Über Sinn und Unsinn von Breakdowns
Interview mit Heartist
Metalcore aus USA - Orange County
Metalcore aus USA - Orange County
Kaum dem Ei entschlüpft und schon mächtig flügge geworden sind HEARTIST, fünf junge Kalifornier, deren Metalcore sich dadurch von der Masse abhebt, dass elektronische Klänge elementare Bestandteile der Musik und eben nicht nur schmückendes Beiwerk sind. Auf ihrer ersten, sehr ausgiebigen Europatour als Opener für KILLSWITCH ENGAGE und SYLOSIS präsentiert sich Drummer Matt Marquez im Gespräch locker und redselig, wobei immer wieder eine überraschende Fokussiertheit der Band durchschimmert.
Ihr seid eine junge Band, bisher noch ohne komplettes Album. Wart ihr schon mal so lange weg von zu Hause wie jetzt?
Ich schon, weil ich schon in anderen Bands war, aber mit HEARTIST waren wir noch nie so lange unterwegs. Wir sind verblüfft, wie weit uns die sechs Songs von der EP in kurzer Zeit schon gebracht haben. Es ist inspirierend – wenn jetzt schon das passiert, können wir uns kaum ausmalen, was wir in der Zukunft alles machen können. Wir sind jetzt seit Mitte Februar fast nonstop unterwegs und waren in diesem Zeitraum insgesamt vielleicht an fünf Tagen zu Hause.
Also könnt ihr es kaum erwarten, dass es in ein paar Tagen wieder nach Hause geht?
Unglücklicherweise - naja, nicht unglücklicherweise, weil ich das Touren liebe – hängen wir an diese Tour gleich noch drei Wochen in den Staaten dran, und kommen dabei nicht mal nach Kalifornien. Wir sind also eine ganze Zeit unterwegs, aber diese Schinderei, diese harte Arbeit musst du investieren, wenn du in einer Band bist, und wir lieben es. Wir hatten eine Vorstellung davon, in was wir uns stürzen, als wir diese Band gegründet haben. Wir wollten so viel touren wie möglich.
Ob wir Heimweh bekommen? Ja, natürlich, aber damit kann man unterwegs immer irgendwie umgehen. Wir sind Brüder und so eng miteinander, dass wir fast vergessen, wie weit wir von zu Hause entfernt sind. Wir schätzen, was wir haben, die Orte, wo wir sind, und die Fans.
Die Zuschauer waren also bisher gut zu euch?
Es war überraschend, wir sind immerhin zum ersten Mal in Europa.
Und die EP ist noch nicht lange veröffentlicht.
In einigen europäischen Ländern ist sie erst vor ein paar Tagen erschienen und selbst in den USA erst im letzten Oktober. Und dann hier rüberzukommen und in den ersten Reihen Leute zu sehen, die unsere Lieder mitsingen… Es ist unglaublich, welche Reichweite unsere Musik gerade hat. Wir sind noch nie hier gewesen, aber das Publikum wird überall schnell warm mit uns. Das ist aufregend, ergreifend und fast schon surreal.
Und es gibt der Band zusätzlichen Schwung, gleich neue Musik zu schreiben, wenn ihr irgendwann mal mit dem Touren fertig seid?
Wir schreiben immer, egal wo wir sind. Wir haben das notwendige Equipment dabei, um Liedideen aufzunehmen. Wir arbeiten rund um die Uhr, spielen Shows, schreiben Musik. Es gibt eine Menge Dinge, die uns beschäftigt halten.
Die Vorteile der modernen Welt.
Ja, Technologie, das Internet und alles.
Das Internet spielt wahrscheinlich auch eine Rolle dabei, das Heimweh in Grenzen zu halten.
Ja, es ist so einfach, sich mit den Leuten daheim auszutauschen, Bilder zu sehen, etc. Das ist eine Möglichkeit, das Heimweh zu kurieren, denn abgesehen von der Unmöglichkeit, physisch mit den Leuten zusammen zu sein, kann man immer in Verbindung bleiben. Ich rede jeden Tag mit der Familie und den Freunden von zu Hause. Das macht den Aufenthalt auf der anderen Seite des Atlantiks einfacher.
Elektronische Elemente spielen eine ziemlich wichtige Rolle in eurer Musik. Denkst du, dass das eines der letzten Tabus ist, die man im modernen Metal brechen kann?
