Baden mit Anastacia
Interview mit Courageous
Power Thrash Metal aus Deutschland
Power Thrash Metal aus Deutschland
Hallo Courageous! Schön, dass ihr euch ein wenig Zeit für meine Fragen nehmt. Ich frag auch nix perverses, keine Angst :-)
„Inertia“ ist fertig! Von mir gab’s gute 8,5 Punkte, außerdem Lob von allen Seiten und auch die Zuschauerwertung auf unserer Seite ist durchaus positiv ausgefallen. Habt ihr mit so viel guter Kritik gerechnet und wie gefällt euch euer Album selbst?
Chris: Natürlich sehr gut. Wir sind mehr als zufrieden und auch ein bisschen stolz auf unsere Arbeit. Es ist immer schön zu sehen, wenn die harte Arbeit, die man in solch ein Produkt investiert hat, von anderen honoriert wird. Die Reaktionen sind wirklich sehr gut ausgefallen und speziell im europäischen Ausland ist das Feedback phänomenal. So kann das gerne weitergehen.
Habt ihr einen Lieblingssong auf der Cd?
Chris: Ich denke, das ist bei jedem Musiker unterschiedlich. Das wechselt auch ständig. Wir lieben die ganze Platte und finden, es klingt wie aus einem Guss, so dass es schwer fällt, einen Song herauszuheben. Es gab vor kurzem einmal eine Videoanfrage, bei der die drei Songs "Invisible Enemy", "Inertia" und vor allem "Fade Away" in die engere Auswahl kamen. Jedoch wird eine Videosingle natürlich unter verschiedenen Aspekten ausgewählt.
Wie so viele Bands habt auch ihr versucht, keine Trends und Klischees auszufüllen und euren eigenen Stil zu spielen. Bei euch hat es sogar richtig gut geklappt! Wie beschreibt ihr eure Form von Musik? Power/Thrash?
Chris: Ja, wir beschreiben unseren Stil immer als Power/ Thrash, obwohl das auch nicht ganz unsere Musik wiedergibt. Wir hatten aber bewusst keine Lust, irgendeine ominöse neue Schublade aufzumachen, mit der das Publikum sowieso erstmal nichts anfangen kann. Ich denke, mit "Power/ Thrash" können wir ganz gut leben und es vermittelt auch einen vernünftigen ersten Eindruck unserer Musik.
Große Kritikpunkte hab ich eigentlich keine gefunden, vor allem die Gitarrenarbeit hat mir prima gefallen. Wie kommt’s, dass ihr auf einem solch hohen Niveau spielt?
Chris: Üben, üben, üben ... haha. Nein, im Ernst: Keine Ahnung, aber wir machen alle schon sehr lange Musik und jeder einzelne hat sich auf seinem Gebiet enorm weiterentwickelt. Speziell unsere beiden Gitarristen gehören definitiv zum Besten, was es in Deutschland, wenn nicht sogar weltweit gibt. Es ist aber nicht nur wichtig, dass du dein Instrument beherrschst, sondern auch ein gewisses Maß an Songwriterqualität und produktionstechnischem "know-how" ist erforderlich. In dieser Hinsicht sind die beiden Herrschaften auch ganz weit vorne mit dabei.
Wer sind denn so allgemein eure Vorbilder?
Chris: Wir sind alle so langsam aus dem Alter raus, wo wir noch richtige Vorbilder haben. Meine ersten musikalischen Erlebnisse hatte ich mit KISS, die ich auch heute noch verehre. Zum Heavy Metal kam ich durch METALLICA. Es gibt viele Bands, die wir gut finden und deren musikalische Leistung wir bewundern. Vorbilder sind es aber eigentlich keine. Das würde ja bedeuten, wir würden uns an ihren Leistungen, Vorgaben und Ansichten orientieren, was wir definitiv nicht tun. Wir versuchen immer, unseren eigenen Weg zu gehen und uns treu zu bleiben.
Eure Biographie liest sich wie eine prächtiges Buch voller großer Namen (JUDAS PRIEST, STRATOVARIUS, EDENBRIDGE usw.). Höhepunkt wird aber wohl der Auftritt vor NEVERMORE gewesen sein. Schildert doch mal, wie ihr euch in diesem Moment gefühlt habt.
