Schlicht und kurz “Land” heißt das neue Album von TÝR. Die Band steht wie kaum eine andere für das Behüten und das Wiederauflebenlassen ihrer eigenen, jahrhundertealten musikalischen Traditionen.

Im Jahre 999 begann die Christianisierung des kleinen Eilands mit dem Namen Føroyaland. Tróndur í Gøtu, der färörische Wikingerhäuptling zu dieser Zeit, und dessen Volk wurden von Sigmundur (ein weiterer Wikingerhäuptling; er wurde vom norwegischen König Olav Tryggvason mit der Christianisierung der Färöer beauftragt) vor die Wahl gestellt, dem Christentum beizutreten oder sich enthaupten zu lassen.

Mit dem Einzug des Christentums gerieten die alten Götter langsam in Vergessenheit. Doch nicht ganz. Über fast tausend Jahre hinweg wurden die Erzählungen über archaische Götter, Riten und nicht zuletzt die traditionelle Musik aus der Zeit der Wikinger mündlich überliefert. Dieses Erbe nutzen TÝR als Inspirationsquelle.

Dies ist sicher ein Grund dafür, dass die Musik dieser Ausnahmetruppe nie aufgesetzt oder oberflächlich klingt. Diese tiefe Verwurzelung der Klänge von TÝR lässt auch „Land“ zu einem außergewöhnlichen Hörerlebnis werden. Der Band ist es abermals gelungen, ihren ureigenen Stil zu verfeinern, ohne dabei auch nur ansatzweise ihre Trademarks aufgeben zu müssen. So gilt es auch diesmal, phänomenalen mehrstimmigen Wikingerchören zu lauschen oder aber den einzigartigen Melodielinien aus der Feder von Heri Joensen (Gesang, Gitarre) zu folgen. Dabei verbindet dieser scheinbar mit Leichtigkeit die Zutaten der eigenen Tradition mit metallischen Elementen und progressiven Versatzstücken. Außerdem beweisen TÝR einmal mehr, dass Atmosphäre und technisch anspruchsvolle Riffs und Soli sich nicht ausschließen müssen.

Warum allerdings der Song „Hail To The Hammer“ – rechnet man das Demo mit ein – zum vierten Mal Teil der Tracklist geworden ist, wissen wohl nur die Götter. Dieser Umstand ändert natürlich nichts an dem positiven Gesamteindruck des Albums. Die Limited Edition von „Land“ wird übrigens eine Bonus DVD mit dem kompletten Auftritt der Band auf dem Wacken Open Air 2007 beinhalten.

Somit ist TÝR mit „Land“ ein absolut empfehlenswertes Album gelungen, welches sicher nicht leicht zugänglich ist, dafür aber viel zu bieten hat. Die Authentizität, mit der die Färöer zu Werke gehen, untermauert ihre absolute Ausnahmestellung innerhalb der Szene. Mehr Viking Metal geht eigentlich nicht.