Da ist sie also, die rundum satte Kreisklangversion der letzten SYMPHONY X-Scheiblette "Paradise Lost", welche im schicken DigiPak samt zweier Videoclips daherkommt. Inhaltlich unterscheidet sich das Paket nicht von der regulären Fassung, die euch Manuel hier bereits ausführlicher vorstellen konnte - dieser Nachschlag beschränkt sich folglich überwiegend auf die Bonus-DVD.

Zielgruppe des 5.1-Drehers sind audiophile Überzeugungstäter, die den neuen Mix wahrscheinlich rotweinschlürfend im Ohrensessel genießen werden. Zu diesem Zweck wurde die ohnehin schon perfekte Produktion noch einmal neu aufgegliedert: Während sich der Kern der Band nunmehr im vorderen Teil des Hörfeldes versammelt, positionierte man die schon im Original sehr transparenten Orchestereinlagen samt Chören im Hintergrund des Hörers.
Was anfangs recht eindrucksvoll wirken mag, kommt mir mit jedem verstreichenden Song zweifelhafter vor, da Heavy Metal nach meinem Empfinden kaum mit "angenagelt vor der Anlage sitzen" zusammengeht. Zudem wirkt die von überall kommende Soundfülle in keinem Moment so kompakt wie die Normalfassung, kommt auf der anderen Seite aber auch nicht an die detaillierte Intensität einer Kopfhörersitzung heran, die darüber hinaus eine ganz andere Situation zwischen Werk und Rezipient erschafft. In vorliegender Fassung wirkt das durchweg metallisch orientierte "Paradise Lost", welches essentiell weniger Orchester- und Chorarrangements beinhaltet als eine neuere THERION-Veröffentlichung, seltsam aufgeblasen.
Diese Aussage ändert überhaupt nichts an der Klasse des eigentlichen Materials, das in puncto Konzept und musikalischer Umsetzung nahezu perfekt und mir persönlich sicher 9 Punkte wert ist - es fehlt nach meinem Geschmack schlicht an der klanglichen Substanz, die eine weitere Auflösung der Gesamttextur rechtfertigen würde. "Paradise Lost" bleibt am Ende eine herausragende progressive Power Metal-Scheibe, ist aber mitnichten die endgültige Symbiose aus Metal und Klassik, die der 5.1-Sound hier vielleicht suggerieren möchte.
Die beiden Videos zu "The Serpent's Kiss" und "Set The World On Fire (The Lie Of Lies)" greifen die Ästhetik des erstklassigen Album-Artworks auf und mixen das Ganze mit metaltypische Bandaufnahmen. Das sieht aufgrund der CGI-Effekte mal mehr und mal weniger überzeugend aus, wirkt aber zumindest durchdacht - an KAMELOTs "March Of Mephisto" kommt man allerdings nicht heran.

Alles in allem ist die Neuauflage eher ein Fall für Technikfetischisten und Menschen, die bisher noch nicht zugeschlagen haben. Alle anderen sollten mit der ebenfalls enthaltenen regulären Ausgabe - auf welche sich auch die Wertung bezieht - mindestens genausoviel Spaß haben.