Da bin ich mir gar nicht so sicher, weil es schon einige andere Bands gab, die viel elektronischen Sound in ihre Musik eingebaut haben. Aber als wir zusammengekommen sind und uns entschieden haben, mehr elektronische Elemente in die Musik einzubauen… Wir wollten die Elektroparts und auch was du sonst im Hintergrund hören kannst, wie die Chöre oder andere Elemente, auf vollem Level, noch oben auf dem bereits geschriebenen Song drauf. Nicht nur ein paar unterschwellige Spuren hier und da. Es gibt Teile unserer Lieder, die sind Nichts ohne die Elektronika. Wenn jemand unsere Musik ohne die elektronischen Elemente hören würde, klänge sie ganz anders. Wir haben die Musik auf Basis des Fakts geschrieben, dass wir Elektronika und den Background haben, wir nennen das Sounddesign. Weil wir das Sounddesign in unseren Liedern wollten, hatten wir eine andere Herangehensweise. Weil wir wussten, dass hier und da dies und das im Hintergrund kommt, wurden Gitarrenparts verändert und angepasst. So ist es ein existentieller Bestandteil unserer Musik geworden, den wir live hoffentlich gut wiedergeben können, so dass die Leute den Unterschied hören. Es sind insgesamt etwa 50 Spuren oder mehr Sounddesign in unserer Musik. Wenn du genau hinhörst, kannst du eine Menge kleine Dinge hören.
Vom Charakter her fand ich, dass die EP ein Auge auf den Moshpit und eins auf den Dancefloor wirft.
Ja, gerade ein Lied wie „Nothing You Didn’t Deserve“. Der Chorus hat ein gewisses Tanzfeeling mit der Melodie und der Art der Musik. Die Musik wirft zwei unterschiedliche Schatten, das ist in diesem Lied besonders auffällig. Wie du sagst, der Dancefloor trifft das Moshpit.
Hast du den Eindruck, dass das ein spezielles, ein jüngeres Publikum zieht?
Es zieht auf jeden Fall ein jüngeres Publikum an, das haben wir uns aber gleich gedacht. Jüngere Generationen finden schnell Zugang zu unserer Musik, aber ich habe das Gefühl, dass diese Art von Musik manchmal auch einfach nicht genug gehört wird von den verschiedenen „Zielgruppen“. Im Dezember waren wir Opener für SEVENDUST und da gibt es ein ganz anderes Publikum, eher die Alternative, Radio Rock Hörer. Nach dieser Show kamen so viele ältere Leute in ihren 30ern oder 40ern zu uns und erzählten, dass sie so etwas noch nie gehört hatten, aber gleich begeistert waren. Speziell diese Show hat einige Leute für unsere Musik geöffnet, und auch diese Tour mit SYLOSIS und KILLSWITCH ENGAGE – fantastische Bands! – für den elektronischen Aspekt unserer Musik. Meinem Gefühl nach ist das immer noch etwas Neues und Aufstrebendes. Ich bin mir aber nicht sicher, wie populär die elektronischen Elemente in dieser Art von Musik in Europa sind.
Es gibt ein paar Bands, bei denen Elektronika eine größere Rolle spielen, aber das sind alles Love it or Hate it-Bands.
Echt?
Mir fallen zum Beispiel ESKIMO CALLBOY ein, die auch sehr massive Breakdowns verwenden. Ich kenne niemanden, der die Band einfach nur ok findet, entweder zeigt der Daumen nach oben oder nach unten. Dazwischen gibt es nichts.
Wir nutzen das Sounddesign in unserer Musik nicht nur, weil wir Elektronika in der Musik haben wollten; nur um zu sagen, das ist cool, pack das da hin. Uns geht es darum, wie wir damit genauso Emotionen vermitteln können wie es der Gesang oder die Gitarren tun. Deshalb brauchten wir beim Zusammenstellen viel mehr Emotionen in den elektronischen Parts, als wenn wir nur eine elektronische Spur unter die Musik gelegt hätten. In den Staaten gibt es haufenweise Bands, die sich an klarem Gesang und Metalparts mit Elektronik drin versuchen. Deshalb sind wir glücklich darüber, dass wir das auf diese Art ausprobiert haben.
Meinem Eindruck nach ist es ein Geheimnis eurer Musik, dass ihr die Breakdowns fast komplett losgeworden seid, zumindest diese massiven. So ist die Musik eingängiger und griffiger.
Darüber haben wir beim Schreiben auch nachgedacht. Es gibt eine Menge Bands mit klarem Gesang in ihren Liedern, aber einige haben keine Hooks im Refrain, die du richtig greifen kannst. Als wir also die Melodien geschrieben haben, wollten wir sicherstellen, dass die Leute dazu mitsingen können, sie sich merken können und die Melodien im Gedächtnis bleiben. So konnten wir immer noch härtere Elemente benutzen – wir haben schließlich auch Breakdowns, versuchen aber, sie nur an strategischen Punkten zu platzieren und nicht ständig Breakdowns zu haben. Du kennst diese Bands, bei denen das ganze Lied praktisch nur aus Breakdowns besteht…
Ein Lied steuert immer nur darauf zu und man merkt das auch.
