf so einem hohen Level.
Live wird das eine Macht – wir freuen uns drauf.

Es ist vielleicht etwas früh für so eine Frage, aber hast du schon konkrete & realistische Pläne, was du mit ARMA GATHAS in den nächsten Jahren erreichen willst?

Simon: Da gibt es keine Ziele außer der nächsten CD. Da bestehen schon fast alle Songs und das Grundkonzept. Die sollte nächstes Jahr vor Sommer kommen. Wir sprudeln vor Energie. Aber abgesehen davon, genießen, was kommt, und nichts erzwingen. Spaß haben. Wir müssen nichts mehr. Alles was jetzt kommt, ist schon mehr als gedacht.
Jetzt versuchen wir die nächsten kleinen Träume zu erfüllen und einfach wie gesagt Spaß zu haben.

Du warst knappe 10 Jahre bei CATARACT und hast dort einiges an Erfahrung gesammelt und miterlebt. Ich weiß nicht Bescheid über die genauen Umstände der Trennung 2007, aber mit welchen Gefühlen blickst du heute zurück, mit neuer Band, neuem Album und anstehenden Konzerten im Gepäck?

Simon: Als gealterter Mann, haha. Ich blicke zurück und bin dankbar für die Zeit in CATARACT und auch in den Bands davor (MINE, DAMAGE ID & ARMICIDE - mba). Sie haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin, haben meine Gitarren-Stil geprägt, meine Auftreten, mein Wissen. Ich bin froh, nun eine Band zu haben, wo ich meine Erfahrungen einbringen kann, wie jeder bei uns, Wissen 100% umsetzen kann und noch eine Schippe drauflegen kann. Wir sind alle mental und wissensmäßig weiter als je zuvor und das gute an ARMA GATHAS ist, es gibt keine Grenzen. Wir machen, was wir Bock haben und künstlerisch machen wollen.

Nach den spezifischen Fragen kommen jetzt ein paar allgemeinere, also kannst du dich ganz entspannt zurücklehnen und locker aus der Hüfte schießen.
Wer zählt für dich ohne Einschränkungen zu den Helden des Metal? (quasi würdige Mitglieder der Hall of Fame, würde es eine geben)


Simon: Hahaha, uff! :-) Slash, IRON MAIDEN – alle (ausser Yannick), Rob Halford, PANTERA, Kerry King, Jeff Hanneman, SLAYER, METALLICA, Nietzsche, A. LaVey, Ozzy Osbourne, DEEP PURPLE, THE WHO und tausend andere, um ehrlich zu sein. Ich kann mich nicht wirklich festlegen.

Zähle bitte 3-5 essentielle Metal- (& Hardcore-) alben auf, die deiner Meinung nach die Musikrichtung geprägt haben und / oder die für dich persönlich eine große Bedeutung haben.

Simon: Das ist immer so eine Frage… Das hängt bei mir auch meistens von der Stimmung ab und wechselt wöchentlich, aber folgende Alben höre ich fast jede Woche: SLAYER – Reign in Blood, BOLT THROWER – The IVth Crusade / Those Once Loyal, MACHINE HEAD – Burn my Eyes / Through the Ashes of Empire, IRON MAIDEN – The Number of the Beast und METALLICA – Ride the Lightning.
Im Hardcore sind das INTEGRITY – Those who Fear Tomorrow, UNBROKEN – Live.Love.Regret, RORSCHACH – Remain Sedate, BORN AGAINST – Nine Patriotic Hymns… und alles von TRAGEDY.

Welches Buch liest du gerade?

Simon: Ein Buch über die Geschichte der Kriegswaffen und über die Schweiz zwischen 1880 und 1930.

Wen würdest du gerne mal treffen? (einzige Bedingung: die Person lebt noch.)

Simon: Slash! Bester Gitarrist der Welt! Barack Obama, Nelson Mandela und John Sibbick.

Und die obligatorische Frage in diesem Jahr: Wer gewinnt die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika?

Simon: Hahaha, ich als Schweizer sollte auf die Schweiz tippen, aber das ist ja nun mal Wunschdenken. Ich denke, wenn Spanien nicht wieder sich selbst feiert nach 2 Siegen und ernsthaft bei der Sache bleibt, sind sie meine größten Favoriten. Argentinien ist nicht zu unterschätzen. Wenn sich Deutschland wieder in Turnierlaune spielt, besteht da noch eine Chance auf Platz 3 oder 4 ;-).

(Namen von links nach rechts im 1. Bandbild: Alex, Simon, Che, Max, Marc)
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