Weg von den hohen Bergen und quer durch Europa?


Interview mit Nekropolis
Melodic Death Black Metal
Nach zwei Demo CDs haben die aus der Schweiz stammenden NEKROPOLIS mit ihrem ersten richtigen Album „The Perversion Of Humanity“ einen ziemlich guten Einstandskracher hingelegt. Nach einem so interessanten Einstand musste sich Marcel Roesch, seines Zeichens Gitarrist bei den melodischen Death/Black Metallern, natürlich ein paar Fragen „gefallen lassen“…

Sei gegrüßt, wie läuft’s zur Zeit mit Eurer neuen Scheibe „The Perversion Of Humanity“? Soweit ich weiß, hattet Ihr ja bei Euch in der Schweiz bisher zwei Releaseparties und außerdem gibt es ja auch schon in einigen Magazinen Rezensionen. Wie waren so die Reaktionen?


Hi! Vielen Dank für dieses Interview. Die eine Releaseparty war lediglich eine
Party mit Alkohol vernichten und nix mit Konzert. Am 8. Januar konnten wir im Kultlokal Mokka in Thun die CD-Taufe vollbringen, was sicherlich ein bewegender Anlass war! Das Debüt lief bis zum jetzigen Zeitpunkt erstaunlich gut. Auf Grund der uns bekannten Fanbase konnten wir mit einem gewissen Absatz schon im Voraus rechnen. Diese Erwartungen haben sich auch erfüllt oder sogar etwas übertroffen. Erstaunlicher war mehr, welche Leute aus der ganzen Schweiz über unsere Page www.nekropolis.ch CDs bestellt haben. Wir erklären uns das auch ein wenig mit den rundum gut ausgefallenen Reviews in über 70 Magazinen. Die Reviews sind im Großen und Ganzen gut bis sehr gut, was uns doch mit etwas Stolz erfüllt! Mit der Zeit wiederholen sich die Meinungen der Rezensenten auch, was uns auf bisher vielleicht untergegangene Schwachpunkte, bzw. Stärken aufmerksam macht– wovon zweitere meist in der Mehrzahl niedergeschrieben wurden. Sicherlich bleiben wir uns selber treu und machen was wir wollen, jedoch sind Meinungen Dritter immer wieder Ansporn zu neuen Herausforderungen– vor allem bei so konstruktiver Kritik wie wir sie momentan ernten dürfen.
Ab und an werdet Ihr ja stellenweise mit Graveworm verglichen. Kennt Ihr die Südtiroler Band und wenn ja, könnt Ihr die Vergleiche nachvollziehen?

Einige von uns kannten Graveworm bis anhin nur vom Namen her, die anderen gar nicht. Nachdem wir jedoch immer wieder mit ihnen verglichen wurden, kaufte sich Marcel ihr zweitletztes Album- vor kurzem kam ja ein neues heraus. Tatsächlich gab es da Übereinstimmungen bei gewissen Parts. Vor allem die sich abwechselnden Gesänge und teils die Songstrukturen lassen den Vergleich nachvollziehen. Für uns selbst gibt es da jedoch schon Unterschiede und wir schwören hoch und heilig, vorher noch nie einen Ton von den Südtirolern gehört zu haben.

Eure Anfänge wie sie vor allem auf Eurer 2000er Demo CD „Nekropolis“ zu hören sind, fallen noch Death Metal-lastiger aus, inzwischen klingt Ihr schwarzmetallischer. Würdet Ihr dem zustimmen, oder rührt das einfach von Eurer Weiterentwicklung her?

Beides. Schon nur durch den zwischenzeitlichen Wechsel von Marc, der die Gitarre an den Nagel hängte, um sich mehr auf den Gesang konzentrieren zu können, und den Einstieg von David als zweiten Gitarristen, ist natürlich ein etwas veränderter Stil bemerkbar. Auch die Keys sind ebenfalls klar schwärzer geworden. Wir versuchten unsere anfänglichen Merkmale, die damals eher unbewusst in den Songs zum Vorschein kamen, herauszuhören und noch mehr hervorzuheben. Am deutlichsten stellt dies wohl das Geschrei dar. Auf unserer ersten Demo CD sind Marc und Reto beispielsweise noch viel näher beieinander. Nun kann man das hohe Gekreische deutlich vom tiefen Gegrunze unterscheiden. Schlussendlich sehen wir es schon als logische Folge der Weiterentwicklung.

Auf der CD tauchen durchgehend immer wieder verschiedene, teils filmartige Hörausschnitte oder zumindest gesprochene Stellen auf, zum Beispiel den Schuß zu Beginn von „One Day In Hell“, die Polizeisirenen in „Misanthrophy“ oder das berühmte Zitat „I see dead people“ aus The Sixth Sense in „Bloody Bastards“. Haben diese und die anderen eine besondere Bedeutung?

Schon vor der Produktion des Albums war bereits klar, dass wir verschiedentlich Samples in die Songs einbauen wollten. Diese sollten das Ganze ein wenig auflockern und sind übrigens auch in unserem Live Set eingebaut– also nicht nur als „CD-Zusatz“ gedacht. Dabei suchten wir nach Samples, die dem Sinn des jeweiligen Songtextes entsprechen. Gewisserweise
sind sie wie ein weiteres Instrument, als Untermalung des Gesamten zu sehen.

