Bad Religion & Randy
Bad Religion & Randy
Essen, Grugahalle
30.05.2004
30.05.2004
Zu Punkkonzerten zu gehen, ist immer eine ganz besondere Erfahrung, besonders wenn man über 20 ist. Mir kommt es manchmal so vor, als würde jeder mit dem Ende der Pubertät aufhören, diese Musik zu hören. Anders ist es nicht zu erklären, daß eine seit 1980 existierende Band es immer noch auf einen Fan-Altersdurchschnitt von ungefähr 15 bringt. Wo zum Geier sind denn die Leute, die diese Mucke vor zehn Jahren schon gut fanden ? Bis auf ein paar unentwegte Altpunks sah man jedenfalls nur die üblichen Kiddies vor der Halle rumlungern, die wie immer ein äußerst niedliches Bild abgaben : gehen mir bis zur Hüfte, die Körperbehaarung entwickelt sich bestenfalls rudimentär, aber dennoch sind alle natürlich total evil und super-asi zugepackt mit zerrissenen Hosen, albernen T-Shirts und monstermäßigen Iro-Frisuren. Was wohl Mami dazu sagt, wenn sie die Kleinen später von der Halle abholt ?
Egal, Kids sind ja auch (kleine) Menschen, wenden wir uns also der Musik zu. BAD RELIGION, die Götter meiner Jugend, spielen mal wieder ne Deutschlandtour und haben diesmal die Grugahalle in Essen für ihren Gig gebucht. Das allerdings war doch schon reichlich vermessen, denn im Gegensatz zu peinlichen Trendkapellen wie Good Charlotte oder Blink 182 haben die älteren Herren längst keine große kommerzielle Zugkraft mehr und mußten sich mit ungefähr 1500 zahlenden Gästen zufrieden geben – in einer Halle, die eigentlich für knapp 8000 Leute ausgelegt ist, ergibt dies natürlich ein recht trauriges Bild. Ich jedenfalls konnte problemlos in der fünften Reihe stehen ohne auch nur einmal angerempelt zu werden – das ist mir bis jetzt auch noch nicht passiert.
Nun, wie dem auch sei, erstmal mußte ich mir die schwedische Vorgruppe RANDY antun. Mal im Ernst : wer will sowas hören ? Klar, die vier Jungs hatten ihre Instrumente im Griff und lieferten ne halbwegs engagierte Bühnenperformance ab, aber der Musikstil der Band war sowas von zahnlos, daß mir beinahe die Füße eingeschlafen wären. Mit ihrem zarten Mix aus ein wenig Streetrock, ganz viel Rockabilly und einem Hauch von Punk wirkte die Truppe wie ne minimal härtere Version von Dick Brave und löste nicht mal bei den durchaus dankbaren Kids Begeisterung aus. Schmeichelnde Akkorde trafen lustige Strophen, die garantiert in zuckersüßen Mitsing-Refrains mündeten – das ganze war sowas von happy und gute Laune, daß ernsthafte Schunkelgefahr auf den Tribünen bestand. Furchtbar !
Nach ner guten halben Stunden war der Blödsinn endlich vorbei, und man konnte sich langsam auf den Hauptact vorbereiten. Gegen 21:00 war es dann soweit : wie immer cool as hell latschten die Herren auf die Bühne, machten erst mal nen kurzen Soundcheck und legten dann wie die Hölle mit einem furiosen Dreierpack los, das sofort sämtliche Schädel sprengte : „Fuck Armageddon ... This Is Hell“, „Supersonic“ und das göttliche „No Control“ zeigten deutlich auf, wo nach wie vor der Hammer im US Punk hängt. Obwohl schon deutlich um die 40, lieferte die Band eine beachtliche Laufleistung ab und kam gänzlich ohne Firlefanz aus. Keine Kostüme, keine Pyros, keine Nebelmaschine und nur funktionales Licht – egal, wer so sympathisch und ehrlich rüberkommt und zudem auf eine dermaßen große Hitsammlung zurückgreifen kann, kann auf dieses Beiwerk locker verzichten.
Der Sound allerdings machten den fünf Amis (die übrigens wieder „nur“ mit zwei Gitarristen antraten – Brett Gurewitz hält sich live ja öfters zurück) anfangs etwas Ärger, denn neben dem matschigen Klampfen mußte auch öfters das Schlagzeug nachjustiert werden. Apropos Schlagzeug : was dieser schmächtige Brooks Wackerman mal wieder aus seinem Minikit herausholte, grenzt fast schon an ein Wunder. Der Kerl ist ein echtes Phänomen und könnte vermutlich auch diverse Death und Black Blastbeat Drummer locker an die Wand spielen. Ganz groß !