Chris: Das war ein atemberaubendes Gefühl. NEVERMORE gehören natürlich zu unseren großen Faves, so war es uns eine Ehre, für sie eröffnen zu dürfen. ARCH ENEMY cancelten damals erst beim Soundcheck ihren abendlichen Auftritt, so dass wir relativ wenig Zeit hatten, um uns auf diese Situation einzustellen. Wir erreichten die Halle als bereits hunderte von Fans davor standen und auf den Einlass warteten. Die Crew und teilweise auch die Band selbst packten dann mit an und halfen uns tatkräftig. Auch während des Sets standen die Musiker seitlich an der Bühne, feuerten uns an und spendeten Applaus. Das war großartig. Nach der Show in einer ausverkauften Halle in Frankfurt am Main, unserer Heimatstadt, hatten wir noch sehr viel Spaß mit den Jungs aus Seattle. Ein tolles Erlebnis.
Überhaupt trifft euch der Vergleich mit NEVERMORE sehr häufig. Findet ihr das gut oder nervt euch das, weil ihr nicht gern in eine Schublade gesteckt werden möchtet?
Chris: Nein, das nervt uns nicht. Uns ist bewusst, dass Fans und Presse eine Beschreibung oder Schublade brauchen, um unsere Musik greifen und den interessierten Fans auch einigermaßen näher bringen zu können. Da könnte es uns doch viel schlimmer treffen ... haha. Es ist eine Ehre, wenn man uns mit NEVERMORE vergleicht, solange man uns nicht als billigen Klon bezeichnet. Wir fühlen uns in dieser Schublade ganz wohl, wenn sie auch nicht ganz ausreicht, um uns wirklich passend zu beschreiben.
Vor allem die Songs „Together as One“ und „All these Years“ bestechen durch einen prima eingängigen Refrain. Wer schreibt eure Songs?
Chris: Jeder einzelne Musiker schreibt unentwegt Songs oder hat Ideen, die wir dann gemeinsam im Proberaum umsetzen. Mit Gitarrist Oliver Lohmann haben wir einen "musical head" in der Band, bei dem alle Ideen zusammenlaufen. Er schafft es dann auch, aus unterschiedlichen Songs ein Kollektiv zu machen. Für die Gesangslinien und Texte bin ich überwiegend zuständig, wobei ich mir natürlich schon Tipps und Meinungen bei meinen Kollegen hole. Speziell Drummer Jan Mischon ist ein ausgezeichneter Sänger, der auch auf "Inertia" den einen oder anderen Refrain, wie zum Beispiel "Fade Away", geschrieben hat. Ich denke, hier werden wir in Zukunft noch enger zusammen arbeiten.
Bang your Head und Summer Breeze habt ihr schon hinter euch. Was ist euer nächstes Ziel? Gibt es vielleicht auch Pläne für eine kleine Tour?
Chris: Oh ja, wir stecken mitten in der Planungsphase und strecken unsere Fühler in alle Himmelsrichtungen aus. Es ist im Moment aber nicht so einfach, eine passende Tour zu finden. Alle größeren Bands, die derzeit auf Tour kommen, lassen sich einen Support teuer bezahlen, wozu wir nicht bereit sind. Es gibt ein paar konkrete Anfragen für den Herbst 2005, die wir voraussichtlich auch annehmen werden, trotzdem suchen wir noch eifrig nach einer Tour im ersten Halbjahr. Mal sehen, ob sich da noch etwas ergibt. Ansonsten waren wir Ende Januar für eine Woche mit den Ungarn von SUPERBUTT in Deutschland unterwegs, was sehr viel Spaß gemacht hat. Auch könnte es ruhig noch mit dem einen oder anderen Festival in diesem Sommer klappen, denn die beiden oben erwähnten Open-Airs haben unseren Hunger darauf natürlich noch verstärkt. Lassen wir uns einfach überraschen.
Ihr seit nun schon lange als eine Band zusammen, was in der Metalszene nicht unbedingt normal ist. Wie kommt es, dass ihr als Band so eine gute Einheit bildet? Unternehmt ihr auch privat etwas miteinander?