Am Ende Eures letzten Songs „Shadows Of Profanity“ kann man einen von Klavier untermalten Ausschnitt aus einer Art Pornohörspiel vernehmen in der eine scheinbar gerade aktive Dame vom aktuellen „Geschehen“ berichtet- hat da jemand von Euch private Phantasien auf der CD ausgelebt ; )?

Hehehe, naja, wer hat schon keine sexuellen Phantasien? Du etwa nicht?... :-) Diesen Track ergab es mehr zufällig als gewollt. Beni unser Tastenmann hat diese samtige Melodie schon länger gespielt. Irgendwann einmal tief in der Nacht, nach mehreren Litern Bier und anderen lustigen Sachen, wir hatten schon einige Stunden an Recordings und Samplearbeiten hinter uns, tauchte plötzlich diese Stimme in einem File auf dem PC auf. Von wo diese Stimme ursprünglich stammt, wissen wir ehrlich gesagt auch nicht mehr. Tja, das Eine ergab dann das Andere wie von selbst, denn Benis Piano und die sexy Frauenstimme passten übereinander, als wären sie dafür gemacht. Der Track sollte den Hörer etwas vom vorangehenden Schock des 48 Minuten volle-Kanne-Metal-Geprügels herunterkommen lassen.

Anscheinend plant Ihr ja für dieses Jahr gleich eine Tour durch ganz Europa- inwieweit ist die Idee schon verwirklicht? Gibt es schon eventuelle Tourpartner und/oder Auftrittsorte- und termine?

Vielleicht ist dies mit der Tour durch ganz Europa etwas hochgegriffen. Die Idee wäre es, in zweiwöchigen Abschnitten einige Länder zu durchqueren. Momentan steht dies jedoch noch auf wackeligen Beinen. Für den kommenden Frühling wäre etwas in Richtung Osteuropa vorgesehen. Bisher gibt es einige Zusagen, jedoch noch ohne konkrete Daten. Dies betrifft vor allem Polen, die Tschechische Republik, Ungarn und Slowenien. Gegen Herbst sind auch schon Konzerte in Österreich geplant. Wir sind zuversichtlich, da auch Shows in Deutschland und Holland anhängen zu können. Wir sehen uns jetzt nach
einheimischen Bands dieser Länder um, damit wir einerseits Austauschkonzerte und andererseits vielleicht sogar eine kleine Austauschtour organisieren können. Die Erfahrung lehrte uns, dass sich die Clubs jeweils nicht sehr kommunikativ zeigen. Wir werden jedoch alles uns in der Macht Stehende daran setzen, unsere Träume zu verwirklichen– und falls jemand jetzt denkt, wieso wir uns bei ihm/ihr noch nicht gemeldet haben, wir sind für jeden Hinweis dankbar...die Mailadresse lautet mail@nekropolis.ch.

Es kam erst nachdem Ihr die Promos an Magazine rausgeschickt hattet zu dem Vertrag mit Subversiv Records, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Habt Ihr noch für weitere CDs einen Vertrag mit dem Label?

Subversiv Records ist nicht ein Label wie man es sich vorstellt. Es handelt sich dabei lediglich um eine Nonprofit-Vereinigung, die Untergrund-Bands einen Labelcode zur Verfügung stellt und ihnen ermöglicht, einige CDs beim Partnervertrieb RecRec abzusetzen. Es gibt also auch keinen Vertrag zwischen uns und SubRec. Die gesamten Kosten der Produktion gingen somit auf uns und auch die Rechte sind vollumfänglich unser eigen. Wir sind also frei und könnten schon morgen ohne Probleme bei einem richtigen Label unterschreiben.

Was habt Ihr sonst mit Nekropolis in naher (oder auch ferner…) Zukunft vor?

Vorest steht ganz klar eine Live-Phase im Vordergrund. In der Schweiz wird es in der nächsten Zeit zahlreiche Konzerte geben und wie schon gesagt laufen Verhandlungen mit Veranstaltern in anderen Ländern auf Hochtouren.
Natürlich sind wir auch immer noch auf der Suche nach einem richtigen Label. Nachdem wir vor der Veröffentlichung des neuen Albums hunderte von Promo CDs an solche verschickt haben und immer wieder negative Antworten einstecken mussten, sehen wir „The Perversion Of Humanity“ sozusagen als Eintrittsticket zu einem guten Deal. Wir meinen, dass sich diese Produktion zeigen lässt und auch außerhalb der Schweiz einen Absatz findet. Mit der Energie und Unermüdlichkeit, die wir da reingesteckt haben und auch sonst hinter dieser Band stehen, sollten die wichtigsten Voraussetzungen für eine Plattenfirma absolut vorhanden sein.
Des Weiteren schreiben wir schon wieder den einen oder anderen neuen Song und denken, wenn auch noch in einer etwas ferneren Zukunft, an das nächste Album.

Hab Dank für Deine Antworten! Die abschließenden Worte darfst Du zu Papier bzw. zu Microsoft Word bringen…

Vielen Dank, dass wir unsere Worte bei Bloodchamber unterbringen durften! Es wäre schön, wenn wir einige der Leser davon überzeugen konnten, unsere Homepage www.nekropolis.ch zu besuchen. Bestellt dort unser neues Album "The Perversion Of Humanity", tragt euch ins Gästebuch ein und haltet Ausschau nach Konzerten. Vielleicht und hoffentlich begegnen wir uns bald einmal persönlich bei ein, zwei Bierchen nach einer Show. Stay brutal!
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