Böhse Onkelz & Wonderfools
Böhse Onkelz & Wonderfools
Münster, Halle Münsterland
22.09.2004
22.09.2004
Es ist soweit : nach weit über zwanzig Jahren Bandgeschichte lösen sich die BÖHSEN ONKELZ auf ihrem (kommerziellen) Höhepunkt auf. Das neue Album „Adios“ wird das Finale sein – ebenso wie die momentan laufende Tour, die passender Weise den Untertitel „La Ultima“ trägt. Logisch also, dass es sich gut 10000 Fans nicht nehmen lassen, in die malerische Studentenstadt Münster zu pilgern, um ihre Helden ein letztes Mal zu feiern.
Die Euphorie, welche die ONKELZ auslösen, ist bereits zwei Stunden vor Konzertbeginn überall spürbar : es liegt eine besondere Spannung in der Luft, die Laune der Leute ist hervorragend, die typischen „Wir wollen die Onkelz seh’n“ und „Mexico“ („Senioritas im Arm …“) Sprechchöre sind allgegenwärtig, und vor der Bühne gibt es bereits die ersten Crowdsurfer – noch völlig ohne Musik, wohlgemerkt !
Dabei ist die Halle Münsterland nicht wirklich eine gelungene Location, denn die Bühne muss in dem rechteckigen Gebäude an der „langen“ Seite aufgebaut werden, was wiederum zur Folge hat, dass unzählige Fans sehr weit rechts und links neben der Bühne stehen und bei weitem keine gute Sicht haben. Eine andere Lösung bietet sich aber leider nicht an, da die „kurze“ Seite schlicht und ergreifend zu klein ist und der großen Stage keinen Platz bietet. Nun ja, mir ist es im Endeffekt egal, da ich mir einen Platz in der Mitte gesichert habe – trotzdem sollte man das vielleicht mal überdenken.
Gegen 20:00 geht’s dann los, als Vorband werden uns fünf Norweger mit dem lustigen Namen WONDERFOOLS präsentiert. Die Bande zockt einen energielastigen Streetrock mit Punkeinflüssen, der ne ordentliche Gluecifer Schlagseite aufweist und enorm tight runtergehobelt wird – die undankbare Aufgabe, als ONKELZ Opener aufzutreten, meistert die Band eigentlich recht gut. Lediglich der Sänger nervt etwas durch seine arg nasale Stimme, was allerdings im schwammigen Soundbrei auch nicht weiter auffällt. Prinzipiell war die Leistung der Truppe aber schon okay, nur dass sie hier wirklich keiner sehen will. Daher ist der Spuk nach gut vierzig Minuten auch vorbei, und alle stellen sich auf eine zermürbende Umbaupause ein.
Aber weit gefehlt ! Ne bessere Umbaupause wie heute habe ich in all meinen Konzertjahren noch nicht erlebt. Neben der Bühne ist nämlich rechts und links je eine Videoleinwand angebracht, die Bilder aus dem Publikum einfängt. Und da die Kameramänner bevorzugt nach jungen Damen Ausschau halten, dauert es auch nicht lange, bis sich die erste oben rum nackig macht, woraufhin dieses Spielchen zum Selbstläufer wird. Keine Ahnung, ob die Pause zehn Minuten oder ne Stunde dauert – so gut wurde ich jedenfalls lange nicht mehr unterhalten, ähem.
Dann endlich ist es soweit : das Licht geht aus, die ersten Töne von „Hier sind die Onkelz“ erschallen, und sofort explodiert die Stimmung in der Halle. Meine Fresse, was für eine Action. Überall ist Pogo angesagt, es bilden sich unzählige Circle Pits und überhaupt scheint jeder ständig in Bewegung zu sein. Und das bleibt übrigens bis zum letzten Song so (die Balladen natürlich mal ausgeklammert); der echte Wahnsinn. Oder eben „good friendly violent fun“ im besten Exodus Sinne.
Die Band geht aber auch auf Nummer sicher und hämmert dem Mob eine superfette Auswahl an alten Hits an die Rübe : nach dem Opener folgen „Lieber stehend sterben“, „Finde die Wahrheit“, „Ich bin in dir“ (in der Metal Version), „Buch der Erinnerung“ und „Danket dem Herrn“ – besser kann man seine Fans kaum in Raserei versetzen. Der Sound ist glasklar und ultraheavy, die Show (Pyros, Licht, Backdrops und erwähnte Leinwände) sehr professionell und die Band wie immer extrem engagiert. Okay, Kevin ist ganz schön fett geworden und muss bei den Vocals nicht gerade selten auf die Backings von Bassist Weidner oder den übermächtigen Hallenchor zurückgreifen, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch.
