Bombus & Black Temple

Bombus & Black Temple

Black TempleBombus
Köln, Underground 2
25.11.2013
Obwohl BOMBUS im letzten Winter und diesem Frühjahr bereits als Vorgruppe von DANKO JONES in unseren Breiten unterwegs waren, muss man ihr Vorhaben Headlinertour mutig nennen, nachdem vor wenigen Wochen sowohl die ähnlich schwer einzuordnenden DUNDERBEIST wie auch die mit frischen MAIDEN-Opener Weihen versehenen VOODOO SIX ihre Unternehmungen kurzfristig abgeblasen haben. Partiell scheint ihnen die Resonanz allerdings Recht zu geben, wenn die kolportierten 300 Zuschauer in den Niederlanden stimmen, heute aber stellt sich schnell eine herbe Enttäuschung ein, die noch größer ausfällt, als die Überschneidung mit den zeitgleich in Köln auftretenden AIRBOURNE erwarten ließ.

Besonders hart trifft es den Opener BLACK TEMPLE, denn auch ein wenig Tricksen mit der Startzeit sorgt nicht dafür, dass die bis vor Kurzem noch als ODYSSEY firmierende Formation aus Helsingborg, die BOMBUS auf der ganzen Tour begleitet, vor mehr als zehn Zuschauern eröffnen kann. Die bekommen im Gegenzug aber auch eine All Inclusive-Show von dem Krawalltrio geboten, das sich irgendwo zwischen Noise, Punk und Rock’n’Roll möglichst lärmend durchs Programm holzt. Wenn Witold an der Gitarre und Jonas an Bass & Gesang nicht gerade tief über ihre jeweilige Bodenpedalbatterie gebeugt sind, wird die Volltätowierung gerne vorgezeigt. Als echter Volltreffer entpuppt sich dabei Jonas‘ Kombination von Blues Brothers-schen Schlagworten auf den Fingern (wie Witold), Kriegsbemalung von Gesicht & Hals und dem nerdgasmischen „Back to Back Math-a-thon Champions“-Shirt. Während man sich mit voranschreitender Zeit immer besser an die nicht unbedingt zielstrebig wirkende Musik gewöhnt, hinterlässt der Selbstzerstörungsdrang von Jonas auf die Dauer leider einen fahlen Beigeschmack. Das liegt allerdings nicht daran, dass man sich Sorgen um ihn macht, sondern dass es ziemlich geschauspielert wirkt, wie er vermeintlich unkontrolliert ins Publikum, aber haarscharf an jedem einzelnen vorbei schleudert, sich mit dem Mikro gegen die Birne schlägt und zum abschließenden Höhepunkt gar auf dem Bühnenboden aufschlägt, wütend gegen seinen Bass tritt und anschließend in aller Seelenruhe den Tatort verlässt. Mehr Fokus auf die Musik und weniger Laientheater würden BLACK TEMPLE nicht schaden.

Nach der Umbaupause haben sich zu BOMBUS immerhin knapp 30 Gestalten eingefunden, denen prompt Musik auf einem ganz anderen Harmonielevel serviert wird. Nicht dass BOMBUS live gezähmter wären als auf Platte, aber gerade im direkten Vergleich zu BLACK TEMPLE wirken die Göteborger doch deutlich strukturierter und ihr Schaffen sinniger. Nach dem die Musiker eher vom Publikum distanzierenden Gebaren der Vorlärmer ist es zudem eine wahre Wohltat, dass das Quartett sich beim Spielen in die „richtige“ Richtung (lies: nach hinten) beugt und deshalb viel aufgeschlossener, kommunikativer und offener gegenüber der Situation „Wir spielen gerade ein Konzert“ wirkt. Natürlich spielt es der Band in die Karten, dass die Anwesenden wegen ihnen angerückt sind, was während der Lieder und danach für ganz andere Resonanzen sorgt, aber man darf das unterhaltsame Zusammen- und Wechselspiel der Saiten- und Sangesfront auch unabhängig davon loben. Etwas überraschend präsentiert ausgerechnet Bassist Jonas, der erst im letzten Jahr zu Band gestoßen ist, sich am häufigsten am Mikro, aber Feffe und Matte können sich ebenfalls nicht über ihre Einsatzzeiten beschweren. Sympathisch und gelungen, dass fast durchweg die zwei, die gerade nicht im Gesangsmittelpunkt stehen, ihre so gewonnenen Freiheiten für ausgiebigeres Actionposing nutzen – und wenn gerade keiner singen muss, legen alle drei gemeinsam los, während Drummer Peter mit Mimikrodeo, Biertrinken und natürlich seiner Kernaufgabe ebenfalls voll ausgelastet ist. Trotz der spürbaren energetischen Steigerung im Vergleich zum aktuellen Album haben BOMBUS zwar noch Intensitätsluft nach oben und sollten ihre Gesichter auch seltener hinter den Haaren verstecken, präsentieren sich heute ingesamt aber wacker und munter auf dem absolut richtigen Weg.
Und wenn in ein paar Jahren 100 Leute von dem denkwürdigen Gig im kleinen Kölner Rahmen sprechen, den sie angeblich gesehen haben, als von den ganzen Mitläufern des Mainstreams noch niemand BOMBUS kannte, werden die tatsächlich anwesenden 30 nur selig wissend lächeln.

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