Wir versuchen Breakdowns einzubauen, aber wir brauchen immer eine Strophe und einen Chorus. Es gibt so eine Art Formel für unsere Musik, wir wollen eine gewisse Griffigkeit bewahren und die härteren Momente da rein integrieren.
Wenn der Breakdown Sinn macht, nutz ihn. Wenn nicht, vergiss ihn.
Ja, unsere Demos vor den Aufnahmen der EP hatten (lachend) Breakdowns hier, Breakdowns da… Wir saßen dann da und sagten uns, dass wir das so nicht beibehalten sollten. An einer Stelle haben wir zum Beispiel einen Breakdown rausgenommen und stattdessen einen melodischen Gesangspart eingebaut. Die Musik hat sich sehr verändert. Wir haben uns entschieden, dass es keinen Sinn macht, einfach überall Breakdowns zu verwenden, denn dadurch verlernst du die Wertschätzung dafür, einen Breakdown im Lied zu haben. Wir benutzen sie nur sehr dosiert, deshalb schätzen die Leute sie live mehr. „Oh, das war so cool, als der harte Part kam.“ Es gibt der Musik viel mehr Dynamik.
Im Bezug auf den Titel, „Nothing You Didn’t Deserve“ („Nichts, was du nicht verdient hättest“): Wer ist derjenige in der Band, der Scherze auf Kosten der anderen macht und deshalb eine Strafe verdient hätte?
Ach herrje… Bryce (Beckley, der Sänger), definitiv Bryce! Bryce ist der ultimative Scherzkeks, der Streiche spielt, Witze reißt und sich über dich lustig macht. Er ist dieser Typ in der Band. Soweit es also „Nothing You Didn’t Deserve“ betrifft, bekommt er alles. Er verdient alles. (Matt lacht.)
Letze Frage: Ihr seid seit fast drei Monaten unterwegs, einer steht noch an, kann man es also - auch nach dem, was du anfangs gesagt hast – ausdrücken als: Home is where the HEARTIST?
Hehehe, das hat uns auch schon mal jemand bei Facebook geschrieben und es ist ebenso gewitzt wie wahr. Das ist unser Zuhause, die Band ist unser Zuhause. Unsere Häuser in Kalifornien sind „nur“ Orte, wo wir Zeit verbringen, wenn wir da sind. Unsere Familien haben wir im Herzen immer bei uns und wir haben einander. Das ist die Stärke, die hinter der Band steckt.
Matt, ich danke dir für das Gespräch.
(Bild 2 vlnr: Evan Ranallo, Matt Marquez, Bryce Beckley, Jonathan Gaytan & Tim Koch)
Ich schon, weil ich schon in anderen Bands war, aber mit HEARTIST waren wir noch nie so lange unterwegs. Wir sind verblüfft, wie weit uns die sechs Songs von der EP in kurzer Zeit schon gebracht haben. Es ist inspirierend – wenn jetzt schon das passiert, können wir uns kaum ausmalen, was wir in der Zukunft alles machen können. Wir sind jetzt seit Mitte Februar fast nonstop unterwegs und waren in diesem Zeitraum insgesamt vielleicht an fünf Tagen zu Hause.
Also könnt ihr es kaum erwarten, dass es in ein paar Tagen wieder nach Hause geht?
Unglücklicherweise - naja, nicht unglücklicherweise, weil ich das Touren liebe – hängen wir an diese Tour gleich noch drei Wochen in den Staaten dran, und kommen dabei nicht mal nach Kalifornien. Wir sind also eine ganze Zeit unterwegs, aber diese Schinderei, diese harte Arbeit musst du investieren, wenn du in einer Band bist, und wir lieben es. Wir hatten eine Vorstellung davon, in was wir uns stürzen, als wir diese Band gegründet haben. Wir wollten so viel touren wie möglich.
Ob wir Heimweh bekommen? Ja, natürlich, aber damit kann man unterwegs immer irgendwie umgehen. Wir sind Brüder und so eng miteinander, dass wir fast vergessen, wie weit wir von zu Hause entfernt sind. Wir schätzen, was wir haben, die Orte, wo wir sind, und die Fans.
Die Zuschauer waren also bisher gut zu euch?
Es war überraschend, wir sind immerhin zum ersten Mal in Europa.