Chris: Die Chemie in der Band stimmt einfach. Ich denke, da gehört auch viel Glück dazu. Wir machen nun schon sehr lange Musik zusammen und sind ein perfekt eingespieltes Team. Hier weiß jeder, wo seine Aufgabe ist und was er zu leisten hat. Jeder kennt die Stärken und Schwächen des anderen, so dass man sich da hervorragend ergänzt und jeder so in Szene gesetzt wird, dass er seine Stärken voll ausspielen kann. Es macht unglaublich viel Spaß, in dieser Band zu spielen. Mittlerweile hat jeder seine eigene kleine Familie, so dass wir privat nicht mehr so viel gemeinsam unternehmen, dafür telefonieren wir aber mehr und sehen uns, durch die ansteigende Popularität bedingt, auch gezwungenermaßen öfter.
Mit dem belgischen Label Mausoleum Records habt ihr ja eine nicht unbekannte Größe als Firma am Start. Dennoch, wie kommt es, dass ihr kein deutsches Label bekommen habt? Ihr sprecht in eurer History von vielen Anfragen.
Chris: Es hat einfach nie geklappt mit einem deutschen Label. Wir haben schon mehrere Gespräche mit diversen Firmen geführt, aber mehr als ein gemeinsamer Kaffee und unendlichem Businessbullshit ist noch nicht dabei gewesen. Bei Mausoleum Records hatten wir vom ersten Treffen an das Gefühl, dass sie uns wirklich haben wollten. Es war sofort klar, was wir werden erwarten dürfen und was nicht; kein "mal sehen" oder "vielleicht". Das hat uns imponiert und letztendlich auch den Ausschlag gegeben.
Arbeitet ihr bereits an neuem Material?
Chris: Nicht wirklich. Jeder hat bereits irgendwelche Songs geschrieben oder Ideen aufgenommen, aber wir haben noch keine Session abgehalten. Das wird aber demnächst kommen müssen, da wir nun einen gewissen Zeitrahmen einzuhalten haben. Anfang 2006 sollte unsere nächste Scheibe schon auf den Markt kommen. Wir sind aber alle guter Dinge, denn wie gesagt, Ideen und viel Euphorie ist vorhanden.
Hat sich euer Leben nach dem Erfolg der letzten Zeit verändert? Die Fangemeinde hat sich mit „Inertia“ sicherlich noch weit vergrößert.
Chris: Es ist definitiv stressiger geworden. Es gibt nun immer mehr Termine, die wir einhalten, und Entscheidungen, die wir treffen müssen. Ich habe beispielsweise eine komplette Woche jeden Tag fast rund um die Uhr nur Interviews gegeben, was zwar eine sehr spaßige, aber auch anstrengende Sache ist. Vor allem sind wir nun richtig in die Businessmühlen gekommen, die man als "normaler" Fan zum Glück gar nicht so mitbekommt und auch nicht mitbekommen möchte. Da geht dann manchmal schon ein bisschen der Idealismus verloren. Es ist viel schöner, wenn man mitbekommt, wie die Fangemeinde immer mehr wächst, das Publikum deine Songs kennt und sogar die Textzeilen mitsingt. Das überträgt sich auch auf die Band und spornt uns zu Höchstleistungen an. Früher haben wir immer um die Gunst des Publikums gekämpft, nun ist es eine Art Wechselspiel.
Erklärt mal kurz, was ihr mit euren Songs ausdrücken wollt. Oder vertretet ihr keine bestimmte These in euren Liedern?
Chris: Im Prinzip haben wir keine konkrete Aussage, die wir den Leuten näher bringen wollen. Wir sind definitiv unpolitisch, zumindest in unseren Songs. In meinen Texten geht es vielmehr um Gefühle, die transportiert und erschaffen werden sollen. Eine Reise durch reale Höllen und wieder zurück in fiktive Wirklichkeiten. Eine Achterbahnfahrt durch die Abgründe der menschlichen Seele bis hin zum Ende des Kreises und dem Albtraum hinter dem Glück. Mit dem Song "Invisible Enemy" haben wir unser Statement im Kampf gegen den Krebs abgegeben. Es ist ein zentrales Thema für uns. In dieser Hinsicht werden wir uns in Zukunft noch mehr engagieren.
Und hier noch die drei üblichen Fragen fernab vom Metal:
Welche drei Dinge würdet ihr mit auf eine einsame Insel nehmen?