Der Schwerpunkt der Setlist lag neben vier neuen Songs des demnächst erscheinen Albums „The Empire Strikes First“ vor allem auf dem letzten Kracher „The Process Of Belief“; alte Klassiker wurden natürlich trotzdem nicht vergessen. Überraschungen gab es zwar außer „You“ (von „No Control“) und der „Recipe For Hate“ Schote „Man With A Mission“ keine, aber das kann einem bei Göttersongs wie „Anesthesia“, „I Want To Conquer The World“, „Atomic Garden“ und „Generator“ auch wirklich egal sein. Die Fans rasteten jedenfalls bei jedem bekannten Ton kollektiv aus und veranstalteten einen ordentlichen Pogo-Pit vor der Bühne. Lediglich ein paar verpeilte Pappnasen mußten mal wieder ihre grobkörnigen Foto-Handys bemühen ... das nenn ich mal echt Punk ... ihr Vollpfosten !
Der Band war’s egal, und so gab es Schlag auf Schlag was auf die Ohren. Zur Ruhe kam man nur bei den charismatischen Ansagen von Sänger Greg Graffin, der den Pennywise Klassiker „Bro Hymn“ anstimmte, nur um kurz darauf einen Song verschmitzt mit den Worten „this song is called ‚Fuck Authority‘“ anzusagen. Mindestens ebenso stimmig waren aber auch seine kurzen politischen Exkurse, die mit einem ungeschleimten „Bush raus !“ endeten – jawoll !
Am Ende des Sets erreichte die Stimmung mit der Uraltkamelle „We’re Only Gonna Die“ und dem genialen „21st Century (Digital Boy)“ eigentlich den Höhepunkt, aber BAD RELIGION brachten es fertig, sich im Zugabeblock nach mal zu steigern. Kein Wunder, wenn man mal eben „Along The Way“, „Punk Rock Song“ und „American Jesus“ aus der Hinterhand holt. Nach gut neunzig Minuten war dann auch Schicht, und das Publikum lief abgekämpft und verschwitzt zur nächsten Bushaltestelle oder verschämt zu den Elternteilen, die auf dem Parkplatz warteten.
Ein wie immer gutes Konzert, das bis auf das Fehlen von „Stranger Than Fiction“ und „Suffer“ eigentlich keine Wünsche offen ließ. Wenn es nach mir ginge, könnten die Band ruhig jeden Monat hier spielen – ich würde jedenfalls hingehen !
Setlist BAD RELIGION (Reihenfolge ohne Gewähr !)
Fuck Armageddon ... This Is Hell
Supersonic
No Control
Kyoto Now !
Sinister Rouge
Los Angeles Is Burning
Man With A Mission
Anesthesia
The Defense
The Empire Strikes First
You
Recipe For Hate
I Want To Conquer The World
Epiphany
Do What You Want
Atomic Garden
God’s Love
Prove It
Can’t Stop It
Infected
Sorrow
Generator
We’re Only Gonna Die
21st Century (Digital Boy)
--- --- --- --- --- ---
Along The Way
Punk Rock Song
American Jesus
Egal, Kids sind ja auch (kleine) Menschen, wenden wir uns also der Musik zu. BAD RELIGION, die Götter meiner Jugend, spielen mal wieder ne Deutschlandtour und haben diesmal die Grugahalle in Essen für ihren Gig gebucht. Das allerdings war doch schon reichlich vermessen, denn im Gegensatz zu peinlichen Trendkapellen wie Good Charlotte oder Blink 182 haben die älteren Herren längst keine große kommerzielle Zugkraft mehr und mußten sich mit ungefähr 1500 zahlenden Gästen zufrieden geben – in einer Halle, die eigentlich für knapp 8000 Leute ausgelegt ist, ergibt dies natürlich ein recht trauriges Bild. Ich jedenfalls konnte problemlos in der fünften Reihe stehen ohne auch nur einmal angerempelt zu werden – das ist mir bis jetzt auch noch nicht passiert.
Nun, wie dem auch sei, erstmal mußte ich mir die schwedische Vorgruppe RANDY antun. Mal im Ernst : wer will sowas hören ? Klar, die vier Jungs hatten ihre Instrumente im Griff und lieferten ne halbwegs engagierte Bühnenperformance ab, aber der Musikstil der Band war sowas von zahnlos, daß mir beinahe die Füße eingeschlafen wären. Mit ihrem zarten Mix aus ein wenig Streetrock, ganz viel Rockabilly und einem Hauch von Punk wirkte die Truppe wie ne minimal härtere Version von Dick Brave und löste nicht mal bei den durchaus dankbaren Kids Begeisterung aus. Schmeichelnde Akkorde trafen lustige Strophen, die garantiert in zuckersüßen Mitsing-Refrains mündeten – das ganze war sowas von happy und gute Laune, daß ernsthafte Schunkelgefahr auf den Tribünen bestand. Furchtbar !