Und die EP ist noch nicht lange veröffentlicht.
In einigen europäischen Ländern ist sie erst vor ein paar Tagen erschienen und selbst in den USA erst im letzten Oktober. Und dann hier rüberzukommen und in den ersten Reihen Leute zu sehen, die unsere Lieder mitsingen… Es ist unglaublich, welche Reichweite unsere Musik gerade hat. Wir sind noch nie hier gewesen, aber das Publikum wird überall schnell warm mit uns. Das ist aufregend, ergreifend und fast schon surreal.
Wir schreiben immer, egal wo wir sind. Wir haben das notwendige Equipment dabei, um Liedideen aufzunehmen. Wir arbeiten rund um die Uhr, spielen Shows, schreiben Musik. Es gibt eine Menge Dinge, die uns beschäftigt halten.
Die Vorteile der modernen Welt.
Ja, Technologie, das Internet und alles.
Das Internet spielt wahrscheinlich auch eine Rolle dabei, das Heimweh in Grenzen zu halten.
Ja, es ist so einfach, sich mit den Leuten daheim auszutauschen, Bilder zu sehen, etc. Das ist eine Möglichkeit, das Heimweh zu kurieren, denn abgesehen von der Unmöglichkeit, physisch mit den Leuten zusammen zu sein, kann man immer in Verbindung bleiben. Ich rede jeden Tag mit der Familie und den Freunden von zu Hause. Das macht den Aufenthalt auf der anderen Seite des Atlantiks einfacher.
Elektronische Elemente spielen eine ziemlich wichtige Rolle in eurer Musik. Denkst du, dass das eines der letzten Tabus ist, die man im modernen Metal brechen kann?
Da bin ich mir gar nicht so sicher, weil es schon einige andere Bands gab, die viel elektronischen Sound in ihre Musik eingebaut haben. Aber als wir zusammengekommen sind und uns entschieden haben, mehr elektronische Elemente in die Musik einzubauen… Wir wollten die Elektroparts und auch was du sonst im Hintergrund hören kannst, wie die Chöre oder andere Elemente, auf vollem Level, noch oben auf dem bereits geschriebenen Song drauf. Nicht nur ein paar unterschwellige Spuren hier und da. Es gibt Teile unserer Lieder, die sind Nichts ohne die Elektronika. Wenn jemand unsere Musik ohne die elektronischen Elemente hören würde, klänge sie ganz anders. Wir haben die Musik auf Basis des Fakts geschrieben, dass wir Elektronika und den Background haben, wir nennen das Sounddesign. Weil wir das Sounddesign in unseren Liedern wollten, hatten wir eine andere Herangehensweise. Weil wir wussten, dass hier und da dies und das im Hintergrund kommt, wurden Gitarrenparts verändert und angepasst. So ist es ein existentieller Bestandteil unserer Musik geworden, den wir live hoffentlich gut wiedergeben können, so dass die Leute den Unterschied hören. Es sind insgesamt etwa 50 Spuren oder mehr Sounddesign in unserer Musik. Wenn du genau hinhörst, kannst du eine Menge kleine Dinge hören.
Ja, gerade ein Lied wie „Nothing You Didn’t Deserve“. Der Chorus hat ein gewisses Tanzfeeling mit der Melodie und der Art der Musik. Die Musik wirft zwei unterschiedliche Schatten, das ist in diesem Lied besonders auffällig. Wie du sagst, der Dancefloor trifft das Moshpit.
Hast du den Eindruck, dass das ein spezielles, ein jüngeres Publikum zieht?
Es zieht auf jeden Fall ein jüngeres Publikum an, das haben wir uns aber gleich gedacht. Jüngere Generationen finden schnell Zugang zu unserer Musik, aber ich habe das Gefühl, dass diese Art von Musik manchmal auch einfach nicht genug gehört wird von den verschiedenen „Zielgruppen“. Im Dezember waren wir Opener für SEVENDUST und da gibt es ein ganz anderes Publikum, eher die Alternative, Radio Rock Hörer. Nach dieser Show kamen so viele ältere Leute in ihren 30ern oder 40ern zu uns und erzählten, dass sie so etwas noch nie gehört hatten, aber gleich begeistert waren. Speziell diese Show hat einige Leute für unsere Musik geöffnet, und auch diese Tour mit SYLOSIS und KILLSWITCH ENGAGE – fantastische Bands! – für den elektronischen Aspekt unserer Musik. Meinem Gefühl nach ist das immer noch etwas Neues und Aufstrebendes. Ich bin mir aber nicht sicher, wie populär die elektronischen Elemente in dieser Art von Musik in Europa sind.