Chris: Wahrscheinlich die Saga vom "Dunklen Turm" von Stephen King, denn auf einer einsamen Insel hätte ich erst einmal viel Zeit, um diese endlich zu lesen. Außerdem muss meine KISS-Sammlung mit, sonst hätte ich immer das Gefühl, es würde mir etwas fehlen. Und vor allem muss ich meine Freundin mitnehmen, da mir ja jemand erklären muss, was ich essen kann und was nicht. Ich wäre allein gestrandet auf einer einsamen Insel komplett verloren J
Was war die peinlichste Situation in eurer Karriere als Musiker?
Chris: Ui, da gab es viele. Ich erinnere mich beispielsweise an einen Gig in Nürnberg, wo wir mindestens fünfmal um eine verfallene Gartenscheune herumgefahren sind und die Location gesucht haben. Im Endeffekt hat sich herausgestellt, dass die Baracke unsere Location war. Großartig. Auch haben wir uns auf dem "Bang Your Head" mit ARMORED SAINT ein Hotel geteilt. Bei der abendlichen Party musste Sänger John Bush unserem Gitarristen Oliver Lohmann mehrfach beweisen, dass er wirklich DER John Bush ist. Oli wollte es einfach nicht glauben. Was haben wir gelacht.
Mit wem würdet ihr gerne mal in die Badewanne steigen?
Chris: Oh, aktuell würde ich nichts gegen ein heißes Bad mit ANASTACIA haben. Die Frau hat mich vor ein paar Tagen bei ihrem Konzert in Frankfurt einfach umgehauen. Unglaublich.
Und zum Abschluss noch ein paar weise Worte an die Fans da draußen:
Chris: Erst einmal vielen Dank für das Interview; alles Gute Dir und dem Team von "Bloodchamber". Allen interessierten Fans rate ich, unsere Scheibe einfach mal anzuchecken und/oder mal auf unserer Website [www.courageousmusic.de] vorbeizuschauen. Kommt auch zu unseren Konzerten, ihr werdet es bestimmt nicht bereuen.
Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit!! Vielleicht hören wir ja bald wieder was von euch (neue Promos, Gigs etc.). Alles Gute für die Zukunft wünscht euch das Bloodchamber Team!
„Inertia“ ist fertig! Von mir gab’s gute 8,5 Punkte, außerdem Lob von allen Seiten und auch die Zuschauerwertung auf unserer Seite ist durchaus positiv ausgefallen. Habt ihr mit so viel guter Kritik gerechnet und wie gefällt euch euer Album selbst?
Chris: Natürlich sehr gut. Wir sind mehr als zufrieden und auch ein bisschen stolz auf unsere Arbeit. Es ist immer schön zu sehen, wenn die harte Arbeit, die man in solch ein Produkt investiert hat, von anderen honoriert wird. Die Reaktionen sind wirklich sehr gut ausgefallen und speziell im europäischen Ausland ist das Feedback phänomenal. So kann das gerne weitergehen.
Habt ihr einen Lieblingssong auf der Cd?
Chris: Ich denke, das ist bei jedem Musiker unterschiedlich. Das wechselt auch ständig. Wir lieben die ganze Platte und finden, es klingt wie aus einem Guss, so dass es schwer fällt, einen Song herauszuheben. Es gab vor kurzem einmal eine Videoanfrage, bei der die drei Songs "Invisible Enemy", "Inertia" und vor allem "Fade Away" in die engere Auswahl kamen. Jedoch wird eine Videosingle natürlich unter verschiedenen Aspekten ausgewählt.
Wie so viele Bands habt auch ihr versucht, keine Trends und Klischees auszufüllen und euren eigenen Stil zu spielen. Bei euch hat es sogar richtig gut geklappt! Wie beschreibt ihr eure Form von Musik? Power/Thrash?
Chris: Ja, wir beschreiben unseren Stil immer als Power/ Thrash, obwohl das auch nicht ganz unsere Musik wiedergibt. Wir hatten aber bewusst keine Lust, irgendeine ominöse neue Schublade aufzumachen, mit der das Publikum sowieso erstmal nichts anfangen kann. Ich denke, mit "Power/ Thrash" können wir ganz gut leben und es vermittelt auch einen vernünftigen ersten Eindruck unserer Musik.