Nach ner guten halben Stunden war der Blödsinn endlich vorbei, und man konnte sich langsam auf den Hauptact vorbereiten. Gegen 21:00 war es dann soweit : wie immer cool as hell latschten die Herren auf die Bühne, machten erst mal nen kurzen Soundcheck und legten dann wie die Hölle mit einem furiosen Dreierpack los, das sofort sämtliche Schädel sprengte : „Fuck Armageddon ... This Is Hell“, „Supersonic“ und das göttliche „No Control“ zeigten deutlich auf, wo nach wie vor der Hammer im US Punk hängt. Obwohl schon deutlich um die 40, lieferte die Band eine beachtliche Laufleistung ab und kam gänzlich ohne Firlefanz aus. Keine Kostüme, keine Pyros, keine Nebelmaschine und nur funktionales Licht – egal, wer so sympathisch und ehrlich rüberkommt und zudem auf eine dermaßen große Hitsammlung zurückgreifen kann, kann auf dieses Beiwerk locker verzichten.
Der Sound allerdings machten den fünf Amis (die übrigens wieder „nur“ mit zwei Gitarristen antraten – Brett Gurewitz hält sich live ja öfters zurück) anfangs etwas Ärger, denn neben dem matschigen Klampfen mußte auch öfters das Schlagzeug nachjustiert werden. Apropos Schlagzeug : was dieser schmächtige Brooks Wackerman mal wieder aus seinem Minikit herausholte, grenzt fast schon an ein Wunder. Der Kerl ist ein echtes Phänomen und könnte vermutlich auch diverse Death und Black Blastbeat Drummer locker an die Wand spielen. Ganz groß !
Der Schwerpunkt der Setlist lag neben vier neuen Songs des demnächst erscheinen Albums „The Empire Strikes First“ vor allem auf dem letzten Kracher „The Process Of Belief“; alte Klassiker wurden natürlich trotzdem nicht vergessen. Überraschungen gab es zwar außer „You“ (von „No Control“) und der „Recipe For Hate“ Schote „Man With A Mission“ keine, aber das kann einem bei Göttersongs wie „Anesthesia“, „I Want To Conquer The World“, „Atomic Garden“ und „Generator“ auch wirklich egal sein. Die Fans rasteten jedenfalls bei jedem bekannten Ton kollektiv aus und veranstalteten einen ordentlichen Pogo-Pit vor der Bühne. Lediglich ein paar verpeilte Pappnasen mußten mal wieder ihre grobkörnigen Foto-Handys bemühen ... das nenn ich mal echt Punk ... ihr Vollpfosten !
Der Band war’s egal, und so gab es Schlag auf Schlag was auf die Ohren. Zur Ruhe kam man nur bei den charismatischen Ansagen von Sänger Greg Graffin, der den Pennywise Klassiker „Bro Hymn“ anstimmte, nur um kurz darauf einen Song verschmitzt mit den Worten „this song is called ‚Fuck Authority‘“ anzusagen. Mindestens ebenso stimmig waren aber auch seine kurzen politischen Exkurse, die mit einem ungeschleimten „Bush raus !“ endeten – jawoll !
Am Ende des Sets erreichte die Stimmung mit der Uraltkamelle „We’re Only Gonna Die“ und dem genialen „21st Century (Digital Boy)“ eigentlich den Höhepunkt, aber BAD RELIGION brachten es fertig, sich im Zugabeblock nach mal zu steigern. Kein Wunder, wenn man mal eben „Along The Way“, „Punk Rock Song“ und „American Jesus“ aus der Hinterhand holt. Nach gut neunzig Minuten war dann auch Schicht, und das Publikum lief abgekämpft und verschwitzt zur nächsten Bushaltestelle oder verschämt zu den Elternteilen, die auf dem Parkplatz warteten.
Ein wie immer gutes Konzert, das bis auf das Fehlen von „Stranger Than Fiction“ und „Suffer“ eigentlich keine Wünsche offen ließ. Wenn es nach mir ginge, könnten die Band ruhig jeden Monat hier spielen – ich würde jedenfalls hingehen !
Setlist BAD RELIGION (Reihenfolge ohne Gewähr !)
Fuck Armageddon ... This Is Hell
Supersonic
No Control
Kyoto Now !
Sinister Rouge
Los Angeles Is Burning
Man With A Mission
Anesthesia
The Defense
The Empire Strikes First
You
Recipe For Hate
I Want To Conquer The World
Epiphany
Do What You Want
Atomic Garden
God’s Love
Prove It
Can’t Stop It
Infected
Sorrow
Generator
We’re Only Gonna Die
21st Century (Digital Boy)
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Along The Way
Punk Rock Song
American Jesus