Während des Sets gibt es insgesamt fünf Songs der neuen Platte zu hören (von denen „Ja, ja“ und die Single „Onkelz vs. Jesus“ am besten ankommen), ansonsten herrscht aber – logisch bei einer Abschiedstour – das totale Best Of Programm. Die Highlights sind „Nichts ist für die Ewigkeit“, „Nur die Besten sterben jung“, „Heilige Lieder“, „Nie wieder“, „So sind wir“ sowie das göttliche „Die Stunde des Siegers“, aber es ist eh müßig, einzelne Songs hervorzuheben, da wirklich jedes Stück von der Halle lauthals mitgesungen bzw. ohne Ende abgefeiert wird. Entgegen der jahrelangen Tradition beendet „Erinnerung“ heute den regulären Set (war sonst immer letzte Zugabe) und es gibt eine kurze Pause, bis das Frankfurter Quartett unter höllischen Pyros mit „Feuer“ wieder durchstartet. Was dann folgt, ist kaum noch zu toppen : „Auf gute Freunde“, „Kirche“ und (endlich) „Mexico“. Im Anschluss verabschiedet sich Bandkopf Weidner (ohne zu schleimen !) von seinen Fans und kündigt als letzten Song überraschend „Ihr hättet es wissen müssen“ an – einen passenderen Abgang hätte man sich kaum ausmalen können.
Damit geht eine denkwürdige Show nach beinahe drei Stunden zu Ende. Auszusetzen gab es bis auf das (verständliche) Fehlen von „Wir ham’ noch lange nicht genug“ nichts, und für schlappe 27 Euro bekam man ordentlich was für’s Geld geboten. An dieser Stelle also noch mal ein herzliches „Fuck off !“ an alle Metal Millionäre, die das Doppelte verlangen und nicht mal halb soviel bieten – schämt euch, ihr Abzocker !
Als ich schließlich abgekämpft die Halle verlasse, stehen überall riesige Kerle – echte Schränke, die aussehen, als würden sie dir ohne mit der Wimper zu zucken die Kasse nach hinten hauen – und weinen ! Sie haben Tränen in den Augen, heulen, schluchzen, weil es die ONKELZ nicht mehr geben wird. Unfassbar, wie sehr sich das Publikum mit dieser Band identifiziert hat. Ob das gesund und richtig ist, mag ich nicht beurteilen wollen, Tatsache ist aber, dass ich es verstehen kann. Das Kapitel BÖHSE ONKELZ wird beendet – danke Jungs, ihr wart großartig. Adios !
Setlist BÖHSE ONKELZ (Reihenfolge im Mittelteil ohne Gewähr !)
Hier sind die Onkelz
Lieber stehend sterben
Finde die Wahrheit
Ich bin in dir
Buch der Erinnerung
Danket dem Herrn
Ja, ja
Terpentin
Die Firma
Onkelz vs. Jesus
Wieder mal ’nen Tag verschenkt
Nichts ist für die Ewigkeit
Danke für nichts
Nur die Besten sterben jung
Für immer
Superstar
Heilige Lieder
Nie wieder
Immer auf der Suche
Gehasst, verdammt, vergöttert
Die Stunde des Siegers
So sind wir
Erinnerungen
--- --- --- --- --- ---
Feuer
Auf gute Freunde
Kirche
Mexico
Ihr hättet es wissen müssen
Die Euphorie, welche die ONKELZ auslösen, ist bereits zwei Stunden vor Konzertbeginn überall spürbar : es liegt eine besondere Spannung in der Luft, die Laune der Leute ist hervorragend, die typischen „Wir wollen die Onkelz seh’n“ und „Mexico“ („Senioritas im Arm …“) Sprechchöre sind allgegenwärtig, und vor der Bühne gibt es bereits die ersten Crowdsurfer – noch völlig ohne Musik, wohlgemerkt !
Dabei ist die Halle Münsterland nicht wirklich eine gelungene Location, denn die Bühne muss in dem rechteckigen Gebäude an der „langen“ Seite aufgebaut werden, was wiederum zur Folge hat, dass unzählige Fans sehr weit rechts und links neben der Bühne stehen und bei weitem keine gute Sicht haben. Eine andere Lösung bietet sich aber leider nicht an, da die „kurze“ Seite schlicht und ergreifend zu klein ist und der großen Stage keinen Platz bietet. Nun ja, mir ist es im Endeffekt egal, da ich mir einen Platz in der Mitte gesichert habe – trotzdem sollte man das vielleicht mal überdenken.
Gegen 20:00 geht’s dann los, als Vorband werden uns fünf Norweger mit dem lustigen Namen WONDERFOOLS präsentiert. Die Bande zockt einen energielastigen Streetrock mit Punkeinflüssen, der ne ordentliche Gluecifer Schlagseite aufweist und enorm tight runtergehobelt wird – die undankbare Aufgabe, als ONKELZ Opener aufzutreten, meistert die Band eigentlich recht gut. Lediglich der Sänger nervt etwas durch seine arg nasale Stimme, was allerdings im schwammigen Soundbrei auch nicht weiter auffällt. Prinzipiell war die Leistung der Truppe aber schon okay, nur dass sie hier wirklich keiner sehen will. Daher ist der Spuk nach gut vierzig Minuten auch vorbei, und alle stellen sich auf eine zermürbende Umbaupause ein.