Große Kritikpunkte hab ich eigentlich keine gefunden, vor allem die Gitarrenarbeit hat mir prima gefallen. Wie kommt’s, dass ihr auf einem solch hohen Niveau spielt?
Chris: Üben, üben, üben ... haha. Nein, im Ernst: Keine Ahnung, aber wir machen alle schon sehr lange Musik und jeder einzelne hat sich auf seinem Gebiet enorm weiterentwickelt. Speziell unsere beiden Gitarristen gehören definitiv zum Besten, was es in Deutschland, wenn nicht sogar weltweit gibt. Es ist aber nicht nur wichtig, dass du dein Instrument beherrschst, sondern auch ein gewisses Maß an Songwriterqualität und produktionstechnischem "know-how" ist erforderlich. In dieser Hinsicht sind die beiden Herrschaften auch ganz weit vorne mit dabei.
Wer sind denn so allgemein eure Vorbilder?
Chris: Wir sind alle so langsam aus dem Alter raus, wo wir noch richtige Vorbilder haben. Meine ersten musikalischen Erlebnisse hatte ich mit KISS, die ich auch heute noch verehre. Zum Heavy Metal kam ich durch METALLICA. Es gibt viele Bands, die wir gut finden und deren musikalische Leistung wir bewundern. Vorbilder sind es aber eigentlich keine. Das würde ja bedeuten, wir würden uns an ihren Leistungen, Vorgaben und Ansichten orientieren, was wir definitiv nicht tun. Wir versuchen immer, unseren eigenen Weg zu gehen und uns treu zu bleiben.
Eure Biographie liest sich wie eine prächtiges Buch voller großer Namen (JUDAS PRIEST, STRATOVARIUS, EDENBRIDGE usw.). Höhepunkt wird aber wohl der Auftritt vor NEVERMORE gewesen sein. Schildert doch mal, wie ihr euch in diesem Moment gefühlt habt.
Chris: Das war ein atemberaubendes Gefühl. NEVERMORE gehören natürlich zu unseren großen Faves, so war es uns eine Ehre, für sie eröffnen zu dürfen. ARCH ENEMY cancelten damals erst beim Soundcheck ihren abendlichen Auftritt, so dass wir relativ wenig Zeit hatten, um uns auf diese Situation einzustellen. Wir erreichten die Halle als bereits hunderte von Fans davor standen und auf den Einlass warteten. Die Crew und teilweise auch die Band selbst packten dann mit an und halfen uns tatkräftig. Auch während des Sets standen die Musiker seitlich an der Bühne, feuerten uns an und spendeten Applaus. Das war großartig. Nach der Show in einer ausverkauften Halle in Frankfurt am Main, unserer Heimatstadt, hatten wir noch sehr viel Spaß mit den Jungs aus Seattle. Ein tolles Erlebnis.
Überhaupt trifft euch der Vergleich mit NEVERMORE sehr häufig. Findet ihr das gut oder nervt euch das, weil ihr nicht gern in eine Schublade gesteckt werden möchtet?
Chris: Nein, das nervt uns nicht. Uns ist bewusst, dass Fans und Presse eine Beschreibung oder Schublade brauchen, um unsere Musik greifen und den interessierten Fans auch einigermaßen näher bringen zu können. Da könnte es uns doch viel schlimmer treffen ... haha. Es ist eine Ehre, wenn man uns mit NEVERMORE vergleicht, solange man uns nicht als billigen Klon bezeichnet. Wir fühlen uns in dieser Schublade ganz wohl, wenn sie auch nicht ganz ausreicht, um uns wirklich passend zu beschreiben.
Vor allem die Songs „Together as One“ und „All these Years“ bestechen durch einen prima eingängigen Refrain. Wer schreibt eure Songs?
Chris: Jeder einzelne Musiker schreibt unentwegt Songs oder hat Ideen, die wir dann gemeinsam im Proberaum umsetzen. Mit Gitarrist Oliver Lohmann haben wir einen "musical head" in der Band, bei dem alle Ideen zusammenlaufen. Er schafft es dann auch, aus unterschiedlichen Songs ein Kollektiv zu machen. Für die Gesangslinien und Texte bin ich überwiegend zuständig, wobei ich mir natürlich schon Tipps und Meinungen bei meinen Kollegen hole. Speziell Drummer Jan Mischon ist ein ausgezeichneter Sänger, der auch auf "Inertia" den einen oder anderen Refrain, wie zum Beispiel "Fade Away", geschrieben hat. Ich denke, hier werden wir in Zukunft noch enger zusammen arbeiten.