Es gibt ein paar Bands, bei denen Elektronika eine größere Rolle spielen, aber das sind alles Love it or Hate it-Bands.
Echt?
Mir fallen zum Beispiel ESKIMO CALLBOY ein, die auch sehr massive Breakdowns verwenden. Ich kenne niemanden, der die Band einfach nur ok findet, entweder zeigt der Daumen nach oben oder nach unten. Dazwischen gibt es nichts.
Wir nutzen das Sounddesign in unserer Musik nicht nur, weil wir Elektronika in der Musik haben wollten; nur um zu sagen, das ist cool, pack das da hin. Uns geht es darum, wie wir damit genauso Emotionen vermitteln können wie es der Gesang oder die Gitarren tun. Deshalb brauchten wir beim Zusammenstellen viel mehr Emotionen in den elektronischen Parts, als wenn wir nur eine elektronische Spur unter die Musik gelegt hätten. In den Staaten gibt es haufenweise Bands, die sich an klarem Gesang und Metalparts mit Elektronik drin versuchen. Deshalb sind wir glücklich darüber, dass wir das auf diese Art ausprobiert haben.
Meinem Eindruck nach ist es ein Geheimnis eurer Musik, dass ihr die Breakdowns fast komplett losgeworden seid, zumindest diese massiven. So ist die Musik eingängiger und griffiger.
Darüber haben wir beim Schreiben auch nachgedacht. Es gibt eine Menge Bands mit klarem Gesang in ihren Liedern, aber einige haben keine Hooks im Refrain, die du richtig greifen kannst. Als wir also die Melodien geschrieben haben, wollten wir sicherstellen, dass die Leute dazu mitsingen können, sie sich merken können und die Melodien im Gedächtnis bleiben. So konnten wir immer noch härtere Elemente benutzen – wir haben schließlich auch Breakdowns, versuchen aber, sie nur an strategischen Punkten zu platzieren und nicht ständig Breakdowns zu haben. Du kennst diese Bands, bei denen das ganze Lied praktisch nur aus Breakdowns besteht…
Ein Lied steuert immer nur darauf zu und man merkt das auch.
Wir versuchen Breakdowns einzubauen, aber wir brauchen immer eine Strophe und einen Chorus. Es gibt so eine Art Formel für unsere Musik, wir wollen eine gewisse Griffigkeit bewahren und die härteren Momente da rein integrieren.
Ja, unsere Demos vor den Aufnahmen der EP hatten (lachend) Breakdowns hier, Breakdowns da… Wir saßen dann da und sagten uns, dass wir das so nicht beibehalten sollten. An einer Stelle haben wir zum Beispiel einen Breakdown rausgenommen und stattdessen einen melodischen Gesangspart eingebaut. Die Musik hat sich sehr verändert. Wir haben uns entschieden, dass es keinen Sinn macht, einfach überall Breakdowns zu verwenden, denn dadurch verlernst du die Wertschätzung dafür, einen Breakdown im Lied zu haben. Wir benutzen sie nur sehr dosiert, deshalb schätzen die Leute sie live mehr. „Oh, das war so cool, als der harte Part kam.“ Es gibt der Musik viel mehr Dynamik.
Im Bezug auf den Titel, „Nothing You Didn’t Deserve“ („Nichts, was du nicht verdient hättest“): Wer ist derjenige in der Band, der Scherze auf Kosten der anderen macht und deshalb eine Strafe verdient hätte?
Ach herrje… Bryce (Beckley, der Sänger), definitiv Bryce! Bryce ist der ultimative Scherzkeks, der Streiche spielt, Witze reißt und sich über dich lustig macht. Er ist dieser Typ in der Band. Soweit es also „Nothing You Didn’t Deserve“ betrifft, bekommt er alles. Er verdient alles. (Matt lacht.)
Letze Frage: Ihr seid seit fast drei Monaten unterwegs, einer steht noch an, kann man es also - auch nach dem, was du anfangs gesagt hast – ausdrücken als: Home is where the HEARTIST?
Hehehe, das hat uns auch schon mal jemand bei Facebook geschrieben und es ist ebenso gewitzt wie wahr. Das ist unser Zuhause, die Band ist unser Zuhause. Unsere Häuser in Kalifornien sind „nur“ Orte, wo wir Zeit verbringen, wenn wir da sind. Unsere Familien haben wir im Herzen immer bei uns und wir haben einander. Das ist die Stärke, die hinter der Band steckt.
Matt, ich danke dir für das Gespräch.
(Bild 2 vlnr: Evan Ranallo, Matt Marquez, Bryce Beckley, Jonathan Gaytan & Tim Koch)