Aber weit gefehlt ! Ne bessere Umbaupause wie heute habe ich in all meinen Konzertjahren noch nicht erlebt. Neben der Bühne ist nämlich rechts und links je eine Videoleinwand angebracht, die Bilder aus dem Publikum einfängt. Und da die Kameramänner bevorzugt nach jungen Damen Ausschau halten, dauert es auch nicht lange, bis sich die erste oben rum nackig macht, woraufhin dieses Spielchen zum Selbstläufer wird. Keine Ahnung, ob die Pause zehn Minuten oder ne Stunde dauert – so gut wurde ich jedenfalls lange nicht mehr unterhalten, ähem.
Dann endlich ist es soweit : das Licht geht aus, die ersten Töne von „Hier sind die Onkelz“ erschallen, und sofort explodiert die Stimmung in der Halle. Meine Fresse, was für eine Action. Überall ist Pogo angesagt, es bilden sich unzählige Circle Pits und überhaupt scheint jeder ständig in Bewegung zu sein. Und das bleibt übrigens bis zum letzten Song so (die Balladen natürlich mal ausgeklammert); der echte Wahnsinn. Oder eben „good friendly violent fun“ im besten Exodus Sinne.
Die Band geht aber auch auf Nummer sicher und hämmert dem Mob eine superfette Auswahl an alten Hits an die Rübe : nach dem Opener folgen „Lieber stehend sterben“, „Finde die Wahrheit“, „Ich bin in dir“ (in der Metal Version), „Buch der Erinnerung“ und „Danket dem Herrn“ – besser kann man seine Fans kaum in Raserei versetzen. Der Sound ist glasklar und ultraheavy, die Show (Pyros, Licht, Backdrops und erwähnte Leinwände) sehr professionell und die Band wie immer extrem engagiert. Okay, Kevin ist ganz schön fett geworden und muss bei den Vocals nicht gerade selten auf die Backings von Bassist Weidner oder den übermächtigen Hallenchor zurückgreifen, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch.
Während des Sets gibt es insgesamt fünf Songs der neuen Platte zu hören (von denen „Ja, ja“ und die Single „Onkelz vs. Jesus“ am besten ankommen), ansonsten herrscht aber – logisch bei einer Abschiedstour – das totale Best Of Programm. Die Highlights sind „Nichts ist für die Ewigkeit“, „Nur die Besten sterben jung“, „Heilige Lieder“, „Nie wieder“, „So sind wir“ sowie das göttliche „Die Stunde des Siegers“, aber es ist eh müßig, einzelne Songs hervorzuheben, da wirklich jedes Stück von der Halle lauthals mitgesungen bzw. ohne Ende abgefeiert wird. Entgegen der jahrelangen Tradition beendet „Erinnerung“ heute den regulären Set (war sonst immer letzte Zugabe) und es gibt eine kurze Pause, bis das Frankfurter Quartett unter höllischen Pyros mit „Feuer“ wieder durchstartet. Was dann folgt, ist kaum noch zu toppen : „Auf gute Freunde“, „Kirche“ und (endlich) „Mexico“. Im Anschluss verabschiedet sich Bandkopf Weidner (ohne zu schleimen !) von seinen Fans und kündigt als letzten Song überraschend „Ihr hättet es wissen müssen“ an – einen passenderen Abgang hätte man sich kaum ausmalen können.
Damit geht eine denkwürdige Show nach beinahe drei Stunden zu Ende. Auszusetzen gab es bis auf das (verständliche) Fehlen von „Wir ham’ noch lange nicht genug“ nichts, und für schlappe 27 Euro bekam man ordentlich was für’s Geld geboten. An dieser Stelle also noch mal ein herzliches „Fuck off !“ an alle Metal Millionäre, die das Doppelte verlangen und nicht mal halb soviel bieten – schämt euch, ihr Abzocker !
Als ich schließlich abgekämpft die Halle verlasse, stehen überall riesige Kerle – echte Schränke, die aussehen, als würden sie dir ohne mit der Wimper zu zucken die Kasse nach hinten hauen – und weinen ! Sie haben Tränen in den Augen, heulen, schluchzen, weil es die ONKELZ nicht mehr geben wird. Unfassbar, wie sehr sich das Publikum mit dieser Band identifiziert hat. Ob das gesund und richtig ist, mag ich nicht beurteilen wollen, Tatsache ist aber, dass ich es verstehen kann. Das Kapitel BÖHSE ONKELZ wird beendet – danke Jungs, ihr wart großartig. Adios !
Setlist BÖHSE ONKELZ (Reihenfolge im Mittelteil ohne Gewähr !)
Hier sind die Onkelz
Lieber stehend sterben
Finde die Wahrheit
Ich bin in dir
Buch der Erinnerung
Danket dem Herrn
Ja, ja
Terpentin
Die Firma
Onkelz vs. Jesus
Wieder mal ’nen Tag verschenkt
Nichts ist für die Ewigkeit
Danke für nichts
Nur die Besten sterben jung
Für immer
Superstar
Heilige Lieder
Nie wieder
Immer auf der Suche
Gehasst, verdammt, vergöttert
Die Stunde des Siegers
So sind wir
Erinnerungen
--- --- --- --- --- ---
Feuer
Auf gute Freunde
Kirche
Mexico
Ihr hättet es wissen müssen