Bang your Head und Summer Breeze habt ihr schon hinter euch. Was ist euer nächstes Ziel? Gibt es vielleicht auch Pläne für eine kleine Tour?
Chris: Oh ja, wir stecken mitten in der Planungsphase und strecken unsere Fühler in alle Himmelsrichtungen aus. Es ist im Moment aber nicht so einfach, eine passende Tour zu finden. Alle größeren Bands, die derzeit auf Tour kommen, lassen sich einen Support teuer bezahlen, wozu wir nicht bereit sind. Es gibt ein paar konkrete Anfragen für den Herbst 2005, die wir voraussichtlich auch annehmen werden, trotzdem suchen wir noch eifrig nach einer Tour im ersten Halbjahr. Mal sehen, ob sich da noch etwas ergibt. Ansonsten waren wir Ende Januar für eine Woche mit den Ungarn von SUPERBUTT in Deutschland unterwegs, was sehr viel Spaß gemacht hat. Auch könnte es ruhig noch mit dem einen oder anderen Festival in diesem Sommer klappen, denn die beiden oben erwähnten Open-Airs haben unseren Hunger darauf natürlich noch verstärkt. Lassen wir uns einfach überraschen.
Ihr seit nun schon lange als eine Band zusammen, was in der Metalszene nicht unbedingt normal ist. Wie kommt es, dass ihr als Band so eine gute Einheit bildet? Unternehmt ihr auch privat etwas miteinander?
Chris: Die Chemie in der Band stimmt einfach. Ich denke, da gehört auch viel Glück dazu. Wir machen nun schon sehr lange Musik zusammen und sind ein perfekt eingespieltes Team. Hier weiß jeder, wo seine Aufgabe ist und was er zu leisten hat. Jeder kennt die Stärken und Schwächen des anderen, so dass man sich da hervorragend ergänzt und jeder so in Szene gesetzt wird, dass er seine Stärken voll ausspielen kann. Es macht unglaublich viel Spaß, in dieser Band zu spielen. Mittlerweile hat jeder seine eigene kleine Familie, so dass wir privat nicht mehr so viel gemeinsam unternehmen, dafür telefonieren wir aber mehr und sehen uns, durch die ansteigende Popularität bedingt, auch gezwungenermaßen öfter.
Mit dem belgischen Label Mausoleum Records habt ihr ja eine nicht unbekannte Größe als Firma am Start. Dennoch, wie kommt es, dass ihr kein deutsches Label bekommen habt? Ihr sprecht in eurer History von vielen Anfragen.
Chris: Es hat einfach nie geklappt mit einem deutschen Label. Wir haben schon mehrere Gespräche mit diversen Firmen geführt, aber mehr als ein gemeinsamer Kaffee und unendlichem Businessbullshit ist noch nicht dabei gewesen. Bei Mausoleum Records hatten wir vom ersten Treffen an das Gefühl, dass sie uns wirklich haben wollten. Es war sofort klar, was wir werden erwarten dürfen und was nicht; kein "mal sehen" oder "vielleicht". Das hat uns imponiert und letztendlich auch den Ausschlag gegeben.
Arbeitet ihr bereits an neuem Material?
Chris: Nicht wirklich. Jeder hat bereits irgendwelche Songs geschrieben oder Ideen aufgenommen, aber wir haben noch keine Session abgehalten. Das wird aber demnächst kommen müssen, da wir nun einen gewissen Zeitrahmen einzuhalten haben. Anfang 2006 sollte unsere nächste Scheibe schon auf den Markt kommen. Wir sind aber alle guter Dinge, denn wie gesagt, Ideen und viel Euphorie ist vorhanden.
Hat sich euer Leben nach dem Erfolg der letzten Zeit verändert? Die Fangemeinde hat sich mit „Inertia“ sicherlich noch weit vergrößert.
