Mob Rules - Radical Peace

Mob Rules - Radical Peace
Melodic Power Metal
erschienen am 13.11.2009 bei AFM Records
dauert 52:44 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Children Of The Flames
2. Trial By Fire
3. Warchild
4. Astral Hand
5. The Oswald File
6. Waiting For The Sun
7. The Glance Of Fame

Die Bloodchamber meint:

Während Missstände der Gegenwart und dramatische historische Ereignisse, wenn sie im Metal thematisiert werden, meist in den härteren Gangarten a la Thrash & Death zu finden sind, was den Hörern die den Begebenheiten innewohnende Schärfe mit brutaler Gnadenlosigkeit ins Gesicht wirft, wählen die Niedersachsen MOB RULES seit längerem eine andere Herangehensweise. Sie stützen sich auf melodischen, keyboardunterstützten Power Metal, der oft weniger die Fäuste schwingen lässt denn ergreift. Nach dieser identitätstiftenden Formel ist auch das sechste Studioalbum „Radical Peace“ zusammengestellt worden.

Nur auf den ersten Blick wirkt das Album durch die geringe Zahl der Lieder dabei verhältnismäßig kurz, steht doch im Zentrum von „Radical Peace“ das gigantöse, sechsteilige und 18-minütige „The Oswald File“, das sich mit der Person John F. Kennedy und dessen mutmaßlichem Mörder Lee Harvey Oswald befasst, was nach den im Opener thematisierten Kinderversuchen von KZ-Arzt Josef Mengele wie vergleichsweise leichte Kost wirkt. Aufgrund nicht vorliegender Texte vermag ich nicht zu beurteilen, wie gelungen diese Themen behandelt werden, aber in einem der Ernsthaftigkeit oft so wenig verschriebenen Genres ist allein der Versuch eine Erwähnung wert.

In der musikalischen Ausgestaltung ist die Dramatik der Inhalte auf jeden Fall zu spüren. Es gibt keine dahinplätschernden Balladen oder bloße Kraftmeierreißer, jedes Lied hat episch-ergreifende Passagen, die meist mit Erfolg versuchen, den diesen Begriffen am nächsten liegenden Titeln wie „Warchild“ oder „Trial By Fire“ mehr Tiefe zu verleihen. Der Hörer wird von MOB RULES auf die Reise in ein ständiges emotionales Auf und Ab geschickt. Am besten gelingt das - passenderweise - bei „The Oswald File“, das nicht nur aufgrund seines Aufbaus samt ruhigem Intro fast schon ein kleines Album im Album darstellt. Besonders der zeitweise etwas tiefer aus dem Bauch kommende Gesang erzeugt durch den Kontrast zur sonst klaren und hohen Stimme ein Gänsehautgefühl, auf das die Band noch öfter zurückgreifen könnte.
Das Schöne an „Radical Peace“ ist, dass es den Hörer nach dem Sturz in fast schon Traurigkeit zu nennende Abgründe nicht allein lässt, sondern ihm gleich anschließend frische Kraft spendet und ihn mit vermeintlich geringer Anstrengung durch musikalische Leichtigkeit stärker denn zuvor wieder aufstehen lässt. Das gelingt zwar nicht bei jedem Titel, besonders das abschließende „The Glance Of Fame“ fällt in dieser Hinsicht gegenüber dem restlichen Album ab, aber insgesamt überwiegt der positive Eindruck bei weitem.

Wer MOB RULES bisher vielleicht eher als eher Musik für Nebenbei betrachtet hat, sollte diese Meinung spätestens mit „Radical Peace“ ändern, denn auch wenn die Niedersachsen von den Großmeistern der Emotionalität, NEVERMORE & SAVATAGE, noch ein ganzes Stück entfernt sind, zeigt dieses Album doch eindrucksvoll, wie es auch eine Spur leichter funktionieren kann.
Hätte ich in dieser Form nicht erwartet, aber positive Überraschungen sind doch die schönsten!
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