DORNENREICHS Musik wehrte sich seit jeher gegen jedwede Art von Kategorisierung. Mit jeder Veröffentlichung der Österreicher wurde es schwerer, die gehörten Klänge zu beschreiben, ohne dabei das Vokabular des Metalgenres zu verlassen. Ihr neues Album „In Luft geritzt“ ist in seiner musikalischen Umsetzung dem für die beiden Freigeister Eviga und Inve viel zu eng erscheinenden Korsett des Metals vollends entkommen.

Das neue Album ist in seiner Instrumentierung äußerst minimalistisch ausgefallen. Akustikgitarre, Geige und Schellenkranz sind die einzigen Instrumente, die auf „In Luft Geritzt“ zu hören sind. Selbst der Gesang versteht sich mehr als ein weiteres Instrument, denn als in seiner gewöhnlichen Rolle als isolierter, zur Instrumentalsektion hinzu stoßender Bestandteil.

Aufgenommen wurde in der Villa Stapf, einem alten Tiroler Gemäuer. Die einzelnen Stücke wurden live und ohne technische Tricks eingespielt.

„In Luft geritzt“ ist ein Spiel der Dynamiken. DORNENREICH gelingt es, Musik bis auf ihren Kern zu entblättern und dabei ein wundersames Spiel mit verschiedensten Emotionen zu betreiben. Die oberflächliche Zerbrechlichkeit der Lieder ist nur eine Facette unter vielen. Die Tiefen, welche diese Klänge innehaben, sind beängstigend und faszinierend zugleich. Seltsam erscheinen manche Wege, die DORNENREICH mit ihren Kompositionen begehen, lassen die Gedanken unruhig umherschweifen.

Evigas Akkordfolgen wandeln auf diesen geheimnisvollen Pfaden, scheinen aus einer mystischen, entrückten Welt zu stammen, verleihen Flügel, wenn man sich darauf einlassen kann und will. Inves Geigenmelodien verleihen der Musik zusätzliche Wärme und Seele.

Mit „In Luft Geritzt“ reisen DORNENREICH durch verschiedenste musikalische Gefühlslandschaften, und dies auf ihre ganz eigene, reine und unverfälschte Art. Und macht das nicht den Reiz ihrer Musik aus? Nichts scheint in gängige Schemata zu passen. DORNENREICH zählt einzig und allein ihr künstlerischer Anspruch und sie bieten dem Hörer an, ihr Gast zu sein und sie auf ihrer Reise zu begleiten. Doch geschenkt bekommt man nichts. Die Schwierigkeit liegt für die meisten wohl eher darin, die Bilder zu erkennen, die DORNENREICH in die Luft ritzen.