Chris: Es ist definitiv stressiger geworden. Es gibt nun immer mehr Termine, die wir einhalten, und Entscheidungen, die wir treffen müssen. Ich habe beispielsweise eine komplette Woche jeden Tag fast rund um die Uhr nur Interviews gegeben, was zwar eine sehr spaßige, aber auch anstrengende Sache ist. Vor allem sind wir nun richtig in die Businessmühlen gekommen, die man als "normaler" Fan zum Glück gar nicht so mitbekommt und auch nicht mitbekommen möchte. Da geht dann manchmal schon ein bisschen der Idealismus verloren. Es ist viel schöner, wenn man mitbekommt, wie die Fangemeinde immer mehr wächst, das Publikum deine Songs kennt und sogar die Textzeilen mitsingt. Das überträgt sich auch auf die Band und spornt uns zu Höchstleistungen an. Früher haben wir immer um die Gunst des Publikums gekämpft, nun ist es eine Art Wechselspiel.
Erklärt mal kurz, was ihr mit euren Songs ausdrücken wollt. Oder vertretet ihr keine bestimmte These in euren Liedern?
Chris: Im Prinzip haben wir keine konkrete Aussage, die wir den Leuten näher bringen wollen. Wir sind definitiv unpolitisch, zumindest in unseren Songs. In meinen Texten geht es vielmehr um Gefühle, die transportiert und erschaffen werden sollen. Eine Reise durch reale Höllen und wieder zurück in fiktive Wirklichkeiten. Eine Achterbahnfahrt durch die Abgründe der menschlichen Seele bis hin zum Ende des Kreises und dem Albtraum hinter dem Glück. Mit dem Song "Invisible Enemy" haben wir unser Statement im Kampf gegen den Krebs abgegeben. Es ist ein zentrales Thema für uns. In dieser Hinsicht werden wir uns in Zukunft noch mehr engagieren.
Und hier noch die drei üblichen Fragen fernab vom Metal:
Welche drei Dinge würdet ihr mit auf eine einsame Insel nehmen?
Chris: Wahrscheinlich die Saga vom "Dunklen Turm" von Stephen King, denn auf einer einsamen Insel hätte ich erst einmal viel Zeit, um diese endlich zu lesen. Außerdem muss meine KISS-Sammlung mit, sonst hätte ich immer das Gefühl, es würde mir etwas fehlen. Und vor allem muss ich meine Freundin mitnehmen, da mir ja jemand erklären muss, was ich essen kann und was nicht. Ich wäre allein gestrandet auf einer einsamen Insel komplett verloren J
Was war die peinlichste Situation in eurer Karriere als Musiker?
Chris: Ui, da gab es viele. Ich erinnere mich beispielsweise an einen Gig in Nürnberg, wo wir mindestens fünfmal um eine verfallene Gartenscheune herumgefahren sind und die Location gesucht haben. Im Endeffekt hat sich herausgestellt, dass die Baracke unsere Location war. Großartig. Auch haben wir uns auf dem "Bang Your Head" mit ARMORED SAINT ein Hotel geteilt. Bei der abendlichen Party musste Sänger John Bush unserem Gitarristen Oliver Lohmann mehrfach beweisen, dass er wirklich DER John Bush ist. Oli wollte es einfach nicht glauben. Was haben wir gelacht.
Mit wem würdet ihr gerne mal in die Badewanne steigen?
Chris: Oh, aktuell würde ich nichts gegen ein heißes Bad mit ANASTACIA haben. Die Frau hat mich vor ein paar Tagen bei ihrem Konzert in Frankfurt einfach umgehauen. Unglaublich.
Und zum Abschluss noch ein paar weise Worte an die Fans da draußen:
Chris: Erst einmal vielen Dank für das Interview; alles Gute Dir und dem Team von "Bloodchamber". Allen interessierten Fans rate ich, unsere Scheibe einfach mal anzuchecken und/oder mal auf unserer Website [www.courageousmusic.de] vorbeizuschauen. Kommt auch zu unseren Konzerten, ihr werdet es bestimmt nicht bereuen.
Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit!! Vielleicht hören wir ja bald wieder was von euch (neue Promos, Gigs etc.). Alles Gute für die Zukunft wünscht euch das Bloodchamber Team!